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Nach Hause geliebt

Die wahre Geschichte einer jungen Frau, die vor Gott davonlief und in seinen Armen landete.

AutorChrissy Cymbala Toledo
VerlagGerth Medien
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl304 Seiten
ISBN9783961222452
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Es hätte alles so schön bleiben können. Chrissy wächst behütet in einem Pastorenhaushalt auf. Schon früh findet sie zum Glauben und ist jahrelang Teil des dynamischen Lebens einer großen Gemeinde in Brooklyn. Doch dann kommt der Absturz. Sie brennt durch, wird schwanger, bricht mit ihren Eltern und ihrem Glauben. Sieben Jahre lang schlägt sie sich als Alleinerziehende und in tiefer Armut durch, bis sie den Weg zurück in Gottes liebende Arme findet. Eine wahre, dramatische und gleichzeitig tröstliche Geschichte einer jungen Frau, die erst auf Umwegen erkennt, dass Gott niemanden aufgibt und es immer ein Zurück gibt.

Chrissy Cymbala Toledo ist verheiratet und Mutter von drei Kindern. Gemeinsam mit ihrem Mann leitet sie die 'Chicago Tabernacle Church'. Sie ist dort unter anderem für die Frauenarbeit und die musikalischen Dienste verantwortlich. Außerdem ist sie in den USA eine gefragte Rednerin. Sie ist Tochter des bekannten US-amerikanischen Pastorenpaars Jim und Carol Cymbala ('The Brooklyn Tabernacle', New York).

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Leseprobe

Kapitel 1

Es war schon Abend, als ich neben meinem Papa durch die Atlantic Avenue in Brooklyn ging. Ich war vier Jahre alt und sah voller Stolz zu meinem Vater auf, während wir in dem düsteren Teil New Yorks unterwegs waren. Zufrieden stellte ich fest, dass Papa ganz anders aussah als die meisten Menschen, denen wir begegneten. Seine Wangen waren glatt, er war ordentlich gekleidet und roch nach Rasierwasser. Das Elend der Menschen, die hier lebten, berührte mich nicht.

„Papa, warte, mein Schuh ist offen!“

Er ließ meine Hand los, aber er ließ mich keine Sekunde aus den Augen. Ich bückte mich und lächelte, als ich meine leuchtend roten Schuhe sah. Die dunkelblauen Kniestrümpfe ließen sie noch strahlender erscheinen. Ich liebte diese Schuhe mehr als alle Puppen und Spielsachen, die ich besaß. Sorgfältig band ich meine Schnürsenkel zu einer Schleife, bis es meinem Vater zu lange dauerte.

Freundlich griff er nach meiner Hand und zog mich wieder hoch. „Fertig?“

„Ja, Papa. Schau, ich habe die Schleife ganz alleine gemacht!“

Gemeinsam gingen wir weiter. Jedes Mal, wenn er dreimal meine Hand drückte, lachte ich laut auf. Das war unser kleines Geheimnis. Dreimal drücken bedeutete ICH. LIEBE. DICH. Dann drückte ich seine große Hand dreimal, danach kam das Drücken wieder von ihm. Unzählige Male wiederholten wir das Spiel. Der Betonboden unter meinen roten Schuhen war von vielen Rissen durchzogen und ich versuchte, auf keine der Linien zu treten. Auch dieses Spiel liebte ich.

Unter uns dröhnte die U-Bahn. Das Geräusch war Teil der Symphonie, die in unseren Straßen erklang. Der Fahrtwind des vorbeidonnernden Zuges blies aus dem Luftschacht und wehte mir die zarten, blonden Haare ins Gesicht. Sanft strich Papa die Strähnen wieder aus meinen Augen.

Da stieg mir dieser Geruch wieder in die Nase, den ich gar nicht mochte. Damals wusste ich noch nicht, dass es Urin war. Der Bürgersteig war mit Müll übersät. Ich fragte mich nicht, warum die Leute ihren Müll nicht in die Tonnen warfen, ich kannte es ja nicht anders. Meine ganze Aufmerksamkeit galt der Aufgabe, nicht auf irgendetwas zu treten, das meine Schuhe schmutzig gemacht hätte. Für mich war der Gestank und der verdreckte Zustand der Straßen vor allem eines: der Hinweis darauf, dass wir bald unser Ziel erreicht haben würden. Wir näherten uns dem Zentrum meiner kind­lichen Welt.

Auf der anderen Straßenseite war sie wieder, die Frau, die dort jeden Tag unter der Laterne stand. Sie war stark geschminkt und ihre Kleider glitzerten. Immer sprach sie mit den Männern, die in ihren Autos neben ihr anhielten. Im Vorbeigehen drehte ich mich nach ihr um und sah, wie sie in ein Auto stieg. Wo fährt diese Frau nur immer hin?

Ich wollte Papa gerade danach fragen, als das Rufen eines Mannes an unsere Ohren drang. Diese Stimme kannte ich, doch ich verstand nicht, was er wollte.

„Oh nein, der wartet schon auf uns, Papa!“

Im Weitergehen zupfte ich an seinem Ärmel und sah fragend zu ihm auf.

„Was will er von uns?“

Wir kamen näher und der Rufende versuchte zitternd, sich von der Pappe zu erheben, die ihm als Unterlage gedient hatte.

„Vater, Vater!“, lallte er.

Mit einer Hand umklammerte er einen Flaschenhals, mit der anderen versuchte er, die Aufmerksamkeit meines Vaters auf sich zu lenken.

Vater?

„Papa, du bist doch nicht sein Vater!“, wunderte ich mich.

Er sah mich an und lächelte.

Im nächsten Augenblick kniete er schon neben dem Mann und erklärte ihm: „Ich bin ein Pastor, kein Priester!“ Ich fand nicht, dass es kalt war, aber der Mann zitterte am ganzen Körper. Sanft redete mein Vater mit ihm. „Guten Abend, mein Freund, dir geht es heute nicht so gut, oder?“

Papas Augen sahen liebevoll in die rot unterlaufenen, wirr blickenden Augen des Mannes, der schon wieder auf dem Boden zusammengesunken war. Er legte seine Hand auf die knochige Schulter, die mir sehr schmutzig erschien.

„Wenn du willst, kannst du mich morgen früh besuchen.“

Es kam keine Antwort mehr, der Kopf war auf die Papiertüte zurückgesunken, die dem Mann als Kissen diente, die leere Flasche hielt er an sich gepresst. Papa sah in diesem Moment sehr traurig aus. Ihn so zu sehen, machte auch mich traurig. Er war so freundlich zu allen Menschen, besonders zu denen, die niemand sonst beachtete. Wenn er sich ihnen zuwandte, dann hatte er immer diesen besonderen, zärt­lichen Blick. Er fühlte mit ihnen. Als Kind eines Trinkers kannte er ihre schreck­liche Welt.

„Chrissy, komm her!“, rief Opa mit rauer Stimme und breitete die Arme aus. Er roch nach Alkohol und seine Hände zitterten.

Ich mochte Opas Nähe nicht, und noch weniger seine Umarmungen. Setzte er mich auf seine Knie, dann machte ich mich steif, während er versuchte, das Zittern zu unterdrücken, um überhaupt sprechen zu können. Kam sein Gesicht mir zu nahe, drehte ich mich weg, weil sein Atem so übel roch.

„Oma, wo bist du?“, rief ich in solchen Momenten und hoffte inständig, sie würde mich aus dieser Lage befreien. Doch wenn ich ihm entkommen wollte, drückte er mich nur umso fester an sich.

Egal wie Opa sich verhielt, Oma reagierte immer besonnen und fürsorglich. Wurde er laut, blieben ihre Erwiderungen ruhig. Jahr um Jahr hielt sie an der Hoffnung fest, dass Veränderung möglich war. Damals wusste ich nichts von den Anrufen in der Nacht, wenn sie meinen Vater brauchte, weil Opa sie so verprügelt hatte, dass sie behandelt werden musste. Das war die Kindheit meines Vaters, zwischen einem gewalttätigen Alkoholiker und einer Mutter, die dabei nicht verbittert wurde. Sie hatte ihren Mann nicht verlassen, obwohl sie jeden Grund dazu gehabt hätte.

Um dem Terror zu Hause zu entgehen, verbrachte mein Vater viel Zeit auf den Spielplätzen New Yorks, die auch keine schönen Orte waren. Aber Basketballkörbe gab es überall. Er spielte leidenschaftlich, lernte dabei die unterschiedlichsten Menschen kennen, kam mit allen klar und verbrachte mehr Zeit mit ihnen als in seinem Elternhaus. Das war die Vorbereitung für seine Zukunft als Pastor in den verruchten Teilen New Yorks, von der er damals noch keine Ahnung hatte.

Für mich sah es so aus, als wäre der Mann auf dem Bürgersteig wieder eingeschlafen. Ich zupfte an Papas Ärmel. Nur zögernd wandte er sich von dem Obdachlosen ab, zog die Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Tür, vor der ein Schild mit der Aufschrift Brooklyn Gospel Tabernacle stand. Das Schild warf einen langen Schatten auf den Weg. Ich liebte es, auf den Schatten zu treten. Klick, klick … Papa schloss die Tür auf und schaltete das Licht im Flur ein. Der Boden war mit Briefen übersät, die durch den Schlitz in der Tür eingeworfen worden waren. Schnell bückte ich mich und hob alles auf.

„Ich bringe die Post in dein Zimmer!“, rief ich fröhlich und rannte nach oben zu Papas Büro.

„Ich mache schon das Licht an!“, erklärte ich als Nächstes, während Papa noch unten war.

Bewundernd strich ich über die verb­lichene blaue Tapete und sog den intensiven Duft der Mahlzeiten ein, die in den Wohnungen rund um unsere Gemeinderäume gekocht worden waren. Die Gerichte, die hier zubereitet wurden, waren ebenso lecker wie das Essen, das es bei Mama gab. Bei Rina aus den Philippinen gab es oft leckere Frühlingsrollen, bei Familie Ali aus Trinidad mochte ich besonders das mit Hühnercurry gefüllte Fladenbrot. Ich bemühte mich, laut zu sein, um von den Hausbewohnern bemerkt zu werden. Hoffentlich war noch jemand wach!

Während ich Papas Büro betrat, wünschte ich mir sehnlichst, dass eine der Wohnungstüren sich öffnen würde. Ich drückte auf den Lichtschalter, legte die Post auf den Schreibtisch und ließ mich auf den grünen Plastikstuhl fallen, der vor der getäfelten Wand stand. Dabei fiel mir auf, dass meine roten Schuhe ein paar Kratzer bekommen hatten, während ich an Papas Hand über den Bürgersteig gehüpft war.

Dann kam Papa herein und stellte die Taschen ab, die alles enthielten, was wir für eine Übernachtung brauchen würden. Er wandte sich der Post zu, und während er einen Umschlag nach dem anderen öffnete, sah er besorgt aus – wie immer, wenn er die Post durchsah. Inzwischen versuchte ich, mit Spucke die Striche von meinen Schuhen abzureiben. Dann sah ich mir wieder das Bild an, das an der Wand hing, wie immer, wenn wir hier waren.

Es zeigte Jesus, der neben einem Wolkenkratzer stand. Er war genauso groß wie das Hochhaus und klopfte gegen die Fensterscheiben.1 Schon oft hatte Papa mit mir über das Bild gesprochen.

„Papa, das sieht so aus, als würde Jesus hier in New York an einem Haus anklopfen.“

„Ja, das stimmt. Jesus mag die Menschen in unserer Stadt“, antwortete er, während er einen Umschlag nach dem anderen öffnete.

Mein Blick wanderte zu meinem Vater. Ich hatte ihn sehr lieb. Wenn ich mit ihm zusammen war, spürte ich immer, dass ich etwas ganz Besonderes war. Am liebsten wäre ich immer in seiner Nähe gewesen.

„Wo ist meine kleine Prinzessin?“ Das war Rinas Stimme, die mit ihrem starken philippinischen Akzent vom Ende des langen Flurs erklang.

„Rina!“ Begeistert sprang ich auf und rannte zu ihr, umschlang ihre Hüfte und drückte sie mit aller Kraft. Sie zog mich in ihre Küche.

„Komm Kleines, ich habe was zum Naschen für dich!“ Sie war nur 1,50 Meter...

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