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E-Book

Hauterkrankungen

Psychologische Grundlagen und Behandlung

VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl363 Seiten
ISBN9783840922381
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis32,99 EUR
Welchen Einfluss hat die Psyche auf die Haut? Der Band bietet einen Überblick über theoretische Ansätze und Forschungsergebnisse zur Bedeutung psychosomatischer und psychosozialer Faktoren bei Hauterkrankungen. Er erörtert, welchen Einfluss Stress und Lebensereignisse auf die Entwicklung einer Hautkrankheit haben bzw. welche psychischen Auswirkungen bestehende Hautkrankheiten haben können. Der Leser erhält umfassende Informationen zu verschiedenen Krankheitsbildern, wie z. B. zur Körperdysmorphen Störung, zu Lifestyle-Diagnosen und zu Vitiligo. Für die Behandlung von Hauterkrankungen spielt die Berücksichtigung psychosomatischer Faktoren auf verschiedenen Versorgungsebenen eine immer größere Rolle. Mehrere Beiträge widmen sich entsprechend den Möglichkeiten der integrativen Behandlung von Hautkrankheiten und stellen verhaltenstherapeutische und psychoanalytische Verfahren sowie psychiatrische Behandlungsoptionen vor. Auch aktuelle Entwicklungen in der Patientenschulung werden berichtet. Der Band bietet damit eine Zusammenstellung der wichtigsten Ergebnisse zum Thema 'Haut und Psyche' und liefert wichtige Anregungen dazu, was im Umgang mit Hautpatienten in der Psychotherapie zu beachten ist.

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Kapitelübersicht
  1. Vorwort
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. I Grundlagen
  4. II Krankheitsbilder
  5. III Behandlung
  6. Resümee und Ausblick
  7. Die Autorinnen und Autoren des Bandes
Leseprobe
3 Methoden zur Untersuchung belastender Lebensereignisse bei hautkranken Personen (S. 41-42)
Kurt Seikowski, Sabine Gollek und Veronika Richter

3.1 Einleitung

Ausgangspunkt der Lebensereignisforschung unter klinisch-psychologischer und stresstheoretischer Perspektive war die Beobachtung, dass die Auslösung bzw. Unterhaltung von körperlichen und psychischen Erkrankungen im Zusammenhang mit Ereignissen (life events) stehen kann, die von Personen als belastend erlebt werden (Holmes & David, 1989). Bis in die sechziger Jahre hinein beschränkt sich diese Betrachtungsweise auf die Beschreibung von Einzelfällen, in denen erfahrene Kliniker Fallbeispiele zum zeitlichen Zusammenhang des Auftretens belastender Lebensereignisse mit dem erstmaligen Auftreten einer Krankheit, der Unterhaltung dieser Störung oder der Auslösung eines Rezidivs beschreiben. Allein Höck (1969) zitiert bis zum Jahre 1960 über 500 Literaturangaben – in der Masse Fallbeschreibungen –, die sich auf den Zusammenhang von psychischen Faktoren und Lebensereignissen mit der Neurodermitis beziehen.

Ab den 60er Jahren beginnt eine systematischere Erforschung sogenannter kritischer Lebensereignisse. Ausgehend von der Vorstellung, dass nicht nur Einzelereignisse, sondern vor allem die Summe verschiedener belastender Lebensereignisse krankheitsfördernd wirken kann, werden Ereignislisten erstellt, die sich jedoch auf die Erfassung der Ereignisse selbst beschränken. Es wird a priori angenommen, dass die Konfrontation mit einer Anzahl von kritischen Lebensereignissen innerhalb eines eng umschriebenen Zeitraums zum Ausbruch bzw. Wiederauftreten einer Krankheit führen kann. Im einfachen Modell der Life-event-Forschung (vgl. Dohrenwend & Dohrenwend, 1974) stehen sich soziale Faktoren und gesundheitliche Störungen unmittelbar gegenüber – die Person ist passives Opfer. Weder über vermittelnde Prozesse zwischen dem Lebensereignis und der Erkrankung noch über Wechselwirkungen von Ereignissen und deren kontextuellen lebensgeschichtlichen Einbettungen werden Aussagen getroffen. Es wird weder nach stützenden Faktoren noch nach personellen Voraussetzungen bei der Auseinandersetzung und Bewältigung mit kritischen Lebensereignissen sowie übergreifenden motivationalen Aspekten gefragt.

Das ändert sich jedoch in den 70er und 80er Jahren (vgl. Filipp, 1995b). Die bisher unberücksichtigten Aspekte spielen eine zunehmend größere Rolle. So gewichten die befragten Personen selbst den Grad der subjektiven Belastungen. Persönlichkeitsaspekte (Vorhersagbarkeit, Kontrollierbarkeit und Bewältigung von Ereignissen) werden ebenso berücksichtigt wie die erfahrene soziale Unterstützung bei der Bewältigung von belastenden Lebensereignissen durch Freunde, Bekannte und andere helfende Personen in unterschiedlichen sozialen Situationen.

In den 80er Jahren entsteht zusätzlich eine neue grundlegende Diskussion darüber, was denn die eigentlichen psychosozialen Stressoren für die Krankheitsentstehung sind. Es wird angezweifelt, dass kritischen Lebensereignissen dabei die Hauptrolle zukommt (vgl. Filipp, 1995b). Ebenso könnte auch die Summe der vielen Alltagsbelastungen (daily hassles) entscheidend sein (Kanner et al., 1981). Begrifflich wurde unterschieden in major life events (Lebensereignisse) und minor life events (Alltagsbelastungen bzw. daily hassles). Im Ergebnis dieser Diskussion kommt man zu dem Schluss, dass die Summe von Alltagsbelastungen nicht von Lebensereignissen loszulösen ist. Eine Summe von Alltagsbelastungen (z. B. bei zeitlich häufig und dauerhaft auftretenden Partnerproblemen) manifestiert sich als chronisches Lebensereignis und konkretisiert sich in den Alltagsbelastungen (vgl. z. B. Menaghan, 1986).

In den 90er Jahren wird die klinisch-psychologische und die stresstheoretische Perspektive bei der Untersuchung von Lebensereignissen um die salutogenetische Perspektive (Antonowsky, 1987) im Rahmen der Gesundheitspsychologie ergänzt. Dabei interessiert jedoch weniger, ob kritische Lebensereignisse krankheitsfördernd wirken. Es interessiert eher, unter welchen Bedingungen es bei der Konfrontation mit belastenden Lebensereignissen zur effektiven Bewältigung dieser Ereignisse und möglicherweise sogar zu einer Stabilisierung und Weiterentwicklung der Persönlichkeit – nicht jedoch zur Auslösung einer Krankheit – kommt.

All diese Diskussionen haben dazu geführt, in der modernen Lebensereignisforschung unter kritischen Lebensereignissen Ereignisse im Leben eines Menschen zu verstehen, die Einbrüche in der (sozialen) Lebenslage der Person darstellen, welche hohe affektive Wertigkeit besitzen und die Person zur Neuanpassung zwingen. Sie stellen manchmal Zäsuren, meist aber punktuelle Verdichtungen eines vorauslaufenden Geschehens dar (Filipp, 1995a). Unter klinisch-psychologischer Perspektive geht es um die Frage: Welches Lebensereignis wirkt bei welchen Personen mit welchen Eigenschaften zu welchem Zeitpunkt unter Einwirkung welcher Faktoren in welcher Weise, d. h. ruft Störungen welcher Art hervor, und welche Wirkmechanismen spielen dabei eine Rolle (Richter, 1990).

In den letzten Jahren ist es recht still um die Lebensereignisforschung geworden. Es hat sich gezeigt, dass es immer schwerer wird, den zuletzt formulierten theoretischen Anspruch auch methodisch umsetzen zu können.

3.2 Methoden zur Untersuchung von Lebensereignissen

Zur Untersuchung des Zusammenhangs von Lebensereignissen und der Entstehung bzw. Unterhaltung von Hautkrankheiten kamen unterschiedliche Methoden zur Anwendung, die sich hinsichtlich ihres theoretischen und methodischen Anspruchs sehr stark voneinander unterscheiden (siehe Aufzählung). Zunächst sollen diese Methoden hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile kurz erläutert werden, um dann ihre Anwendung bei unterschiedlichen Hautkrankheiten aufzuzeigen.

- anekdotische Fallbeschreibungen
- Anamneseauswertungen
- Befragungen zum subjektiven Krankheitskonzept von Patienten und Experten
Inhaltsverzeichnis
Vorwort6
Inhaltsverzeichnis8
I Grundlagen10
1 Psychoneuroimmunologische Aspekte chronisch- entzündlicher Hauterkrankungen am Beispiel der atopischen Dermatitis12
2 Zeitreihenanalysen und Längsschnitt-erhebungen in der Psychodermatologie30
3 Methoden zur Untersuchung belastender Lebensereignisse bei hautkranken Personen42
4 Krankheitsbewältigung und Lebensqualität64
5 Psychosoziale Aspekte bei Hauterkrankungen76
II Krankheitsbilder96
6 Entstellung: Plädoyer für einen kognitiven wahrnehmungspsychologischen Ansatz98
7 Körperdysmorphe Störung162
8 Lifestyle-Erkrankungen in der Dermatologie184
9 Vitiligo – psychosomatische Aspekte204
III Behandlung218
10 Psychiatrische Störungen in der Dermatologie220
11 Integration der psychosomatischen Versorgung in der Dermatologie244
12 Psychosomatisch-psychotherapeutische Behandlung einer Patientin mit Erythrophobie – „ Es macht viel Spaß, das Werkzeug in der Hand zu haben“270
13 Verhaltenstherapie282
14 Psychoanalytische Psychosomatik304
15 Psychosomatische Rehabilitation316
16 Neurodermitis-Schulung als psychosomatisches Therapiemodell in der Dermatologie328
Resümee und Ausblick360
Die Autorinnen und Autoren des Bandes362

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