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Herausforderungen bei der Besteuerung in der Digitalen Wirtschaft

Zur Maßnahme 1 des Base Erosion and Profit Shifting (BEPS) Aktionsplans

AutorMatthias Baschnagel
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl83 Seiten
ISBN9783668014107
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich BWL - Rechnungswesen, Bilanzierung, Steuern, Note: 1,3, Universität Hohenheim (Institut für Financial Management), Sprache: Deutsch, Abstract: Nach der Einleitung in die Problematik der Gewinnverkürzung und Gewinnverlagerung (Base Erosion and Profit Shifting, kurz BEPS) multinationaler Unternehmen (Kapitel 1) skizziert die Arbeit zunächst die international gültigen Besteuerungsprinzipien (Kapitel 2). Anschließend stellt sie allgemein die Wesensmerkmale der Digitalen Wirtschaft dar, die BEPS begünstigen (Kapitel 3). Hinsichtlich dieser Wesensmerkmale identifiziert die Arbeit ertragsteuerliche BEPS-Probleme der Digitalen Wirtschaft im Markt- bzw. Quellenstaat Deutschland (Kapitel 4). Auf umsatzsteuerliche BEPS-Probleme und BEPS-Probleme der Digitalen Wirtschaft im Transit- bzw. Zwischenstaat sowie im ultimativen Ansässigkeitsstaat wird lediglich verwiesen. Schließlich diskutiert die Arbeit sowohl uni- als auch multilaterale Lösungsansätze bei BEPS-Problemen in der Digitalen Wirtschaft im Markt- bzw. Quellenstaat Deutschland (Kapitel 5). Ein Fazit rundet die Arbeit ab (Kapitel 6).

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Leseprobe

3 Wesensmerkmale der Digitalen Wirtschaft, die BEPS begünstigen


 

3.1 Allgemeines


 

Die modernen Informations- und Telekommunikationstechnologien haben längst sämtliche Branchen durchdrungen.[72] Während die Zuordnung des klassischen Einzelhandels zur herkömmlichen Wirtschaft und die Zuordnung des E-Commerce[73] zur Digitalen Wirtschaft noch gelingen mag,[74] zeigt sich die erforderliche Abgrenzung und Zuordnung in anderen Branchen deutlich schwerer bis gar unmöglich. Das „Web 2.0“, „soziale Medien“, das „Internet der Dinge“[75] bzw. die „Industrie 4.0“ begünstigen die stark zunehmende Digitalisierung und Vernetzung von und in Unternehmen aller Branchen (Transport und Logistik, Finanzen, Industrie- und Landwirtschaft, Bildung, Gesundheit, Rundfunk und Medien).[76] Anders als die Luft- und Seeschifffahrt in Art. 8 OECD-MA, lässt sich die Digitale Wirtschaft also gerade nicht als eigene Branche identifizieren und steuerlich regeln.[77] Stattdessen lassen sich Wesensmerkmale der Digitalen Wirtschaft ausmachen, die BEPS begünstigen.

 

3.2 Neue Geschäftsmodelle (Characterisation)


 

3.2.1 Allgemeines


 

Sowohl die rasant fortschreitende Internet- und Telekommunikationstechnologie, als auch die sinkenden Kosten für deren Nutzung fördern das Aufkommen neuer Unternehmen mit neuen Internet-Geschäftsmodellen.[78] Langfristiger Unternehmenserfolg verlangt nachhaltige Investitionen in die Forschung und Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen sowie unter Umständen in die Akquisition junger Start-Up-Unternehmen mit innovativen Ideen,[79] bevor diese schnell selbst zu starken Mitbewerbern heranwachsen. Wie schnell ein Start-Up zum Global Player heranwachsen kann zeigt z.B. das 2008 gründete E-Commerce-Unternehmen Zalando GmbH, welches ihr Geschäftsjahr 2014 als Zalando SE mit einem Umsatz i.H.v. 2,2 Mrd. Euro und einem Jahresüberschuss i.H.v. 35,7 Mio. Euro abschloss.[80] Ein Gegenbeispiel stellt das Warenhaus-, Versandhandel- und Touristikunternehmen Arcandor AG dar, welches 2009 trotz Milliardenumsätzen Insolvenz anmelden musste.[81]

 

3.2.2 E-Commerce


 

Die Ära E-Commerce begann mit der Gründung des Business-to-Consumer (B2C) Online-Versandhandels Amazon.com, Inc. im Jahr 1994.[82] 1995 folgte der Consumer-to-Consumer (C2C) Online-Marktplatz eBay Inc.,[83] welcher den zwischenzeitlichen Trend hin zur Sharing Economy[84] maßgeblich fördert. Heute wird der E-Commerce jedoch von Business-to-Business (B2B) Transaktionen dominiert.[85] Hierunter fallen z.B. die Online-Einkäufe von Großhändlern, der elektronische Bezug von Logistik-Dienstleistungen (z.B. Transport, Lagerung, Vertrieb etc.) oder sonstigen Support-Dienstleistungen (z.B. Webhosting, Software, elektronische Bezahlsysteme[86] etc.).[87] Neben dem indirekten E-Commerce (Onlineshopping von physischen Gegenständen) spielt der direkte E-Commerce (Onlineshopping von immateriellen Gegenständen bzw. elektronischen Dienstleistungen) eine zunehmend bedeutende Rolle.[88] Musik- und Video-Streaming verdrängen Musik- und Video-Downloads, welche ihrerseits bereits CDs, DVDs und Blue-Rays überflüssig machten. Online-Nachrichten, E-Books und Elektronische Zeitschriften verdrängen Printmedien. Und als Zahlungsmittel drängen bereits digitale Währungen wie Bitcoin auf den Markt.[89]

 

 

Abb. 1: B2B-E-Commerce-Umsatz in Deutschland 2007 bis 2012[90]

 

 

Abb. 2: B2C-E-Commerce-Umsatz weltweit 2012 bis Prognose bis 2018[91]

 

3.2.3 Werbung


 

In der Werbebranche wird die Suchmaschinen- und Banner- bzw. Display-Werbung durch mobile Werbung auf Smartphones bzw. Tablet-PCs ergänzt.[92] Sowohl Anwendungssoftware, die über App Stores umsonst oder günstig heruntergeladen werden kann (App) als auch soziale Medien sind mit solcher Werbung ausgestattet[93] und/oder erfassen die Nutzerdaten der Anwender zur weiteren Kommerzialisierung.[94] Das öffentliche Interesse bzw. die Erwartungen an neue Trends, Techniken und Innovationen werden im Folgenden anhand sog. Hype-Zyklen dargestellt.[95]

 

 

Abb. 3: Gartner-Hype-Zyklus für „Digital Marketing“, Stand Juli 2014[96]

 

3.2.4 Cloud Computing


 

Die wichtigste Weiterentwicklung seit dem Wechsel von Großrechnern auf PCs in den 1980er Jahren heißt Cloud Computing. Hierbei handelt es sich um einen Service, der IT-Ressourcen in weitaus größerem Umfang zur Verfügung stellt, als sie ein herkömmlicher PC zur Verfügung stellen kann.[97] Als Vorreiter des Cloud Computing gelten Internetdienste wie Web.de oder Google Mail, denen Fotocommunities wie Flickr folgten.[98] Sowohl Privatanwender als auch Unternehmer legen ihre E-Mails, Fotos und Dateien zunehmend online auf den von Google, Amazon & Co. betriebenen Serverfarmen ab.[99] Den benötigten Speicherplatz stellen von Skaleneffekten profitierende Internetkonzerne als „Infrastructure-as-a-Service (IaaS)“ gegen Entgelt und/oder Überlassung von Nutzerdaten zur Verfügung. Entsprechend stellen sie in ihren Clouds auch Entwicklertools als „Platform-as-a-Service (PaaS)“ und Anwendungssoftware als „Software-as-a-Service (SaaS)“ oder ganz allgemein „Anything-as-a-Service (XaaS)“ bereit.[100]

 

 

Abb. 4: Gartner-Hype-Zyklus für „Cloud Computing“, Stand August 2012[101]

 

3.2.5 3D-Drucken


 

Neuen Technologien wie dem 3D-Drucken wird enormes Potential zugeschrieben.[102] Schätzungen nach soll der weltweite Jahresumsatz mittels 3D-Drucken bis 2019 auf über 6 Mrd. US-Dollar anwachsen.[103] Service und Material mit inbegriffen prognostiziert eine weitere Studie den weltweiten Jahresumsatz bereits im Jahr 2018 auf 16,2 Mrd. US-Dollar.[104] Das entspricht einem jährlichen Wachstum i.H.v. 45,7 %.[105] Schon heute werden in der Medizintechnik erfolgreich passgenaue Zahnkronen, Zahnbrücken oder Hörgeräteteile gedruckt. Darüber hinaus werden bereits ganze Autokarosserien, Möbel, bis hin zu Häusern gedruckt.[106] Wenn die 3D-Drucker in einigen Jahren reif für den Einsatz in der Serienproduktion sind und auch in die Privathaushalte einziehen, werden sich viele Wertschöpfungsketten verkürzen.[107] Statt Produkte werden dann ggf. nur noch 3D-Drucker und Produktpläne gekauft.[108]

 

 

Abb. 5: Gartner-Hype-Zyklus für „3D Printing“, Stand Juli 2014[109]

 

3.3 Mobilität


 

3.3.1 Mobilität von Geschäftsfunktionen (Nexus)


 

Die rasante technische Entwicklung in der Informations- und Telekommunikationstechnik ermöglicht es (IT-)Unternehmen immer kostengünstiger in entfernte Märkte einzutreten und dort Geschäfte zu tätigen.[110] Der zunehmende Vertrieb ihrer Produkte und Dienstleistungen direkt über das Internet ermöglicht es diesen Unternehmen entfernte Märkte zu bedienen, ohne dort physisch präsent sein zu müssen.[111] Hierdurch erhöhte sich der Anteil von Computer-, Informations- und Telekommunikationsdienstleistungen am weltweiten Export von Dienstleistungen von 2002 bis 2012 um 3,3 Prozentpunkte auf 9,0 %.[112]

 

Darüber hinaus unterstützt die Liberalisierung der globalen Märkte Unternehmen dabei, ihre Geschäftsfunktionen weltweit zu zentralisieren und im jeweils nutzenbringendsten Markt anzusiedeln.[113] Während die Abwanderung von personal- bzw. anlagenintensiven Geschäftsfunktionen in Niedriglohnländer durch die dort oft geringere Anzahl an verfügbaren Fachkräften[114] bzw. eine unzuverlässigere Infrastruktur[115] begrenzt wird, lassen sich Finanzierungsfunktionen deutlich leichter verlagern.

 

3.3.2 Mobilität immaterieller Werte (Intangibles)


 

Ein Schlüsselmerkmal der Digitalen Wirtschaft stellt die Entwicklung und Nutzung immaterieller Werte (Intangibles) dar.[116] Für Verrechnungspreisaspekte definiert die OECD einen immateriellen Wert als Etwas, das (1.) weder einen physischen noch finanziellen Vermögenswert[117] darstellt, (2.) im Eigentum oder im Besitz eine kommerzielle Verwendung ermöglicht und (3.) dessen Nutzung oder Übertragung ein fremder Dritter vergüten würde.[118] Im Bereich der Digitalen Wirtschaft...

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