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Herausforderungen und Perspektiven für die Bankfiliale der Zukunft. Ist persönliche Beratung ein Auslaufmodell in der Zeit des Online-Bankings?

AutorBünyamin Akdemir
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl79 Seiten
ISBN9783668039438
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Ingenieurwissenschaften - Wirtschaftsingenieurwesen, Note: 1,7, Technische Universität Darmstadt (Unternehmensfinanzierung), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Aussage 'In 20 Jahren gibt es keine Bankfilialen mehr' wurde das erste Mal vom Wall Street Journal Deutschland getätigt. Wegen der Vermeidung hoher Kosten und aus Sparzielen ziehen klassische Banken einige Maßnahmen wie z.B. Schließung der Filiale oder Umgestaltung des Filialkonzeptes in Betracht, was auf das allmählich steigende Interesse der Bankkunden auf Digitalwelt und Änderung der Bedürfnisse zurückzuführen ist. Banker äußern sich, dass Deutschland overbanked ist. Deshalb führt dies ihrem Erachten nach zum Verderben der Preise und zur Senkung der Gewinnmargen. Die Banken versuchen die niedrigen Margen durch das vermeintlich lukrative Investmentbanking zu erhöhen. Diese Strategie führte bei vielen Kreditinstituten jedoch lediglich zu einer Erhöhung des Risikos. Das Problem ist nicht die hohe Anzahl der Bankfilialen, sondern vielmehr die zu hohen Renditeerwartungen der Banken. Die Experten der Unternehmensberatung BCG rechnen in den nächsten Jahren mit der Beschleunigung des Filialsterbens. Sie gehen davon aus, dass sich die Zahl der Zweigstellen bis 2018 von zurzeit rund 36.000 weiter auf 20.000 bis maximal 25.000 vermindern wird oder die Filialen in SB-Stellen umgebaut werden. Die deutschen Kreditinstitute verfügen weiterhin über ein sehr dichtes Filialnetz. Die Sparkassen haben rund 3800 Kunden pro Filiale, die Volks- und Raiffeisenbanken lediglich 2600 pro Filiale. Das ist kein unerwartetes Ergebnis, weil für diese beiden Institutsgruppen Filiale ein zentraler Ort zur Erbringung ihrer Dienstleistungen und dank der schieren Markenpräsenz die wichtigste Quelle für die Neukundengewinnung und die Bestandskundendurchdringung ist. Dennoch finden diese Filialrollen kaum Berücksichtigung, wenn Standorte beurteilt werden. Der Kostenaspekt ist oft der einzige Ratgeber über die Zukunft eines Standortes.

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Leseprobe

3 Die Welt der Bankfilialen


 

In diesen Kapiteln wird die Bankfiliale in Deutschland behandelt, indem auf die vergangene, aktuelle und zukünftige Situation Bankfilialen in ausführlicher Weise eingegangen wird. Auf den folgenden Seiten wird zuerst ein Blick auf die historische Entwicklung der Filialbank ab 1950er Jahren bis zur heutigen Zeit geworfen. Anschließend werden die Ursachen für Filialschließungen dargelegt. Danach werden Erfolgsfaktoren für die Filiale gegen die Filialschließungen aufgezeigt, um überleben zu können. In abschließendem Kapitel 3.4 werden Herausforderungen, Konkurrenzen am deutschen Bankmarkt gegenüber den Bankfilialen genannt.

 

3.1 Historische Entwicklung der Filialbank in Deutschland


 

Die Boomzeit der klassischen Bankfilialen liegt bereits am Ende der sechziger, am Anfang der siebziger Jahre, als hauptsächlich die großen Unternehmen damit angefangen haben, ihr Zahlungssystem zu verändern. Die Umstellung der direkten Lohnauszahlungen auf Überweisungen hat dazu beigetragen, dass alle Beschäftigten ein Konto bei der Bank brauchten, um das Gehalt erhalten zu können. Neu gegründete Bankfilialen haben vorrangig die Verantwortung übernommen, die regionale Geldversorgung sicherzustellen (vgl. Engstler, 2003, S. 3).

 

Der Hauptentscheidungsfaktor unter den zahlreichen, neu gegründeten Filialen war vor allem, die örtliche Nähe zum Kunden zu verschaffen und ihr Geschäftsgebiet flächendeckend mit Filialen abzudecken. Gute Erreichbarkeit der Filialbanken haben veranlasst, die Entscheidung der Kunden zugunsten der Banken zu beeinflussen. Das Arbeitsgebiet der Filialbanken war am Anfang der Ära des bargeldlosen Zahlungsverkehrs in erster Linie auf die Kontoführung, Bargeldversorgung, Abwicklung des neu startenden, beleghaften Zahlungsverkehrs sowie standardisierten Beratungen begrenzt. Außer den optischen Veränderungen entspricht das Grundprinzip von Bankfilialen in den heutigen Zeiten im Wesentlichen dem Grundprinzip der siebziger Jahre (vgl. Haag, 2004, S. 193).

 

Aus dem Zitat von Heraklit von Ephesus „Nichts ist so beständig wie der Wandel” resümiert die Historie und Situation der Filialbanken, die in den angehenden Sätzen ausführlich wiedergegeben werden.

 

Am Anfang des 19. Jahrhunderts, der Zeit der Entstehung des deutschen Universalbankensystems, besaßen kaum eine Sparkasse, Genossenschaftsbank oder ein Privatbankhaus Filialen. Die damaligen Bankgeschäfte waren zuerst an ihrer Gründungsstätte vertreten und kamen auch für Geschäfte außerhalb ihres Lokalkreises über mitwirkende Banken vor Ort zu Kooperationen. Da die ökonomische Verkettung aufgrund der Industrialisierung und Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten durch die Anwendung von Telegrafie und Telefon zunahm, und gegenseitige Beteiligungen, Übernahmen und Fusionen vorhanden waren, hatten viele Kreditinstitute in der zweiten Jahrhunderthälfte angefangen, Zweigniederlassungen in anderen Orten zu eröffnen. Es war manchen örtlichen Banken, wie beispielshalber der Hamburger Commerz- und Disconto Bank oder der Dresdner Bank gelungen, sich in der ehemaligen Finanzmetropole Berlin niederzulassen. Dieser Schritt trug denen bei, zur Großbank aufzusteigen. Wenige existierende Filialen waren anfangs auf Wirtschaftsunternehmen eingestellt. Um das Jahr 1900 eröffneten die meisten Großbanken Kleinfilialen, um die Kundeneinlagen gewinnen zu können. Trotz des langsamen Wachstums der Filialnetze, wurde die Anzahl der Filialen durch die vielen Vereinigungen und Übernahmen von Kreditinstituten erweitert (vgl. Gonser, 2013, S. 1).

 

Ab 1950 setzte mithilfe des Marshallplans das sogenannte Wirtschaftswunder ein, das als rascher und nachhaltiger ökonomischer Aufschwung in der westdeutschen Gesellschaft bezeichnet wird (vgl. Kirchner, Pollert and Polzin, 2013, S. 160).

 

Positive Wirkung der Wirtschaftswunderzeit zeigte sich beim Ausbau der Filialnetze. Dadurch gelangen die Bankensektoren an die Spargelder der gut situierten Personen. Nachdem das Bundesverfassungsgericht im Jahr 1958 die Bedürfnisprüfung aufgehoben hatte, kam die Boomzeit der Filialen so, dass in den Jahren 1966/67 die Commerzbank und die Dresdner Bank durchschnittlich alle fünf Tage eine neue Geschäftsstelle eröffneten. Dies lag daran, dass das massenhafte Privatkundengeschäft anfing, innerhalb des Bankensektors eine bedeutsame Rolle einzunehmen. Ab diesem Jahresabschnitt begann der Wandel der Filialen, indem die Zweigstellen alle Arten von Bankdienstleistungen ihren Kunden anboten und den Bedürfnissen der Kunden nachgingen. So wurden beispielsweise infolge der Abschaffung der einzelnen Schalter Kundenberater eingestellt. Durch die Umstellung auf die Dienstleistungsgesellschaft um 1970 war die Bundesrepublik Deutschland mit Bankfilialen aller Kreditinstitute umgeben (vgl. Gonser, 2013, S. 1 f.).

 

Die steigenden Kosten und der stärkere Wettbewerb im deutschen Bankensektor führten in den Kreditinstituten dazu, dass sie nicht gewinnbringende Zweigstellen schlossen. Es wird seit langem über die angemessene Anzahl der Bankfilialen diskutiert. Damit beschäftigt sich die Kreditbranche bis heute. Durch die Einführung von EDV und Mikroelektronik seit den 1980er Jahren offerieren die klassischen Filialbanken heutzutage ihre Bankdienstleistungen auch in Form von Selbstbedienungsautomaten und Telefon. Ab den 1990er Jahren bestanden mit dem Onlinebanking vielfältige Möglichkeiten zur Anwendung, was der Meilenstein von filiallosen Bankgeschäften war und zur Gründung von Direktbanken führte (vgl. ebd., S. 2).

 

Über einen langen Zeitraum hinweg wurde die Bankfiliale als einziger ernsthafter Vertriebsweg im Retail Banking betrachtet, bis das Filialgeschäft in stürmische Zeiten gestoßen war. In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der Zweigstellen drastisch infolge der hohen Bankstellendichte und Kostenintensität des deutschen Filialnetzes zurückgegangen (vgl. Hahn & Keck, 2006, S. 184). Der permanente Konsolidierungsprozess und die steigende Bedeutung der alternativen Vertriebskanäle (z.B. Direktbank, Online oder Mobil Banking) haben auch verursacht, dass eine Vielzahl von Filialen im deutschen Kreditgewerbe geschlossen wurde (vgl. Köhler, 2008b, S. 2). Schon am Anfang der neunziger Jahre wurde das große Sterben für die Bankfilialen prophezeit. Teils realisierte sich diese Prophezeiung dann auch (vgl. Wagner, 2004, S. 237).

 

Die Gesamtzahl der Zweigstellen in Deutschland nahm im Jahr 2011 ab. Ende 2010 waren noch 38.183 Zweigstellen registriert, so verminderte sich die Anzahl der Zweigstellen im Laufe des Jahres 2011 um 464 auf 37.719 Zweigstellen, was einem Rückgang von 1,2% entspricht (vgl. Deutsche Bundesbank, 2011, S. 11).

 

Die Gesamtzahl der Zweigstellen in Deutschland verringerte sich erneut im Jahre 2012. Ende 2011 wurden noch 37.719 Zweigstellen gemeldet, jedoch sank die Anzahl der Zweigstellen binnen des Jahres 2012 kräftig um 1436 auf 36.283 Zweigstellen. Dies stimmt mit einem Rückgang von 3,8 % überein (vgl. Deutsche Bundesbank, 2012, S. 8). Im Jahr 2013 befanden sich 36.196 Filialen, was im Vergleich zum Jahr 2012 leicht um 87 Filialen im deutschen Bankensektor gestrafft wurde. Wie die folgende Abbildung 10 verdeutlicht, hat sich der Trend der Filialschließung damit ab 2006 verlangsamt (Statista, 2015b).

 

 

Abbildung 10: Zweigstellen der Kreditinstitute in Deutschland von 2003 bis 2013.

 

Zwischen den Jahren 2003 und 2013 ist ein deutlicher Schrumpfungsprozess des Bankfilialnetzes in deutschem Bankensektor bemerkbar. Im Jahr 2003 gab es 47.244 Zweigstellen, im Jahr 2013 waren nunmehr 36.196 Zweigstellen vertreten. Hierzu ist festzustellen, dass innerhalb von 10 Jahren 11048 Filialen –mit anderen Worten 25% im Jahr 2013 vorhandener Bankfilialen– gezielt geschlossen wurden.

 

Wenn die Entwicklung der Zweigstellen ab Anfang der Neunzigerjahre in Betracht gezogen wird, ist klar zu bemerken, dass es eine andauernde Verringerung des Zweigstellennetzes im deutschen Bankensektor gibt. Im Jahr 1995 existierten noch 67.930 Filialen (einschließlich 19.706 Zweigstellen der Deutschen Postbank AG). Von 1995 bis 2012 einschließlich hat sich die Anzahl der Zweigstellen um 46,6% bundesweit vermindert, wobei die rasante Verminderung wegen der ca. 10.000 Filialschließung der Postbank in den Jahren 1995 bis 2006 stattfand (vgl. Deutsche Bundesbank, 2012, S. 8). Inzwischen deklariert die Bundesbank, wie folgende Abbildung 11 auch zeigt, für 2013 in Deutschland noch 36.196 Zweigstellen. Die rückläufige Entwicklung erstaunt uns nicht, da 16% der Deutschen noch mindestens einmal in der Woche ihre Filiale besuchen und 64% die Bankdienstleistungen ganz vorwiegend über Computer, Tablet oder Smartphone erledigen (vgl. Seibel, 2014b).

 

 

Abbildung 11: Zahl der Zweigstellen in Deutschland zwischen 1995 und 2013.

 

Über die Filialschließungen ist die Erwartung der Experten an den einzelnen Bankengruppen unterschiedlich. Nach ihren Einschätzungen werden besonders die Genossenschaftsbanken und die Sparkassen von dem weiteren Filialabbau betroffen sein (vgl. Köhler, 2008b, S. 2).

 

Wenn die sektorale Verteilung der Zweigstellen betrachtet wird, so betrifft die Ausdünnung des Filialnetzes nahezu alle Bankengruppen. Besaßen die öffentlich-rechtlichen Institute innerhalb des...

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