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Herodots Bericht über die Schlacht an den Thermopylen: Zwischen Mythos und Realität

AutorSebastian Ruby
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl47 Seiten
ISBN9783863417994
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Es gibt wohl kaum eine antike Schlacht, auf die in ihrer Folgezeit so viel Bezug genommen wurde, wie jene an den Thermopylen. Nicht nur, dass sie - obwohl eine verheerende Niederlage - später als Wendepunkt im Kriegsgeschehen angesehen wurde, sie verschaffte den Spartiaten den Ruf der Unbesiegbarkeit und machte ihren Heerführer - Leonidas - zu einer der wohl bekanntesten Persönlichkeiten der Perserkriegszeit. Was die Auseinandersetzung bei Thermopylai so interessant und außergewöhnlich macht, ist die lange Rezeptionsgeschichte, welche noch bis in unsere Zeit andauert. Häufig wurde die Schlacht vor dem Hintergrund politischer Interessen instrumentalisiert. Das bekannteste Beispiel stellt sicher die Rede von Hermann Göring dar, der die 6. Armee in Sibirien mit den 300 Spartiaten verglich, um so dem deutschen Volke ein leuchtendes Beispiel für Durchhaltewillen und Liebe zum Vaterland vor Augen zu führen. Getreu der Parole 'Meine Ehre heißt Treue' sollte auch das deutsche Volk bis zum letzten Mann in den Untergang gehen. Göring war jedoch nicht der Erste, der auf die Idee kam, die Schlacht an den Thermopylen für seine Zwecke zu nutzen. Die Rezeption der Schlacht setzte wesentlich früher - quasi unmittelbar, nachdem sie geschlagen war - ein. Schon an Herodots Historien, die als wichtigstes Werk über die Perserkriege gelten, ist dies deutlich ersichtlich. Herodot schrieb die Historien ca. 50 Jahre nach den Ereignissen der Perserkriegszeit und musste sich dazu auf Augenzeugen berufen, er berichtet also selber nur aus 2. Hand. Dies wirft gerade für die Schlacht bei Thermopylai Probleme auf. Es existierten bereits zu Herodots Zeiten verschiedene Versionen des Schlachtverlaufs. Noch undurchsichtiger sind die Handlungsmotivationen der Beteiligten, denn auch für diese gibt es mehrere Erklärungen. Das Problem ist also die Ambivalenz in dem Bericht, der die Hauptquelle darstellt. Eine weitere Schwierigkeit ist die mangelnde Überprüfbarkeit der Historien, da es kaum Parallelquellen, geschweige denn persische Gegendarstellungen gibt. Für eine Rekonstruktion des Sachverhalts ist und bleibt also Herodot der wichtigste Bezugspunkt.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.2, Herodots Weltsicht: Die Frage nach Herodots Weltsicht ist wichtig, um sich dem Thema zu nähern. Fraglich ist ob seinen Erklärungsansätzen eine Diskrepanz zwischen Ablauf und Schilderung der Ereignisse inhärent ist. Es stellt sich also die Frage, ob es Herodot wichtiger war eine schlüssige oder eine authentische Geschichte zu erzählen. 3.2.1, Die göttliche Ordnung in Herodots Historien: Wie bereits vorangehend erwähnt, kann Herodots Weltsicht nur anhand der Historien rekonstruiert werden. Betrachtet man die geschilderten Begebenheiten und Einzelschicksale, wie sie in den Historien dargestellt werden, so muss man zwangsläufig bemerken, dass es eine bestimmte höhere Ordnung - eine göttliche Ordnung - bzw. ein fester Glaube an das Schicksal in Herodots Gedankenwelt gab. Dieses Ordnungssystem ist maßgeblich durch die Unterordnung der Menschen unter die Götter charakterisiert. Herodots Weltbild ist also maßgeblich von Religion geprägt, was auch die Erklärungsansätze für das Scheitern derjenigen erklärt, welche versuchen sich über die göttliche Allmacht zu erheben. Das Scheitern des Dareios beim Versuch die Skythen zu unterwerfen und Kambyses Niederlage gegen die Ägypter geben Exempel für die göttliche Vergeltung der Hybris. Besonders augenfällig ist diese Hybris im Falle Xerxes. Mit der Überschreitung des Hellesponts durch den Bau von zwei gewaltigen Ponton-Brücken überschreitet er nicht nur die Grenze von Asien nach Europa; die Geißelung des Hellesponts und die Beleidigung der Götter illustrieren auch in besonderer Weise die Übertretung der Grenze zwischen Mensch und Gott. Xerxes gottgleiches Verhalten verlangt quasi nach göttlicher Regulierung, da das göttliche Ordnungssystem dadurch in seinen Grundmauern erschüttert wird. Dieser religiös verklärte Blick Herodots ist der eigentliche Grund dafür, dass den Historien mangelnde Wissenschaftlichkeit vorgeworfen wird. Meyer wirft Herodot vor, dass er '[...] die wirkenden Kräfte [nicht] aufzusuchen und herauszuarbeiten vermag, [...].' Das Bedürfnis Herodots das menschliche Dasein so konsequent in göttliche Abhängigkeit zu stellen, mag auf uns sicherlich befremdlich wirken und macht uns aus wissenschaftlicher Sicht vorsichtig und skeptisch. Doch gilt es zu bedenken, dass der Blick auf die Details seiner Umgebung und auf die realen Begebenheiten (wie die Topographie/ Geographie) durch die religiöse Weltsicht sicherlich nicht beeinträchtigt war. Es gilt also jede Einzelinformation, die wir aus den Historien entnehmen wollen, einer genauen Analyse zu unterziehen und sie in den Gesamtkontext einzuordnen.
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