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Hexen - Schamaninnen Europas

AutorCatrin von Nahodyl
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl152 Seiten
ISBN9783744877688
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Die Hexe ist weder ein Teufelsweib noch eine nette Esoterikerin. Sie ist eine Frau mit besonderen Kräften und Zauberwissen, die in Verbindung mit der Welt der Geister und der Toten steht. Sie kann ihre Kräfte auf schädigende, aber auch auf helfende Weise zum Ausdruck bringen. Für sie sind die Welt der Lebenden und die der Toten, der Menschen und der Geister, nicht streng voneinander getrennt. Die Hexe steht wie eine Schamanin mit dem einen Fuß in der Menschenwelt und mit dem anderen im Reich der Geister. Sie reitet auf dem Zaun, der beide Welten voneinander trennt, zaubert, weissagt, heilt, beschwört, gerät in Ekstase, redet mit den Geistern. Sie ist ein Überbleibsel aus einer Zeit, in der die Menschen in Europa noch naturreligiös waren. Sie ist die reisende Schamanin, die zaubernde Medizinfrau und Seherin, eine Wandernde zwischen den Welten.

Catrin von Nahodyl, geborene Wildgrube, stammt aus einer Familie, in der die Kunst des Wahrsagens verbreitet war. Ihre Mutter legte Karten, las aus dem Kaffeesatz, erstellte Horoskope, deutete Träume und befaßte sich mit Magie. Auch ihre Tante, ihre Urgroßmutter und deren Mutter lasen die Zukunft aus den Karten. Ihre Großmutter hatte das Zweite Gesicht. Catrin von Nahodyl lebt auf dem Lande im Hohen Fläming. In den großen Wäldern, die in der Nähe des Dorfes liegen, pflegt sie den Kontakt mit der Natur, den darin lebenden Tieren, Pflanzen und Geistwesen. Dort und im verwilderten Garten ihres Hauses sammelt sie, den Lauf des Mondes und der Sonne beachtend, die Kräuter, Wurzeln, Harze, Pilze und Beeren, die sie für magische Zwecke, Heilmischungen sowie für spirituelle Räucherungen benötigt. Hier berät sie mithilfe der Karten, der Sternenkunde, der Traumarbeit und anderer spiritueller Techniken, schaut in die Zukunft, liest aus den Händen und führt Rituale durch.

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Leseprobe

Kapitel 1


Die Hexenkraft

„Zur Hexe wird man geboren, nicht erst erkoren“, so heißt es im Volksglauben. Es gibt Menschen, denen bestimmte Fähigkeiten und Kräfte angeboren sind. Oft sind dieses ererbte Kräfte oder Begabungen. So glauben viele Menschen der Naturvölker, daß man zum Schamanen geboren sei und einem die Geister dazu beriefen. Manche sagen, ein Werwolf oder eine Drude (eine Person, die nachts als Geist die Schlafenden quält) sei man von Geburt an, und es gäbe bestimmte Zeiten, in denen solche Menschen geboren würden. Von den Hexen wird ebenfalls oft behauptet, daß sie von Geburt an Hexen seien. Man sagt, die Hexenkraft vererbe sich oder sei überhaupt in bestimmten Familien vorhanden. Dieser Glaube findet sich unter anderem in Schwaben, Böhmen und Friesland, ist also in Deutschland weitverbreitet. Aber die Hexenkraft kann in einer Familie auch ein paar Generationen überspringen, bevor sie sich wieder bei einem der Sippenmitglieder bemerkbar macht. Ähnliche Vorstellungen finden sich auch bei Agrippa von Nettesheim, einem bekannten deutschen Magier des sechzehnten Jahrhunderts. Von Nettesheim zitiert in seinen Magischen Werken das alte Zauberbuch Arbatel; dort steht geschrieben:

>Aus dem Mutterleibe wird der Mensch zur Magie geboren, der ein rechter Magier sein soll. Andere aber, die sich selbst in solches Amt eindringen wollen, denen geht es unglücklich. Hierher gehört der Spruch Johannis des Täufers: Niemand mag ihm etwas nehmen, es sei ihm denn von oben herab gegeben.<

Johannes Hartlieb berichtet im fünfzehnten Jahrhundert von einer Wahrsagerin, die von der Erblichkeit des Zauberns und Wahrsagens erzählt. Sie meint >daß die Kunst lange Jahre in ihrem Geschlecht gewesen wäre, und nach ihrem Tode käme die Gnade auf ihre Älteste<, damit meinte sie ihre älteste Tochter. In manchen Familien vererbt sich die Kunst von der Mutter auf die Tochter, bei anderen vom Vater auf die Tochter und von der Mutter auf den Sohn. Im alten heidnischen Griechenland galt die Kunst des Wahrsagens als erblich; es gab regelrechte Wahrsager-Geschlechter.

Die Hexenkraft kann jedoch auch unter bestimmten Umständen erworben werden. Dieses geschieht beispielsweise durch einen Geist, den man durch Vererbung, Schenkung oder auf irgendeine andere Weise bekommen hat. Dieser Geist kann sich auch als Haustier der Hexe zeigen, beispielsweise als schwarzer Kater oder schwarzer Hund. Schwarz ist die bevorzugte Farbe dieser Geister, da sie die Nacht, die Erde und die Unterwelt, das Reich der Toten, symbolisiert. Schwarz zieht Energien auf sich und schützt gleichzeitig vor schädlichen Mächten. Daher lautet eine alte Bauernweisheit:

>Die schwarze Katz, das schwarze Huhn

soll niemand aus dem Hause tun.<

Nach alter heidnischer Auffassung bedeutet die schwarze Farbe die Fruchtbarkeit der Erde, aber auch Würde und Festlichkeit. Aus diesem Grunde war die frühere Hochzeits- und Festtagskleidung schwarz, während man bei der Trauer um die Toten die weiße Farbe bevorzugte. Noch heute ist bei vielen Völkern Weiß die klassische Trauerfarbe, beispielsweise in China und Indien. In unserer christlich geprägten Region trauert man jedoch in Schwarz und heiratet in Weiß. Die unheilabwehrende Kraft der schwarzen Farbe kommt auch in einem alten Spruch zum Ausdruck, welchen man bei Anbringung dreier Kreuzzeichen zur Abwehr böser Geistwesen auf die Tür zeichnet. Die weißen Kreuzzeichen gelten dabei als weniger kraftvoll, wobei hingegen die roten und schwarzen Zeichen von größter Abwehrwirkung sind:

>Wit is for’n Schiet,

Rot is Christi Blood,

Swart, dat is hart!<

Nach altem Volksglauben wandelt man unter Hersagen eines bestimmten Gebetes mit einem schwarzen Huhn unterm Arm dreimal rücklings um eine Kirche, um die Hexenkraft zu erwerben.

Nach einer deutschen Sage läßt die Göttin Frau Holle/Frau Harke eines ihrer schwarzen Hündchen zurück, mit denen sie in der Adventszeit durch die Lüfte zieht. Das Hündchen wird von einem Bauern gehegt und gepflegt; und zum Dank dafür belohnt die Göttin ihn anschließend mit Goldstücken und nimmt ihr Hündchen wieder mit.

Schwarze Katzen, vor allem Kater, gelten im Volksglauben als ausgesprochene Hexentiere. Es heißt, wenn schwarze Katzen sieben oder neun Jahre alt geworden sind, würden sie selber zu Hexen und gingen in der Walpurgisnacht zur Hexenversammlung. Die Katze ist im Norden Europas der heidnischen Liebes- und Zaubergöttin Freyja heilig, welche zum Göttergeschlecht der Wanen gehört und sehr der römischen Göttin Venus und der griechischen Aphrodite ähnelt. Freyjas Wagen wird von zwei Katern gezogen, darum lautet eine von Freyjas Bezeichnungen „Herrin der Kater“.

Schwarze Tiere gelten seit alten Zeiten als Boten der Unterwelt und der Erdmutter, welche in der Erde gebietet. In der Erde begrub man die Toten; daher gilt sie oftmals als Jenseitsreich, als Aufenthaltsort der Totengeister. Im finnischen Epos Kalewala wird die Erdmutter als „Alte unter dieser Erde“ bezeichnet, als „Ackermutter“ und „Erdenherrin“. Der germanische Göttervater Wodan wird von den Tieren der Unterwelt begleitet, zwei schwarzen Raben und zwei Wölfen. Wolf und Hund sind in vielen alten heidnischen Religionen Wächter der Unterwelt; so kannten die alten Griechen den Hund Kerberus, der die Tore zum Hades, dem Schattenreich der Toten, bewacht.. Wodan selbst ist Führer der Toten, Herr des Geisterheeres (die Wilde Jagd) und Gott der Schamanen und Zauberer. Hexen, Zauberer und Schamanen stehen mit der Unterwelt und den Geistern der Toten in Verbindung. Alles, was mit dem Tod zu tun hat, wird von den Lebenden gefürchtet und gilt in vielen Religionen und Gesellschaften als unrein. Dementsprechend gelten auch die klassischen Totentiere als unreine Tiere, als „Teufelstiere“. Das gleiche gilt für Hexen, Zauberer und „schwarze“ Schamanen, also für die Schamanen, welche Kontakt zum Reich der Toten und Unterirdischen haben. Hingegen befassen sich die „weißen“ Schamanen mit den Göttern und sind als Priester tätig, müssen ein reines Leben führen, das heißt, sie dürfen sich nicht an Toten verunreinigen. Die schwarzen Schamanen, die Zauberer und Hexen, leben in der Regel immer etwas außerhalb des Dorfes und der Gemeinschaft, da man sie als unrein fürchtet. Trotzdem werden sie um Rat und Hilfe gebeten, da sie durch ihren Kontakt mit der Geisterwelt große Zauberkraft besitzen. Weiß und Schwarz hat also nichts mit Gut und Böse zu tun, sondern zeigt lediglich an, ob etwas in Verbindung zur Ober- oder Unterwelt steht. Manche Naturvölker kennen die Einteilung der Welt in drei Reiche: Himmel, Erde und Totenreich. Die Hexe steht vor allem mit der Welt der Toten unter der Erde in Verbindung, dem Reich der Totengöttin Frau Holle, und wird daher auch von den Tieren der Unterwelt begleitet: Rabe, schwarzer Hund, schwarzer Kater, Fledermaus, Eule und Kröte gelten als die Verbündeten der Hexe. Die Hexe und ihre Verbündeten gelten als unheimlich und mitunter als gefährlich, denn sie verkehren mit der dunklen Welt der Geister. Und diese Geister können den Lebenden gefährlich werden. Doch spenden die verstorbenen Ahnen auch Fruchtbarkeit und schützen die Lebenden. Bei manchen schamanischen Völkern können Frauen im Gegensatz zu den Männern immer nur schwarze Schamaninnen sein, niemals weiße. Diese schwarzen Schamaninnen entsprechen ziemlich genau dem Bild unserer Hexe.

Die Katze ist ein altes Hexentier – schon die altnordische Zaubergöttin Freyja erscheint mit einem Katzenwagen. Zeichnung von Ludwig Pietsch, 1860.

Die Hexenkraft unterscheidet sich von der einfachen Volkszauberei. Diese Volkszauberei ist etwas, was auch der Mensch erlernen kann, der kein Hexer bzw. keine Hexe ist. So trägt man Amulette, um sich vor bösen Geistern zu schützen, klopft dreimal auf Holz, um Unheil zu verhindern, oder spuckt dreimal aus. Das sind die kleinen Zaubereien des Alltags; aber es gibt auch kompliziertere Rituale und schließlich die sogenannte „Hohe Magie“. Zauberei und Hexerei sind nicht unbedingt dasselbe, auch wenn es viele Hexen gibt, die ebenfalls Zauber erlernen und durchführen. Sie lernen, ihre angeborene oder erworbene Hexenkraft im Zauber anzuwenden. Es gibt aber auch mit besonderen Kräften geborene Frauen, die niemals Zauber erlernen. Diese Frauen verfügen über bestimmte geistige Kräfte, wissen aber oft nichts davon, weil sie es entweder verdrängen oder sie diese Kräfte nicht bewußt lenken können. Denn auch eine angeborene Gabe bedarf der Bewußtwerdung und der Förderung, denn sonst verkümmert sie oder wird in falsche Bahnen gelenkt. Deswegen braucht eine Hexe, die ihre Kräfte gezielt einsetzen möchte, eine langjährige magischen Ausbildung, ebenso wie ein musikbegabtes Kind einer entsprechenden Schulung bedarf .

Hexen besitzen die Fähigkeit, einen anderen Menschen körperlich, seelisch und geistig zu beeinflussen, und zwar auf jene Weise, daß von...

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