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Hochsensibel geboren

Wie Empfindsamkeit stark machen kann

AutorElisabeth Nordeng, Prinzessin Märtha Louise
VerlagGoldmann
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783641224721
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Die Prinzessin auf der Erbse. Eine wahre Geschichte.
Was es bedeutet, mit der besonderen Gabe der Hochsensibilität im öffentlichen Interesse zu stehen, musste die norwegische Prinzessin Märtha Louise bereits früh erfahren. Sie und ihre Freundin Elisabeth Nordeng spüren und erleben vieles ungefiltert und intensiv: Farben, Geräusche, Gefühle. Ihre Sinne sind auch in vermeintlich alltäglichen Situationen besonders empfangsbereit, was jedoch schnell zur Belastung werden kann. Wie die Autorinnen gelernt haben, diese Wahrnehmungen positiv für sich und ihr Umfeld zu nutzen und sich gleichzeitig abzugrenzen, wenn alles zu viel wird, davon erzählt dieses intime Bekenntnis. Das sehr persönliche Buch einer der beliebtesten Vertreterinnen des norwegischen Königshauses.

Prinzessin Märtha Louise von Norwegen, 1971 geboren, ist die ältere Schwester des Thronfolgers Haakon. Besondere Beliebtheit erlangte sie als engagierte Märchenerzählerin. Früh folgte die gelernte Physiotherapeutin und leidenschaftliche Springreitern ihrer Berufung zur Engelsbotschafterin. Mit ihrer Freundin Elisabeth Nordeng gründete sie das esoterische Zentrum »Astarte Education«. Über ihre Erfahrungen haben sie bereits mehrer Bücher geschrieben. Märtha Louise war vierzehn Jahre mit Ari Behn, einem bekannten Schriftsteller, verheiratet. Die beiden haben drei Töchter.?

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Leseprobe

Was ist Hochsensibilität?

Stell dir vor, du wärst eine App auf einem Smartphone: Du wirst in einem fort aktualisiert. Buchstäblich jede Sekunde lädst du weitere Informationen herunter. Auch nachts. Und neben dir werden permanent andere Apps mit anderen Funktionen aktualisiert. Auch davon wirken welche auf dich ein.

Oder vielleicht arbeitest du in einer offenen Bürolandschaft. Es wird erwartet, dass du effektiv bist. Du sollst es schaffen, dich auf deine Arbeit zu konzentrieren, auch wenn zwei Kollegen an der Kaffeemaschine stehen und sich laut über das letzte Fußballspiel von Liverpool unterhalten. Der Kollege neben dir tippt selbstsicher und schnell auf der PC-Tastatur. Er hat Kopfhörer auf, die nicht schalldicht sind, und hört in voller Lautstärke Musik, die dir nicht gefällt. Rechts hinter dir in der Ecke braut sich ein Personalkonflikt zusammen. Irgendwelche Leute flüstern hitzig miteinander.

Am Arbeitsplatz ist es erwünscht, dass du sprühend und sozial bist. Viele Eltern hören bei Entwicklungsgesprächen in der Schule vom Lehrer: »Es wäre schön, wenn der Junge/das Mädchen etwas aufgeschlossener wäre.« Es ist ein Ideal unserer Zeit. Uns kommt es so vor, als wären die beliebtesten Menschen der Welt extrem flink und effektiv. Es ist nachgerade so, als sprühten sie pausenlos vor Kreativität und könnten problemlos mehrere Dinge gleichzeitig erledigen. Aus den sozialen Medien gewinnen wir den Eindruck, dass solche Supermenschen direkt von der Arbeit zu Geselligkeiten ziehen können, wo sie im Mittelpunkt stehen und dass sie Meister darin sind, sich zwanglos unter die Leute zu mischen.

Selbstverständlich ist die Realität nuancierter. Doch ist es zweifellos zu einer Anforderung des modernen Arbeitslebens geworden, Veränderungen rasch und anpassungsfähig zu bewältigen. In einer immer kleiner werdenden, aber sich ständig schneller drehenden Welt ist Veränderungsmanagement eine eigene Disziplin. Umstellung ist das Normale. Und vieles soll bei voller Lautstärke stattfinden.

Uns Hochsensible kann ein solcher Alltag völlig überwältigen und auslaugen. Unerwartete und große Veränderungen beeinflussen uns stark und können unter anderem zu Konzentrationsschwierigkeiten führen. Wir nehmen die Arbeit und die Begegnungen mit nach Hause. Im Bett gehen uns alle Gespräche und Eindrücke unablässig im Kopf herum, wir sind hellwach und schwer beschäftigt, aber auch fix und fertig.

Elaine N. Arons Forschungen zufolge teilen wir dieses Persönlichkeitsmerkmal mit 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung. Das heißt, jedes fünfte Kind wird mit einem sensibleren Nervensystem geboren. Diese Kinder sind um einiges empfänglicher für Sinneseindrücke. Da sie alles tiefer und umfassender verarbeiten als andere, brauchen sie mehr Zeit und Ruhe dafür. Sie sind schneller überstimuliert und besitzen großes Einfühlungsvermögen.

Hochsensibilität gibt es in allen Kulturen und Völkern. Es handelt sich also keineswegs um eine Diagnose für empfindsame Damen über vierzig. Und es ist auch ganz und gar keine Schwäche, von der »einer von fünf befallen« wird, wie die Zeitung VG einmal schrieb. Während in asiatischen Ländern Sensibilität als gute Eigenschaft gilt, wird sie in der westlichen Kultur als Schwäche betrachtet.

Der norwegische Schauspieler Henrik Mestad beschrieb seine Hochsensibilität einmal damit, dass er das Gefühl habe, in seinem Kopf liefen sieben Filme gleichzeitig. Für ihn sei es wichtig, sich jeweils auf einen Film zu konzentrieren und Pausen einzulegen, um »seinen privaten Klang«, wie er es nannte, hören zu können. In einer solchen Beschreibung erkennen wir uns gut wieder. Unser privater Klang geht in all dem Lärm um uns herum nämlich schnell unter.

Hochsensible bringen es womöglich nicht einmal fertig, beim Kundendienst eines Unternehmens anzurufen, weil wir zuerst in der Warteschleife mit Musik berieselt werden und dann mit gestressten Kundenberatern sprechen müssen. Oft sind im Hintergrund auch noch Lärm und andere Stimmen zu hören. Drei Stunden im Einkaufszentrum halten viele von uns einfach nicht aus. Unbewusst und bewusst versuchen wir, Orte mit viel Lärm und vielen Impulsen zu meiden. Für uns ist es eine Herausforderung, dass wir, genau wie die oben beschriebene App, ununterbrochen alles erfassen, aktualisieren und verarbeiten. Und nicht immer schafft es unser feinfühliges Nervensystem, jede Information und alle Eindrücke schnell genug zu sortieren und zu verdauen.

Es kommt zu einer ständigen Überlastung, von der wir oft nicht wissen, wie wir sie abstellen sollen. Und wie bei einem Smartphone, dessen Logdatei nicht täglich gelöscht wird, ist der Akku schnell leer.

Läuft man lange bei geringer Akkukapazität, erschöpft das nicht nur, es deprimiert auch noch. Viele bekommen Schlafprobleme. Im Nu ist man ausgebrannt, überanstrengt – und sitzt am Ende wieder heulend und ohne jede Energie da. Vielen Hochsensiblen ist nicht klar, warum sie so erschöpft sind. Sie begreifen die Ursache nicht, die darin liegt, dass sie ihre Empfindsamkeit ignoriert haben. Insbesondere wenn sie zu den extrovertierten Hochsensiblen gehören, so sind sie es gewohnt, sich weiter anzutreiben, statt innezuhalten, Pause zu machen und auf sich selbst zu hören.

Wenn beispielsweise eine App auf deinem Handy abstürzt oder langsamer wird, kannst du den Fehler suchen. Du kannst auf dem Telefon Platz freiräumen. Oder herausfinden, ob die Probleme von einer neuen App herrühren, die du heruntergeladen hast.

Den Fehler zu suchen bedeutet, auf sich selbst zu hören. Platz freizuräumen, Zeit für sich selbst zu schaffen, Zeit, um alles zu verarbeiten, was man erlebt. Ist es etwas Neues, was du heruntergeladen hast, das dich beunruhigt? Es ist wichtig herauszufinden, ob das, was du für ein Auftanken gehalten hast, in Wirklichkeit etwas ist, was dich aufreibt.

In einem Kinosaal sind wir Hochsensiblen leicht zu erkennen. Oft bleiben wir nämlich, von Gefühlen überwältigt, nach dem Film noch sitzen. Wir müssen uns sammeln, bevor wir der Welt außerhalb des Kinos wieder begegnen können. Nach Konzerten kann das ebenfalls so sein. Wir sind kaum in der Lage zu sprechen, so stark hat uns die Musik ergriffen.

Viele Künstlerinnen und Künstler, viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Schauspielerinnen und Schauspieler, Musikerinnen und Musiker besitzen diese hochsensiblen Sinne. Wenn Kunst, Musik oder Literatur sie ergreift, können sie das körperlich, als physische Reaktion wahrnehmen. Sie werden diese Musik, während andere das Gleiche hören oder sehen – und überhaupt nichts empfinden.

Einige Psychologen haben hochsensible Menschen als Personen mit extrem hoher Musikalität beschrieben. Sie lauschten auf alle Saiten, seien für alle Töne empfänglich. Das Kind, das allein am Rand des Schulhofs sitzt, und das Kind, das sich dem ungestümen Spiel immer wieder entzieht, beide können genau dieses angeborene Persönlichkeitsmerkmal haben. Sie besitzen eine mächtige Innenwelt und denken viel nach. Oft sind sie überaus intuitiv. Sie sehen zuerst die Antwort und finden danach die Argumente.

Das Wichtigste für so ein Kind ist, dass nicht nur die Klassenkameradinnen und -kameraden, die Lehrkräfte und die anderen Eltern es verstehen, sondern dass es sich auch selbst versteht. Und sich selbst genau so mag, wie es ist.

Kinder, die weinen, wenn sie mit der ganzen Klasse einen Ausflug in die »Laserzone« gemacht haben, können überstimuliert sein. Wenn sie auf Filme und Computerspiele voller Gewalt heftig reagieren, sind sie nicht unbedingt »Schisser«. Sie sind womöglich nur besonders sensibel. Häufig sind die am meisten bewunderten Kinder diejenigen, die sozial sind und an vielen Aktivitäten teilnehmen. Hochsensible Kinder verweigern sich dagegen oft Unternehmungen mit mehreren anderen Kindern, etwa Übernachtungspartys. Dies kann bitter sein, denn sie haben ja eigentlich Lust dazu – es wird ihnen nur einfach zu viel.

Uns selbst Grenzen zu setzen, um eine Überstimulierung zu vermeiden, und diesen Grenzen auch Geltung zu verschaffen, war ein sehr schwieriger Prozess. Wir hatten beide das Bedürfnis, in unserem Leben ordentlich aufzuräumen. Und wir mussten unbedingt Werkzeuge finden, Struktur und Sinn, damit die Tatsache, ohne Filter geboren zu sein, möglichst zu einem Vorteil statt zu einem Hemmschuh werden konnte.

Wie bereits erwähnt, ist Hochsensibilität angeboren. Elaine N. Aron und andere Forscherinnen und Forscher meinen, dass manche Menschen eine genetische Disposition für diese Empfindsamkeit haben, auch wenn wissenschaftlich kein spezielles Sensibilitätsgen nachgewiesen werden könne. Aron zufolge haben diese Kinder eine eingebaute Tendenz, heftiger als andere auf externe Stimuli zu reagieren. Bei einem Gehirnscan lässt sich sehen, dass Hochsensible stärker als andere auf negative, auf positive und auch auf neutrale Bilder reagieren. Sehen sie das Bild eines leidenden Menschen, wird ihr Gehirn noch heftiger reagieren als bei Nichthochsensiblen. Sehen sie ein schönes Bild eines Menschen, dem es gut geht, fällt ihre Reaktion ebenfalls stärker aus.

Die Ursache liege darin, dass diese Personen in der Amygdala, das ist der Bereich des Gehirns, der unsere Gefühle steuert, eine höhere Aktivität aufweisen, schreibt The Journal of Neuroscience. Die Zeitschrift beruft sich dabei auf die Studien von Rebecca Todd, Psychologieprofessorin an der University of British Columbia, und Adam Anderson, Professor an der Cornell University. Todd, die hinter den neuesten Forschungen auf diesem Gebiet steht, vermutet, dass die erhöhte...

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