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Hören

AutorJürgen Hellbrück, Wolfgang Ellermeier
VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr2004
Seitenanzahl354 Seiten
ISBN9783840914751
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis35,99 EUR

Das Buch bietet eine interdisziplinäre Darstellung über das Hören. Es informiert über die Geschichte der Hörforschung und vermittelt aktuelle Erkenntnisse zur Physiologie sowie zur Biophysik und Biochemie des Ohres. Ausführlich werden psychoakustische Phänomene und pathologische Fehlfunktionen des Ohres dargestellt. Die Besonderheiten psychophysischer Skalierungsverfahren, die in der Audiometrie und bei der Hörgeräteanpassung, aber auch bei der Lärmbewertung Anwendung finden, werden erörtert. In der Neuauflage wurden wichtige Forschungsergebnisse und neuere Entwicklungen auf dem Gebiet der Hörakustik ergänzt. Das Buch wendet sich an Studierende der Medizin, Biologie und Psychologie, aber auch an Praktiker, beispielsweise aus der Technischen Akustik, der Hörgeräteakustik, der Schwerhörigenpädagogik oder der Logopädie; kurzum an alle, die mehr über die Funktionen und möglichen Fehlfunktionen des menschlichen Gehörs erfahren möchten.  

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Einführung
  3. 1 Geschichte der Akustik
  4. 2 Schallgrößen und Höremfindungen
  5. 3 Anatomie und Physiologie
  6. 4 Phänomene, Theorien und Modelle
  7. 5 Schwerhörigkeit und Audiometrie
  8. 6 Psychometrische Grundlagen
  9. 7 Hörfeldaudiometrie
  10. Zusammenfassung und Ausblick
  11. Anhang
  12. Personen-und Sachverzeichnis
Leseprobe

5 SCHWERHÖRIGKEIT UND AUDIOMETRIE (S. 176-177)

In diesem Kapitel werden Erscheinungsformen und Ursachen der Schwerhörigkeit dargestellt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf den Funktionsstörungen, deren Ursachen im Innenohr begründet sind. Diese Formen der Schwerhörigkeit sind deshalb von besonderer Bedeutung, weil sie medikamentös oder chirurgisch in der Regel nicht behandelt, sondern nur mittels Hörgeräten therapiert werden können. Zum anderen ist diese im Innenohr verursachte (kochleäre) Schwerhörigkeit eine Funktionsstörung mit zunehmender Häufigkeit. Dies dürfte mit der zunehmenden Belastung des Ohres durch Schall – sei es Lärm oder überlaute Musik –, aber auch mit verschiedenen anderen Faktoren zusammenhängen, wie bestimmten chemischen Stoffen, die über das Blut an das Innenohr gelangen. Damit ist kochleäre Schwerhörigkeit eine Krankheit von hoher gesundheitspolitischer Relevanz. Die Risiken, schwerhörig zu werden, nehmen zu. Dabei kann Schwerhörigkeit in jungen Jahren zusätzlich zu der allgemeinen sozialen Beeinträchtigung eine gewichtige Behinderung in der Berufsausübung sein. Leider sind die im Innenohr lokalisierten Funktionsstörungen im Detail noch unbekannt. Im Folgenden sollen einige Ergebnisse der Schwerhörigkeitsforschung diskutiert werden. Zuvor werden die wichtigsten Typen der Schwerhörigkeit voneinander abgegrenzt. Dabei werden einige audiometrische Verfahren erläutert, hierunter Békésy-Audiometrie, SISI- und Fowler-Test.

Schwerhörigkeit, Audiometrie und das Audiogramm

Man unterscheidet im Wesentlichen zwei Arten von Hörstörungen:

Schallleitungsschwerhörigkeit (conductive hearing loss) und Schallempfindungsschwerhörigkeit (sensorineurale Schwerhörigkeit; sensorineural hearing loss, SNHL).

Schallleitungsschwerhörigkeit Schallempfindungsschwerhörigkeit

Schallleitungsstörungen betreffen Störungen der Schallaufnahme und Schallweiterleitung im äußeren Ohr und Mittelohr, etwa durch Ansammlung von Cerumen (Ohrwachs) im äußeren Gehörgang, Perforation des Trommelfells oder Defekte im Mittelohr (z.B. Otosklerose11). Diese Störungen können heute meist durch routinemäßig durchgeführte hörverbessernde Eingriffe und Operationen behandelt werden. Die Möglichkeiten eines chirurgischen Eingriffs bei sensorineuralen Hörstörungen sind jedoch begrenzt. Bei Hörverlust oder extremer Schwerhörigkeit kochleären Ursprungs kann unter gewissen Umständen von der Möglichkeit Gebrauch gemacht werden, Elektroden in die Kochlea zu implantieren (Cochlear implants; vgl. z.B. Allum Ed.), 1996; G.M. Clark et al., 1987; Lehnhardt & Bertram (Hrsg.), 1991; Loeb, 1985; Meyerhoff, Liston & R.G. Anderson, 1984; zu Cochlear Implant siehe auch Kap. 7, S. 129). Wir wenden uns im Folgenden ausschließlich der Schallempfindungsschwerhörigkeit bzw. sensorineuralen Schwerhörigkeit zu. Zuvor sollte jedoch noch angemerkt werden, dass im deutschen Sprachraum nach sensorischer und neuraler Schwerhörigkeit unterschieden wird.

sensorineuraler Hörverlust (SNHL)

Mit sensorischer Schwerhörigkeit sind kochleäre Störungen gemeint. Der Begriff neurale Schwerhörigkeit bezieht sich dagegen auf Störungen der neuralen Weiterleitung (retrokochleäre Störungen), häufig durch ein Akustikusneurinom verursacht, eine (gutartige) Geschwulst im inneren Gehörgang. Bei kochleären Störungen spricht man in der englischsprachigen Literatur auch von „SNHL of cochlear origin" (vgl. dazu Moore, 1995b). Im Folgenden ist, sofern nicht anders vermerkt, mit dem Begriff sensorineuraler Hörverlust bzw. mit der Abkürzung SNHL eine Hörstörung kochleären Ursprungs gemeint.

Audiometrie

Unter Audiometrie versteht man die Wissenschaft, die sich in Forschung und Anwendung mit der systematischen Prüfung der Hörfähigkeiten befasst. Sie ist ein Teilgebiet der Audiologie, der Wissenschaft vom Hören. Man kann die Hörprüfungen in subjektive und objektive Methoden unterteilen.

subjektive Audiometrie

Die Messwerte subjektiver Hörprüfungen beruhen auf Reaktionen, mit denen Individuen Hörempfindungen zu erkennen geben. Diese Reaktionen können in Form von verbalen Aussagen oder durch Drücken einer Taste erfolgen. Diese Reaktionen lassen Rückschlüsse auf die Funktionsfähigkeiten des Gehörs zu. Der Vorteil subjektiver Methoden ist, dass sie sich direkt auf die eigentlichen Empfindungen der betreffenden Person beziehen, der Nachteil, dass sie von der Bereitschaft zur Mitarbeit und vom Entscheidungsverhalten der Person abhängig sind.

Inhaltsverzeichnis
INHALTSVERZEICHNIS11
VORWORT ZUR ERSTEN AUFLAGE7
VORWORT ZUR ZWEITEN, AKTUALISIERTEN AUFLAGE9
EINFÜHRUNG17
Akustik, Audiologie und Psychometrie17
Das Hören und seine Bedeutung18
Einführung in die einzelnen Kapitel des Buches22
1 GESCHICHTE DER AKUSTIK27
Akustik in der Antike27
Akustik in der Neuzeit31
Akustik im 19. und 20. Jahrhundert33
Zusammenfassung50
Literaturempfehlung51
2 SCHALLGRÖßEN UND HÖREMPFINDUNGEN53
Schall – hörbare Schwingungen53
Schwingung, Schallwelle und Schallfeld56
Schallpegel und Lautstärke67
Ebenmerkliche Veränderungen und Empfindungsgrößen78
Zusammenfassung89
Literaturempfehlung90
3 ANATOMIE UND PHYSIOLOGIE91
Aufbau des Hörsystems91
Funktionen des Hörsystems98
Aktive Prozesse im Innenohr107
Zusammenfassung115
Literaturempfehlung116
4 PHÄNOMENE, THEORIEN UND MODELLE117
Tonhöhenempfindung und Periodizitätserkennung117
Schallanalyse des Gehörs124
Maskierung, Adaptation und Ermüdung135
Die Lautstärkenempfindung138
Räumliches Hören149
Komplexe auditive Signalverarbeitung157
Zusammenfassung173
Literaturempfehlung174
5 SCHWERHÖRIGKEIT UND AUDIOMETRIE177
Schwerhörigkeit, Audiometrie und das Audiogramm177
Ursachen für sensorineuralen Hörverlust181
Audiometrie und psychoakustische Merkmale des sensorineuralen Hörverlusts194
Tinnitus205
Zusammenfassung207
Literaturempfehlung208
6 PSYCHOMETRISCHE GRUNDLAGEN211
Empfindung, Wahrnehmung und das Problem der Messung212
Die klassische Psychophysik und das Messen von Psychischem215
Die „Forced-Choice“-Methode und adaptive Verfahren226
Die direkte Skalierung237
Absolute Urteile und psychologische Bezugssysteme245
Was messen die Skalen?253
Zusammenfassung263
Literaturempfehlung263
7 HÖRFELDAUDIOMETRIE265
Kategoriallautheit und Hörfeldaudiometrie265
Systematische Varianz der Lautstärkenempfindung267
Prothetische Rehabilitation und Hörgeräteanpassung277
Audiometrie, Bezugssysteme und Skalierung291
Zusammenfassung298
Literaturempfehlung298
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK301
ANHANG305
Nützliche CDs und CD-ROMs305
Internet-Adressen307
LITERATUR309
PERSONENVERZEICHNIS343
SACHVERZEICHNIS349

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