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Hol ich mir

Geld, Konsum & Geltung

VerlagArchiv der Jugendkulturen Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl292 Seiten
ISBN9783945398173
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
'Hol ich mir!' - so heißt ein häufig aus dem Munde von Jugendlichen zu vernehmender Satz. Gemeint ist dann zumeist das 'megageilste' Handy, die supercoole Jacke oder ein anderes 'Must-Have' ... Bemerkenswert dabei ist, dass in dieser Formulierung von 'kaufen' gar nicht die Rede ist: Warum eigentlich nicht? Ist Geld ein Tabu-Thema unter jungen Leuten? Hat man es einfach, ohne darüber sprechen zu müssen? Ist man sich vielleicht über den Wert des Geldes nicht im Klaren? Sieht man die Arbeit gar nicht, die es gekostet hat, die 'Kohle' zu erwerben? Welche Bedeutung hat das Geldhaben und Geldausgeben für Jugendliche? Was für einen Stellenwert besitzen Konsumartikel innerhalb von Jugendkulturen? Inwieweit kann man sich in sie einkaufen? Angesagte Markenkleidung zu tragen, sich cool zu stylen, über neueste Informationstechnik zu verfügen - wieweit verschafft das Zugehörigkeit und Anerkennung? Ersaufen die jungen Leute von heute im Konsumrausch? Riskieren sie leichtfertig, in Verschuldungsspiralen zu geraten? Kommt vielleicht sogar das dabei zu kurz, was wirklich wichtig ist im Leben? Zählt mehr Haben als Sein? Oder leben junge Menschen längst auch Alternativen und stehen hinter Fragen wie diesen nur die üblichen Besorgnisse älterer Menschen und das Lamento von missgünstigen Pädagog_innen? In diesem Buch kommen zu diesen Fragen echte Expert_innen zu Wort: junge Leute selbst.

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Leseprobe

„So ‘n bisschen Hipster is eigentlich jeder.”


Paul, 16, Schüler und Marie, 15, Schülerin; beide an einem Gymnasium

Paul, ich weiß von dir schon: Du trägst gerne Marken: T-Shirts von Abercrombie & Fitch, Unterhosen von Calvin Klein usw. Was ist denn das Coole daran, so Klamotten zu tragen?

Paul: Ja stimmt schon, aber ich bin eigentlich nicht so der Typ, der Sachen kauft, die mir nicht gefallen, wo aber ‘ne Marke draufsteht. Es geht mir nicht so sehr um die Marke. Ob da jetzt Calvin Klein auf dem Shirt steht, is mir eigentlich nicht so wichtig, aber wichtig is mir, ob das T-Shirt gut aussieht. Und die ganze Unterwäsche kaufe ich mir ja nicht selber. Das wär mir auch zu teuer. Wenn ich mir selber Unterwäsche kaufe, dann von H&M. Anderes bekomm ich halt mal geschenkt. Ist auch nicht selbstverständlich immer so.

Aber du bekommst es ja von deinen Eltern geschenkt, weil sie wissen: Abercrombie & Fitch und solche Marken findet unser Sohn cool.

Paul: Ja, schon. Aber ich weiß nicht … ich bin jetzt auch gar nicht mehr so auf Abercrombie fixiert. Ich fand das immer cool, weil das gab‘s nur in Amerika. Ich trag auch gern mal Klamotten, die nicht jeder trägt. Und was mich jetzt ein bisschen stört, ist, dass Abercrombie jetzt nach Frankfurt gekommen ist und Hollister, die Geschwistermarke, nach Stuttgart. Jetzt trägt jeder zweite Typ Hollister-Zeug.

Und du meinst, dadurch, dass man das jetzt auch hier kaufen kann, ist es jetzt ein bisschen entwertet?

Paul: Ja. Ich fand‘s immer cool, weil mein Freund Julius und ich quasi die einzigen waren, die‘s hatten. So vor eineinhalb Jahren kannte das noch keiner, in Frankfurt trugen es nur ganz wenige. Das gab‘s halt in Deutschland nicht. Wahrscheinlich fand das deswegen jeder so cool. „Was haste denn da für ‘n Shirt an?”, „Hab ich aus Amerika“, so hat man das dann gesagt.

Aber ich weiß, dass du auch Badeschlappen von Quiksilver oder so hast …

Paul: Einfach auch weil‘s besser aussieht. Quiksilver hab ich immer gern getragen, weil ich bin auch viel geskatet und gelongboarded, da hat man sowas einfach getragen. Es ging mir nicht darum, mich dadurch nur wie ‘n Skater zu fühlen, sondern ich stand damals einfach darauf, Skate-Sachen zu tragen. Da trägt man halt nicht Deichmann, da trägt man halt Quiksilver und Volcom, WeSC und so Zeug.

We … was?

Paul: [buchstabiert englisch:] W, E, S, C oder [buchstabiert deutsch:] W, E, S, C sagen auch manche. We are the Superlative Conspiracy. Solche Marken oder G-Star sind cool. Und Hugo Boss. Aber das tragen dann eher die edlen Leute. Quiksilver und Volcom sind halt eher die Skater-Sachen, so ‘n bisschen ausgefranst. Das hat auch ‘ne Zeitlang echt keiner getragen, aber das trägt jetzt auch jeder …

Und dadurch ist es wieder nicht mehr so viel wert?

Paul: Ja, eben. Das erklärt sich auch ein bisschen selber: Wenn man jetzt was hat, was eigentlich keiner hat, ist es was Cooles. Keiner kennt‘s, jeder will‘s, so. Aber wenn jeder dasselbe anhat, dann is es ja irgendwie langweilig.

Aber dann kannste dir ja genauso gut Klamotten ausm Second-Hand-Laden kaufen. Die hat ja auch keiner – irgendwie abgerissene Klamotten …

Paul: [Lacht.] Ja, okay. Hab ich jetzt noch nicht so drüber nachgedacht. Ehrlich gesagt: Ich kenn keinen Second-Hand-Laden und probier nicht so viel Neues. Ich kauf auch eher in Einzelgeschäften.

Und jetzt geh ich halt gerne in die Jugendabteilung bei Peek & Cloppenburg.

Echt? Peek & Cloppenburg?

Paul: Ja, die sind nicht so teuer wie viele denken. Aber wenn man da ins Tiefgeschoss runterfährt, da gibt‘s einfach Jugendklamotten. Ist jetzt nich billig unbedingt, aber es is auch nich teuer. Is halt einfach auch so ‘n bisschen Style. Sieht auch besser aus als beim Karstadt.

Marie: … gut und stylisch.

Paul: Gechillt!

Ah ja, okay. Ich kann mich erinnern, dass du, Paul, früher so ‘n Baseball-Cap getragen hast, ich seh dich überhaupt nicht mehr mit so ‘ner Kappe. Ist das uncool, oder, um es in euern Worten zu sagen, unstylish geworden?

Paul: Ja diese New Era Caps. Das hat auch zum Skater gehört. Am Wochenende hat man sich halt so aufm Skatepark getroffen, Kopfhörer reingesteckt, ‘ne Cap auf, und dann is man halt mit seinem Skateboard rumgefahren.

Ehrlich gesagt: Ich kenn keinen Second-Hand-Laden.

Und du, Marie, hast Ehrlich gesagt: Ich du auch Vorlieben für kenn keinen bestimmte Marken?

Marie: Nö, also eigentlich nicht. Ich kauf gern bei H&M ein. MANGO find ich auch nicht schlecht, oder ZARA. Aber mir geht‘s halt nicht wirklich um die Marke, mir geht‘s auch ein bisschen um die Qualität. Ich kauf das, was mir gefällt, egal wo eigentlich.

Hast du Freundinnen, für die das anders ist, die mehr nach Marken gucken?

Marie: Nicht Freundinnen. Ich kenn aber Menschen, die haben sehr viel Geld, und die sagen, dass es peinlich ist, bei New Yorker z. B. einzukaufen.

Und Schuhe oder sowas?

Paul: Vans.

Marie: Ja, Vans find ich gut. Die sind zwar eigentlich schon relativ teuer, aber es sind halt Schuhe, in denen ich mich wohlfühl. Es ist zwar schon irgendwie langsam langweilig, weil so viele die anhaben, aber ich find‘s eigentlich trotzdem noch gut.

Was für Klamotten würden denn gar nicht gehen? Welche Marke oder welchen Style würdet ihr nicht anziehen?

Marie: Also Marke gibt‘s eigentlich keine, wo ich jetzt sagen würde: Nein, auf gar keinen Fall …

Paul: Doch! Gibt‘s schon …

Marie: Also das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen arrogant an, aber ich würd jetzt irgendwie nicht in KiK gehen. Das hat für mich ‘nen schlechten Ruf einfach. Nicht, weil‘s billig ist. Aber ich würde jetzt auch keinen verurteilen, weil er KiK-Sachen anhätte. Das hat ja auch manchmal mit dem Geld zu tun. Wenn manche Menschen sich teurere Sachen nicht leisten können, dann sollen sie, dann können sie KiK haben. Das stört mich nicht.

Womit bringst du den schlechten Ruf zusammen?

Marie: Irgendwie, dass es keine so gute Qualität hat oder dass es halt sehr viel Kinderarbeit anscheinend hat. Ja, aber das kann man eigentlich bei allen Klamotten, auch bei Breuninger-Klamotten sagen. Auch teure Marken nutzen Kinderarbeit. Aber ich würde jetzt halt mal sagen, dass es vermehrt in solchen Discountern is.

Paul: Ich kauf auch nich bei KiK. Okay, wenn ich nur sowas zum Drunterziehen brauch, ‘n T-Shirt unter ‘nem Hemd oder so, dann kauf ich mir irgend so ‘nen 6-Euro-Scheiß. Das is wahrscheinlich genauso blöd produziert wie beim KiK, hol‘s trotzdem beim H&M, ich weiß nicht. Ich würd auch nich sagen, wenn jemand KiK anhätte, is er irgendwie blöd oder ich will nix mit ihm zu tun ham, der hat kein Geld oder so, das würd ich niemals sagen. Ich hab auch Leute unter meinen Freunden, z. B. einen aus meiner Klasse, der hat eigentlich, ich würd mal sagen, Style hat der nicht wirklich.

Style ist ja auch so ein bisschen, was grad passt.

Was ist denn Style?

Paul: Ja, ich weiß nicht so genau, so ‘ne Kombination von Klamotten halt.

Marie: Ja, Style ist ja auch so ein bisschen, was grad passt.

Paul: Ein Freund aus meiner Klasse is total der nette Typ, einer, den ich als Typ total schätze. Ich find den total nett, aber was der trägt, das passt nich zusammen.

Marie: Das is ja auch Geschmacksache.

Da gehen also Signalwirkungen von den Klamotten aus?

Paul: Ja … ja, ich weiß nicht.

Marie: Also wenn sie jetzt z. B. nur Markensachen anhaben, dann macht‘s für mich schon ‘n bisschen den Eindruck, als achtet derjenige schon ziemlich aufs Geld. Oder wenn auch ‘n Mädchen nur Markenklamotten anhat, also mit Ja, und was wollen die dann damit signalisieren, was Riesen-Buzzern überall drauf. Wo das Logo halt so fett drauf is und ‘n gleiches T-Shirt viel weniger kosten würde.

Ja, und was wollen die dann damit signalisieren, was meinst du?

Marie: Z. B. dass sie Geld haben. Das find ich dann auch ziemlich assi gegenüber den Menschen, die‘s eben nicht haben. Oder aber z. B. Mädchen mit sehr betontem Ausschnitt, wo man den BH oder so sieht, dann denk ich auch im ersten Moment, dass die sich da billig hergeben.

Da gibt‘s also welche, denen sieht man gleich an, zu was für ‘ner Szene die gehören, ob die arrogant sein wollen oder …

Marie: … oder ob sie assi sind [lacht].

Paul: Das sind eigentlich die einzigen Leute, wo...

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