Der Ausdruck Salutogenese wird vom lateinischen salus abgeleitet und bedeutet Gesundheit, Wohlbefinden. Genese stammt aus dem griechischen und meint Geburt, Ursprung, Entstehung. Die Salutogenese ist u.a ein Rahmenkonzept. Dieses bezieht sich auf Einflussfaktoren und dynamische Wechselwirkungen, die zur Entstehung und Erhaltung von Gesundheit führen. Nach diesem Denkansatz ist Gesundheit kein Zustand sondern ein Prozess. (http://de.wikipedia.org/wiki/Salutogenese, 2.1.2012)
Der Gesundheitssoziologe Aaron Antonovsky stellte den Begriff der Salutogenese für die Verursachung von Gesundheit den medizinischen Aussagen der Pathogenese gegenüber. Die Salutogenese beschäftigt sich mit den Ursprüngen der Gesundheit und geht von einer menschlich subjektiven Grundorientierung aus, die die jeweiligen eigenen persönlichen Positionsbestimmungen in einem Gesundheit - Krankheit- Kontinuum bewirken. (Robinson 1991, S. XIV)
Antonovsky fand entscheidende Antworten auf die Frage der Gesundheitsentstehung. Menschen haben ein Bedürfnis, dass ihre innere und äußere Umwelt voraussagbar ist und möchten, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sich die Angelegenheiten so gut entwickeln, wie es vernünftigerweise erwartet werden kann. (vgl. Robinson 1991 S. XIV in Bezug auf Antonovky 1989 S. 52) Darum bezeichnet Antonovsky das Kohärenzbedürfnis des Menschen als eine umfassende Einstellung, die das Ausmaß eines nahezu vollständigen, dauerhaften und dynamischen Vertrauens nach Beständigkeit ausdrückt. Gesundheit und Krankheit sind nach Antonovsky keine sich ausschließenden Gegensatzpaare. Er vertritt die Ansicht, dass der Mensch an sich aus gesunden, wie auch kranken Anteilen besteht. Er geht dabei von einem existenten Gesundheits- und Krankheitskontinuum aus. (vgl. Siegel 2005, S. 36) Der jeweilige Gesundheitszustand eines Menschen ergibt sich aus der dynamischen Interaktion zwischen[...] Belastungen und Ressourcen einer Person. Daraus ist zu erkennen, auf welchem Platz sich der Mensch in dem Gesundheits- und Krankheitskontinuum jeweils befindet. (vgl. Siegel 2005 S. 36 in Bezug auf Brieskorn-Zinke 2000. S. 375) Das Kohärenzgefühl kann durchaus als Grundhaltung zum Leben und anderen Menschen gegenüber bezeichnet werden. Den größten Einfluss auf das Kohärenzgefühl haben die Gefühle Verstehbarkeit, Bewältigbarkeit und Sinnhaftigkeit. Ein gelungener Einsatz von Humor kann das Kohärenzgefühl veranlassen, einen günstigen Einfluss auf die drei genannten Elemente zu nehmen. Das bedeutet, dass sich dieser Einfluss positiv auf das Gesundheits- und Wohlbefinden niederschlägt. Durch die Blickrichtung auf kleine und noch kleinere Bestandteile des Körpers aus moderner medizinischer Sichtweise gerät die Tatsache, dass der Patient ein komplexes menschliches Wesen ist, mehr und mehr aus dem Erkenntnisbereich der Mediziner. Indem sie Gesundheit auf eine mechanische Funktion reduzieren, sind sie nicht mehr in der Lage, mit dem Prozess des Heilens fertig zu werden. (vgl. Robinson 1991, S. XV in Bezug auf Capra 1983, S. 131)
Im Sinne der ganzheitlichen Betrachtungsweise, in der der Mensch eben als Gesamtergebnis all seiner einzelnen Systeme und Teile, einem Gesamtkomplex verschiedenster Strukturen besteht, hat er kaum eine bedeutende Einflussmöglichkeit, wenn einzelne Teile von ihm mehr Bedeutung erlangen, als er selber als Persönlichkeit. (vgl. Robinson 1991, S. XV in Bezug auf Anders 1996) Dadurch wird er weder als einen der Verbesserung seiner Situation beitragenden wichtigen Akteur betrachtet, sondern als Träger nicht funktionierender Teile oder Systeme, die nach dem Reparaturprinzip in der Werkstatt der Fachleute repariert oder ausgetauscht werden. Im Sinne der Salutogenese bedeutet Gesundheitsförderung eine Gestaltung verstehbarer, handhabbarer, sinnhafter Lebensumstände und Lebensaufgaben. Der Blickwinkel reicht demnach weiter als nur auf das kranke Individuum gerichtet, sondern richtet sich auch auf die Rahmenbedingungen von Gesundheit und Krankheit. Aus Sicht der Salutogenese hat eine gesundheitsfördernde Organisationsgestaltung als Mitbeteiligungs- - und Eingriffsmodell, z.B. im Krankenhaus Möglichkeiten, die dem Menschen erlauben, eigene soziale Handlungskompetenz zu erhöhen, um positive Wirksamkeit im Hinblick auf die eigenen Gesundheitskompetenzen zu erzielen, sowie zur Neuordnung der sozialen und technischen Arbeitsumwelt und einer verbesserten Versorgungsqualität beizutragen. (vgl. Robinson 1991, S. XV in Bezug auf Müller; Münch; Badura 1997, S. 299)
Die Aussagen von Robinson und die von ihr zitierten Autoren beziehen sich im Wesentlichen auf die Bedingungen und Sichtweisen im Gesundheitswesen, wie z.B. im Krankenhaus. Die zugrunde liegenden Aussagen und deren sozialhygienische, psychosoziale und gesundheitliche Einschätzungen und Wirkweisen sind gut übertragbar auf die Tätigkeiten im Sozialwesen und somit auf die Arbeitsfelder der sozialen Arbeit. (vgl. Schmidbauer 1998, S. 7) Manchmal können innerhalb hierarchischer Strukturen, die in Institutionen vorhanden sind, nur mit den Mitteln des Humors und des Witzes, Verstehbarkeit, Handhabbarkeit, und Sinnhaftigkeit, errungen werden. Scherzproduktion reproduziert soziale Ordnung in vielerlei Hinsicht und kann auch an ihrer Veränderung teilnehmen. Nicht jedem Menschen kommt in jeder Situation das Recht zu, dieselbe durch Witz und Humor zu verändern. „Sich das Recht trotzdem zu nehmen, kommt einem Akt der Subversion der Hierarchie gleich.“ (Kotthoff 1996, Einband, in Robinson 1991, S. XV).
Menschen in besonderen Belastungssituationen können über Humor, Witz und respektloses Infragestellen ihr lähmendes Ausgeliefertsein angesichts von Bedrohung, durch ihnen gegenüber übermächtig erscheinenden Bedingungen (Krankheiten, Unfällen, persönliche Schicksalsschläge), überwinden. Somit ist der Weg frei zu kreativer, eigenständiger Erkenntnis der eigenen Lage und einem besseren Umgang damit. Humor im Salutogenesekonzept kann zu einem machtvollen Instrument der Standortbestimmung innerhalb des Gesundheit-Krankheit-Kontinuums werden. Clownerie und Humor bedienen sich der Verfremdung, die, wie Berthold Brecht erkannte,
„Einen Vorgang oder einen Charakter verfremden heißt zunächst einfach, dem Vorgang oder dem Charakter das Selbstverständliche, Bekannte, einleuchtende zu nehmen und über ihn staunen und Neugierde zu erzeugen“. (Brecht, zitiert in: Robinson 1991, S. XIV)
Humor in weiteren Fachgebieten
II. 2. Humor im Gesundheitswesen
„Nein, ich habe keine Angst vor dem Tod, ich möchte nur nicht dabei sein, wenn es passiert“! (Woody Allen)
Es ist schwierig jemanden nicht zu mögen, der uns zum Lachen bringt.
Robinson betrachtet den Humor im Gesundheitswesen als ein Bewältigungsmechanismus gegen äußere Zwänge, sowie gegen die inneren psychischen Belastungen, die mit Krankheiten einhergehen. In der Welt von Gesundheit und Krankheit erfüllt Humor drei Hauptfunktionen: eine kommunikative, eine soziale und eine psychologische. Diese drei Funktionen vermischen sich selbstverständlich je nach Situation in unterschiedlichem Maße. Humor funktioniert in diesen Bereichen als Übermittler wichtiger Botschaften, hilft soziale Bindungen zu knüpfen und trägt dazu bei, Widrigkeiten und Diskretion erfordernden Situationen dieses besonderen Umfeldes besser zu verkraften. Dies ist zweifellos eine große Aufgabe für ein ausgesprochen indirektes und zufallsabhängiges Phänomen, wie es der Humor nun einmal ist. (vgl.Robinson 1991, S. 46)
„Wenn in uns ein echtes Lächeln erzeugt wird und wir kurz innehalten und die leichte heitere Wärme verspüren, die es in uns weckt, ist das ein Moment, der uns ein Stück näher an innere Gelassenheit bringen kann.“ (Michael Höllerhage)
Humor kann als Coping- (Bewältigung) Instrument, als Ressource genutzt werden, um mit innerpsychischem und körperlichem Leid, schwierig zu verarbeitenden Situationen und schwer zu verarbeitenden Belastungen fertig zu werden. (vgl. Siegel, 2005, S.40) Humorforscher gehen davon aus, dass Menschen die viel lachen und eine Menge Humor besitzen, von den psycho-physischen Auswirkungen des Lachens profitieren können. Das steht im Gegensatz zu Personen, die wenig Gefühl für Humor haben. Sie werden durch hohe seelisch-körperliche Belastungen schwerer belastet. Menschen mit viel Sinn für Humor bewerten Belastungssituationen anders, weniger schwerwiegend und sind daher weniger anfällig für negative Begleitemotionen von Stress. Werden Krankheiten zusätzlich als eigenes Scheitern bewertet, kann das erhebliche Frustrationen und dadurch neue Belastungen mit sich bringen. Diese Mehrfachbelastungen können dazu führen, dass der Mensch schneller innerlich ausbrennt.
Es gibt keine gesunden, es gibt nur schlecht untersuchte.
(Scherz, im Krankenhaus unter Pflegepersonal, Ärzten und Patienten..
Der Schmerzprozess wird heute als Vorgang betrachtet. Schmerz ist weit mehr, als die bloße Wahrnehmung des Schmerzreizes. Er ist ein Zustand der den ganzen Menschen und auch seine...