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Hurra, wir fahren!

Eine Radtour den Rhein entlang von Bingen bis Koblenz

AutorHanne Wiedenhöfer
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783746085487
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Ab in den Urlaub mit drei temperamentvollen Jungs zwischen 5 und 9 Jahren - aber wohin? Noch dazu, wenn Papa nicht mitfahren kann? Hanne Wiedenhöfer schildert in diesem Buch eine erlebnisreiche Radtour mit ihren Söhnen durch das wunderschöne Mittelrheintal von Bingen bis Koblenz.

Hanne Wiedenhöfer wurde 1942 in Stuttgart geboren und lebt heute in Rudersberg. Ein Artikel über die zweite Radtour mit drei Söhnen - Mosel, Eifel und Rhein bis Köln - wurde in der Zeitschrift "Bella" veröffentlicht.

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Leseprobe

Später Nachmittag.

Es war ein Tag wie jeder andere auch, angefüllt mit Alltag, mit kleinen Aufregungen wegen der Kinder, mit einer zerrissenen Hose, mit schmutzigen Händen und Schuhen, als ich sie zum Abendessen rief.

Sie, das sind drei Buben im Alter von 5 ½, 7 ½ und 9 ½ Jahren. Oliver, Markus und Volker. Drei Namen und drei ganz verschiedene Kinder. Jedes mit einer anderen Haarfarbe. So kann ich wenigstens gleich herausfinden, wer es ist, falls mal wieder einer in einem Bauloch Schlammwerfen spielt. Nun ja, das war dann ein Tag, der ereignisreicher als der heutige war. Heute war nichts Besonderes passiert und so hatte ich beschlossen, da der Vater erst später nach Hause kam, noch einen kleinen Spaziergang mit ihnen zu machen. Ich hatte die Brote fürs Abendessen eingepackt, Getränke dazu, und nachdem alle ordentlich gewaschen und gekämmt waren, machten wir uns auf den Weg. Ein paar hundert Meter von dem kleinen Dorf entfernt, in dem wir wohnen, erhebt sich ein Hügel, der unser Ziel war. Den Galgenberg nennt man ihn.

Vielleicht hat er in früherer Zeit diesen Namen bekommen, hier in dieser Gegend findet man diese Bezeichnung öfter. Vielleicht im Mittelalter, da ging es hier oft wild zu. Wir haben auch eine Burg, den Waldenstein, auf der Ritter lebten. Allerdings gibt es kaum Informationen darüber, was sich da so abgespielt hat.

Nun, wie dem auch sei, wir wanderten an diesem Abend den Hügel hinauf, mit dem Ziel, dort oben unser Abendbrot zu uns zu nehmen. Ohne Getränke geht’s ja nicht, die durften nicht fehlen.

Wir machten öfter solche kleinen Ausflüge, besuchten abends mal ein Pferd, das wir sehr mochten, »unseren« Max, der immer gleich angaloppiert kam, wenn wir ihn riefen, und dann natürlich die saftigsten Kräuter und Gräser bekam. Zum Dank wieherte er dann ganz laut. Er war unser Freund und wir fuhren oft mit den Fahrrädern zu ihm. Der Besitzer wusste das und wir gaben ihm auch nur das Grünzeug, das er erlaubt hatte. Wir wollten ja, dass es Max gut ging.

Manchmal besuchten wir in einem weiter weg gelegenen Nachbardorf ein kleines Pony, das wir »Struppi« getauft hatten. Sein Fell war zerzaust und es war nicht das Schönste, aber es gefiel uns.

Mal mochte es Gras und Kräuter, manchmal eine Karotte oder einen Apfel, und mal auch nicht. Das ergab dann immer Gesprächsstoff für den Rückweg.

Auch heute gab es Stoff für Diskussionen. Was könnten wir in den Ferien machen und anderes.

Bald waren wir oben angelangt. Bei einem Wasserhäuschen steht eine Bank. Von dort aus hat man einen wunderschönen Blick auf unser Dörfchen. Die erste Frage war: »Seht ihr das Haus?« Die Rollläden sind halb herabgelassen, es war sehr heiß heute, und so bleiben die Zimmer kühler. Wir verzehrten unser Abendbrot, es war ruhig hier oben, ein ganz leichter Wind ging, und meine Gedanken wanderten weiter bis zum Urlaub, der dieses Jahr wieder nicht für die ganze Familie stattfinden konnte. Vater sagte, er müsse arbeiten, er bekomme in den Sommerferien keinen Urlaub.

Wir hatten uns schon so darauf gefreut und es ging mir nicht aus dem Kopf. Wir fuhren zwar nie weit weg, mal Allgäu, die Eifel oder so, aber es tut immer gut, mal von zu Hause weg zu sein und etwas anderes zu sehen. Sechs lange Wochen Sommerferien zu Hause – ich mochte gar nicht daran denken, wie oft der Nachbar schimpft, wenn wieder ein Fußball in seinem Garten landet.

Ich hatte eine Idee und fing mal ganz vorsichtig an zu fragen.

»Möchtet ihr in Urlaub?«

Zuerst verdutzte Gesichter, dann dreimal kräftig: »JA!«

Nächste Frage: »Und wenn wir allein irgendwohin fahren würden?«

Noch mal: »JA!«

»Und vielleicht mit den Fahrrädern?«

»JA! Wohin?«

»Vielleicht an den Rhein, Burgen angucken und so weiter?« Ungläubige Gesichter, Staunen, dann Neugierde, wir hatten ihn ja noch nie gesehen, diesen großen Fluss, der durch Deutschland fließt, vom Bodensee bis hinauf zur Nordsee. Oh ja, das wäre schön! Und vielleicht auf einer richtigen Burg schlafen? Das wäre ganz toll! Oh ja, bitte, das machen wir!

Die Fragen nehmen kein Ende. Alle reden durcheinander, bis ich Stopp sage.

»Meint ihr, geht das, würdet ihr so brav sein, dass ich das machen kann mit euch?«

»Natürlich folgen wir, du musst nur sagen, was wir machen sollen.«

Zögernd zuerst, dann auf einmal fast mit Überzeugung, dass es möglich sein müsste, freunde ich mich mit diesem Gedanken an.

Jeder macht Vorschläge, was zu tun ist, was wir mitnehmen müssten, wo schlafen, wie weit fahren am Tag, wohin überhaupt, wie viel Gepäck könnten wir mitnehmen, welche Strecke fahren wir, wie viel Geld würde das kosten, wie lange wären wir unterwegs. Fragen über Fragen! Zelten wird überlegt, dann wieder verworfen, Zelt aufbauen, Kochen, Zelt abbauen, zu viel Aufwand, zu viel Zeug zum Transportieren, geht nicht!

Nach vielem Hin und Her bleibt die Jugendherberge. Eigentlich ist sie ideal für so ein Vorhaben. Dach über dem Kopf, Frühstück und Abendessen buchbar, wenn wir müde und hungrig nach der Fahrt ankommen, ist alles da, was wir brauchen.

So weit, so gut. Aber da ist noch viel zu planen. Es ist bereits Anfang Mai und wir wissen nicht, ob wir überhaupt noch ein Quartier bekommen.

Zu Hause holen wir zuerst mal eine Landkarte, schauen nach, wie weit die Orte auseinanderliegen, in denen JHs sind. Ich rechne mir so etwa die Entfernungen aus, 15 bis 20 km am Tag, das wäre für Kinder dieses Alters bestimmt zu bewältigen. Zumal wir Gepäck dabei haben, das muss ich unbedingt berücksichtigen. Ich will ihnen nicht zu viel zumuten.

Da sind sie, die Zweifel, ob das überhaupt geht. Aber vorerst planen wir mal nur, rede ich mir ein. Man braucht doch etwas, an dem man sich festhalten, auf das man sich freuen kann, und ich habe allen dreien gleich gesagt, wenn es geht, wenn es sich machen lässt, dann fahren wir. Alles noch mit Einschränkungen, mit Vorbehalt, mit Zweifel, ob es sich verwirklichen lässt.

Vor Aufregung können sie nicht einschlafen, und ich sitze noch lange am Bett und wir erzählen, sprechen über vieles, bis ihnen die Augen zufallen. Ganz bestimmt träumen sie von Rittern und Burgen oder Ähnlichem.

Als der Vater heimkommt und ich ihm die Sache erkläre, auch wieso und warum, von wegen Verantwortung für den anderen übernehmen, Kameradschaftsgefühl und auch ein bisschen Disziplin, schaut er mich nur an. Grundsätzlich hat er nichts dagegen, aber viele Wenn und Aber. Himmel noch mal, ich bin doch selbst nicht sicher, ob das geht. Und dann so viele Bedenken. Wir vertagen das Thema. Aber es lässt mich nicht los. Ich liege wach und überlege, was der Reihe nach zu planen und zu tun ist.

Zuerst wäre die Quartierfrage zu regeln, die Finanzen, die Fahrräder, der Kleine hat noch ein 18er Rad, das geht nicht für eine solche Reise, Kinder-Ausweise brauchen wir, Krankenkassen- und Zahnarzt-Scheine, eine Beratung durch unseren Hausarzt wäre vielleicht auch gut. Gepäck für zwei, drei oder vier Wochen, ist alles noch unklar. In dieser Reihenfolge werde ich die Sache angehen und letztendlich schlafe ich darüber ein.

Es war ein guter Schlaf und am anderen Morgen erwache ich mit ungewöhnlicher Tatkraft. Nachdem das Frühstück mit heißen Diskussionen hinter uns liegt, die morgendlichen Arbeiten erledigt sind, zwei in der Schule sind und der Kleine im Kindergarten, mache ich einen ungefähren Plan, wie die Reise verwirklicht werden könnte.

Die Strecke wird festgelegt, das Mittelrheintal mit seinen vielen Ruinen und Burgen steht an erster Stelle, dabei bleiben wir. Ich mache eine Liste für die Kleidung, die wir brauchen, streiche dann gleich mal wieder die Hälfte, weil es zu viel wird an Gepäck. Notfalls müssen wir irgendwo waschen.

Ich fahre zum Bahnhof, frage, was eine Minigruppenkarte nach Bingen am Rhein kostet, mit Rückfahrkarte natürlich, und wie der Fahrrad-Transport nach Bingen geht. Das geht gut, können wir schon zwei Tage vorher machen, denn 1+3 Personen, viermal Gepäck groß, viermal kleine Taschen und noch vier Fahrräder, das hätte ich nicht gepackt. Ich erfahre dann noch, dass ich einen Koffer mitschicken kann, die Fahrräder gehen nach Bingen, der Koffer gleich nach St. Goar, bahnlagernd, kostet ein paar Mark, aber wir müssen nicht so viel Gepäck transportieren. Das ist schon mal richtig gut, auch die Minigruppenkarte ist preislich im Rahmen.

Meine Zuversicht steigt nach diesen Berechnungen etwas. Es ist nicht so teuer, wie ich befürchtet hatte. Und meine Sorge, die Kinder könnten zu viel Gepäck haben und ich würde sie überfordern, ist mit dem »mitreisenden« Koffer, den wir dann sogar nach Koblenz weiterschicken können, auch erledigt. So müssen wir nur die täglich notwendigen Dinge, Wäsche zum Wechseln, einen Trainingsanzug und eine Regenjacke, Sportschuhe usw. in unsere Taschen packen. Und das ist schon mehr als genug.

Man denkt gar nicht,...

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