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Ich mag dich fast so, wie du bist

Wie wir trotz unserer Unterschiede und unserer Verletzlichkeit tiefe Beziehungen leben können.

AutorJohn Ortberg
VerlagGerth Medien
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783961223404
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Ganz gleich, ob Mann oder Frau, Stimmungskanone oder Mauerblümchen, ob Kopf- oder Gefühlsmensch: Wir wurden dafür geschaffen, Bindungen mit anderen einzugehen. Wir wurden für Beziehungen geschaffen, für Vertrautheit und Nähe. Doch wie gelingen wirklich authentische Beziehungen, in denen man sich gegenseitig annimmt - trotz aller Ecken und Kanten? Bestsellerautor John Ortberg zeigt, wie wir Hindernisse überwinden und diese echten Beziehungen bauen können, nach denen wir uns zutiefst sehnen. Wir dürfen lernen, wie wir unsere Angst vor Nähe und Offenheit überwinden können, wie wir typische Beziehungsfallen vermeiden und wie Gott unser täglicher Begleiter wird. Ein durch und durch ermutigendes Buch für gelingende Beziehungen - mit Gott und mit anderen Menschen.

John Ortberg, ist Autor, Redner und Seniorpastor der Menlo Park Presbyterian Church im Großraum San Francisco Bay. Er hat zahlreiche Bestseller geschrieben und hält Vorträge und Predigten auf Konferenzen und in Gemeinden überall auf der Welt. John und seine Frau Nancy haben drei erwachsene Kinder und lieben den Pazifik.

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Leseprobe

Einleitung

Ganz allein am Tisch?

Wenn ich an Liebe denke, muss ich an einen Tisch denken.

Meine Vorfahren stammen aus Schweden; ich selbst bin in Rockford, Illinois, aufgewachsen, umgeben von noch mehr Schweden. Wir sind nicht besonders emotional oder kommunikativ. Manchmal komme ich abends nach Hause und meine Frau Nancy erkundigt sich, wie mein Tag war. Dann sage ich: „Tut mir leid, ich hab heute schon alle meine Worte aufgebraucht. Es sind keine mehr übrig.“ Nancy kann das nicht verstehen, denn sie braucht ihre Worte niemals auf. Sie ist eine unerschöpfliche Quelle der Worte. Sie strömen nur so aus ihr heraus.

Aber eines haben wir Schweden: einen Tisch. Zusammen um einen Tisch zu sitzen war die Liebessprache der Menschen, unter denen ich aufgewachsen bin. Egal, ob jemand verletzt war oder krank, geheiratet hat, ein Auto oder ein Haus gekauft hat, in einer Krise steckte, ein Baby bekam oder verstorben war – wir versammelten uns um den Tisch. In unserem Haus hing immer das duftende Aroma von frischem Kaffee (nicht Orange Mocha Frappuccino oder irgendwas mit anderen künstlichen Aromen, sondern der einfache, frisch gemahlene Kaffee), und wir setzten uns an den Tisch, redeten, lachten und weinten – zusammen.

Wenn man mal genauer darüber nachdenkt, würde man wahrscheinlich feststellen, dass wir viele der Momente, die unser Leben geprägt haben, an einem Tisch erlebt haben. Einige der lebhaftesten Erinnerungen aus meiner Kindheit drehen sich um einen rechteckigen Glastisch in einem kleinen Esszimmer in der Brendenwood Terrace Nr. 227 in Rockford, Illinois.

Wenn ich die Augen schließe, sehe ich alles noch vor mir. Mein Vater sitzt am einen Ende. Rechts neben ihm mein kleiner Bruder Barton. Ich bin der mit der Brille und der Zahnspange, und meine Mutter sitzt mir schräg gegenüber zu meiner Rechten.

Ich erinnere mich an eine Gelegenheit, als wir frühstückten und meine Mutter eine Scheibe Toast mit Erdnussbutter in der Hand hielt. Der Toast war noch warm genug, sodass die Erdnussbutter ein wenig geschmolzen war. Als meine Mutter gerade abbeißen wollte, beugte ich mich rüber und drückte ihr die Toastscheibe mitten ins Gesicht. In Nullkommanichts beschmierten wir uns alle gegenseitig mit Erdnussbutter und lachten dabei Tränen.

Das waren noch gute Zeiten.

Und manchmal nicht so gute Zeiten.

Vor ein paar Jahren verlor ein Freund (der zufällig auch Schwede ist) seine Mutter. Als ich davon erfuhr – nur wenige Stunden nach ihrem Tod –, rief ich ihn sofort auf dem Handy an. Es stellte sich heraus, dass er mit der ganzen Familie gerade in einem nahe gelegenen Restaurant saß und Kaffee trank. Das kam mir so vertraut vor.

Die sind wie wir.

Über die Jahre hat es auch andere Tischrunden gegeben.

Ich erinnere mich noch daran, wie es war, als ich zum ersten Mal mit Nancys Familie am Tisch saß. Sie erwähnte zufällig, dass sie bei einem Autohändler neue Reifen gekauft hatte. Sofort erwiderte einer der am Tisch Sitzenden: „Ich würde niemals bei einem Autohändler Reifen kaufen. Die ziehen dich doch über den Tisch. Ich kaufe meine Reifen immer bei Shell.“

„Shell?“, fragte jemand. „Du kaufst deine Reifen an der Tankstelle? Das würde ich nie machen. Die haben miese Reifen. Die wollte ich nicht mal geschenkt haben. Ich kaufe meine bei Goodyear.“

„Goodyear?“, warf ein weiteres Familienmitglied ein. „Der Service dort ist grottenschlecht! Wenn du die Reifen beim Reifen-Discounter kaufst, bekommst du alle zehntausend Kilometer einen Reifenwechsel umsonst. Ich meine ja nur.“

Und so ging es immer weiter.

Später meinte ich zu Nancy: „Was war denn das für ein Streit?“

„Was für ein Streit?“

„Der Streit wegen der Autoreifen vorhin am Tisch.“

„Das war kein Streit“, sagte sie. „Wir haben uns doch nur gegenseitig geholfen.“

Tatsächlich? Wenn meine Familie am Tisch säße, würde meine Mutter in dem unwahrscheinlichen Fall, dass ich je Reifen kaufen sollte, in etwa sagen: „Du hast Reifen gekauft, mein Sohn! Wir sind ja so stolz auf dich. Man zieht die Kinder groß, versucht ihnen beizubringen, was richtig und was falsch ist, aber man weiß nie, was aus ihnen wird. Aber ein Augenblick wie dieser macht das alles wieder wett. Komm, wir machen ein Selfie.“

Jede Tischrunde ist unterschiedlich und hat ihre eigenen Regeln. Für Nancy gehört zu einem „Tischgespräch“ dazu, dass man schonungslos ehrlich ist und die Probleme des Lebens offen anspricht. Nichts wird beschönigt oder idealisiert. Wenn jemand um den heißen Brei herumredet oder nur Nettigkeiten von sich gibt, macht sie das nervös.

Wir waren einmal in einem Restaurant in Menlo Park, wo wir wohnen. Wir lachten gerade über irgendetwas, als eine Dame an unseren Tisch kam und meinte: „Ich gehe in Ihre Gemeinde. Es ist wunderbar zu sehen, dass Sie beide so viel Freude aneinander haben. Ich habe beobachtet, wie Sie miteinander umgehen und wie Sie sich anschauen, wenn Sie miteinander reden. Sie müssen eine wunderbare Ehe führen.“

„Ja, manchmal“, erwiderte Nancy wie aus der Pistole geschossen. Bei ihr gehört es einfach zu einem Tischgespräch dazu, dass man offen zueinander ist und einander die Wahrheit sagt. Und mittlerweile genieße ich das. Manchmal jedenfalls.

Als wir noch nicht verheiratet waren, aßen wir sonntags immer bei Nancys Großmutter Gladys zu Abend. Dann versammelte sich die ganze Familie um einen alten Mahagonitisch, den sie aus Texas mit nach Kalifornien gebracht hatten. Wenn wir an diesem Tisch saßen, hatte ich immer das Gefühl, zur Familie zu gehören. Nancy liebte diesen Tisch.

Als Nancy und ich uns verlobten, gab ich Gladys einen Dollar, damit wir nach ihrem Tod den Mahagonitisch bekommen würden. Ich fasste sogar eine kleine Eigentumsurkunde ab, in der ich meinen Anspruch auf den Tisch anmeldete, und klebte sie unter die Tischplatte, damit Nancys gierige Cousins ihn sich nach Gladys’ Tod nicht unter den Nagel reißen würden. Als Gladys starb, fand der Tisch auch tatsächlich in unserem Esszimmer ein neues Zuhause.

Wenn nur zwei Erwachsene am Tisch sitzen, sieht alles sehr elegant und stilvoll aus, aber wenn man ein Kleinkind hat, herrscht auf dem Tisch Chaos. Will man dafür sorgen, dass der Tisch sauber bleibt, hat man nur eine Möglichkeit: Es darf niemand dort sitzen. Aber manchmal erschaffen wir an einem chaotischen Tisch Erinnerungen, die an einem ordentlichen Tisch niemals entstehen würden. Als eines unserer Kinder einmal zu oft etwas verschüttet hatte und bestraft werden sollte, holte dieses Kind einen Eindollarschein hervor, legte ihn auf den Tisch und sagte: „Vielleicht kann George Washington euch ja davon abbringen.“ Das konnte er tatsächlich.

Wir bekamen unsere drei Kinder kurz nacheinander, und ich erinnere mich noch daran, was für ein Fest es war, als wir die erste gemeinsame Mahlzeit einnahmen, bei der niemand etwas verschüttete, niemand weinte und niemand sich übergeben musste. Damals war unser Jüngster einundzwanzig, aber es war trotzdem ein Festtag für uns.

Was für eine Tischrunde ebenfalls typisch ist, zumindest in unserer Familie, ist, dass wir immer an den gleichen Plätzen sitzen. Mein Platz befindet sich direkt gegenüber von Nancy und schräg gegenüber von unserer Tochter Laura. Selbst nach ihrem Auszug belegten unsere Kinder jedes Mal, wenn sie nach Hause kamen, ihre alten Plätze. Laura auf der einen Seite und Johnny und Mallory auf der anderen, und jetzt sitzt Lauras Mann Zack neben ihr. Wir haben nie darüber abgestimmt. Es gibt keine Sitzordnung. Niemand hat die Plätze verteilt. Tief in der menschlichen Seele steckt etwas, das sagt: „Ich brauche meinen Platz an diesem Tisch.“ Ich weiß jedenfalls, dass das auf mich zutrifft. Ich will meinen Platz haben, und ich will, dass alle in der Familie ihren Platz haben. Ich mag es irgendwie, wenn alle Stühle am Tisch besetzt sind.

Wenn wir an einem Tisch unseren eigenen Platz haben, dann heißt das, dass wir dazugehören. Wir haben eine Identität. Wir sind jemandes Bruder oder Schwester, jemandes Vater oder Mutter, jemandes Mann oder Frau. Wir gehören dazu.

Mich erinnert ein Tisch daran, dass es im Leben vor allem auf eines ankommt: auf Beziehungen. Wir sind darauf programmiert, emotionale Bindungen mit anderen Menschen einzugehen. Wir wollen, dass es Menschen gibt, die uns wirklich durch und durch kennen. Wir sehnen uns danach, geliebt zu werden. Wir wollen von jemandem angenommen werden, der unsere Stärken und unsere Schwächen kennt und trotzdem mit uns zusammen sein möchte. Kurz gesagt: Wir sehnen uns nach Nähe.

Auf einem kleinen Tisch in meinem Büro steht eine Karte mit einem Zitat aus Victor Hugos weltberühmtem Roman Die Elenden:

Mein Mantel und ich leben sehr angenehm zusammen. Er hat all meine Falten angenommen, schmerzt mich nirgendwo, hat sich meinen Verkrümmungen angepasst und folgt willig all meinen Bewegungen. Ich spüre seine Gegenwart nur, weil er mich warm hält. Alte Mäntel sind alte Freunde.1

Auf die Rückseite der Karte hat meine Frau mit Tinte vier Worte geschrieben: Du bist mein Mantel. Das ist Vertrautheit.

Sie denken jetzt vielleicht: Nancy muss eine wunderbare Ehefrau sein.

Das ist sie auch.

Manchmal.

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