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Ich, meine Freundin und ihre Familie

www.das-tut-man-nicht.de

AutorMargaret Heckel, Ursula Weidenfeld
VerlagKreuz
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl180 Seiten
ISBN9783783181517
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
Antworten, die das Verhältnis von Eltern und Kindern betreffen in den unterschiedlichen Lebensphasen: Die Familie ist die Heimat des Satzes 'Das tut man nicht'. Hier wird er am häufigsten ausgesprochen: wenn es um Manieren geht, um Sexualmoral, um Erziehung. Eltern fragen, wie sie sich gegenüber den eigenen Eltern, den Kindern, den Freunden, Lehrern und den Ex-Partnern angemessen verhalten. Jugendliche schlagen sich mit der Frage herum, ob sie bei der Mutter ausziehen können. Hier antworten u.a. Inge Jens, Paul Nolte, Klaus Mertes; Martin Sass, Lucie Panzer. Und Ursula Weidenfeld und Margaret Heckel ziehen die Quintessenz.

Ursula Weidenfeld, Dr. phil., ist eine der profiliertesten Wirtschaftsjournalistinnen Deutschlands. Ludwig-Erhard-Preisträgerin. Moderatorin und Gast in zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen, TV- und Radiosendungen.

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Leseprobe

II. Liebe und Hochzeit – Die Karten werden neu gemischt


Der Weg zur eigenen Hochzeit ist manchmal steiniger als man denkt. Das erfahren nahezu alle, die sich entschlossen haben zu heiraten. Zunächst gibt es oft das Problem, dass einer der Partner wild entschlossen ist, eine Ehe einzugehen, der andere aber dummerweise noch nicht bereit ist. Darf man ihn fragen? Wenn sie nicht will, steht sie dann wirklich zu mir, oder hat sie Vorbehalte, die sie nicht offenbart? Warum überhaupt heiraten, unsere Liebe braucht das nicht. – All das sind Fragen, die in erster Linie die Beziehung eines Paares beschreiben. Doch an der Frage »Heiraten oder nicht?« offenbaren sich auch unterschiedliche Wertvorstellungen und Erwartungen. Wer heiratet, tut das in der Regel immer noch, weil er sein weiteres Leben mit diesem einen Menschen teilen will. Obwohl jeder weiß, dass es oft nicht gutgeht, ist Heiraten eine der Für-immer-Geschichten des Lebens. Manche wünschen sich nichts sehnlicher als diesen Bund. Andere fürchten das Versprechen, das damit verbunden ist, weil sie ahnen: Für immer ist kaum etwas im Leben.

Jedenfalls gilt das für das persönliche Glück. Wirtschaftswissenschaftler und Soziologen haben herausgefunden, dass die meisten Menschen in ihrem Leben auch durch grundlegende Entscheidungen nicht glücklicher oder unglücklicher werden. Die Ehe zum Beispiel macht zwar glücklicher, aber nur eine Zeit lang. Im Jahr vor der Hochzeit und im Jahr danach sind die Partner tatsächlich glücklicher. Danach aber sinkt ihre Lebenszufriedenheit wieder ziemlich genau auf das Niveau, das vorher schon da war. Glück allein, oder die Erwartung, erst durch eine Hochzeit glücklich zu werden, sind also nicht immer eine tragfähige und dauerhafte Basis für eine Beziehung.

Man könnte also denken, dass sich hier, also bei der Entscheidung für eine Heirat oder dagegen, die meisten ethischen und moralischen Fragen auftun. Auf »Das tut man nicht« finden sich aber eine Menge Fragen, die gelegentlich ein bisschen klein erscheinen, wenn man sie an der großen Grundsatzentscheidung misst. Viele Fragen betreffen – auf den ersten Blick – ganz pragmatische Probleme: Wo wird gefeiert? Kirchliche Trauung, Ja oder Nein? Wie groß soll die Hochzeit werden? Wer wird eingeladen? Wer bezahlt für das Fest? Wer sind die Trauzeugen? Betrachtet man diese Fragen genauer, zeigt sich, dass dahinter versteckt oft die großen Themen mitschwingen und mitdiskutiert werden. So bekommen auch kleine Dinge eine große Bedeutung. Macht man sich klar, wie sehr Alltäglichkeiten das Grundsätzliche bestimmen, dann erst recht. Es gibt Paare, die sich über das Bügeln ihrer Hemden und Blusen so zerstreiten, dass sie sich am Ende trennen. Andere zanken beim Autofahren und Straßenkartenlesen so sehr, dass sie letztendlich auf gemeinsame Autoreisen verzichten. Und wieder andere geben vom Kampf um das Einräumen der Spülmaschine zermürbt auf. An den kleinen Konflikten des Alltags werden auch die großen Entscheidungen des Lebens festgemacht.

 

Carina und Stefan wollen heiraten. Carinas Vater ist schwer krank, sie möchte ihn an ihrem großen Tag aber unbedingt dabei haben. Die Hochzeit wird um den kranken Vater herum geplant. Deshalb beschließen die beiden, zuerst nur ganz klein, »ganz für uns« zu heiraten. Das große Fest soll dann im Haus von Carinas Eltern stattfinden, damit auch der Vater teilnehmen kann. Zum Standesamt laden sie außer ihren Trauzeugen niemanden ein.

Dann aber das: Carina ist wie vom Donner gerührt, als sie aus dem Standesamt kommen. Da stehen Stefans Eltern und seine Geschwister, mit Luftballons, Plakaten, bemalten Bettlaken und Sektgläsern. Carina tobt innerlich. Sie findet, dass Stefans Familie sich unmöglich verhalten hat: »Ich bin nach wie vor sauer«, schreibt sie noch Wochen danach auf »Das tut man nicht«.

Man kann sich das richtig vorstellen: Die heitere Familie des Bräutigams lässt es vor dem Standesamt so richtig krachen, die angesäuerte Braut steht daneben und denkt an ihre Familie. Sie findet es unverfroren, wie mit den Wünschen des Brautpaares umgegangen wurde und ärgert sich über die albernen roten Herzen, die auf das Bettlaken gemalt wurden. Ihr Kummer ist nur zu verständlich. Denn erstens respektiert die Familie ihres Mannes ganz offensichtlich die gemeinsamen Pläne schon von der ersten Stunde an nicht. Und zweitens muss sie sich nun fragen, wie sie der eigenen Familie erklären soll, dass die anderen doch da waren.

Aber ist das so wichtig? Die Frankfurter Psychotherapeutin Irmgard Betzler sagt, dass es manchmal ganz gut ist, wenn man sich an den eigentlichen Sinn eines Hochzeitsfestes erinnert: »Worum geht es bei einem Hochzeitsfest? Darum, dass das Brautpaar fröhlich gefeiert wird, oder darum, dass aus paritätischen Gründen nur ja kein Familienpart bevorzugt oder benachteiligt wird?« Die Antwort ist natürlich klar. Warum soll man sich einen solchen Tag verderben lassen von Menschen, die sich nicht sklavisch an die eigenen Pläne halten?

Bedeutend wird die Sache nur dann, wenn man beginnt, mehr dahinter zu sehen. Wenn zum Beispiel die Braut ohnehin Vorbehalte gegen die Familie ihres Mannes hat. Wenn es im Vorfeld schon Ärger gegeben hat, weil die andere Familie offen gegen die Verabredung einer kleinen Hochzeit war. Dann wird mit solchen Aktionen und Reaktionen oft der Grundstein für ein schwieriges Verhältnis gelegt – unter dem dann auch die Ehe leidet.

Ein anderes, mit uns befreundetes Paar hatte sich seine Hochzeit ganz ähnlich ausgedacht: Sie wollten die standesamtliche Hochzeit nur im allerengsten Kreis feiern, und danach selbst für ihre Gäste kochen. Ein paar Wochen später sollten die kirchliche Trauung und ein großes Fest für alle stattfinden.

Wer aber stand vor dem Standesamt? Ausgerechnet die Tante, die die beiden am wenigsten leiden konnten, und sie war natürlich auch nicht allein. Sie hatte gleich noch ihren Lebensgefährten mitgebracht, der sich auch nicht gerade der größten Beliebtheit in der Familie erfreut. Die uneingeladene Tante hatte Wind von der Sache bekommen und sich auf den Weg gemacht. Was macht man da? »Augen zu und durch«, sagte unsere Freundin. Natürlich kam die Tante mit, und der Lebensgefährte auch. Dem kleinen Fest und dem kleinen Essen hat es nicht geschadet. Hätte sie sich aufgeregt, wäre daraus ein Drama geworden und der an sich schöne Tag wäre verdorben gewesen.

Irmgard Betzler findet ebenfalls, dass Carina sich eigentlich nicht beklagen kann: »Die Familie Ihres Mannes hat sich an Ihre Wünsche gehalten: Die Familienfeier anlässlich Ihrer Hochzeit fand im Haus Ihrer Eltern statt. Sie hat respektiert, dass Sie im ganz kleinen Kreis nur mit den Trauzeugen geheiratet haben. Es ist keineswegs respektlos gegenüber Ihnen oder Ihrem Vater, Sie nach der Trauung vor dem Standesamt zu überraschen: das ist öffentlicher Raum, das kann man tun. Schade, dass Sie sich nicht freuen konnten über die muntere angeheiratete Familie und ihre Hochzeitsüberraschung!«

Nun liegen bei vielen Brautpaaren die Nerven vor der Hochzeit ohnehin blank. Kleidung, Essen, Wetter, Gäste und Frisur werden zu Staatsaffären, sobald die Sache einmal beschlossen ist. Vor allem die Gästeliste bietet Zündstoff, denn Hochzeiten sind teuer. Bevor man alle einlädt, überlegt man lieber zwei Mal – es sei denn, die Eltern spendieren die Hochzeit. Denn dann überlegt man drei Mal, weil die Eltern von Braut und Bräutigam auch noch gerne mitdenken. Wer bezahlt, redet meist auch bei den Einladungen mit. Da wird die entfernte Tante auf einmal zur Herzensangelegenheit und die Nachbarin zur Busenfreundin der Schwiegermutter, die unbedingt dabei sein muss. Das junge Paar steht betroffen daneben und wundert sich zunehmend, wer da so alles mitfeiern soll.

 

So erging es auch Jennifer und Markus. Sie studieren beide noch und wollen heiraten, ihre Eltern und Schwiegereltern sind damit einverstanden. Die Schwiegereltern sind sogar so einverstanden, dass sie den beiden ein großes Fest finanzieren wollen. Jennifer ist begeistert von der Großzügigkeit ihrer neuen Familie – bis die Schwiegereltern die Verwandtschaftsliste durchbuchstabieren, die eingeladen werden soll. Den einen schuldet man eine Gegeneinladung, »schließlich waren wir doch auch auf der Hochzeit Deiner Cousine«, die anderen hat man einfach lange nicht gesehen. Und eine Hochzeit ist doch immer eine schöne Gelegenheit, um wieder einmal zusammenzukommen. Jennifer und Markus fühlen sich zunehmend entmündigt. Das eigene Fest droht zum Familientreffen der Schwiegerfamilie zu werden, die paar neuen Gesichter aus Jennifers Familie fallen da gar nicht mehr auf.

Marina Litterscheidt ist Chefredakteurin des Magazins Hochzeit. Sie kennt das Problem der Gästelisten nur zu gut. »Wünschenswert wäre eine kluge Zurückhaltung und diplomatische Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten«, sagt sie. »Denn einerseits hat es weder Stil noch gute Form, wenn die Eltern zwar die Kosten übernehmen, zugleich aber verlangen, ohne Rücksicht auf die Wünsche der Kinder, über die Gästeliste zu bestimmen. Das grenzt schon fast an Erpressung. Andererseits darf man ruhig auch dem Brautpaar empfehlen, bei einer großen Hochzeit über den eigenen Schatten zu springen und mit der Einladung vielleicht nicht so nahestehender...

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