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E-Book

Ich, Romy

Tagebuch eines Lebens. Überarbeitete Neuauflage

VerlagLangenMüller
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783784482491
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
'Filmen - das ist für mich das wahre Leben.' Schon mit 13 Jahren beginnt Romy Schneider, ihre Gedanken in einem Tagebuch niederzuschreiben, von ihren ersten Erfolgen in 'Wenn der weiße Flieder wieder blüht' bis hin zu ihrem letzten Film 'Die Spaziergängerin von Sans-Souci'. Ihre Texte sind Grundlage für eine bewegende Autobiografie, die das Bild einer großartigen Künstlerin und faszinierenden Frau zeichnet. Sie schreibt sowohl über Fluch und Segen der Sissi-Filme als auch ihre Flucht nach Frankreich, wo sie sich als Schauspielerin neu erfindet. Ihr persönliches Schicksal, nicht zuletzt der tragische Tod ihre Sohnes, steht im Widerspruch zu ihrer einmaligen Karriere als Charakterdarstellerin, die von sich selbst stets sagte: 'Ich kann nichts im Leben, aber alles auf der Leinwand.'

Renate Seydel wurde in Schenkendorf, Niederlausitz, geboren. Sie studierte Germanistik an der Humboldt-Universität in Berlin. Sie war lange Jahre als Autorin und Lektorin tätig, ist Autorin mehrerer Bildbiografien u. a. über Asta Nielsen und Marlene Dietrich und hat sich als Herausgeberin zahlreicher Schauspieler-Anthologien einen Namen gemacht. Seit 1991 ist sie Inhaberin der Buchhandlung Koralle auf Hiddensee.

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Leseprobe

1938 – 1949
Meine Kindheit in Berchtesgaden

Rosemarie Albach wird am 23. September 1938 in Wien geboren. Da die Filmarbeit beide Eltern, Magda Schneider und Wolf Albach-Retty, ganz in Anspruch nimmt, verlebt Romy ihre Kindheit bei den Großeltern, der Großmutter Maria Schneider und dem Großvater Franz Xaver Schneider, im Haus Mariengrund in Berchtesgaden-Schönau. Am 21. Juni 1941 wird ihr Bruder Wolfdieter geboren. Im September 1944 ist Romys Einschulung. Ein Jahr später lassen sich ihre Eltern scheiden. Am 1. Juli 1949 kommt Romy als Schülerin ins Internat Goldenstein.

Ihre Großmutter Rosa Albach-Retty, der Vater Wolf Albach-Retty und andere Personen erzählen über Romys Kindheit in den ersten zehn Lebensjahren.

»Ich erlebte in den Märztagen desrJahres 1938 eine große Freude«, schreibt Rosa Albach-Retty (1874–1980), die Großmutter von Romy Schneider väterlicherseits, in ihren Memoiren So kurz sind hundert Jahre.

»Magda und Wolf teilten mir mit, dass ich im Herbst Großmama werden würde. Magda wünschte sich einen Sohn, Wolf eine Tochter. Welchen Namen sollte das Kind bekommen?«

›Wenn’s ein Bub wird, muss er Wolf heißen!‹, erklärte Magda. Mein Sohn legte sich nicht fest. ›Mir is des wurscht. Vielleicht hast du a gute Idee, Roserl!‹, meinte er.

Magdas Mutter hieß Marie. Rosa und Marie? Das war’s! Eine Enkelin sollte die Namen von uns Großmüttern tragen.

Das Mädchen Rosemarie kam am 23. September 1938 zur Welt. Mein Mann und ich trauten uns an diesem Tag keinen Schritt aus dem Haus. Er hatte Magda am frühen Morgen ins Rudolfinerhaus gebracht, denn Wolf filmte in Berlin. Wir sollten ihn, wenn es soweit wäre, sofort telefonisch verständigen.

Die Stunden vergingen, aber aus der Klinik kam keine Nachricht. Spät am Abend sagte ich: ›Am besten, wir legen uns so, wie wir sind, aufs Bett. Vielleicht kommt das Kind in der Nacht. Dann müssen wir uns nicht erst lange anziehen.‹

Gegen zehn läutete das Telefon. Dozent Mikulies war am Apparat, Magdas Geburtshelfer.

›Sie haben vor einer Viertelstunde eine Enkelin bekomment!,‹ rief er. ›Ein besonders hübsches Baby!‹

Wir machten uns sofort auf den Weg und sahen Romy noch in derselben Nacht. Mit dem goldblonden Flaum, der sich in vielen kleinen Kringeln um ihr Köpfchen legte, den großen blauen, langbewimperten Augen und den zwei Wangengrübchen sah sie wie einer von den Blasengeln aus, die in der kleinen Kirche am Königssee, wo ihre Eltern geheiratet hatten, über dem Altar schweben.

Auf meine Enkelin war ich genauso stolz wie zweiunddreißig Jahre vorher auf meinen Sohn. Immer wenn ihre Eltern in den folgenden fünf Jahren in Wien filmten, war sie bei uns. Oft viele Wochen lang. Hier bekam sie ihre ersten Zähnchen, hier hörte ich sie zum ersten Mal ›Mama‹ und ›Papa‹, ›Oma‹ und ›Opa‹ sagen.«

Und ihre Mutter Magda Schneider berichtet in ihren Erinnerungen Wenn ich zurückschau … »Ich lag im Kreißsaal eines Krankenhauses in Wien. Kurz nach 22 Uhr war Romy da – pumperlgesund.« Das Mädchen Rosemarie ist 3,2 Kilogramm schwer und 51 Zentimeter groß.

Romy ist also im Billroth-Krankenhaus, heute als Rudolfinerhaus bekannt, um 22 Uhr 08 geboren und wird in der Kapelle dort auf den Namen Rosemarie Magdalena Albach getauft.

Seit März hatte sich Österreich durch den Anschluss an das Hitlerdeutschland total verändert. Am 15. März 1938, hat Hitler in Wien auf dem Heldenplatz den Eintritt Österreichs in das Deutsche Reich verkündet. Aus Deutschland war damit das Großdeutsche Reich geworden, aus Wien wurde der Reichsgau Groß-Wien. Nach einer Volksabstimmung zur Heimkehr ins Reich wurden die über sechs Millionen Österreicher zu Deutschen. Romy bekam bei ihrer Geburt die deutsche Staatsbürgerschaft.

Bereits vier Wochen nach Romys Geburt beschließen die Eltern, einen festen Wohnsitz in ihrem Landhaus zu beziehen.

Von ihren Filmgagen hat sich Magda das schöne Domizil bauen lassen. Sie hat damit einen Traum verwirklicht, in dieser idyllischen Gegend ein Haus zu besitzen. 1936 wurde der Grundstein gelegt, der Ort heißt Schönau und liegt zwischen Berchtesgaden und dem Königssee. Sie nennt das Haus Mariengrund, und 1937 können zunächst ihre Eltern einziehen.

Mit fünfundzwanzig Jahren ist Magda Schneider Hausbesitzerin von einem der schönsten Landhäuser im oberbayrischen Stil geworden. Umgeben von den Alpen, mit großem Garten, umlaufendem Balkon mit den hängenden Geranien, Sprossenfenstern, Feldsteineinfassung, Erkerzimmer, Jagdzimmer, umgeben von blühenden Bergwiesen.

Romy wird sich zeitlebens dorthin zurücksehnen: »Es ist wundervoll. Ich mag die Berge. Ich mag diese grünen Wiesen und ich könnte die Kühe umarmen, wenn sie mit ihren scheppernden Glocken auf den Almen herumlaufen.«

Wer waren die Menschen, die Romy mit liebevoller Fürsorge in ihren ersten Lebensjahren betreuten?

Das sind zunächst: Magda Schneiders Eltern, die Großmutter Maria Schneider, die erst neunundfünfzig Jahre alt ist, als Romy geboren wird, und die am 1. August 1951 stirbt. Und der Großvater Xaver Schneider (1878–1959), von dem Romy die einzige ordentliche Tracht Prügel bekommt, als sie einmal den Herrn Pfarrer angelogen hat. Der Großvater, der ein Installateurgeschäft in Augsburg besaß und sich bereits um alle baulichen Maßnahmen des Hauses gekümmert hatte, und die Großmutter, der Romy ein liebevolles Andenken bewahrte, sind die betreuenden Personen.

So schrieb im Jahr des Todes der Großmutter, genau vier Monate später, am 1. Dezember 1951, Romy in ihr Tagebuch: »Omale, heute habe ich Deinen schönen warmen Rock an! So schön warm ist er. Strick mir noch einen! Ach! Gott. Du bist ja nimmer. Wie wird es nur zu Weihnachten heuer werden … So gern möchte ich Dir noch ein nettes Weihnachtsgeschenk machen, und ich tu es auch. Ich bring Dir’s halt zum Grab. Gelt?!«

Hinzu kommt in den ersten Jahren eine festangestellte Kinderschwester namens Hedwig, auch Hedy oder Deda genannt, die in ein Tagebuch Romys nahezu täglichen Fortschritte einträgt – wie krabbeln, laufen, spielen, baden, sprechen. Oder Telegramme an die Mutter Magda verschickt: über den ersten Zahn. Den Gurt im Kinderwagen lehnt Romy ab. Beim täglichen Baden gibt’s eine Überschwemmung. Sie wird auch zornig, wenn es nicht nach ihrem Willen geht. Und am 4. Juli, also mit zehn Monaten, kann Romy bereits laufen, wenn auch nur zwei bis drei Schritte.

Zum ersten Geburtstag gibt’s einen Bären, einen Brummkreisel, einen Puppenwagen und ein Äffchen. Und viele Fotos vom »Goldschatz« werden gemacht. Am 21. Ju1i 1941 wird Romys Bruder Wolfdieter geboren. Mit ihm stritt sie sich als drei Jahre ältere Schwester heftig, um sich mit ihm aber auch bald wieder zu versöhnen und wieder ein Herz und eine Seele zu sein.

Romys zweiter Ehemann Daniel Biasini beschreibt von einem Aufenthalt in Südfrankreich zum ersten Geburtstag der gemeinsamen Tochter Sarah in seinem Buch Meine Romy, dass auch bei diesem Familienfest Romys Bruder Wolfi anwesend war, auf einer Segeltour mit der Danycha.

»Zwar liebte Romy ihren Bruder innig, was sie aber nicht davon abhielt, mit ihm bisweilen auf Teufel komm raus zu streiten. Die Abgeschlossenheit eines Bootes, mit dem sie ein paar Tage lang auf offenem Meer schipperten, war diesbezüglich oft eine Bewährungsprobe. Wenn sich Romy mit Wolfi stritt, krachte es immer gewaltig. Einmal war es so arg, dass ich befürchtete, sie würde ihm den nächsten Gegenstand an den Kopf werfen. Und ich musste an jene Erzählungen aus Romys Kindheit denken, in denen sie mir von ihren Kämpfen mit Wolfi berichtet hatte. Das Ende aber war stets gleich – voller Zärtlichkeit und schwesterlicher Liebe suchte sie die Versöhnung. Das konnte nach wenigen Minuten geschehen. Aber manchmal hat es ein paar Tage gedauert.«

Und die Eltern? Beide waren fest im Filmgeschäft engagiert. Magda ist während des Krieges in sechs, Wolf in zweiundzwanzig Filmen zu sehen, zwischen 1933 und 1943 drehen Magda Schneider und Wolf Albach-Retty neun gemeinsame Filme.

Magda Schneider (1909–1996), in Augsburg-Pfersee geboren, kommt aus einem Umfeld, aus dem es keine künstlerischen Vorfahren gab. Mit Geigenunterricht, Mitglied im Gesangverein, als Stenotypistin im Büro einer Getreidehandlung erarbeitete sie sich über Konservatorium und Ballettschule ihre Karriere als Soubrette, Sängerin, Bühnendarstellerin und als Filmschauspielerin.

In Opern, Operetten, Revuen steht sie auf der Bühne. Sie ging über die Provinztheater, dem Augsburger Stadttheater ans Münchner Theater am Gärtnerplatz, Engagements am Theater am Kurfürstendamm in Berlin und Wien folgen. 1931 spielt sie in ihrem ersten Film.

Ihre Rollenangebote umfassen Sekretärin, Zofe, Telefonistin, Warenhausangestellte, Journalistin, Fremdenführerin, Ärztin – also der Rollentyp des »Mädels von nebenan«, und so werden ihr von der Presse »pfiffiger Charme«, »betörende Natürlichkeit« und »herzliche Frische« bescheinigt. Es sind Filme ohne künstlerischen Anspruch, Filme, die unterhalten wollen, musikalische Lustspiele, beschwingte Filmoperetten, Alltagskomödien mit Tanzeinlagen und Schlagern.

Magda Schneider ist in Romys Kindheit pausenlos beschäftigt, die wenigen Tage in Mariengrund bei ihren Kindern sind »Ferientage«, so habe es nie »den tötenden Alltag« gegeben. Das hektische Filmleben in Berlin und...

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