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E-Book

Ich, Udo

Gespräche mit Christian Simon

AutorChristian Simon
VerlagLangenMüller
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783784482637
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Das Vermächtnis eines ganz Großen! Es war der Beginn einer engen Freundschaft, die über 40 Jahre halten sollte: 1975 interviewte Christian Simon Udo Jürgens zum ersten Mal. Viele weitere Gespräche folgten, in denen der Entertainer kein Blatt vor den Mund nahm und regelrecht aus dem Nähkästchen plauderte. Dieses Buch ermöglicht in einer einzigartigen Zusammenstellung einen unverfälschten, persönlichen Blick auf Udo Jürgens. Was war für ihn das Wichtigste im Leben? Woher nahm er seine Inspiration? Wie war es, vor seinen Fans auf der Bühne zu stehen? Was veränderte sich im Laufe seiner unglaublich beeindruckenden Karriere? Wie ging er mit Kritik um? Lassen wir ihn doch einfach selbst zu Wort kommen.

Christian Simon, Jahrgang 1951, begann seine Laufbahn bei Radio Luxemburg unter Frank Elstner, mit dem er bis heute befreundet ist. In den nächsten Jahren folgten die ZDF-Show Rockpop und u.a. die Mitarbeit bei Verstehen Sie Spaß? Seither arbeitete Christian Simon für Funk und Fernsehen mit unzähligen Stars zusammen, von Peter Maffay über Udo Lindenberg bis hin zu Paul McCartney. Heute ist er als Eventmanager und Konzertveranstalter tätig und lebt mit seiner Frau in Baden-Baden.

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Leseprobe

1.

Meine Udo-Jahre

Eine Biografie aus nächster Nähe

2 Zu Beginn unserer Freundschaft: 1977 in Luxemburg.

Die Sechzigerjahre waren eine wilde, revolutionäre Zeit. Die Beatles, die Rolling Stones, The Lords, Karl May und Edgar-Wallace-Filme waren »meine Welt« – und Udo Jürgens. Eigentlich passte er gar nicht in das Bild der bunten Carnaby-Street-Klamotten, der lauten E-Gitarren und der kreischenden Mädchen, aber da war etwas, was mich und viele andere Menschen faszinierte. War es das Klavier, die deutschen Texte, die typischen Udo-Melodien, der dunkelblaue Smoking mit dem roten Einstecktuch oder die Ausstrahlung dieses »Ausnahme-Entertainers«? Ich weiß es bis heute nicht genau. Es war wohl eine Mischung aus allem.

Dieser extrem konträre Gegensatz, den Udo zu »I Can’t Get No Satisfaction« und »Revolution« bildete – vielleicht war es genau das, was ihn immer ausmachte: der Sänger, der mit leisen Tönen seine Meinung laut sagt, mal ironisch, mal sarkastisch, mal lustig und mal ernst. Wie dem auch sei, er gehörte dazu und fand seinen festen Platz neben den Beat- und Rockbands jener Tage. Und das Erstaunliche: Er hat ihn bis heute behalten, und niemand hat ihm diese Position je streitig gemacht. Immer im Smoking mit rotem Einstecktuch.

Ich sah Udo Jürgens zum ersten Mal 1967 in der Duisburger Mercatorhalle, ein Jahr nach seinem Sieg mit »Merci, Cherie« beim Grand Prix Eurovision de la Chanson in Luxemburg. »Udo Jürgens singt seine Welterfolge« stand auf den Plakaten. Es war seine erste Tournee mit eigener Band: Willy Übelherr (Musikalischer Leiter und Keyboards), Sigi Übelherr (Bass), Heinz Allhoff (Klavier), Walter Grägel (Gitarre) und Bob Blumenhofen (Schlagzeug). Ich war begeistert und schaffte es nach dem Konzert in seine Garderobe. Ich erzählte ihm, dass ich neben meiner Ausbildung zum Werbefachmann als Discjockey arbeitete und mal zum Radio wolle. Er war sehr nett, wir unterhielten uns etwas länger und ich bekam mein erstes Autogramm.

3 Mein erstes Autogrammfoto, 1967 – damals noch auf meinen Vornamen Helmut. Zu Christian wurde ich erst 1974 bei Radio Luxemburg.

Udo gab damals 50 Konzerte, die von 60 000 Fans besucht wurden. Ein Jahr später waren es schon 75 Gastspiele vor 90 000 Besuchern. Seine dritte Konzertreise ging als Mammut-Tournee in die Annalen der Musikgeschichte ein. Am 6. September 1969 startete »Udo ’70«. Geplant waren 70 Konzerte, aber bereits nach einem Monat entschied sein damaliger Manager Hans. R. Beierlein, Zusatzkonzerte dranzuhängen. »Weil es so fantastisch lief, haben wir immer wieder verlängert. Erst 100 Konzerte, dann 150, dann 200. Und dann war das Ziel nicht mehr weit, die größte Tournee zu veranstalten, die es je in Europa gegeben hat«, sagte Beierlein in seinen Montana Media News. Am Ende wurden es 266 Konzerte in zehn Monaten mit über einer halben Million verkauften Karten.

»Ich gebe zu, dass ich ihn etwas überstrapaziert habe«, sagte sein Ex-Manager fast vierzig Jahren später. »Udo war ausgelaugt und sagte mir das auch. Aber wenn es so gut läuft, muss man dabeibleiben. In einem Konzert saßen Axel Springer und Ehrensenator Dr. Franz Burda nebeneinander in der ersten Reihe. Udos Konzerte waren ein nationales Ereignis, alle Medien feierten ihn rauf und runter.« Obwohl Udo gestresst und überarbeitet war, nahm er sich noch Zeit und schrieb Grußkarten für Ehrengäste, die diese dann auf ihren Hotelzimmern vorfanden.

4 Grußkarten für seine Ehrengäste waren Udo ein Herzensanliegen. Hier eine Karte von seinem Berlin-Konzert.

Damals entstanden auch die typischen Udo-Jürgens-Markenzeichen: knallrot gefütterte Smoking-Jacke, rotes Einstecktuch und das letzte Lied im Bademantel … Was für ein Erfolg! Doch der Weg dorthin war oft steinig und schwer.

Udo Jürgen Bockelmann, so sein bürgerliche Name, wurde am 30. September 1934 in Klagenfurt geboren. Er wuchs zusammen mit seinen Brüdern John (1931–2006) und Manfred (geb. 1943) im elterlichen Schloss Ottmanach in Kärnten auf. Sein erstes Instrument war eine kleine Mundharmonika, auf der er Volkslieder spielte. Mit acht Jahren wurde ihm ein großer Wunsch erfüllt: Seine Eltern schenkten ihm ein Akkordeon. Schon mit vierzehn begann er ein Musikstudium am Konservatorium Klagenfurt und belegte die Fächer Klavier, Harmonielehre, Komposition und Gesang. Ein Jahr später schrieb er seine ersten Lieder.

Udo war ein kränkliches, schwaches Kind. Er hatte Ängste, konnte sich in der Schule bei den Klassenkameraden nicht sonderlich behaupten, wurde wegen seiner Segelohren gehänselt und bekam Komplexe. Die Ohren ließ er sich mit 19 Jahren anlegen, was damals noch ein sehr schmerzhaftes Unterfangen war. Aber das musste sein, denn Udo wusste bereits: »Ich will mal Sänger werden und auf die Bühne!« Und gutes Aussehen gehört eben dazu! Komplexe und Ängste besiegen, Anerkennung bekommen – das schafft man mit Musik.

Schon als kleines Kind merkte Udo, dass er sich innerhalb weniger Tage ganz alleine Harmonien zu Opernmelodien auf dem Klavier erarbeiten konnte. »Dieses Talent habe nur ich und das kann mir keiner nehmen!« Mit dieser Erkenntnis wollte er ins Leben. »Ich werde mit Musik auf- oder untergehen«, sagte er seinem Vater, »und besser in einer Hotelbar Klavier spielen als in einem Büro verkümmern.« Damals ahnte niemand, dass dieser Udo Bockelmann einmal einer der erfolgreichsten Komponisten unserer Tage mit weit über 100 Millionen verkauften Tonträgern werden würde. Damit zählt er zu den erfolgreichsten Solokünstlern der Welt!

Aber beginnen wir chronologisch. 1950 gewinnt das Lied »Je t’aime« eines Sechszehnjährigen aus Klagenfurt unter dreihundert Einsendungen den ersten Platz beim Komponisten-Wettbewerb des Österreichischen Rundfunks. Ein Jahr später verließ Udo das Klagenfurter Realgymnasium und hatte seinen ersten Auftritt für 5 Schilling pro Stunde (das waren damals etwa 90 Pfennig, und wären heute etwa ein Euro) im Gasthof »Valzachi« in Klagenfurt, den es übrigens heute noch gibt. Udo hatte mit Freunden eine kleine Combo gegründet, die sich »Udo Bolan Band« nannte.

An diesem Abend geschah etwas Entscheidendes. Spät in der Nacht jubelte das Publikum Udo zu und er entschied: »Jetzt hab ich begriffen, um was es geht. Das muss ich weitermachen!« Und er tat es, arbeitete als Komponist und Arrangeur für das Radiostudio Klagenfurt und wurde 1952 vom britischen Militärsender BFN (British Forces Network) als Moderator und Musiker für eine wöchentliche Radioshow engagiert. Seine Sendung wurde von vielen Zuhörern verfolgt, und so bekam Udo ein Jahr später eine Einladung nach Berlin, um dort mit dem RIAS-Tanzorchester unter Leitung von Werner Müller zu spielen. Udo tingelte durch Österreich und Deutschland und machte sich einen Namen als Jazzpianist.

Dann kam die erste große Chance: Heliodor/Polydor gab ihm 1956 einen Schallplattenvertrag und einen neuen Künstlernamen – Udo Jürgens!

Die erste Single erschien: »Es waren weiße Chrysanthemen«. Und wurde ein kapitaler Flop. Doch Udos Bekanntheit wuchs. Max Greger nahm ihn 1957 mit auf eine große Russland-Tournee. Es erschienen weitere Singles, und Udo zog »berufsbedingt« ins Künstlerviertel von München – nach Schwabing. 1960 wurde er beim Songfestival in Knokke »Bester Einzelsänger des Festivals«, sein Lied »Jenny« wurde ein Nummer-eins-Hit in Belgien.

Im gleichen Jahr komponierte er für Shirley Bassey den Welthit »Reach For The Stars«. Dieser brachte auch das erste große Geld, ungefähr 10 000 DM. Für Udo eine unvorstellbare Summe, von der er sich sogleich einen brandneuen Ford kaufte. Auch seinem Freund Frank Forster, einem Sänger, Schauspieler und Maler, mit dem Udo eine Zeit lang in Schwabing zusammenwohnte, stellte er einen neuen Wagen vor die Tür. Doch die Autos standen bald nur noch in einem Hinterhof, denn für Benzin war kein Geld mehr da …

Udo nahm nun alles an, was ihm an Auftritten angeboten wurde. Er machte Galaauftritte und wirkte Anfang der Sechzigerjahre in so manchem deutschen Schlagerfilm als Schauspieler mit, u. a. in »Unsere tollen Tanten«. Als die Polydor 1963 seinen Schallplattenvertrag nicht verlängerte, wollte er das Singen aufgeben und nur noch komponieren. Doch da kam es zu einer der entscheidendsten Begegnungen in seinem Leben – die Firma Montana verpflichtete ihn. Hinter diesem Unternehmen stand ein Name: Hans R. Beierlein. Er wurde für die nächsten fünfzehn Jahre Udos Manager, Berater und »Macher«. Man kann durchaus sagen, dass er es war, der Udo zum Superstar, Hitgaranten und Markenzeichen geformt hat.

»Als ich Udo kennenlernte«, so Beierlein, »hatte er nichts außer seinem Talent. Er sang Schlager, schlechte Schlager, aber er sang sie gut.« Beierlein überzeugte Udo Jürgens, nur noch eigene Kompositionen zu interpretieren. »Das ist dein Weg! Der und kein anderer!« Udo bestätigte dies 2010 zum 80. Geburtstag von Hans R. Beierlein und sagte: »Er war der erste Manager, der an meine Fähigkeiten als Komponist wirklich geglaubt hat.«

Die erste Produktion unter dem Beierlein-Regime hieß »Tausend Träume« und wurde ein Riesenhit in Österreich. 1964 vertrat Udo zum ersten Mal sein Heimatland beim Grand Prix in Kopenhagen mit »Warum nur, warum?« und landete auf Platz 5. Die englische Version »Walk Away« von Matt Monroe verkaufte weltweit...

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