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E-Book

Ich war ein Kind der DDR

AutorMargarithe W. Mann
Verlagneobooks Self-Publishing
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl323 Seiten
ISBN9783742714022
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
An Hand meines Lebenslaufes schreibe ich über mein Leben in der DDR. Ich habe mich bemüht, auf der Grundlage meiner Erfahrungen und Erlebnisse in DDR meine ehrliche Meinung preiszugeben; so wie ich die DDR erlebt habe. Denn jeder, der die DDR seine Heimat nannte, hat seine eigene Geschichte. Ich habe bei meinen Aufzeichnungen damalige und heutige politische Erkenntnisse gegenüber gestellt und verglichen. Genauso wenig wie ich die DDR pauschal als Unrechtsstaat bezeichnen würde, genauso befinde ich die Bundesrepublik nicht immer als Rechtsstaat. Die jungen Leute müssen sich darauf verlassen, was wir ihnen über die DDR erzählen. Man sollte ihnen nicht nur die vergiftete Seite des Apfels übergeben, sondern die gesunde Seite dazu reichen.

Über mich: Meine Hobbys sind natürlich meine Kinder und Enkel. Des weiteren meine beste Freundin, eine liebe Boxer Hündin. Weil ich nicht mehr arbeite, sind wir, mein Hund und ich sehr viel im Garten und bauen Gemüse und Blumen an. Ausbildung: Heilpraktikerin Motivation: Ich schreibe, weil ich anderen Menschen Mut zusprechen mochte und ihnen sagen, dass man durchaus zu faul sein kann um aufzugeben

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Leseprobe

Mädchenjahre


Im Frühjahr 1967 hatten wir die Zeit der Thälmannpioniere bereits hinter uns gelassen und waren nun Mitglieder der FDJ (Freie Deutsche Jugend, für dessen Aufnahme musste ein Antrag gestellt werden). Wir bekamen das Blauhemd mit dem Emblem der FDJ auf dem linken Ärmel (Schriftzug mit aufgehender Sonne). Wie die Pionierkleidung wurde das Blauhemd zu offiziellen Anlässen getragen. Der Gruß der FDJ lautete: „Freundschaft“. In der Schule lehrte man uns das Leben im Sozialismus, also Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität nach der Theorie von Karl Marx und Friedrich Engels, dargelegt im Grundgesetz und in der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik 1949. Die Lehrer, insbesondere für Geschichte legten Wert auf die Herausbildung eines gefestigten Klassenbewusstseins gegenüber unserem Arbeiter und Bauernstaat, also die Erziehung zu bewussten Staatsbürgern. Es wurde großer Wert darauf gelegt, dass wir erkannten, dass das sozialistische System dem Kapitalismus überlegen ist und somit der Sieg des Sozialismus über den Kapitalismus eine Gesetzmäßigkeit erfährt. Wenn wir sagten oder in einer Arbeit schrieben, dass die Freundschaft mit dem großen Bruder Sowjetunion für uns sehr wichtig ist und die BRD und die USA als herrschende Klassen unsere Klassenfeinde sind, weil dort die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen praktiziert würde, war uns eine gute Note sicher. Später übernahm das Fach Staatsbürgerkunde (9. und 10. Klasse und ab 1969 bereits ab der 7. Klasse) „Die Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit“.

Der eine begann bereits seine eigenen Gedanken dazu zu entwickeln, während der andere die ganze Schose mehr oder weniger einfach auswendig gelernt hatte, … erste Unsicherheiten traten auf. Wie gesagt beschäftigte man sich in erster Linie vorzugsweise mit Dingen, die in diesem Alter für uns relevant gewesen sind. Warum darf ich keine Jacke aus dem Westen in der Schule tragen, überhaupt wenn sie so genannte feindliche Aufnäher oder Embleme erkennen ließen? Warum muss ich diese entfernen? Warum nimmt mir der Lehrer Filmprogramme weg, die nicht aus der DDR oder dem sozialistischen Ausland stammen. Warum darf ich nur DDR – Radiosender einschalten? Warum ist das andere verbotene Feindmusik? Warum darf ich kein Westfernsehen einschalten? Warum muss ich mit Konsequenzen rechnen, wenn ich mich nicht an diese Verbote halte? Die Reaktionen der Lehrer bei derartigen „Vergehen“, die einen Verstoß gegen die Schulordnung darstellten waren verschieden, weil sich auch die Einstellung der Lehrer zum damals existierenden sozialistischen Staat auf unterschiedlicher Basis bewegte. Ein Teil der Lehrer geleitete uns, weil er es wohl oder übel tun musste, erst dann zum Direktor, nachdem er uns den üblichen „Warnschuss“ verpasst hatte. Es gab aber auch Lehrer, die scheinbar regelrecht nur darauf warteten, dass er den einen oder anderen Schüler erneut bei einem derartigen „Fehltritt“ erwischen kann, um ihn der Schulleitung zu präsentieren. Es konnte passieren, dass die Eltern derjenigen Schüler, die bei verbotenen Handlungen ertappt wurden zu Hause vom Lehrer oder sogar vom Schuldirektor aufgesucht wurden. Die Antwort auf die Frage nach dem von uns gestellten warum, egal ob es von uns laut ausgesprochen oder nur gedacht wurde, war immer gleich: „Das ist bei uns verboten, das sind staatsfeindliche Parolen, alle diese Dinge gehören nicht in einen sozialistischen Staat!“. Diejenigen Lehrkräfte, die zu DDR Zeiten von ihren Handlungen, die das sozialistische System betrafen, hundertprozentig überzeugt zu sein schienen und gegebenenfalls andere Menschen dadurch in Misskredit gebracht haben, das waren die ersten, die nach dem Fall der Mauer: „Hurra, wir sind frei!“ geschrieen haben.

Mit diesen gerade genannten Begebenheiten, so meine ich, hatten sich die ersten Grundgedanken mit den früher oder später damit gekoppelten Handlungsweisen bei uns Schülern entwickelt, wobei zudem die Gesamteinstellung zur damaligen Politik in den jeweiligen einzelnen Familien sicher eine Rolle spielte. Das heißt, es bildeten sich bereits unterschiedliche Denkweisen heraus. Ein Teil der Schüler entwickelte eine ablehnende Haltung dem Staat gegenüber, die er gelegentlich auch frei äußerte. Vielleicht weil er aus vorhin genannten Gründen trotz der „Zusammenstöße“ mit den Lehren oder dem Direktor seine Meinung über verschiedene ausgesprochene Verbote nicht teilte. Er tat das auch auf die Gefahr hin, dass sein Verhalten mit einer schlechten Note in Geschichte oder später in Staatsbürgerkunde geahndet würde und er sich gegebenenfalls ein ansonsten sehr gutes Zeugnis verdirbt. Andere Schüler machten ihre negativen Erfahrungen und daraus erfolgten Einstellungen, die sie zur Politik des Arbeiter und Bauernstaates erfuhren mit sich selber aus. Sie verzichteten auf negative Äußerungen, taten das, was ihnen auferlegt wurde, heulten aus Pflichtbewusstsein hin und wieder mit den Wölfen mit, hielten sich aber ansonsten mehr oder weniger bedeckt und unauffällig. Wieder andere Schüler propagierten deutlich ihre positive Meinung in Form von ehrlicher Begeisterung dem sozialistischen Staat gegenüber und legten bei Diskussionen die Ausführungen der Lehrer zu Grunde. Sie drängten sich um Mitgliedschaften in Schulämtern, z.B. als Klassensprecher oder rissen sich förmlich um das Gestalten einer Wandzeitung zu politischen Themen. Ich meine, dass im Wesentlichen diese drei Gruppen von Menschen, vom Schüler und Jugendlichen bis hin zum Erwachsenen in seiner Gesamtheit das Volk der DDR verkörperten, die ihre politische Meinung nach ihrem jeweiligen Erfahrungswert festigten und danach handelten. Wobei ich sagen würde, dass die genannte zweite Gruppe den Hauptanteil der damaligen DDR – Bevölkerung dargestellt hat, was wiederum belegt, dass es immer so sein wird, dass die breite Masse einer Bevölkerung ihr Leben im jeweiligen Land oder Staat so gestaltet wie es ihr von der betreffenden Regierung vorgeschrieben wird, wobei diese Tatsache wiederum immer nur für einen unbestimmten, begrenzten Zeitabschnitt zutrifft. Warum? Weil wir ja wissen, dass in einer unspezifischen Zeitspanne jeweils eine Gesellschaftsordnung von der anderen abgelöst wird, die dann zwangsläufig in Folge dessen eine andere Regierungsstrategie verfolgt. Ich behaupte: Es war so, es ist so und es bleibt auch so. Was meine ich damit? Die Weltgeschichte lehrt uns, dass es immer eine herrschende Klasse gab, gibt und geben wird, nur die Verhältnisse, wie diese zueinander stehen weisen unterschiedliche Extreme auf. In der DDR hatten wir den Sozialismus. Man kann sagen, dass sich hier nahezu die gesamte Bevölkerung auf etwa gleichem wirtschaftlichem Niveau befand. Man kann weiter sagen, dass es in der DDR durch die durchschnittlich wirtschaftliche Gleichheit der Bevölkerung die Begriffe arm und reich im Wesentlichen nicht gab. Die Herren, die die Staatsmacht der DDR verkörperten, hatten natürlich auch im Sozialismus etwas mehr in der Tasche, … und Heute? Heute sprechen wir von einem Rechtsstaat, dessen grundlegende Bezeichnung dafür von mir bereits in Frage gestellt wurde. Aber auch hier lebt der größte Teil der Bevölkerung wie es von „oben“ vorgeschrieben wird, jedoch haben wir jetzt in diesem Land arme und reiche Leute, wobei die „Schere“ zwischen arm und reich immer weiter auseinander klafft. Jetzt aber hat nicht nur die „Obrigkeit“ mehr in der Tasche. Man spricht von Gewinnern und Verlierern der Wende. Dazu äußere ich aber noch an den jeweils passenden Stellen im Laufe meiner Aufzeichnungen. Ich stelle vorab zunächst folgende Frage: Welches wirtschaftliche Extrem ist größer? Das Extrem, welches wir in der DDR hatten oder das gegenwärtige in unserem oft sehr fragwürdigen Rechtsstaat?.

Wie kam es denn aber nun dazu, dass innerhalb eines Landes zwei unterschiedliche Regierungsstrategien entstanden sind, die letztendlich die Teilung Deutschlands zur Folge hatte? Jeder machte sich, wie auch ich, darüber seine eigenen Gedanken: Ganz profan formuliert ist der Ausgang des zweiten Weltkrieges mit seinen Folgen als Ursache zu betrachten, dass es zur Teilung Deutschlands gekommen ist. Ganz kurz den Kern zusammenfassend würde ich es so sagen: Die der drei Weltmächte (USA, UDSSR und Großbritannien) rangen als Sieger über Hitlerdeutschland um den nachfolgenden Einfluss auf dem europäischen Kontinent. Es entstanden Besatzungszonen mit dem Ziel einer Teilung Deutschlands, wobei die Grundgedanken der einzelnen Weltmächte ein zunächst unterschiedliches wirtschaftliches Ziel verfolgten. Die USA wollten die UDSSR in die entstehenden Vereinten Nationen integrieren. Die Briten wollten als Weltmacht ans westliche Lager gebunden zum Partner der USA werden. Die Konferenz von Potsdam 1945 drohte zu scheitern. Die USA schlugen in der umstrittenen Reparationsfrage einen Kompromiss vor, dieser beinhaltete, dass die Amerikaner und die Briten erst dann Reparationen aus Deutschland abziehen wollten, wenn der Bedarf im Inland befriedigt war. Die UDSSR, die von Kriegsschäden mehr betroffen war, als die beiden anderen Partner, stellten sich dem dagegen. Daraufhin wurde Deutschland infolge des Kompromissvorschlages der USA als Reparationsgebiet geteilt. Jeder Partei stand es nun frei, in ihrer Besatzungszone nach ihren eigenen Vorstellungen zu handeln. Wenn ich es also richtig interpretiere und lässig ausdrücken darf, ist die eigentliche Teilung Deutschlands als solches weder auf dem „Mist“ von West noch auf dem „Mist“ von Ost gewachsen. Nachdem Deutschland als Wirtschaftsraum getrennt war, entwickelten sich logischer Weise auch die Zonen in unterschiedliche politische Richtungen. Einmal die Westzone mit politischer Tendenz zur Demokratie und Marktwirtschaft und einmal die Ostzone mit der Perspektive Sozialismus und dem Partner...

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