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Im Auftrag von Links und Rechts. Hans Frederiks Biografien über Herbert Wehner und ihre Wirkungen in den Printmedien zwischen 1969 und 1983

AutorMatthias Mittenentzwei
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl111 Seiten
ISBN9783656655497
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Neueste Geschichte, Europäische Einigung, Note: 1,0, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Historisches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: Hans Frederik publizierte seit den sechziger Jahren eine Reihe von Werken über Politiker der SPD als auch der CDU. Nicht nur, dass Hans Frederik selbst publizierte, sondern er führte auch Regie innerhalb seines Verlages politisches Archiv, in welchem seit 1961 eine Reihe von Werken zu Politikern oder politischen Themen erschienen. Besonders Herbert Wehner fand innerhalb des Verlages, als auch bei Hans Frederik, besondere Beachtung, so dass sich gleich zwei Biographien und eine Reihe anderer Werke, ausgiebig mit dem Werdegang des Fraktionsvorsitzenden der Sozialdemokraten in den siebziger Jahren beschäftigten. Kaum ein anderes Verlagshaus oder Autor publizierte in einem solchen Umfang über einen Politiker. Auf Grund dieses Ausmaßes der aufgelegten Werke, als auch der Bücher selbst, die erste Publikation 'Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit' umfasste in ihren letzten Auflagen über 600 Seiten, machen sie für eine umfassende Betrachtung interessant. Dabei soll es nicht nur Ziel sein, das von Frederik gezeichnete Portrait Wehners und die von ihm genutzten Quellen kritisch darzustellen und zu hinterfragen, sondern auch die Intentionen des Autors und vermeintlicher Hintermänner, dieses Portrait von Wehner zu zeichnen. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, auch einen Einblick in den Lebenslauf und die verschiedensten Beziehungen des Autors zu politischen Gruppierungen aufzuzeigen. Da Hans Frederik nicht nur eine Publikation über Herbert Wehner veröffentlichte, soll ebenso besonderes betrachtet werden, inwieweit sich die Darstellung und die Biographie Herbert Wehners innerhalb der Veröffentlichungen verändert haben und welche gesellschaftlichen Kreise mit den Werken angesprochen werden sollten. Diesbezüglich ist auch ein Blick auf die Wirkung der Bücher interessant, da besonders 'Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit' eine enorme Auflagenzahl erreichte. Daher soll auch die Wirkung der Publikationen in den deutschen Printmedien zwischen 1969 und 1983 untersucht werden. Natürlich ist ein direkter Zusammenhang zwischen den Publikationen Frederiks und den erschienenen Artikeln schwer nachzuvollziehen, deshalb soll sich auf die von Frederik präsentierten Quellen und des vermittelten Portrait bezogen werden. Demzufolge sollen anhand der in den Werken genutzten Materialien Verbindungen zwischen 'Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit', 'Herbert Wehner. Das Ende seiner Legende' und den Printmedien untersucht werden.

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Leseprobe

"Wer einmal Kommunist war, den verfolgt Ihre gesittete Gesellschaft bis zum Lebensende,

 

und wenn es geht, läßt sie ihn auch noch durch Terroristen umbringen." [1]

 

Herbert Wehner, 1975

 

1. Einleitung


 

Diese Worte schmetterte der neben Franz-Josef Strauß wohl umstrittenste Politiker der BRD, Herbert Wehner am 13. März 1975, der CDU/CSU-Fraktion entgegen, als diese ihn zum wiederholten Male als Bolschewisten und Kommunisten bezeichnete. Solche Diffamierungen machten Wehner zu einem Politiker, dessen Vergangenheit über die gesamte Zeit seines politischen Wirkens in der BRD, von der Opposition, als auch anderen Kräften der Gesellschaft, für Kampagnen genutzt wurde um ihn in der Öffentlichkeit zu verleumden. Natürlich eignete sich die Biographie Wehners wie kaum eine andere eines führenden Politikers in der BRD für solche Feldzüge. Nicht nur, dass er innerhalb kürzester Zeit vom Anarchisten in den zwanziger Jahren, zu einem maßgeblichen Mitglied der KPD aufstieg. Er war auch das einzige führende Mitglied dieser Partei, welches mit dem Kommunismus brach und nach dem Zweiten Weltkrieg ein bestimmender Politiker der SPD wurde, der die Sozialdemokratie in der Nachkriegszeit für lange Zeit prägte. Ein solcher politischer Werdegang erzeugte unvermeidlich, in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart, eine Reihe von Mutmaßungen und Vermutungen über die Zeit des frühen Wirkens von Wehner und seiner Beweggründe. Daher verwundert es nicht, dass Herbert Wehner wiederholt Ziel von Kampagnen wurde.

 

In den sechziger und siebziger Jahren führten sowohl politisch „rechte“ als auch „linke“ Kräfte in der BRD und DDR, Feldzüge gegen Wehner in der Öffentlichkeit. Das zeigen besonders die verschiedenen Printmedien wie Zeitungen, Zeitschriften und Publikationen der damaligen Zeit. So war es in den fünfziger Jahren neben der KPD auch die CDU/CSU, die offenkundig die Vergangenheit des Sozialdemokraten nutzte, um gezielt vor Bundestagswahlen in der Öffentlichkeit über Wehners Tätigkeiten in der KPD verleumderisch zu berichten.[2]

 

In den Sechzigern war es hingegen die Führung der DDR, die auf Grund des „Godesberger Programms“ der SPD und des Bekenntnisses von Herbert Wehner zur Westintegration im Bundestag, mobil machte.[3] Eine Reihe von Zeitungen der DDR stellte Wehners Vergangenheit als angeblicher Verräter an der Arbeiterklasse in den Fokus ihrer Berichterstattung.[4] In den siebziger Jahren folgten vergleichbare Kampagnen der politisch „rechten“ Kräfte in der BRD, um vor allem die neue Ost-Politik zu kritisieren.

 

Allein diese Feldzüge verschiedener Gruppen in BRD und DDR zeigen das umstrittene Bild Wehners in der Öffentlichkeit jener Zeit. Ähnlich ist in den herausgegebenen Biographien zu Herbert Wehner ersichtlich, von denen die zwei Werke von Hans Frederik im Zentrum der folgenden Arbeit stehen sollen. Dieser Autor publizierte seit den sechziger Jahren eine Reihe von Werken über Politiker der SPD als auch der CDU. Nicht nur, dass Hans Frederik selbst publizierte, sondern er führte auch Regie innerhalb seines Verlages politisches Archiv, in welchem seit 1961 eine Reihe von Werken zu Politikern oder politischen Themen erschienen.

 

Besonders Herbert Wehner fand innerhalb des Verlages, als auch bei Hans Frederik, besondere Beachtung, so dass sich gleich zwei Biographien und eine Reihe anderer Werke, ausgiebig mit dem Werdegang des Fraktionsvorsitzenden der Sozialdemokraten in den siebziger Jahren beschäftigten.[5] Kaum ein anderes Verlagshaus oder Autor publizierte in einem solchen Umfang über einen Politiker. Auf Grund dieses Ausmaßes der aufgelegten Werke, als auch der Bücher selbst, die erste Publikation „Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit“ umfasste in ihren letzten Auflagen über 600 Seiten, machen sie für eine umfassende Betrachtung interessant.[6] Dabei soll es nicht nur Ziel sein, das von Frederik gezeichnete Portrait Wehners und die von ihm genutzten Quellen kritisch darzustellen und zu hinterfragen, sondern auch die Intentionen des Autors und vermeintlicher Hintermänner, dieses Portrait von Wehner zu zeichnen. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, auch einen Einblick in den Lebenslauf und die verschiedensten Beziehungen des Autors zu politischen Gruppierungen aufzuzeigen. Da Hans Frederik nicht nur eine Publikation über Herbert Wehner veröffentlichte, soll ebenso besonderes betrachtet werden, inwieweit sich die Darstellung und die Biographie Herbert Wehners innerhalb der Veröffentlichungen verändert haben und welche gesellschaftlichen Kreise mit den Werken angesprochen werden sollten. Diesbezüglich ist auch ein Blick auf die Wirkung der Bücher interessant, da besonders „Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit“ eine enorme Auflagenzahl erreichte. Daher soll auch die Wirkung der Publikationen in den deutschen Printmedien zwischen 1969 und 1983 untersucht werden. Natürlich ist ein direkter Zusammenhang zwischen den Publikationen Frederiks und den erschienenen Artikeln schwer nachzuvollziehen, deshalb soll sich auf die von Frederik präsentierten Quellen und des vermittelten Portrait bezogen werden. Demzufolge sollen anhand der in den Werken genutzten Materialien Verbindungen zwischen „Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit“, „Herbert Wehner. Das Ende seiner Legende“ und den Printmedien untersucht werden. Doch bevor dies geschehen soll, ist es zunächst nötig den Stand der Forschung, als auch die verschiedenen Darstellungen Herbert Wehners innerhalb der letzten Jahre zu analysieren.

 

Die Beschäftigung mit der Thematik Herbert Wehner ist recht umfangreich, da schon zur Lebenszeit Wehners eine hohe Anzahl an Publikationen erschienen sind. Trotzdem ist es möglich, die Darstellung Wehners in der Geschichtsschreibung, in die Kategorien Anti- oder Pro-Wehner einzuteilen. Seit dem Erscheinen der ersten Publikation 1956 bis zur zuletzt erschienenen Biographie im Jahr 2006 lassen sich sämtliche Werke in diese zwei Einteilungen gliedern. Dieser Umstand, dass es bisher keine neutrale Biographie über diesen SPD-Politiker gibt, macht die Arbeit mit der Thematik zusätzlich interessant.

 

Im Hinblick auf die Werke, lassen sich auch diese in politisch- gesellschaftliche Gruppierungen einordnen. Das bedeutet, dass besonders politisch „rechts“ orientierte Autoren Wehners Vergangenheit als Kommunist und seinen angeblichen Verrat in den Vordergrund stellten. Hierbei sei besonders auf die Arbeiten von Peter Kleist und Joachim Siegerist verwiesen.[7] Doch auch ehemalige Sozialdemokraten und „linke“ Gruppierungen griffen diese Thematik auf und diffamierten Wehner ebenso mit Hilfe dieser Unterstellungen. In diesem Zusammenhang seien die Werke von Ernest Salter und Otto Stolz, Wolfgang Dau und die unrechtmäßige Veröffentlichung von Wehners „Notizen“ durch den VDS genannt.[8]

 

Wenn diese Publikationen allein durch den Standpunkt ihrer Autoren kaum als objektive und ernsthaft fachwissenschaftliche Arbeiten gelten können, so ist die besagte Zweiteilung auch innerhalb der Forschung nachweisbar. Besonders nach 1994, nachdem die Archive der ehemaligen DDR und jene in Moskau der Forschung zugänglich gemacht wurden, erschienen zwei äußerst kritische Werke über Herbert Wehner von Reinhard Müller.[9] Dessen Publikationen beschäftigen sich mit dessen Wirken in Moskau, während der „Säuberungen“ 1937. Schon in der 1994 erschienen Publikation „Die Akte Wehner. Moskau 1937-1941“, wartete Müller mit einer Reihe von Aktenmaterial auf, um Wehner als Zuarbeiter des NKWD zu präsentieren.[10] Zwar wird versucht, jegliche Anschuldigung der Zusammenarbeit zwischen Wehner und dem NKWD mit Dokumenten zu untermauern, jedoch gehen beide Werke mit ihren Anschuldigungen so weit, dass diese kritische Darstellung den Eindruck erweckt, dass Wehner das einzige KPD-Mitglied gewesen sei, welches dem NKWD zugearbeitet habe.[11] Eine These, die kaum haltbar ist, da es während der „Säuberungen“ 1937 eine Reihe von KPD-Mitgliedern gab, welche dem NKWD geholfen haben und Wehners Verhalten kein Einzelfall gewesen ist.[12]

 

Im Gegensatz zu Müller versuchten andere Autoren Wehner und seine Vergangenheit zur Ikone zu stilisieren. Besonders Hartmut Soell versuchte in einer Reihe von Aufsätzen und in seiner Publikation „Der junge Wehner“, das Bild vom unschuldigen und aufrechten Herbert Wehner zu vermitteln.[13] Außerordentlich deutlich wird dies an dem Umstand, dass Soell auf das umfangreiche Material aus den Archiven der DDR und Moskaus verzichtete und großteilig auf Wehners eigene Darstellung in den „Notizen“ zurückgriff. Diese eignen sich zwar als Quelle, jedoch erscheinen sie als Hauptquelle für die Darstellung von Wehners frühen Jahren als zu einseitig. In diesem Zusammenhang ist die Kritik Müllers an Soells Publikation, sie sei eine reine Nacherzählung von Wehners Selbstdarstellung, durchaus berechtigt.[14] Ebenso verhält es sich mit einer Reihe von Artikeln, die Soell in der „Zeit“...

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