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E-Book

Im Herzen des Himalaya

Unterwegs in Nepal

AutorAlexandra David-Néel
VerlagEdition Erdmann in der marixverlag GmbH
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783843805247
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Auf Einladung des Maharadschas von Katmandu reiste Alexandra David-Néel im Winter 1912/1913 nach Nepal, ein für Europäer damals noch verbotenes Land. Eine 'nützliche Einführung' wollte sie anschließend schreiben, die politische Bestandsaufnahme eines Landes, das sich zwischen Tradition und Modernität neu definieren musste - einer 'Modernität', wie die unter britischem Protektorat stehenden Nachbarländer Indien und Tibet sie bereits zeigten. Und einer 'Tradition', wie sie sich im abgeschiedenen Nepal noch lange hielt. Witwenverbrennung, politische Klassen und Kasten, urtümliche Opferrituale - die aufgeklärte Journalistin wirft einen kritischen Blick auf diese Gesellschaft. Aber ihr Bericht aus dem Herzen des Himalaya ist weit mehr als eine politische Bestandsaufnahme: es ist die faszinierende Geschichte einer Buddhistin, die, auf der Suche nach dem Geburtsort Siddharthas, in den duftenden Gärten von Lumbini wandelt, auf Buddhas Spuren heilige Stätten und verbotene Tempel aufsucht, die 'Lüfte des göttlichen Himalaya' lieben lernt, dem Geheimnis einer blauleuchtenden Lotosblüte nachspürt, und mit Hilfe ihrer buddhistischen Weisheit und Meditation todesmutig einen menschenfressenden Tiger zähmt. 'Im Herzen des Himalaya' berichtet von Reisen in eine mystische, religiöse Welt und ist ein brillanter Führer durch die vielschichtige religiöse Kultur eines Landes, das auch noch heute voller Zauber, Wunder und Geheimnisse steckt. Spannend und fesselnd bis zur letzten Seite.

Alexandra David-Néel, geboren 1868 in Paris, Forschungsreisende, Gelehrte, international erfolgreiche Autorin von über 30 Büchern, als Journalistin für die Rechte der Frauen kämpfend, verheiratet, aber immer solo unterwegs, interessierte sich als junge Frau zunächst für den russischen Anarchisten Bakunin, später für Theosophie und Buddhismus, studierte von 1888 bis 1890 als erste Frau an der Sorbonne und am Pariser Institut für orientalische Sprachen und debütierte 1895 erfolgreich als Opernsängerin in Hanoi. Ab 1888 verbrachte sie, unterbrochen von Lehraufträgen in Paris und Vortragsreisen in Europa, den größten Teil ihres Lebens in Asien. In Tibet wurde sie als erste Europäerin in den Stand eines Lama erhoben. Hundertjährig ließ die reiselustige Dame noch einmal ihren Reisepass verlängern. Sie starb im Alter von 101 Jahren in Digne-les-Bains, Frankreich.

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Leseprobe

»WAS DER WILLE EINER FRAU VERMAG«


»Alle meine Reisen, besonders die in unerforschte und ›verbotene‹ Regionen waren – beinahe zwanghaft betriebene – Traumverwirklichungen. Schon von meinem fünften Lebensjahr an, als frühreifes kleines Ding in Paris, sehnte ich mich über die engen Grenzen, in denen ich wie alle Kinder meines Alters gehalten wurde, hinaus. Damals gingen meine Wünsche, über die Gartenpforte hinweg, auf die daran vorbeiführende Straße und hinaus in die unbekannte Ferne.«

Das »frühreife kleine Ding«, das zum ersten Mal als fünfjährige bei einem Spaziergang in den Wald von Vincennes ausbüxte und erst von einem Gendarmen wieder eingesammelt werden konnte, hat später weitere Entdeckungsreisen unternommen, um der familiären Enge zu entkommen. 1883 nutzt die Fünfzehnjährige einen Urlaub mit den Eltern in Ostende, um entlang der belgischen Küste nach Holland zu wandern, von wo sie sich nach England einschifft. »Ich kehrte erst zurück, als mein Geldbeutel leer und mein Taschengeld aufgebraucht war.« Zwei Jahre später reist sie mit dem Zug in die Schweiz, um von dort zu Fuß den St. Gotthard nach Italien zu überqueren. Zu ihrer Erbauung hat sie eine Ausgabe mit den Lebensweisheiten des griechischen Philosophen Epiktet dabei. Endstation ist der Lago Maggiore, wo sie von ihrer Mutter abgeholt wird, wieder war das Geld aufgebraucht.

Sie war ein unbezähmbares und gleichzeitig einsames Kind, die am 24. Oktober 1868 in Saint-Mandé in der Nähe von Paris geborene Louise Eugénie Alexandrine Marie David. Ihr Vater Louis war dreiundfünfzig, ihre Mutter Alexandrine sechsunddreißig Jahre alt, als sie nach vierzehn Ehejahren zum ersten Mal Eltern wurden. Die katholische, aus dem belgischen Mittelstand stammende Alexandrine hatte sich einen Sohn gewünscht, der, daran zweifelte sie nicht, Bischof werden würde. (1870 wird sie den ersehnten Sohn bekommen, aber er stirbt, nur sechs Monate alt.) Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter war von Anfang an schwierig, Alexandra sah in ihrer Mutter »eine verantwortungslose, oberflächliche, unausgeglichene Person, die andere unglücklich macht«, und hielt sich an den Vater: »Mein armer Papa, der einzige Mensch, den ich auf der Welt über alles geliebt habe … Ich bin so sehr seine Tochter, nur seine Tochter, und ich hasse alles an mir, was ich von meiner Mutter geerbt haben könnte.« Die kleine Alexandra, ein Tomboy? Im 19. Jahrhundert? Bekannt ist, dass sie sich ein Leben lang gegen die traditionelle Frauenrolle wehrte. Und ganz sicher war ihr der protestantische Louis David ein großes Vorbild. Der Lehrer und Journalist, Sozialist und Freimaurer, der 1848 zu den Aufständischen der Pariser Kommune gehörte, vereinte schließlich alles in sich, was die sehr konservative Mutter ablehnte.

Sie ist so sehr seine Tochter, dass sie sich schon bald die politische Haltung des Vaters zu eigen machte. »Habe ich Dir je erzählt«, schrieb sie als Erwachsene an ihren Mann, »dass ich an der ›Mauer der Föderierten‹ war, nach der Schießerei, als man in aller Eile die Leichen in den zu diesem Zeitpunkt ausgehobenen Gräbern verscharrte … Du wirst Dich wohl fragen, wer mich da hingeführt hatte. Es war mein Vater, der wollte, dass sich mir die menschliche Grausamkeit möglichst eindrücklich einprägen sollte.«

Die Rede ist vom 28. Mai 1871, jenem Tag, an dem vor der berühmten Mauer des Friedhofs Père Lachaise die letzten Aufständischen der Pariser Kommune erschossen wurden. Die zweieinhalbjährige Alexandra war mit ihrem Vater in Paris unterwegs und musste das mit ansehen.

Alexandra ist sechs Jahre alt, als die Familie nach Brüssel umzieht. Sie versinkt in den phantastischen Welten ihres Lieblingsschriftstellers Jules Verne, spielt Klavier, blättert in einem Atlas, den ihr der Vater geschenkt hat und landet immer wieder bei der Seite mit der Landkarte Chinas. – »Meine Tochter hat eine weiße Haut, doch ihre Seele ist gelb.« Und inzwischen vielleicht auch protestantisch, denn der Vater hatte das katholische Mädchen noch einmal taufen lassen. Sie besucht zunächst ein calvinistisches Internat, später aber eine Klosterschule der Karmeliterinnen. Während sich die katholischen Mitschülerinnen zum täglichen Gottesdienst einfanden, macht sie sich, zusammen mit ein paar weiteren, von den Andachten ausgeschlossenen andersgläubigen Mädchen ihre eigenen Gedanken zu religiösen Fragen. Einer vierzehnjährigen amerikanischen Mitschülerin erklärt die zwölfjährige die Dreifaltigkeit: »wenn Gott spricht, ist er das Wort, und wenn Gott denkt, ist er der Heilige Geist.«

»Ich war von Kind an auf die verschiedenen Religionen neugierig«, erinnert sie sich später und schreibt, wieder an ihren Mann: »Ich hatte Dir oft gesagt, dass ich mit dreizehn beschlossen hatte, Missionarin zu werden und mein ganzes Leben einem frommen Werk zu opfern. Derart verwurzelte Neigungen sind stark.«

Sie konnte damals noch nicht wissen, dass sie einmal ihr ganzes Leben als »Missionarin« dem Buddhismus widmen wird. Als Alexandra 1886 die Klosterschule verlässt, würde sie nämlich am liebsten Medizin studieren, aber die Mutter kontert den Berufswunsch sehr entschieden: »Sie sind wohl von Sinnen, liebe Tochter, Sie wissen nicht was Sie sagen, Arzt? Die Männer verstehen schon nichts davon, geschweige denn eine Frau.«

Die Mutter hat anderes vor mit ihrer Tochter. Sie soll jetzt am belgischen Hof in die Gesellschaft eingeführt und damit vom Makel der Herumtreiberin befreit werden. Ein Foto zeigt sie im weißen Ballkleid und mit einem weißen Band im dunklen Haar, wunderschön sieht sie aus, aber die Tänzer weist sie ab, flüchtet und versteckt sich im Schlosspark.

Ein Mädchen von solcher Widerspenstigkeit, bar jeden Sinns für Konvention und Anstand, hat alle Hoffnung auf einen Ehemann verspielt, muss die Mutter gedacht haben und bringt sie bei einem Tuchhändler unter, bei dem sie ihr Geld angelegt hat. Dort soll sie Stoffe verkaufen. Aber Alexandra war »nicht im geringsten eitel. Kleider und Putz sagten mir nichts, ich verachtete den Komfort … Lange vor meinem fünfzehnten Lebensjahr hatte ich mich heimlich ungewöhnlichen Bußübungen unterzogen: Fasten und körperlichen Kasteiungen. Die Anleitung dazu hatte ich aus den Lebensgeschichten gewisser Heiliger, die ich in der Bibliothek einer Verwandten aufgestöbert hatte … Verschiedene Angewohnheiten sind mir geblieben, unter anderem eine von den Stoikern übernommene – den verehrten Meistern meiner Jugend –, nämlich auf einem Brett zu schlafen.«

Sie ist so sehr die Tochter ihres Vaters, dass sie in Brüssel immer öfter zu den Zusammenkünften im Haus von Elisée Reclus geht, einem Freund ihres Vaters, Schriftsteller und Geograph, Freimaurer, Freidenker, Sozialist und Pariser Kommunarde. Zuhause erzählt sie, dass sie dort Geographieunterricht bekommt, in Wahrheit wird sie in diesem Refugium für Sozialisten, Dichter und Denker zur Anarchistin und Feministin.

Sie schreibt, beeinflusst von Reclus, 1888 ihr Manifest »Pour la vie«, das allerdings erst zehn Jahre später publiziert wird. Im Mai 1968 wird die Hundertjährige ihrem Verleger vorschlagen, diesen Text noch einmal zu veröffentlichen. Denn die Thesen der jungen Alexandra David, ein Rundumschlag gegen die Kirche, die Gesellschaft, die Armee, die Rolle der Frau in der bürgerlichen Gesellschaft, unterscheiden sich wenig von denen der Anarchisten des französischen Mai 1968.

1888 verlässt Alexandra David Belgien und reist nach London, vordergründig, um die englische Sprache zu lernen, in Wahrheit, weil sie in den Bannkreis der Gnostiker geraten ist und sich der Theosophischen Gesellschaft anschließt, in deren Bibliothek sie zum ersten Mal mit philosophischen Schriften aus Indien und China konfrontiert wird.

Sie befasst sich mit Okkultismus, Reinkarnation und Meditation, liest die Schriften von Raja-Yoga und anderen Esoterikern. Und weil diese Schriften zum Teil in Sanskrit verfasst sind, beschließt sie, diese Sprache zu lernen. Dazu besucht sie in Paris Vorlesungen an der Sorbonne und dem Collège de France. Mit den nächtlichen Séancen, dem Tische-Rücken der Theosophen will sie nichts mehr zu tun haben: »Dieses Boheme-Leben amüsierte mich eine gewisse Zeit, schließlich langweilte es mich … Schlaflose Nächte lassen sich schwer mit dem Studium in Einklang bringen.«

Sie studiert ab 1889 bei den Professoren Philippe Édouard Foucaux und Silvain Lévi – beide Koryphäen auf ihrem jeweiligen Fachgebiet – vergleichende Religionswissenschaft, Sanskrit und Chinesisch. Foucaux »war der erste, der mir von Tibet erzählte, und ich ahnte damals kaum, was für eine Rolle dieses Land später in meinem Leben spielen sollte.«

1889 ist auch das Jahr, in dem Alexandra David heftig um den rechten Glauben ringt. Sie besucht den Gottesdienst, verkehrt in protestantischen Kreisen und kommt zu der Einsicht, dass »religiöse Dinge,...

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