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Im Schatten des Weltkriegs

Massengewalt der Usta?a gegen Serben, Juden und Roma in Kroatien 1941-1945

AutorAlexander Korb
VerlagHamburger Edition HIS
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl510 Seiten
ISBN9783868545760
FormatePUB/PDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
Im Schatten des Zweiten Weltkriegs versuchte die kroatische Ustasa-Bewegung, gewaltsam einen ethnisch homogenen Nationalstaat zu schaffen. Die Zerschlagung Jugoslawiens durch die Wehrmacht versetzte die Ustasa in die Lage, ein Terrorregime zu etablieren, das sich vornehmlich gegen Serben, Juden und Roma richtete. Damit entfesselte die Ustasa einen Bürgerkrieg, dem etwa 500 000 Menschen zum Opfer fielen. Korb fragt nach den Motiven, Interessen und Handlungsspielräumen der Ustasa, nach dem Verlauf des Gewalteinsatzes und nach dem Zusammenspiel von Bürgerkriegsdynamiken und Brutalisierung. Dabei beschreibt er eine komplexe Spirale der Gewalt, an der kroatische, serbische, deutsche und italienische Akteure beteiligt waren. Seine Studie erschließt auf eindrückliche Weise die Vielschichtigkeit des Geschehens und gibt damit der Holocaust- wie Gewaltforschung eintscheidende neue Anstöße.

Alexander Korb, Dr. phil., geboren 1976, ist Lecturer in Modern European History an der University of Leicester und stellvertretender Direktor des dortigen Stanley Burton Centre for Holocaust and Genocide Studies. Von Oktober 2012 bis September 2013 forscht er am Imre Kertész Kolleg an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

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Leseprobe

__________

1 Zum Modell eines Südosteuropa der »Einvolkstaaten« siehe bspw. Kraus, Bevölkerungsbewegungen der Gegenwart; vom »Neuen Europa« war dort die Rede, wo Nationalisten und Faschisten in den europäischen Ländern aus der Zerstörung alter Ordnungen die Hoffnung schöpften, in einer neu zu schaffenden Ordnung einen gerechten Platz zu erhalten. So gab das kroatische bibliographische Institut eine Reihe heraus mit dem Titel »Der Unabhängige Staat Kroatien. Ein Bollwerk des Neuen Europa« (Kovačić, Greueltaten und Verwüstungen); siehe auch Altgayer, Baustein zum neuen Europa.

2 Die offizielle Bezeichnung dieses Staates lautete »Nezavisna Država Hrvatska«. Das kroatische Akronym »NDH« ist international weit gebräuchlich. Im Folgenden wird die deutsche Abkürzung USK benutzt. Das Wort »Ustaša« bedeutet »der Aufständische« und wurde zum Synonym für die gesamte Ustaša-Bewegung. Mit der Pluralbezeichnung »Ustaše« wird in der Regel das Personal der Bewegung bezeichnet – analog zu »die Nazis«.

3 Wenn von Serben, Kroaten, Juden, Muslimen etc. die Rede ist, sind auch, um ein flüssiges Lesen zu erleichtern, Serbinnen, Kroatinnen, Jüdinnen, Muslima etc. gemeint. Explizit zwischen männlichen und weiblichen Gruppenangehörigen wird dann unterschieden, wenn der Kontext es erforderlich macht.

4 Zu Rumänien siehe Solonari, Purifying the Nation; zu Ungarn siehe bspw. Ungváry, Deportation, Population Exchange, sowie ders., Schieben wir nicht alles auf die Deutschen; für allgemeine Darstellungen siehe Hollander, Swords or Shields; Frusetta, Final Solution in Southeastern Europe; Biondich, The Balkans, sowie Ther, Dunkle Seite der Nationalstaaten.

5 Zum Versuch, den Holocaust in europäischer Perspektive zu analysieren, vgl. Stone, Histories of the Holocaust.

6 Gross, Nachbarn; vgl. des Weiteren Feliks Tychs Plädoyer vor dem Deutschen Bundestag am 27. Januar 2010, Tych, Rede; zur polnischen Debatte um Jedwabne vgl. Gutman, Thou Shalt Not Kill.

7 Den Berechnungen des Ökonomen und UN-Experten Vladimir Žerjavić (1912–2001) zufolge starben im USK 1941 bis 1945 312000 Serben, 114000 Kroaten, 51000 Muslime, 26000 Juden und ungefähr 23000 »Sonstige«, von denen die meisten Roma gewesen sein dürften, eines gewaltsamen Todes, siehe Žerjavić, Population Losses, S. 90ff. u. 150ff. Deutsche und italienische zivile und militärische Opfer bleiben in den genannten Berechnungen außen vor. Eine ausführliche Würdigung und Interpretation der Zahlen leistet Tomislav Dulić, Mass Killing, S. 270ff., sowie ders., Utopias of Nation, S. 313f.; vgl. ferner Groavac, Menschenverluste, sowie Hoare, Genocide and Resistance, S. 23.

8 Der Begriff »Četnik« bezeichnete ursprünglich den Angehörigen einer militärischen Schar (»četa«). Der Plural, »Četnici«, wurde zum Synonym für die paramilitärische Bewegung großserbischer Nationalisten. Im Folgenden sind damit die in Kroatien operierenden Četnici gemeint und nicht die in Serbien organisierten Gruppen, die in manchen Fällen und anders als die Četnici in Kroatien unter dem Kommando der serbischen Regierung standen.

9 Zu theoretischen Überlegungen zu Gewalt in Bürgerkriegen in vergleichender Perspektive siehe Kalyvas, How not to Compare Civil Wars; zu Jugoslawien siehe Minehan, Civil War; zum Zusammenhang zwischen Krieg, Nationalisierung und Gewalt siehe Bright u.a., Global Violence.

10 Kalyvas, Logic of Violence. Von zusätzlichem Nutzen erweisen sich hier Studien, die Besonderheiten der irregulären oder asymmetrischen Kriegführung betonen, siehe bspw. Waldmann, Bürgerkriege; Münkler, Die neuen Kriege; Kronenbitter u.a., Besatzung, sowie Walter, Asymmetrien in Imperialkriegen.

11 Siehe als Überblick die Debatte im Journal of Genocide Research, Jg. 8 (2006) H. 4, sowie Jg. 9 (2007), H. 1, sowie Debatte, NS-Forschung und Genozidforschung; vgl. auch Sémelin, What is Genocide; Gerlach, Extremely Violent Societies, S. 12, sowie Kundrus, Entscheidung für den Völkermord; zur prozesshaften Entwicklung verschiedener Fälle von Massengewalt vgl. Mann, Die dunkle Seite; zur Entwicklung der Genozidforschung in Bezug auf die Holocaustforschung vgl. Wildt, Die Epochenzäsur 1989/90.

12 Die Ausnahme bildet Dulić, der die Massenmorde der Ustaša an Juden und Roma als Genozide einstuft, während es im Falle des Massenmordes an den Serben mangels empirischer Studien zu früh sei, zu entscheiden, ob es sich um einen getätigten Genozid, einen versuchten Genozid oder aber ethnische Säuberungen handle, Dulić, Utopias of Nation.

13 Siehe Mirković, Victims and Perpetrators, S. 318; Hirsch, Genocide in Yugoslavia, sowie Ivanji, Täuschung und Selbsttäuschung, S. 138; je nach Autor werden gewisse Unterschiede zwischen der Verfolgung der einzelnen Gruppen geltend gemacht.

14 Siehe Crowe, A History, S. 220; Reinhartz, Unmarked Graves; Lengel-Krizman, Genocid nad Romima, S. 42; Adeli, Jasenovac, S. 78, sowie Bartulin, The Ideology, S. 10f.; für einen Überblick über die Verfolgung der Roma vgl. Korb, Ustaša Mass Violence; vgl. ferner Pohl, Unter deutscher Hegemonie, S. 156.

15 Auch in den Gesamtdarstellungen zur Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden wird die Frage nach den Motiven der kroatischen Täter nicht gestellt, siehe bspw. Longerich, Politik der Vernichtung.

16 Siehe Djilas, The Contested Country, S. 114 u. 120, der von Plänen weit vor 1941 ausgeht; Cox, Ante Pavelić, S. 201, sowie Goldstein, The Independent State, S. 419ff. Laut Goldstein habe der Vernichtungsplan verschiedene Phasen durchlaufen. So sei er zunächst implementiert worden, um dann im Laufe der Zeit Abschwächungen oder Radikalisierungen zu erfahren. Allerdings widerspricht er sich selbst, wenn er anmerkt, es habe kein planvolles Vorgehen der Ustaša vorgelegen.

17 Insbesondere wurden die unter Zwang entstandenen Nachkriegsaussagen der Täter, sie hätten auf Befehl und folglich nach Plan gehandelt, nicht kritisch hinterfragt. Dies gilt vor allem für die Aussagen von Vladimir Židovec (1907–1948), die unter anderem von Kisić-Kolanović, Zagreb – Sofija, und von Goldstein u.a., Holokaust u Zagrebu, extensiv zitiert werden.

18 Vgl. Hilberg, Die Vernichtung; Friedländer, Die Jahre der Verfolgung, sowie ders., Die Jahre der Vernichtung.

19 Vgl. Debatte, NS-Forschung und Genozidforschung; für gelungene Beispiele siehe Gerlach, Kalkulierte Morde; ders., Die Bedeutung der deutschen Ernährungspolitik; Dulić, Utopias of Nation, sowie Dieckmann, Besatzungspolitik in Litauen; zur aktuellen Debatte zur Thematik vgl. Snyder, Nazis, Soviets, Poles, Jews.

20 Mirković, Recollections, S. 85.

21 Baberowski, Gewalt verstehen; vgl. auch Trotha, Die Zukunft der Gewalt, S. 171.

22 »Die Komplizen. Hitlers europäische Helfer beim Judenmord«, in: Der Spiegel, 21, 18. Mai 2009, S. 82; zum Diktum vom Marionettenstaat siehe bspw. Payne, Geschichte des Faschismus, S. 496. Eine Reihe von Autoren spricht vom sogenannten oder vom »unabhängigen« Staat Kroatien, um die Unabhängigkeit durch Anführungszeichen infrage zu stellen, siehe Colić, Takozvana Nezavisna Država; Mirković, Victims and Perpetrators; Adeli, Jasenovac; Bartulin, Ideology, sowie Sundhaussen, Serben.

23 Hirsch, Genocide in Yugoslavia, S. 634.

24 Zum Gebrauch des Begriffs vgl. Gutić, Kvislinštvo i Kolaboracionizam. In der jugoslawischen Historiografie schätzte man die Anzahl der heimischen Kollaborateure »des Faschismus« auf 300000 bewaffnete Kämpfer. Die Zahl dürfte indes höher gewesen sein; für weitere europäische Länder vgl. Flacke u.a., Mythen der Nationen.

25 Zit. nach Martin, Ally Betrayed, S. 50.

26 Zur Kritik der jugoslawischen Historiografie vgl. Jakir, Dalmatien, S. 20.

27 Vgl. Debatte, NS-Forschung und Genozidforschung, S. 3.

28 Dulić, Utopias of Nation, S. 278.

29 Kiszling, Die Kroaten. Schicksalsweg, S. 186.

30 Siehe ebenda; als Beispiel für Memoirenliteratur siehe Ernsthausen, Die Wölfe der Lika.

31 Reemtsma, Vertrauen und Gewalt, S. 13ff.

32 Zit. nach Ramet, The NDH, S. 401.

33 Reemtsma, Vertrauen und Gewalt; vgl. auch Baberowski, Gewalt verstehen.

34 Sundhaussen, Der Ustascha-Staat, S. 505. Ähnlich bei Paris, Genocide in Satellite Croatia, S. 179, sowie Savich, Jasenovac.

35 Mirković, Recollections, S. 85; Goldstein u.a., Holokaust u Zagrebu, S. 593.

36 Broszat u.a., Der kroatische Ustascha-Staat, S. 179....

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