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Information Warfare. Vergleichende Analyse der Berichterstattung zum Falkland-/Malwinenkonflikt 1982 in 'La Nación' und 'The Times'

AutorMarcus Theodor Schauerte
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl90 Seiten
ISBN9783668115095
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Region: Mittel- und Südamerika, Note: 1,3, Universität zu Köln (Forschungsinstitut für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen), 111 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Am 2. April 1982 wurde die Weltöffentlichkeit von der Besetzung der Britischen Dependenz Falklandinseln (52°S/59°W) durch argentinische Truppen überrascht. Eine umgehend in Marsch gesetzte britische Task Force landete anderthalb Monate später auf den der argentinischen Küste vorgelagerten Inseln, nach gescheiterten Vermittlungsbemühungen u.a. der amerikanischen und der peruanischen Regierung. Sie eroberten den aus zwei Haupt- und ca. 780 kleineren Inseln bestehenden Archipel in blutigen Kämpfen zurück. Am 14. Juni kapitulierte der argentinische Militärgouverneur in der 13.000 km von London entfernten Inselhauptstadt Port Stanley (das zwischenzeitlich in Puerto Argentino umbenannt worden war). Das Schicksal der argentinischen Junta war durch die Niederlage besiegelt. Der Konflikt umfasste räumlich auch die administrativ von den Falklands abhängigen Inselgruppen Südgeorgien (54°-55°S/35°-38°W) und die Südlichen Sandwichinseln (58°S/ 38°W). Das unbefugte Anlanden argentinischer Arbeiter auf Südgeorgien am 19. März war ein wichtiger Vorläufer des Konflikts, fand aber nur geringe Beachtung in den Medien. Die beiden Archipele blieben Nebenkriegsschauplatz. In der Literatur wird sowohl vom Falklandkonflikt als auch vom Falklandkrieg gesprochen. In britischen Quellen ist häufig auch von einer campaign, einem Feldzug, die Rede. Der Krieg wurde zwar nie erklärt (wie eigentlich kaum ein Krieg in den vergangenen hundert Jahren), weshalb man die Kriegserklärung als notwendige und hinreichende Bedingung für einen Krieg vernachlässigen kann, jedoch sind de facto sowohl die Minimaldefinition des 'organisierten und zeitlich andauernden Einsatz[es] militärischer Gewalt', das Vorhandensein mindestens einer Kriegspartei mit Staatsqualität als auch (knapp) die weitergehende Erfordernis von 1000 Toten pro Jahr erfüllt. In dieser Arbeit wird schon alleine aus Gründen sprachlicher Abwechslung und damit besserer Lesbarkeit keine strikte Trennung zwischen den Begriffen Krieg und Konflikt vorgenommen. Auf den Falklandinseln lebten 1980 1.813 Einwohner fast ausschließlich britischer Abstammung, bei einer Landfläche von 12.173 km2; damit ist der Archipel also etwas kleiner als Wales und größer als Jamaika. Die britischen Besitzungen im Südatlantik umfassen auch Ascensión (7°58'S/14°24'W), das während des Anmarsches als wichtiger Stützpunkt diente, das dem Angolabecken vorgelagerte St. Helena (15°57'S/5°42'W) sowie die Inselgruppe Tristan da Cunha (22°59'S/41°58'W).

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Leseprobe

2. Grundlegende Informationen


 

2.1. Historische Hintergrundinformationen


 

Es ist für das Verständnis der Auseinandersetzung unverzichtbar, einige grundlegende historische Fakten aufzubereiten, die in dieser Form kaum vorausgesetzt werden können, etwa mehrmalige britische Angriffe auf Buenos Aires im Zuge der napoleonischen Kriege Anfang des 19. Jahrhundert. Das argentinische Selbstverständnis, sich in der Auseinandersetzung um die Falklands gegen einen in dieser Form perzibierten britischen Imperialismus zu wehren, wird nur vor diesem Hintergrund deutlich.[50]

 

2.1.1. Kurze Geschichte der Falklands[51]


 

Die Geschichte der Falklands soll hier nur in groben Zügen wiedergegeben werden. Sie wird in mehreren Werken erschöpfend behandelt[52]: Verschiedene Seefahrer sollen sie im Laufe des 16. Jahrhunderts entdeckt haben, u.a Amerigo Vespucci und 1592 der Brite John Davis. Französische Seeleute aus dem bretonischen St. Malo nannten sie îles Malouines, wovon sich das spanische Islas Malvinas ableitet. 1690 betraten die Engländer als erste die Inseln und benannten sie nach dem damaligen Schatzmeister der Marine, Lord Falkland. 1764 wurde durch Franzosen die erste Siedlung auf Ost-Falkland gegründet, 1765 durch Briten eine Niederlassung auf Westfalkland. 1767 (Ost-Falkland) bzw. 1770 (West-Falkland) wurden die Inseln auf spanischen Druck hin geräumt, was fast zu einem Krieg zwischen Spanien und Großbritannien führte. 1774 fielen die Inseln wieder an Spanien (durch die Londoner Vereinbarung vom 22.01.1771). Seit 1811 - Spanien verließ seine Garnison dort - beansprucht Argentinien die Inseln, 1820 wurden sie von Argentiniern okkupiert. 1833 besetzte Großbritannien die Inseln militärisch, erklärte sie 1843 zur Kronkolonie und hielt sich dann dort fast 150 Jahre ununterbrochen. Das nahende Jubiläum war für beide Seiten von besonderer Bedeutung.[53]

 

2.1.2. Abriss der britisch-argentinischen Beziehungen bis 1982


 

Die britischen Invasionen in der Provinz Buenos Aires 1806/07 bilden einen elementaren Teil der argentinischen Historiographie und trugen zur Bildung eines nationalen Selbstbewusstseins bei, da die Unfähigkeit der spanischen Verwaltung, das Gebiet effektiv zu verteidigen, deutlich wurde. Erst einer neu gebildeten kreolischen Miliz gelang es, die britischen Truppen zu schlagen. Auch vor dem Hintergrund der Streitigkeiten um die Falklandinseln wird diese 200 Jahre zurückliegende Episode beschworen.[54]

 

Nach der Unabhängigkeit Argentiniens vom spanischen Mutterland 1816 wandelte sich die Situation: Die Beziehungen zwischen Großbritannien bzw. dem britischen Empire und Argentinien (bzw. den im Zuge der Staatsbildung entstehenden und untergehenden Vorgängerstaaten) spielten sich weitgehend friedlich im Rahmen des britischen Freihandelsimperiums ab.[55] Die Briten waren (bis auf Guyana und Belize/Britisch-Honduras) auf dem lateinamerikanischen Festland nie auf Landnahme aus, sondern wollten auf dem Wege kommerzieller Verbindungen ihren Einfluss geltend machen.

 

Ein 1824 abgeschlossener Vertrag sah die Lieferung von Agrarprodukten durch die Argentinier gegen Manufaktur- und Industriewaren durch die Briten vor.[56] Eine enorme Injektion britischen Kapitals in die argentinische Infrastruktur wurde durchgeführt: Das Eisenbahnsystem[57], der Tiefhafen von Buenos Aires sowie weitere bedeutende Industrieanlagen verdanken ihre Existenz den Investitionen britischer Unternehmer,[58] deren Repräsentanten vor Ort sich im Übrigen auch häufig dauerhaft in Buenos Aires niederließen. Noch heute führen viele Familien der argentinischen Oberklasse britische Familiennamen; britischer Kleidungsstil, Nachmittagstee und Sportarten wie Polo und Rugby sind in Argentinien weit verbreitet. Mitte des 19. Jahrhunderts stellten die 30.000 Briten im Land die ökonomisch mächtigste Gruppe dar.[59] Auch heutzutage noch existiert eine englischsprachige Zeitung, der Buenos Aires Herald. Nicht wenige Anglo-Argentinier kämpften auf den Inseln: Die beiden Begleitoffiziere Menéndez’ bei der Kapitulation hießen Bloomer Reeve und Melbourne Hussey.

 

In den 1920er Jahren veränderte sich der transatlantische Waren- und Kapitalfluss: Es entstand ein Dreieckshandel zwischen Argentinien, Großbritannien und den USA, basierend auf der Konvertibilität des Pfund Sterlings. Das Vereinigte Königreich war wirtschaftlich durch den Weltkrieg schwer angeschlagen, außerdem waren US-amerikanische Waren innovativer, z.B. durch Fahrzeuge für den Straßenverkehr anstatt der britischen Züge. Die USA verwehrten der argentinischen Agrarindustrie gleichzeitig aber den Zugang auf den heimischen Markt.[60] In der Zeit von 1928-1930 gingen 32,5 % der argentinischen Exporte in das Vereinigte Königreich, der Großteil der argentinischen Importe kam aus den USA.[61] Nachdem Großbritannien im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1932 protektionistische Maßnahmen durchführte, kam es 1933 zum für Argentinien unvorteilhaften Roca-Runciman Abkommen zwischen den beiden Ländern.[62] Die Höhe der britischen Importe aus Argentinien wurde beibehalten, im Gegenzug wurden britische Firmen immens auf dem argentinischen

 

Markt bevorteilt. Das Abkommen wurde durch die argentinische GroßgrundbesitzerOligarchie ermöglicht und bildete einen wichtigen Nährboden für antibritisch eingestellte argentinische Nationalisten.[63] Diese warfen den Rinderbaronen vor, eine Politik des vendepatria zu betreiben, des Vaterlandsverkaufs[64]: „The Treaty was [...] little short of a humiliationfor Argentina. “[65]

 

Der Streit um die Falklandinseln spielte keine oder nur eine sehr untergeordnete Rolle, solange die Eliten beider Länder finanziell profitierten und stabile Handelsbeziehungen wünschten; frühe Ausnahmen bildeten die Zeiträume unmittelbar nach der britischen Eroberung (1833/34) und nach der Umwandlung in eine britische Kolonie (1841-43).[66] Bis zum Zweiten Weltkrieg waren die beiden Staaten also deutlich in einer,,special relationship“ miteinander verbunden.[67]

 

Während des Zweiten Weltkriegs blieben die ökonomischen und politischen Beziehungen ziemlich stabil, verschlechterten sich aber allmählich im Zuge des Peronismus.[68] Perón trieb eine Politik der Importsubstitution voran und verstaatlichte Unternehmen in britischem Besitz, da Großbritannien argentinischen Besitz in Sterling blockierte.[69] Ende der 40er Jahre lösten sich die engen britisch-argentinischen ökonomischen Beziehungen ,,by a simple cash transaction“[70] auf, und damit auch das Gebot, Konflikte, speziell den Disput um die Falklands, eingekapselt zu halten.[71] Argentinische Exporte nach Großbritannien machten in den 70er Jahren nur noch 3 % aus, in Kontrast zu 20-25 % noch in den 50er Jahren; ähnlich massiv gingen die britischen Investitionen in Argentinien zurück. [72]

 

Argentinien gelang es 1965, die Resolution 2065 in den UN verabschieden zu lassen, die beide Seiten zur friedlichen Streitbeilegung auffordert, und die Angelegenheit damit vor die Weltöffentlichkeit zu bringen.[73] 1966 begannen Verhandlungen - ein Novum, denn Gespräche waren vorher stets von britischer Seite abgeblockt worden - die aber aufgrund einer starken britischen Lobby, welche eine Abtretung der Souveränität gegen den Willen der Inselbewohner verhinderte, nicht erfolgreich waren.[74] Die harte britische Haltung mündete im gleichen Jahr in der Operación Condor: eine kleine Gruppe argentinischer Nationalisten landete in einer entführten DC-4 in Port Stanley, woraufhin die britische Regierung HMS Puma in Marsch setzte. Gleichzeitig wurde in Buenos Aires das Haus, in dem der Duke of Edinburgh während eines Staatsbesuchs residierte, von einer wütenden Menge angegriffen.[75] [76]

 

In den 70er Jahren versuchten die Argentinier eine „vigorous ,hearts and minds‘ campaign“16 durchzuführen, indem sie den Falkländern u.a. medizinische Versorgung auf dem Festland, Treibstoffe und Internatsplätze für die Kinder anboten. Dies ließ die Inselbewohner jedoch unbeeindruckt; sie verharrten weitgehend in ihrer strikt pro-britischen Haltung.[77] 1971 wurde ein von den Briten vorangetriebenes Kommunikationsabkommen geschlossen, das eine feste Flugverbindung zwischen dem argentinischen Festland und den Inseln einrichtete. Ab 1974 wurde einem argentinischen Energieuntemehmen die Versorgung der Inseln erlaubt.[78]

 

Die Inselbewohner - eindeutig für einen Verbleib bei Großbritannien - verstanden dies quasi als langsamen Verrat, die Argentinier als durchsichtige Hinhaltetaktik.[79] Trotzdem war den Kelpers[80] klar, dass eine teilweise wirtschaftliche Integration mit Argentinien Waren verbilligen würde.[81] Die Argentinier hofften, innerhalb von 10 Jahren durch die ökonomischen Vergünstigungen einen fundamentalen Wechsel der Einstellung der Falkländer bewirken zu können.[82]

 

Im August 1973 beschwerte sich Argentinien über eine erneute Blockade der Verhandlungen durch die Briten. 1974 drohte Argentinien mit einer gewaltsamen Besetzung der Inseln, nachdem bekannt geworden war, dass die britische Regierung Ölbohrkonzessionen in den umliegenden Gewässern vergab. In der Folge wurde die Residenz des britischen Botschafters in Buenos...

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