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Innsbrucker Alltagsleben 1880-1930

AutorLukas Morscher
VerlagHaymon
Erscheinungsjahr2013
ReiheVeröffentlichungen des Innsbrucker Stadtarchivs, Neue Folge 46
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783709976555
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Was hat den Alltag der Innsbrucker in den Jahren von 1880 bis 1930 bewegt? - Die ersten elektrischen Lampen in einem Innsbrucker Gastgarten, ein Auto im Sillkanal, der König von Siam auf der Durchreise, ein Fliegerangriff, ein Mord in Amras und vieles mehr. Lukas Morscher, als Leiter des Innsbrucker Stadtarchivs der Experte für die Geschichte der Stadt, hat aus Zeitungsberichten ein amüsantes und informatives Lesebuch zusammengestellt. Anhand von knapp 200 erstmals veröffentlichten Fotografien macht er den Innsbrucker Alltag um die Jahrhundertwende wieder lebendig.

Lukas Morscher, geboren 1969, Historiker und Jurist, Leiter des Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck. Zahlreiche Publikationen insbesondere zu unterschiedlichen Aspekten der Regionalgeschichte Innsbrucks.

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Leseprobe

1881


Besuche des Kaisers waren für alle Orte ein enormes gesellschaftliches Ereignis und eine besondere Ehre.

22. JÄNNER

Zur Errichtung einer Wasch- und Badeanstalt in Innsbruck


Wie wir bereits früher unseren Lesern mitgetheilt haben, hat sich hier ein Comité zur Errichtung einer Wasch- und Badeanstalt gebildet. Es freut uns, heute constatieren zu können, dass sich dieser Plan der Verwirklichung naht und dadurch Innsbruck wieder um eine ebenso gemeinnützige als wohlthätige Einrichtung bereichert wird. Nach den uns vorliegenden Berichten ist zur vollständigen Herrichtung eine Summe von 100.000 fl. erforderlich; hievon wurde – Dank der großen Sympathie, welche überall dem Projecte entgegengebracht wird – durch Zeichnungen bereits ein Betrag von 70.000 fl. gesichert. Mit den Arbeiten selbst zur Aushebung des Ziehbrunnens muss Anfangs Februar begonnen werden, da Mitte März der niederste Wasserstand des Innflusses ist. Die Pläne lassen einen äußerst zweckmäßigen Bau erwarten, der, mit möglichster Sparsamkeit ausgeführt, für das aufgewendete Capital fast sicher eine angemessene Verzinsung erwarten lässt. Es ist sehr zu wünschen, dass diejenigen unserer Mitbürger, welche die Errichtung einer Badeanstalt durch ihre Theilnahme fördern wollen, ihre Bereitwilligkeit zur Uebernahme von Antheilscheinen baldigst einem der Mitglieder des Comités anzeigen würden, welche gerne jede Erklärung und Auskunft ertheilen werden. Wir sind überzeugt, dass es nur dieses Hinweises bedarf, um den bis jetzt noch fehlenden Betrag zu decken und dadurch ein Unternehmen sicher zu stellen, das unserer Stadt zur Ehre, ihren Einwohnern aber zum Wohle gereichen wird. IN, S. 219.

18. JULI

Grundsteinlegung


Gestern um ½ 10 Uhr vormittags fand im Mutterhause der barmherzigen Schwestern an der Kettenbrücke zu Mühlau die Grundsteinlegung zum Neubau der Kirche, durch den hiesigen Herrn Dechanten Dr. Johann Kometer unter Assitenz mehrerer Priester und im Beisein sämmtlicher Schwestern in feierlichster Weise statt. IN, S. 2425.

13. AUGUST

Der Kaiser in Tirol


Gestern früh um 6 Uhr fuhr der Kaiser unter dem Jubel der ländlichen Bevölkerung von Landeck ab. In Imst, Silz und Telfs und auch in kleineren Ortschaften, welche an der Reichsstraße liegen, wurde der Monarch allenthalben von den zusammengeströmten Bewohnern des Oberinnthales mit begeistertem Jubel begrüßt.

In Kranebitten bereitete Sr. Majestät an dem westlich vom Gasthause sich über die Straße wölbenden prachtvollen Triumphbogen die Bevölkerung der Gemeinden Hötting und Völs unter Vorantritt der Geistlichen und Gemeindevertretungen und unter Mitwirkung der Feuerwehr von Hötting und beider Musikbanden einen herzlichen Empfang. Der Kaiser verließ den Wagen und nahm zuerst mit huldvollen Worten die Begrüßungsreden der Repräsentanten dieser Gemeinden entgegen. Danach empfing er ein schönes Bouquet aus Alpenblumen aus den Händen der in der kleidsamen Tracht des Dorfes sich vorstellenden Tochter des Holzlieferanten Auer von Hötting, die den Monarchen durch ein sinniges Gedicht begrüßte, ebenso die Blumensträußchen, welche 14 andere weißgekleidete Mädchen überreichten, beehrte den Forstinspector Klement mit einer Ansprache und dankte und verabschiedete sich sowohl von den Blumenspenderinnen als auch der versammelten ländlichen Bevölkerung wie ein Vater von seinen Kindern.

Die Feuerwehr ist in Innsbruck untrennbar mit Franz Thurner verbunden. Ihm ist der Aufbau des modernen Feuerwehrwesens zu verdanken.

Um 3 Uhr nachmittags traf Se. Majestät mit Suite in Innsbruck ein. An der Westgrenze des Magistratsbezirkes an der vor der Kirche von Mariahilf aufgestellten Triumphpforte wurde er von einer Deputation des Gemeinderates mit Bürgermeister Dr. Falk an der Spitze empfangen. […]

Unter dem Geläute der Glocken, den Klängen der Volkshymne, welche die Musikkapelle der freiwilligen Feuerwehr anstimmte, und dem sich wiederholenden Jubel der dichtgedrängten Menschenreihen fuhr Se. Majestät nun durch das Spalier, welches die freiwillige Feuerwehr von Innsbruck und Wilten bis zur Innbrücke bildete. […]

Am Ende der Innbrücke, vor welcher die Wiltener Musikkapelle sich postiert hatte, und welche die Volkshymne intonierte, und von wo an die Veteranen von Innsbruck und Wilten Spalier bildeten, credenzte die als schmucke Marketenderin gekleidete Frl. Kehrer, Tochter des verstorbenen Professors Kehrer, ein Glas Wein, von welchem der Monarch lächelnd mit einem Trunk zu kosten geruhte. […]

Trotz des enormen Menschenandranges, der den Wagen bei der Einfahrt in die Stadt folgte, hat sich kein Unglück ereignet, obwohl vom Rade einer leeren in den Burghof befohlenen Equipage bereits das Kleid eines Mädchens ergriffen worden war. In der Museumstraße fiel durch eine im Winde wehende Flagge herabgestreift ein Ziegelbrocken von einem Dache, der glücklicher Weise, knapp vor einer Frau auf die Straße fallend, auch nur bloßen Schrecken verursachte. […]

Um 8 Uhr rückte die hiesige Garnison und die von Hall nach dem Manöver hier ein. Der Kaiser ließ dieselben an der Spitze eines glänzenden Stabes an der Mündung der Herrengasse vor sich defilieren. Se. Majestät ritt einen Rappen. Es war ein für Innsbruck seltenes militärisches Schauspiel. Die Hofgendarmerie zu Pferde war durchgehends auf Schimmeln beritten.

Der Besuch des Stadtspitals durch Se. Majestät ist auf die Mittagsstunde verlegt worden. Um 6 Uhr abends findet eine Hoftafel mit 70 Gedecken statt. […] IN, S. 2732–2734.

Dr. Heinrich Falk war von 1880 bis 1893 Bürgermeister von Innsbruck.

5. OKTOBER

Bade- und Waschanstalt


Gestern abends fand in den Räumlichkeiten des kaufmännischen Vereins dahier eine Generalversammlung der Actienzeichner der im Baue begriffenen Wasch- und Badeanstalt statt. Das Unternehmen, auf das 80.000 fl. gezeichnet und bereits 70% eingezahlt sind, schreitet rasch vorwärts. Nach dem Berichte des Herrn Architekten v. Schragl sind die Baulichkeiten bis auf das Legen der Böden und einige kleinere Verputzarbeiten fertig, so dass in kürzester Zeit die letzten Bauarbeiten, nämlich die Anstreicher-Arbeiten werden begonnen werden können. Die bedeutende Arbeit, welche bei diesem Baue im Laufe des Sommers und Herbstes geleistet worden ist, muss jedermann anerkennen, der Gelegenheit hatte, die durch die Bestimmung bedingte complicierte Eintheilung derselben, das verwickelte System von Röhrenleitungen und die kollosalen maschinellen und andern den Badezwecken dienenden Einrichtungen zu sehen.[…] IN, S. 3345f.

29. NOVEMBER

Großer Brand in Wilten


Schon zwei Tage lang raste und heulte der Wind durch die Gegend und rief die Befürchtung auch bei sonst nicht ängstlichen Gemüthern wach: Wenn nur kein Feuer auskommt! Gegen Abend des gestrigen Tages nahm der mitunter orkanartige Sturm etwas ab, doch waren manche Windstöße noch sehr heftig. Ungefähr um ½ 11 Uhr nachts ertönte das Signal der Feuerglocke vom Stadtthurme und gab die Richtung von Wilten an. Im Stadel des Metzgers Mayr, vulgo Rautermetzger, war Feuer ausgebrochen. Die Gebäulichkeiten zwischen der Banderl- und Mentelgasse, das hinter dem brennenden Stadel gelegene Spörr’sche, vulgo Schuster-Haus, das vor diesem und dem Rauter’schen Hause gelegene Figgeler-Wirtshaus, wie auch das gegenüberliegende, nur durch die enge Mentlasse getrennte Neuner’sche Haus standen unmittelbar in Gefahr. […]

Die Ausrüstung der Feuerwehr ist vom jeweiligen Stand der Technik abhängig. Einem Großbrand stand die Feuerwehr im 19. Jahrhundert noch recht hilflos gegenüber.

Dieses Bild aus Zirl zeigt die Tragik eines Großbrandes: Die Menschen stehen buchstäblich vor dem Nichts.

Die Wiltener Feuerwehr hatte beim Ausbruch des Brandes eben ihre Commandantschaft neugewählt. Herr Feuerwehr-Requisiten-Fabrikant Lang, kaum aus der Wahl als Commandant hervorgegangen, musste nun in diesem höchst bedenklichen Ernstfalle das Commando sofort übernehmen. Außer der Wiltener und Innsbrucker freiwilligen Feuerwehr erschien die von Pradl, Hötting, Mühlau, Amras, Aldrans und die freiwillige und städtische nebst der Salinen-Feuerwehr von Hall. Besonders letztere leistete Ausgezeichnetes. Leider mussten dieselben am Bahnhofe in Hall eine volle Glockenstunde warten, bis sie endlich nach Innsbruck befördert wurden....

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