Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1, Universität Wien (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Das Alter als Thema in der mittelalterlichen Literatur. - Eine Spurensuche., Sprache: Deutsch, Abstract: Wenn man/frau sich mit dem Alter als Thema in der mittelalterlichen Literatur beschäftigt, kann zu Recht von einer Spurensuche gesprochen werden, da es tatsächlich erst einmal aufge-spürt werden muss. Die fiktiven HeroInnen sind in der Regel jung bzw. in ihren besten Jahren und bleiben es auch, selbst wenn zeitlichen Berechnungen zufolge in der literarischen Zeit einige Jahre oder gar Jahrzehnte vergangen sein müssten. Dies erweckt oft den Eindruck, die höfische Literatur sei gewissermaßen 'alterslos', was so allerdings nicht stimmt. Selbst, wenn das Alter in der mittelalterlichen Literatur normalerweise keine hervorgehobene Rolle spielt, so wird es doch nicht gänzlich verschwiegen. In Nebenrollen treten gar nicht einmal so selten Alte auf, deren optische wie charakterliche Beschreibung oftmals Informationen über damali-ge Altersbilder preisgibt. Dabei handelt es sich in der Regel nicht um zweckfreie Altersbe-schreibungen, sondern um Inszenierungen von Alter, die bestimmte rhetorische Zwecke ver-folgen. Teilweise kommen realistische Elemente in der Darstellung von Alten vor, die auf Lebensweltlichkeit verweisen, und Rückschlüsse auf kulturelle Zuschreibungen, in dem, was Alter ausmacht, zulassen. Die Krone Heinrichs von dem Türlin bildet diesbezüglich keine Ausnahme. Es finden sich immer wieder einmal Alte, wie beispielsweise der Wirt Blandocors, eine alte sowie eine ganz alte Frau, der oder die alten Herren und ein alter Greis, die zumindest teilweise mit typischen optischen Attributen alter Menschen, wie etwa grauem oder weißem Haar, beschrieben wer-den. Das alte wîp und der/die altherren, auf die ich im folgenden explizit eingehen werde, weisen zusätzlich noch Attribute von Un- bzw. Scheintoten auf, die Hinweise auf die damals aufkommenden Jenseits- und Fegefeuervorstellungen, wie auch auf Wiedergängermythen geben. Zudem fallen des Öfteren Bemerkungen über Kälte und/oder Wärme der Körper, die durch die Figuren und/oder den Erzähler eine geschlechts- und/oder altersspezifische Zuordnung nach dem Schema der Humoralpathologie erfahren. Am deutlichsten wird dies anhand der Provokation Ginovers, die den frierenden Artus verspottet. Besonders interessant an der Krone ist die Thematisierung des Todes: 'Inhaltlich kann man die Crône als erstes genuin weltliches Nachdenken über den Tod lesen' etc.
Sandra Folie hat Deutsche Philologie, Theater-, Film- und Medienwissenschaft und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Wien studiert. Seit Februar 2016 ist sie DOC-Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) an der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Wien, wo sie über Labels zeitgenössischer 'Frauenliteratur' promoviert.
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