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Integriertes Bildungs(system)design

Strategie für eine systemische Konzeption von Bildungsangeboten am Beispiel der wissenschaftlichen Weiterbildung

AutorAnna Shkonda
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl277 Seiten
ISBN9783640847174
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis23,99 EUR
Doktorarbeit / Dissertation aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Pädagogik - Berufserziehung, Berufsbildung, Weiterbildung, Note: 2,0, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Institut für Erziehungswissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Es wird nach theoretischen und anwendungsorientierten Möglichkeiten gesucht, das bestehende Bildungssystem eines Landes bzw. eines seiner Teilsysteme systemisch zu erfassen bzw. zu 'diagnostizieren', um auf dieser Grundlage Möglichkeiten dafür sichtbar zu machen, diese Systeme bzw. Teilsysteme zu optimieren, zu redesignen (Umstrukturierung) oder sie ggf. neu zu designen (Neustrukturierung). Um dieses Ziel zu erreichen, wird beispielhaft das System der wissenschaftlichen Weiterbildung in Deutschland auf unterschiedlichen Ebenen systemisch erschlossen. Diese Erschließung bzw. Diagnose dient als Grundlage für die Entwicklung eines exemplarischen integrativen berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiums auf Hochschulniveau an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Das auf diese Weise entstandene Konzept dient als Modell für die Entwicklung eines nachhaltigen theoretischen Konstrukts, das eine systemische Konzeption von Bildungsangeboten in allen denkbaren Bildungsbereichen unterstützen soll.

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Leseprobe

1. EINLEITUNG


 

Entwerfen und Entwickeln als Prozess zu beschreiben, stellt uns vor große theoretische und praktische Prob­leme. Denn allzu oft handelt es sich um eine Suche, bei der wir gar nicht wissen, wonach wir Ausschau halten. Wie organisiert man aber die Suche nach und die Ent­wicklung von etwas, das man nicht kennt?[1] Es ist eine Tatsache, dass wir in einer wissensbasierten Ökonomie und Gesellschaft leben, was bedeutet, dass die Qualifikationsanforderungen und der Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften, die über den neuesten Kenntnisstand verfügen, kontinuierlich wachsen. Es ist auch eine Tatsache, dass sich Bildungssysteme weltweit in einer Krisis befinden, da sie diesen Qualifikationsanforderungen nicht gerecht werden. Das ist ein Problem! Eine eindeutige Lö­sung für dieses Problem ist leider noch nicht gegeben.

 

Die These, die in der vorliegenden Arbeit vertreten wird, ist, dass um das aktuelle Bildungs­system eines Landes zu optimieren und an die Anforderungen der aktuellen gesellschaftli­chen Ansprüche anzupassen, ist es nicht unbedingt notwendig das bestehende System von Grund auf zu verändern. Basierend auf der 4. Regel der Biokybernetik, die besagt: Nutze die vorhandenen Kräfte nach dem Jiu-Jitsu-Prinzip statt Bekämpfung nach der Boxer-Methode[2], wäre es notwendig die Gegebenheiten und die Gewordenheiten des bestehenden Systems bzw. einer seiner Teilsysteme genau zu erforschen. Die entdeckten Potenziale und Lücken könnte man dann nutzen um neue, aber immer noch in das bestehende System integrierte Bildungsangebote zu konzipieren. Gelingt es auf diese Art und Weise sinnvolle und innovative Angebote zu etablieren, ist es nur eine Frage der Zeit, dass diese neuen Strukturen die Alten auf einer „natürlichen Weise" verdrängen bzw. ablösen. Solche Strategie bietet die Möglich­keit lokal relativ kurzfristig Veränderungen zu schaffen und langfristig globale Auswirkungen zu erzielen.

 

Aufgaben und Ziele der Forschungsarbeit


 

Basierend auf der oben formulierten These ist die Aufgabe, die in der vorliegenden For­schungsarbeit bearbeitet wird, eine doppelte:

 

1. nach übergreifenden theoretischen und anwendungsorientierten Kategorien zu suchen, die für die Erschließung bzw. Diagnose sowie Um- bzw. Neugestaltung eines bestehenden Bildungssystems und seinerTeilsysteme erforderlich und sinnvoll sind ;

2. die Möglichkeiten einer solchen Erschließung mittels eines konkreten Anwendungs­beispiels aufzuzeigen und zu konkretisieren.

 

Dabei geht es vor allem darum, die vielfache Abhängigkeit eines solchen Vorhabens (Konzep­tion von Bildungsangeboten) von unterschiedlichen Faktoren des Bildungssystems sowie der anderen gesellschaftlichen Systeme aufzuzeigen und einen Weg zu entwickeln und vorzu­schlagen, der den dafür Verantwortlichen[3] hilft diese systemischen Zusammenhänge und

 

Abhängigkeiten wahrzunehmen und einzubeziehen.

 

Für die Bearbeitung dieser durchaus komplexen Aufgabe wird das System der wissenschaftli­chen Weiterbildung in Deutschland mittels des systemanalytischen Werkzeugs („9-Felder- Modell") von Girmes beispielhaft erschlossen und anschließend die Entwicklung eines integrativen berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiums auf dem Hochschulniveau konzeptionell erstellt.

 

Das übergreifende Ziel dieses Vorhabens besteht darin, das beispielhaft vorgeschlagene Wei­terbildungskonzept, das basierend auf der durchgeführten Systemerschließung entstanden ist, zu einem nachhaltigen theoretischen Modellkonzept bzw. zu einer Strategie zu entwi­ckeln, die eine systemische Konzeption von Bildungsangeboten in allen denkbaren Bildungs­bereichen unterstützen soll und die :

 

 Kernbestandteile eines Konzepts definiert,

 

 eine Art Gerüst anbietet, das an das jeweilige Bildungsbereich angepasst und angebots­spezifisch ergänzt werden muss,

 

 als Anregung und als Instrument für die Bildungseinrichtungen dient, die neue Bildungs­konzepte entwickeln und implementieren möchten, sowie

 

 Rücksicht nimmt auf:

 

> bildungspolitische Entwicklungen im Rahmen der Europäisierung und Internationali­sierung des Bildungsraumes,

 

> länderspezifische Anforderungen und Rahmenbedingungen durch die Bildungsge­setzgebungen,

 

> Bedingungen und Entwicklungsziele der eigenen Bildungseinrichtung.

 

Forschungsinstrumente und -Werkzeuge


Das systemanalytische Werkzeug -,,9-Felder-Modell"


 

Als Instrument für die vorgenommene Felderschließung wurde das von Prof. Girmes entwi­ckelte systemanalytische Werkzeug - das„9-Felder-Modell" - gewählt.

 

Es gibt zwei Methoden, die für eine systemische Erschließung der Welt genutzt werden kön­nen: Induktive und deduktive Methode. Werden die Erfahrungen des Einzelnen als Aus­gangspunkt genommen und die Gesetzmäßigkeiten durch Beobachtung, Vergleich und Gene­ralisierung erschlossen, spricht man von der induktiven Methode der Welterschließung. Wird eine Regel, ein Gesetz oder eine Definition als Ausgangspunkt genommen und wird daraus vom Allgemeinen auf das Einzelne erschlossen, spricht man von der Bestätigung des Gesetz­haften am Einzelnen und somit von der deduktiven Methode der Welterschließung. Wenn es sich um ein bestehendes System mit Unmengen Gesetzmäßigkeiten, die in diesem System wirksam sind, handelt, wäre die induktive Methode wahrscheinlich diejenige, die der Syste­merschließung am besten dienen kann. Dabei gelten folgende basalen Grundlagen:

 

 Jedes System ist immer ein Teil des Ganzen;

 

 Jedes System beinhaltet eine Reihe Handlungsfelder;

 

 In jedem Handlungsfeld agieren Akteure bzw. Aktanten;

 

 Alle Akteure/ Aktanten führen bestimmte Tätigkeiten aus;

 

 Die Tätigkeiten werden unter der Berücksichtigung der im System herrschenden Regeln (Programme) ausgeführt;

 

 Alle Tätigkeiten sind zielgerichtet;

 

 Jedes Ziel bzw. Setzung schließt auf eine bestimmte Voraussetzung an;

 

 Es gibt immer eine Spannung zwischen Voraussetzungen und Setzungen;

 

 Um die Spannung zwischen Setzungen und Voraussetzungen zu verringern muss eine Reihe Aufgaben erfüllt werden;

 

 Damit die Aufgaben in die Tätigkeiten umgesetzt werden, bedarf es unterschiedlicher Ressourcen, z. B. Wissensbestände, Werkzeuge, Materialien usw.

 

Diese Grundlagen bilden die Basis für das von Prof. Girmes entwickelte „9-Felder-Modell" (odysseys end®)[4], das der systemischen Erschließung eines Bildungssystems in dieser Arbeit dienen soll.

 

Bei diesem Instrument handelt es sich um einen Versuch, die „Welt" mit Hilfe der ausformu­lierten Topoi zu kartieren und systematisch sowie systemisch zu erfassen. Den Ausgangs­punkt bildet die Annahme, dass jedes menschliche Handeln immer in einem Handlungsfeld stattfindet, das in einem systemischen Rahmen eingebettet ist und von Akteuren bzw. Aktan­ten vollzogen wird. Daraus entstanden die drei zentralen Felder des Modells (siehe Abb. 1): Handlungsfeld (Setting), Programm (System) und Kompetenz der handelnden Akteure bzw. Aktanten. Jedes dieser Felder wird weitgehend dimensioniert und beinhaltet folgende 6 Di­mensionen: Voraussetzungen, Setzungen, Repertoire an Werkzeugen und Wissensbeständen, Wirklichkeitskonzept bzw. Handlungsfeld, Aufgaben und Tätigkeiten. Diese Dimensionen nehmen ihrerseits Rücksicht auf die Voraussetzungen bzw. Bedingungen und orientieren sich auf die Ziele bzw. Setzungen im jeweiligen Feld. Durch derartige Dimensionierung kann die Wirklichkeit ganzheitlich (re)konstruiert werden. Folgende Abbildung bietet eine schemati­sche Übersicht des beschriebenen Instruments:

 

 

Abb 1 9-Felder-Modell („Lernwelten")[5]

 

Die Erschließung des gesamten „Geländes" kann von jedem beliebigen Ausgangsfeld ange­fangen werden. Dabei kann der Forscher entscheiden, welches Feld mit damit verbundenen vier Referenzfeldern in der „Mitte" seiner Betrachtung steht.

 

Verglichen mit anderen Werkzeugen dieser Art, wie zum Beispiel dem „Sensitivitätsmodell"[6] nach Vester, bietet dieses Werkzeug die Möglichkeit komplexe Systemwelten auf unter­schiedlichen Ebenen gleichzeitig zu erschließen und basierend auf den Ergebnissen dieser Er­schließung innovative Lösungsstrategien zu erarbeiten.

 

Forschungsmethoden


 

Zur Gewinnung der Daten- und Informationsgrundlage wurde eine Kombination unterschied­licher Forschungs- und Erhebungsmethoden angewandt. Sekundärdatenanalyse/Literaturauswertung

 

Insbesondere für die Analyseschwerpunkte auf Systemebene wurde auf bereits vorliegende Untersuchungen und Studien zurückgegriffen. Diese wurden im Rahmen von Internet- und Li­teraturrecherchen gesichtet...

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