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Integriertes Management als Erfolgsfaktor für die Unternehmensführung

Komplexität und Dynamik

AutorKai Grzywatz
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl121 Seiten
ISBN9783656924371
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich BWL - Unternehmensführung, Management, Organisation, Donau-Universität Krems - Universität für Weiterbildung (Department für Wirtschafte- und Managementwissenschaften), Veranstaltung: Master of Business Administration (MBA), Sprache: Deutsch, Abstract: Der Begriff Komplexität in Unternehmen ist in der heutigen Zeit kaum mehr wegzudenken. Das sich rasch wandelnde turbulente und nur sehr schwer vorhersehbare Unternehmensumfeld und die Zunahme von Komplexität und Dynamik, stellen die Unternehmensführung vor höchste Herausforderungen. Die wachsende Vernetzung innerhalb und außerhalb des Unternehmens und die zunehmende Geschwindigkeit von Veränderungen in Markt und Gesellschaft und ihre wechselseitige Beeinflussung kennzeichnen die zu bewältigenden Aufgaben. Um den nachhaltigen Unternehmenserfolg sicherzustellen, muss die Unternehmensführung diese Herausforderungen und Aufgaben in Einklang bringen. Dafür notwendig ist ein Ordnungs- und Bezugsrahmen, der diesen Anforderungen gerecht wird und gleichzeitig die erforderliche Flexibilität für permanente Anpassung einräumt. Der Ansatz eines integrierten Management-Modells schafft diesen Bezugsrahmen. Die ganzheitliche Betrachtung der normativen, strategischen und operativen Elemente der Unternehmensführung stellt sicher, dass Unternehmenszweck, Ziele, Strategien und Ressourcen auf die o. g. Herausforderungen systematisch optimal ausgerichtet und Komplexität und Dynamik beherrschbar gemacht werden. Integriertes Management vermeidet gleichzeitig gefährliche Insellösungen und Einzelsysteme in der Führung und Ausführung unternehmerischer Aufgaben, die nicht auf ganzheitliches Denken und Handeln ausgerichtet sind, sondern lediglich auf die Lösung der Probleme ihres Teilbereiches.

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Leseprobe

3. Spannungsfelder


 

3.1 Strukturdefekte Entscheidungsprobleme


 

Unternehmerische Entscheidungen, also die Bestimmung der Unternehmensziele, die Ausrichtung der Unternehmensaktivitäten und deren Planung sind stets zukunftsbezogen. Wie oben angeführt, muss die Unternehmensführung jedoch Ihre Entscheidungen bei unvoll-kommener Information und Unsicherheit treffen. Das Vorliegen einer Entscheidung impli-ziert, dass mindestens zwei Handlungsalternativen bestehen. In der Realität liegen, insbe-sondere bei komplexen Entscheidungsproblemen, vielfache Alternativen mit unterschied-lichen Wirkungszusammenhängen vor. Hinzu kommt, dass solche Entscheidungsprobleme nicht gut strukturiert sind, da gut strukturierte Entscheidungsprobleme deterministisch sind, d. h. dass es sich dann gar nicht um eigentliche Entscheidungsprobleme handelt. Da Entschei-dungen Unsicherheit voraussetzen und deterministische Modelle jedoch vollkommene Voraussicht erfordern, würde eine Lösung eines deterministischen Problemmodells in der Realität zu einer Paralyse führen.[95] „Bei realen Entscheidungssituationen liegen also regelmäßig defekte Strukturen vor. Die Ursachen für die Strukturdefektheit können dabei vielfältig sein.“[96] In der Betriebswirtschaftslehre lassen sich diese Defekte in vier Arten unterscheiden; in Wirkungs-, Bewertungs-, Zielsetzungs- und Lösungsdefekte.[97]

 

 

Abbildung 11: Übersicht der Defektarten[98]

 

 Wirkungsdefekte ergeben sich dann, wenn keine Gesetzmäßigkeiten bekannt sind, nach denen sich der Erfolg bestimmter Aktivitäten richtet (z. B. Wettbewerbsmaßnah-men, Auswirkungen von Mergers and Acquisitions auf das übernehmende Unterneh-men). Es ist also schwierig, die entscheidungsabhängigen Variablen zu identifizieren und festzulegen, mit denen ein Problem gelöst werden kann. Liegen mehrere Variablen mit unterschiedlichen Abhängigkeiten untereinander vor und verhalten sich multiplikativ zu einzelnen Variablen, stehen also in einer nicht-linearen Beziehung zueinander, lassen sich bestimmte Wirkungen durch einzelne Aktivitäten nicht separieren. Typisch für diesen Fall ist der nicht bestimmbare Werbeerfolg von Marketingaktionen in Bezug auf Umsatzveränderungen, bei gleichzeitig umgesetzten Verkaufspreisänderungen im Markt, welche ebenfalls den Umsatz beeinflussen.

 

 Bewertungsdefekte ergeben sich aus der Ermangelung, zukunftsbezogene unsichere Größen wie Kosten und Erlöse korrekt vorherzusehen, bzw. den Einfluss einer Ent-scheidung auf diese Größen eindeutig zu bestimmen. Nach welchen Kriterien sollen außerdem Vermögensgegenstände am Planungshorizont bewertet werden? Selbst wenn bei Verdichtung von bestimmten Entscheidungsparametern im Hinblick auf ihre Erfolgswirkung keine Schwierigkeiten entstehen, ist die Unternehmensführung in hohem Maße auf ungenaue Schätzungen angewiesen.

 

 Zielsetzungsdefekte treten auf, wenn bei Unsicherheit ein Ziel nur im Nachhinein definiert wird, bzw. wenn Variable gewählt werden, die nicht zum Problem passen. Für die Unternehmensführung besteht Unklarheit darüber, welches Ersatzziel im Vorhinein hätte gewählt werden sollen, um den Unternehmenserfolg am Markt zu erreichen, bzw. unterlag die Unternehmensführung subjektiv falschen Vorstellungen darüber. Dieser Defekt ist die Folge aus Wirkungs- und Bewertungsdefekten hinsichtlich der Einflussnahme bzw. Wirkungsgrade der umzusetzenden Maßnahmen zur Erreichung des Unternehmenserfolgs.

 

 Lösungsdefekte entstehen durch das Fehlen von zielführenden Lösungsmethoden, welche in systematischen Verfahren optimale Lösungen hinsichtlich vorteilhafter Entscheidungsalternativen mit vertretbarem (Zeit-)Aufwand liefern. Bspw. können Reihenfolgeplanungen, die aufgrund einer schwachen mathematischen Struktur nur durch vollständige Abbildung aller Möglichkeiten gelöst werden, was jedoch bei Problemen mit einer großen Anzahl von Alternativen nicht oder nicht effizient zu bewältigen ist. Insbesondere die Komplexität eines unternehmensweiten Totalmodells führt zu solchen Lösungsdefekten.

 

Die Abbildung 12 veranschaulicht eine Klassifikation von Entscheidungsproblemen, bei der von oben nach unten der Grad der Strukturiertheit zunimmt bzw. die Anzahl und das Ausmaß von Strukturdefekten abnimmt.[99]

 

 

Abbildung 12: Strukturdefekte von Entscheidungsproblemen[100]

 

Daraus wird erkennbar, dass die Lösung von Strukturdefekten sich immer dann einfacher gestaltet, je strukturierter das Entscheidungsproblem selbst ist.

 

3.2 Der Umgang mit Komplexität und Dynamik


 

Komplexität ist zu einer allgegenwärtigen Erscheinung in Unternehmen geworden. Die Zunahme von Komplexität und Dynamik führt die systemische Ausgestaltung von Unterneh-men mittlerweile an Grenzen.[101] Dennoch muss diese Anforderung gemeistert werden. Die Lösung dafür sind ganzheitliche kybernetische Management-Systeme. Mit ihrer Hilfe lassen sich komplexitätsgerechte Strategien entwickeln, die einer evolutionären Logik folgen. Diese Form von Strategie ist dann notwendig, wenn die Unsicherheit und Ungewissheit groß ist, jedoch unternehmerische Entscheidungen getroffen werden müssen.[102] Nachfolgend wird ein kurzer Überblick über die Begriffe Komplexität und Kybernetik gegeben, um dann zum Management von Komplexität zu gelangen.

 

3.2.1 Der Komplexitätsbegriff


 

Der Begriff Komplexität wird heute mehr denn je als Schlagwort gebraucht und hat sich mittlerweile fast zum Modewort entwickelt. Häufig wird von komplexen Problemen oder komplexen Zusammenhängen gesprochen. Der Komplexitätsbegriff wird schnell zu Hilfe genommen, wenn es sich um schwierige Situationen oder auch nicht Verstehbares handelt.[103] Allerdings sollte auf die Unterscheidung zwischen Komplexität und Kompliziertheit von Beginn an geachtet werden. Solange alle Elemente, Bedingungen und Beziehungen eines Sachverhaltes vollständig bekannt und klar definiert sind und diese sich nicht verändern, ist dieser Sachverhalt kompliziert. Z. B. besteht ein durchschnittlicher Pkw aus bis zu 10.000 Einzelteilen. Es liegt vollständiges Wissen darüber vor, wie dieser Pkw zusammengesetzt werden muss, um funktionstüchtig zu fahren. Mit diesem Pkw allerdings ein Rennen zu gewinnen ist eine komplexe Herausforderung, da sich relevante Einflussgrößen, wie z. B. das Wetter, der Streckenzustand u. a. untereinander vernetzt sind und sich gegenseitig irgendwie beeinflussen. Sie können ihre Eigenschaften verändern, eine Eigendynamik entwickeln und so Zusammenhänge und letztlich Ergebnisse verändern.[104] Die folgende Abbildung veranschau-licht die relevanten Unterschiede:

 

 

Abbildung 13: Die Unterschiede von dynamisch, komplex, einfach und kompliziert[105]

 

In der Gesellschaft wird Komplexität vor allem mit Problemen assoziiert, für die auf den ersten Blick keine einfache Lösung gibt. Dadurch entsteht Unsicherheit und forciert die Forderung nach Problemlösungsstrategien. Dies führt unweigerlich zur Feststellung, dass eine Korrelation von Komplexität und Strategie besteht. An dieser Stelle ist es sinnvoll den Begriff der Komplexität genauer zu definieren. Allerdings fällt es schwer, eine einheitliche Definition zu finden.[106]

 

Der Begriff der Komplexität (lat. complexus: zusammengeknüpft, verwoben, vernetzt) beschreibt den Umstand, dass ein System eine hohe Vielzahl und Vielfalt von Zuständen annehmen kann, sei es auf Ebene der Elemente und deren Beziehungen oder aber hinsichtlich der Veränderlichkeit und deren Beziehungen zueinander. Diese Beschreibung sagt allerdings nichts über einen Sachverhalt selbst oder den Grad der diesem Sachverhalt zu Grunde liegenden Komplexität aus.[107] „Komplexität bezeichnet allgemein die Eigenschaft eines Systems oder Modells, dessen Gesamtverhalten man selbst dann nicht eindeutig beschreiben kann, wenn man vollständige Informationen über seine Einzelkomponenten und ihre Wechselwirkungen besitzt.“[108]

 

Bleicher beschreibt ein komplexes System als kompliziert und dynamisch, da es aus vielen verschiedenen Systemelementen und Beziehungen besteht, die sich im Zeitablauf ändern.[109] Das Verhaltensspektrum wird dabei umso größer, je komplexer ein System ist. D. h. ein System kann auf Veränderungen in der Umwelt umso variantenreicher reagieren. Gleichzeitig wird es umso schwieriger und anspruchsvoller ein solches System zu kontrollieren und eine korrespondierende Aktion aus allen möglichen sich anbietenden Aktionen auszuwählen.[110] Eine solche Entwicklung lässt sich am relativ einfachen Beispiel eines Schachspiels veranschaulichen:

 

 Zu Beginn ist die Zahl der Spielzüge zunächst begrenzt und durch die Eigenschaften der einzelnen Spielfiguren determiniert. Es herrscht...

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