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E-Book

Intensivstation zu Hause

AutorJulia Lademann
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl252 Seiten
ISBN9783456944883
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR

Auch in Deutschland werden Pflegebedürftige, die z.B. beatmungspflichtig sind oder einer künstlichen Ernährung bedürfen, in ihrem Zuhause betreut. Pflegende Angehörige nehmen dabei eine Schlüsselposition ein, da ohne deren Mitwirkung die Realisierung einer "Intensivstation zu Hause" kaum möglich ist.

Die diesem Buch zugrunde liegende Studie widmet sich daher den pflegenden Angehörigen, die sowohl versorgungsbezogene Leistungen erbringen als auch das Gesundheitssystem zur eigenen Entlastung bzw. anwaltschaftlich für die Pflegebedürftigen nutzen. Darüber hinaus werden das breite Spektrum der ambulanten Schwerstkrankenpflege aufgezeigt sowie Schlussfolgerungen für das Versorgungssystem und insbesondere für die professionelle Pflege präsentiert.

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt und Vorwort
  2. 1. Einleitung
  3. 2. Problemhintergrund und Ziel der Untersuchung
  4. 3. Theoretischer Rahmen und Forschungsstand
  5. 4. Methodisches Vorgehen
  6. 5. Ergebnisse Teil I: Praxisfeld High- Tech Home Care aus Sicht ambulanter Pflegedienste
  7. 6. Ergebnisse Teil II: High- Tech Home Care aus Sicht pflegender Angehöriger
  8. 7. Diskussion der Ergebnisse und Schlussfolgerungen für das Versorgungssystem
  9. Anhang
Leseprobe

4. Methodisches Vorgehen (S. 65-66)

Im Vordergrund dieser Studie steht die Untersuchung der Perspektiven pflegender Angehöriger. Diese nehmen eine entscheidende Rolle in der häuslichen Versorgung Schwerstkranker ein, weshalb ihre Sichtweise auf das Versorgungssystem erhoben werden soll. Entsprechend diesem Forschungsgegenstand ist ein explorativqualitatives Vorgehen methodisch angemessen. Da die technikintensive ambulante Schwerstkrankenpflege in Deutschland bislang kaum beforscht ist, dient der explorative Zugang einer ersten wissenschaftlichen Erschließung dieses Feldes. Darüber hinaus dient der methodisch qualitative Zugriff der Erfassung der Betroffenenperspektive, die im Zentrum des Interesses steht.

Im Folgenden wird zunächst die Bedeutung der qualitativen Forschung innerhalb der Gesundheits- und Pflegewissenschaften aufgezeigt, sowie auf Gütekriterien dieser Methodik eingegangen. Die Wahl der hier verwendeten Grounded Theory als Forschungsstrategie und dem daraus abgeleiteten Vorgehen in Datenerhebung und Auswertung wird zunächst aus methodologischer Perspektive und dann konkret bezogen auf das Vorgehen im Rahmen dieser Studie vorgestellt. Eine kritische Reflexion bezüglich Methodenwahl und methodischer Realisierung runden schließlich die folgende Darstellung ab.

4.1 Qualitative Forschung in den Gesundheits- und Pflegewissenschaften

Traditionell wird im Bereich Public Health mit quantitativen Methoden gearbeitet, da oftmals epidemiologische Fragestellungen im Vordergrund stehen. Mit der Etablierung der Gesundheitswissenschaften als wissenschaftlicher Disziplin in Deutschland wurden in den einschlägigen Lehr- und Handbüchern in erster Linie quantitative Methoden behandelt (exemplarisch Hurrelmann & Laaser 1993). Dennoch gibt es durchaus schon eine längere Tradition, die Thematik um Gesundheit und Krankheit mittels qualitativer Methoden zu beforschen, besonders in den Sozialwissenschaften.

Die Bedeutung von Gesundheit und Krankheit sowie deren Herstellung bzw. Bewältigung im Rahmen gesundheitlicher Versorgung kann nur vor einem gesellschaftlichen und damit sozialen Hintergrund verstanden werden. Dies wird innerhalb der gesundheitswissenschaftlichen Forschung seit Ende der 1990er Jahre zunehmend aufgegriffen. So werden in dem von Hurrelmann und Laaser 1998 neu herausgegebenen und überarbeiteten „Handbuch Gesundheitswissenschaften" sowie in dem von Schwartz et al. (2003) herausgegebenen „Public Health Buch" die qualitativen Methoden unter dem Stichwort der sozialwissen schaftlichen Verfahren in den Gesundheitswissenschaften behandelt.1 Auch in der neueren Methodenliteratur wird die Verwendung qualitativer Methoden „in den eher angewandten Fächern wie Sozialarbeit, Pflegewissenschaften oder Public Health" (Flick, Kardoff & Steinke 2000, S. 13) empfohlen.

Zur Bearbeitung pflegewissenschaftlicher Fragestellungen haben qualitative Methoden eine breite Anwendung gefunden, nicht nur, weil sich Pflege in einem sozialen Kontext abspielt, in dem individuelles Erleben und subjektive Bedeutungen eine entscheidende Rolle spielen, sondern auch weil Pflege ein bislang wenig wissenschaftlich beforschtes Gebiet darstellt, dem sich in vielerlei Hinsicht zunächst explorativ zu nähern ist.

Im angloamerikanischen Raum hat die qualitative Pflegeforschung bereits eine längere Tradition: So ist der Anteil wissenschaftlicher Publikationen in vier einschlägigen amerikanischen Pflegefachzeitschriften zwischen 1988 und 1992 um mehr als das Dreifache gestiegen (Liehr &Taft Marcus 1996). In Deutschland wird die qualitative Pflegeforschung dagegen erst seit etwa Mitte der 1990er Jahre aufgenommen und zwar in Form von (aus dem angloamerikanischen) übersetzten Lehrbüchern sowie eigenen Bearbeitungen (Schaeffer & Müller-Mundt 2002, Haller 2000, Morse & Field 1998, Holloway & Wheeler 1998, LoBiondo-Wood & Haber 1996).

Inhaltsverzeichnis
Inhalt und Vorwort6
1. Einleitung12
2. Problemhintergrund und Ziel der Untersuchung16
2.1 Versorgung Pflegebedürftiger: Ambulant vor Stationär18
2.1.1 Pflegebedürftigkeit in Deutschland19
2.1.2 High-Tech Home Care: Häusliche Schwerstkrankenpflege23
2.2 Häusliche Pflegearbeit ist familiäre Frauenarbeit25
2.3 NutzerInnenorientierung und Empowerment im Gesundheitswesen28
2.4 Fragestellung und Ziel der Untersuchung31
3. Theoretischer Rahmen und Forschungsstand34
3.1 Verortung in der Versorgungsforschung35
3.1.1 Versorgungsforschung in den Gesundheitswissenschaften36
3.1.2 Pflegende Angehörige im Rahmen von Versorgungsforschung38
3.2 Stellung von pflegenden Angehörigen im Versorgungssystem40
3.2.1 Pflegende Angehörige als NutzerInnen und LeistungserbringerInnen40
3.2.2 Partizipative Rollen pflegender Angehöriger43
3.3 Pflegende Angehörige in High-Tech Home Care: Forschungsstand50
3.3.1 Engagement und Kompetenz52
3.3.2 Belastungen und Versorgungsprobleme54
3.4 Präzisierung der Fragestellung64
4. Methodisches Vorgehen66
4.1 Qualitative Forschung in den Gesundheits- und Pflegewissenschaften66
4.2 Grounded Theory als Forschungsstrategie68
4.2.1 Wissenschaftstheoretische Verankerung69
4.2.2 Forschungsprozess69
4.3 Qualitätskriterien und ethische Aspekte72
4.4 Strategien der Datenerhebung und Auswertung74
4.4.1 ExpertInneninterviews mit Pflegedienstleitungen75
4.4.2 Leitfadengestützte Interviews mit pflegenden Angehörigen78
4.5 Methodenreflexion82
5. Ergebnisse Teil I: Praxisfeld High- Tech Home Care aus Sicht ambulanter Pflegedienste86
5.1 Beschreibung der Stichprobe: Die Pflegedienste und Pflegedienstleitungen86
5.2 Umsetzung von High-Tech Home Care89
5.2.1 PatientInnengruppen und eingesetzte Technik90
5.2.2 Die Versorgung der Schwerstpflegebedürftigen94
5.2.3 Pflegende Angehörige aus Sicht der Pflegedienste96
5.3 Bedeutung von HTHC101
5.3.1 Schwerstpflegebedürftige als Ausnahmefälle102
5.3.2 Chancen und Risiken105
5.3.3 Erwartete Entwicklung108
6. Ergebnisse Teil II: High- Tech Home Care aus Sicht pflegender Angehöriger110
6.1 Beschreibung der Stichprobe: Die pflegenden Angehörigen und Versorgungssituationen111
6.2 Häusliche Versorgung Schwerstkranker als Option116
6.2.1 Empfehlung Professioneller117
6.2.2 Bedeutungen der häuslichen Versorgungsoption121
6.3 Informationsgeschehen129
6.3.1 Informationsbeschaffung129
6.3.2 Art und Weise der Informationsvermittlung133
6.4 Schnittstelle zwischen stationärer und häuslicher Versorgung136
6.5 Schulung, Anleitung und Begleitung140
6.5.1 Erlernen von Versorgungstätigkeiten140
6.5.2 Umgang mit der Technik: Geräteeinweisung und Gebrauchsanweisungen151
6.5.3 Begleitung der häuslichen Versorgung154
6.6 Pflegende Angehörige als ExpertInnen in der häuslichen Versorgung158
6.6.1 Selbsteinschätzung159
6.6.2 PatientInnenorientierung als spezielle Expertise160
6.6.3 Technik- und Hilfsmittelexpertise164
6.6.4 Kreativität und Intuition170
6.6.5 Verhältnis zwischen Laien- und Professionellenexpertise175
6.7 Anpassungsleistungen181
6.7.1 Wohnraumanpassung und Arrangement mit High- Tech Home Care181
6.7.2 Rollenanpassungen: Pflegende sein – Angehörige sein194
6.8 Soziales Netz und Selbsthilfe198
7. Diskussion der Ergebnisse und Schlussfolgerungen für das Versorgungssystem206
7.1 Unzureichende Rahmenbedingungen207
7.1.1 High-Tech Home Care als Ausnahmefall207
7.1.2 Mangel an alternativen Versorgungsmöglichkeiten210
7.2 NutzerInnenorientierung und Empowerment211
7.2.1 Pflegende Angehörige als NutzerInnen und LeistungserbringerInnen wahrnehmen und unterstützen211
7.2.2 Voraussetzungen und Möglichkeiten zur Partizipation in Entscheidungsprozessen in der häuslichen Versorgung214
7.2.3 Information, Anleitung und Schulung: Zu entwickelnde Empowerment- Instrumente217
7.2.4 Grenzverschiebungen zwischen Professionellen- und Laiensystem221
7.3 Koordinierte, vernetzte und lebensweltorientierte Versorgung223
7.3.1 Koordination und Integration als strukturelle Voraussetzungen224
7.3.2 Lebensweltorientierte Versorgung228
7.4 Schlussfolgerungen für das Versorgungssystem231
7.4.1 Strukturelle Anpassungen231
7.4.2 Maßnahmen für gezielte Qualitätsverbesserungen233
7.4.3 Systematische Umsetzung von NutzerInnenorientierung236
7.5 Geltungsbereich der Studie und Ausblick240
Anhang252

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