Sie sind hier
E-Book

Interkulturelle Kommunikation im geschäftlichen Kontext zwischen Deutschen und Singapurern

Eine Untersuchung am Beispiel der Flughafen München GmbH und ihrer singapurischen Geschäftspartner

AutorTam Nguyen
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl58 Seiten
ISBN9783656618867
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Interkulturelle Kommunikation, Note: 1,3, Universität Augsburg (Lehrstuhl für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache und seine Didaktik), Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit interessiert sich für die Kooperation zwischen dem Flughafen München und seinen Partnern Singapore Changi Airport und Singapore Airlines. Die Untersuchung dieser Kooperation hat eine exemplarische Bedeutung nicht nur für die bilaterale Beziehung zwischen Deutschland und Singapur, sondern auch zwischen Deutschland und den asiatischen Ländern, denn Singapur ist eine multikulturelle Gesellschaft, in der wichtige ethnische Gruppen Asiens repräsentativ vertreten sind: 76,8 Prozent Chinesen, 13,9 Prozent Malaysier und 7,9 Prozent Inder. (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung) Durch diese Arbeit wird versucht, konkrete Angaben aus der Praxis über die kulturbedingte Wahrnehmung und Einschätzung des jeweiligen Partners des Flughafen München GmbH, Singapore Airlines und Singapore Changi Airport zu sammeln, um die kulturell bedingten Unterschiede in den Wertvorstellungen der Geschäftspartner zu analysieren, da '[n]ur wer den ausländischen Partner und sich selbst gut kennt, kann in der internationalen Zusammenarbeit erfolgreich sein' (Schroll-Machl 2003: 9). Um dieses Ziel zu verfolgen, wird in der vorliegenden Arbeit der Frage nachgegangen, wie deutsche und singapurische Partner den geschäftlichen Umgang miteinander erleben. Die vorliegende Arbeit befasst sich nicht nur mit zahlreichen theoretischen Ansätzen, sondern sie wird auch auf eigene empirische Untersuchungen in Experteninterviews gestützt. Kapitel 2 und 3 bilden die theoretische Basis für die dann folgende empirische Untersuchung. In Kapitel 2 wird ein kurze Beschreibung der multikulturellen Gesellschaft Singapurs gegeben. Weiterhin wird im Kapitel 3 ein Abriss über die wichtigsten Definitionen wie 'Kultur' und 'Interkulturelle Kommunikation' vorgenommen. Anschließend werden die kulturellen Dimensionen von Geert Hofstede und Edward T. Hall bzw. die Kulturstandards von Alexander Thomas behandelt. Aus den Ergebnissen dieser Studien sollen dann die kulturbedingten Unterschiede zwischen Deutschland und Singapur gezogen und erläutert werden. Im praktischen Teil Kapitel 4 werden die methodischen Grundlagen zum Erstellen und Auswerten der durchgeführten empirischen Untersuchung sowie die Untersuchungsergebnisse dargestellt. Zum Schluss werden in Kapitel 5 die bedeutsamsten Ergebnisse zusammengefasst und erläutert. Schließlich wird in Kapitel 6 ein kurzes Fazit gezogen.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

3. Begriffliche und theoretische Grundlage


 

Das folgende Kapitel schafft die theoretischen Ansätze, die für den empirischen Teil von essentieller Bedeutung sind. In diesem Kapitel werden vor allem folgende Begriffe erläutert: „Kultur“, „Interkulturelle Kommunikation“ und „Kulturdimensionen“.

 

3.1. Bestimmung des Kulturbegriffes


 

Das Geheimnis der Nationalität eines jeden

 

Volkes ist nicht aus seiner Kleidung und Küche

 

zu erschließen, sondern aus seiner Art, die Dinge zu verstehen.

 

(Wissation Belinski, in: Litschev 2001: 9)

 

Kultur ist bereits seit langer Zeit Gegenstand verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen. Besonders intensiv setzen sich seit jeher Anthropologie und Ethnologie, seit einigen Jahrzehnten auch Soziologie, Psychologie und Sprachwissenschaften (vgl. Kutschker/Schmid 2008: 669) damit auseinander. Die Tatsache, dass sich verschiedene Wissenschaftsdisziplinen mit Kultur beschäftigen, führte in der Vergangenheit zu unterschiedlichen Auffassungen darüber, was überhaupt über Kultur zu verstehen ist. Bereits 1952 haben Kroeber und Kluckholn über 150 Definitionen von Kultur gezählt und miteinander verglichen. (Thomas 2005: 21)

 

Auf eine Aufstellung und einen Vergleich unterschiedlicher kulturanthropologischer Definitionen wird hier bewusst verzichtet. Stattdessen fokussiert diese Arbeit auf die Definitionen von E.T. Hall, Geert Hofstede und Alexander Thomas, deren Theorien gewissermaßen das Standardwissen der Interkulturalisten repräsentieren.

 

E.T. Hall versteht „Kultur“ als „silent language“ oder eine „verborgene Dimension“ (vgl. Moosmüller 2000: 17). Sie steuert Menschen, ohne dass diese sich dessen bewusst sind. „Die verborgene Seite der Kultur hat die Leute herumgestoßen, sie reagierten harsch auf Verhalten, das einfach nur anders war“ (Hall 1992: 221). Für ihn spielt die Kommunikation als Kulturmerkmal eine wichtige Rolle, so dass er „Kultur“ mit „Kommunikation“ gleichsetzt. “Culture is communication and communication is culture” (Hall 1959: 186).

 

Geert Hofstede knüpft auf Hall an und definiert Kultur als „collective programming of the mind“, da sie „erlernt und nicht ererbt“ ist:

 

Kultur ist immer ein kollektives Phänomen, […] sie ist die kollektive Programmierung des Geistes, die die Mitglieder einer Gruppe oder Kategorie von Menschen von anderen unterscheidet. Dabei versteht man unter einer Gruppe eine Anzahl von Menschen, die Kontakt zueinander haben. (Hofstede 1993: 18f.)

 

In dem Sinne ist „Kultur“ ein zwischen Gesellschaftsmitgliedern geteiltes Wissen an Standards des Wahrnehmens, Glaubens, Bewertens und Handelns (Goodenough 1957). Es bezieht sich auf Weltbilder, Werte, soziale Normen und Handlungsmuster, die durch nationalstaatliche Grenzen oder eine Menge von konstanten ethnischen Merkmalen wie Rasse, Sprache, Religion usw. von anderen Gesellschaften unterscheidbar ist.

 

Die weitere Definition, die der vorliegenden Arbeit von Bedeutung ist, stammt aus der Untersuchung von Alexander Thomas. Seine Definition berücksichtigt den Aspekt, wie man die Zusammenarbeit zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen verbessern kann und wie man sich auf eine solche Zusammenarbeit gut vorbereitet. (vgl. Thomas 2005: 21)

 

Kultur ist ein universelles Phänomen. Alle Menschen leben in einer spezifischen Kultur und entwickeln sie weiter. Kultur strukturiert ein für die Bevölkerung spezifisches Handlungsfeld, das von geschaffenen und genutzten Objekten bis hin zu Institutionen, Ideen und Werten reicht. Kultur manifestiert sich immer in einem für eine Nation, Gesellschaft, Organisation oder Gruppe typischen Orientierungssystem. (ebd.: 22)

 

Der zentrale Bestandteil dieser Definition ist der Begriff „Orientierungssystem“. Dieses Orientierungssystem wird aus spezifischen Symbolen wie z.B. Sprache, Gestik, Mimik, Kleidung, Begrüßungsritualen, etc. gebildet und nimmt Einfluss auf das Wahrnehmen, Denken, Werten und Handeln aller Mitglieder in einer Gesellschaft. (vgl. Thomas 1996: 112)

 

In dieser Arbeit wird unter dem Begriff „Kultur“ eine Nationale Kultur verstanden. Auch wenn die Nationalstaaten keine kulturelle Homogenität bieten und den Menschen eines Landes zu Recht oder zu Unrecht bestimmte kollektive Eigenschaften wie etwa „typisch deutsch“ oder „typisch chinesisch“ zugeteilt werden, handelt es sich trotzdem um ein sinnvolles Unterscheidungsmerkmal für Forschungszwecke, da Daten hierfür wesentlich einfacher zu generieren sind als beispielsweise in Bezug auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen oder Regionen innerhalb eines Nationalstaates.

 

Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen vorrangig interkulturelle Beziehungen. Diese entstehen, wenn Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen aufeinander treffen, miteinander agieren und kommunizieren. Solche Interaktionen bieten einen hervorragenden Nährboden für Verständigungsschwierigkeiten, womit in diesem Kontext keineswegs die sprachlichen gemeint sind. Als Folge kann das Verhalten des fremdkulturellen Gegenübers falsch gedeutet und die Folgen des eigenen Handelns können nicht realitätsgerecht antizipiert werden. Entsprechend kann es zu Störungen der Kommunikation oder sozialen Konflikten kommen. An den folgenden Beispielen wird diese Problematik sichtbar:

 

Wenn Ihr japanischer Partner der Meinung ist, dass Ihre Firma den Auftrag schlecht abgewickelt hat, wird er seine Unzufriedenheit nur sehr verdeckt zum Ausdruck bringen. Eine Abkühlung der Geschäftsverhältnisse wird Sie daher wundern, denn Sie haben bei einer dermaßen zurückhaltenden Reaktion nicht mit solchen Folgen gerechnet.

 

Wenn Ihr spanischer Geschäftspartner zu lange auf seine Entscheidung warten lässt, werden Sie möglicherweise daraus den Schluss ziehen, dass er nicht mehr an einer Kooperation mit Ihnen interessiert ist. Diese Schlussfolgerung kann durch den hohen Wert von Zeit in der deutschen Kultur erklärt werden. Doch sie wird falsch sein, da Zeit von Spaniern nicht also knapp betrachtet wird wie von Deutschen. (Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Berlin e.V.: 2)

 

3.2. Interkulturelle Kommunikation


 

By knowing the language of a culture, you know its voice –

 

by knowing its values, you know it heart.

 

(Thiedermann, in: Yoosefi/Thomas 2003: 9)

 

Interkulturelle Kommunikation ist eine relativ neue interdisziplinäre Wissenschaft (vgl. Moosmueller 2000: 15). Kommunikation ist die Bezeichnung für den Austausch einer Information durch soziale Interaktion, wobei bei jedem Kommunikationsvorgang vier Bestandteile unterschieden werden: der Sender (Adressanten) und Empfänger der Information (Adressaten), die Information selbst (Signal) und ein Kommunikationskanal (Decodierungseinrichtungen) (vgl. Fiehler 1995). Außer den verbalen Bestandteilen in der Kommunikation unterscheidet man zusätzlich die nonverbalen und paraverbalen Elemente (z.B. Heringer 2007: 81-104).

 

Als Bestandteil der internationalen Wirtschaftskommunikation wird interkulturelle Kommunikation durch Probleme der interkulturellen Perzeption und der Rückinterpretation bestimmt. Menschen aus verschiedenen Kulturen können objektiv gleiches Verhalten auf verschiedene Arten wahrnehmen und daraus falsche Schlüsse ziehen. Dies kann oft zum Entstehen von Konflikten sowie zu der Beendigung der Beziehung führen.

 

Moosmüller (2000: 26) unterscheidet bei der interkulturellen Kommunikation zwischen zwei Handlungskontexten: einerseits der internationale Kontext – dabei bilden zum großen Teil Organisationen, insbesondere multinationale Unternehmen, den Handlungsrahmen – und andererseits der multikulturelle Kontext – dabei geht es vor allem um die Probleme der interkulturellen Kommunikation innerhalb eines Nationalstaats. Im internationalen Kontext kommunizieren typischerweise einzelne Angehörige verschiedener Nationen miteinander. Zu den Standardsituationen gehören hier z.B. die Auslandsentsendung von Mitarbeitern einer Organisation, internationale Verhandlungen und internationale Kooperation in Arbeitsgruppen, was in der vorliegenden Arbeit der Fall ist.

 

3.3. Kulturelle Dimensionen und Kulturstandards


 

Kulturelle Unterschiede sind der wichtigste Aspekt der interkulturellen Kommunikation. Durch deren systematische Erforschung und Abstrahierung entstehen kulturelle Dimensionen, die kulturelle Werte darstellen. Die kulturvergleichende Forschung beschäftigt sich mit den Fragen, wie nach den universellen Charakteristika von Menschen, kennzeichnenden Merkmalen für kulturelle Gruppen sowie der...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Medien - Kommunikation - soziale Medien

Tatort Tagesschau

E-Book Tatort Tagesschau
Eine Institution wird 50. Format: PDF

»Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der Tagesschau« – seit 50 Jahren beginnt so der TV-Feierabend. Souverän beherrscht die Tagesschau die deutsche Fernsehlandschaft. Je nach Nachrichtenlage…

Datenformate im Medienbereich

E-Book Datenformate im Medienbereich
Format: PDF

Das Buch greift einen sehr aktuellen Themenkomplex auf, denn der Datenaustausch findet zunehmend in komprimierter Form über Netzwerke statt. Es beschreibt Standards für die Datenreduktion und den…

Datenformate im Medienbereich

E-Book Datenformate im Medienbereich
Format: PDF

Das Buch greift einen sehr aktuellen Themenkomplex auf, denn der Datenaustausch findet zunehmend in komprimierter Form über Netzwerke statt. Es beschreibt Standards für die Datenreduktion und den…

Datenformate im Medienbereich

E-Book Datenformate im Medienbereich
Format: PDF

Das Buch greift einen sehr aktuellen Themenkomplex auf, denn der Datenaustausch findet zunehmend in komprimierter Form über Netzwerke statt. Es beschreibt Standards für die Datenreduktion und den…

Virtuelle Welten

reale Gewalt Format: PDF

Die Frage, wie Gewalt und Medien zusammenhängen, lässt sich nicht mit einem Satz oder nur aus einer Perspektive beantworten. Deshalb haben 16 Telepolis-Autoren in 20 Essays ihre Meinung, die…

Virtuelle Welten

reale Gewalt Format: PDF

Die Frage, wie Gewalt und Medien zusammenhängen, lässt sich nicht mit einem Satz oder nur aus einer Perspektive beantworten. Deshalb haben 16 Telepolis-Autoren in 20 Essays ihre Meinung, die…

Weitere Zeitschriften

Arzneimittel Zeitung

Arzneimittel Zeitung

Die Arneimittel Zeitung ist die Zeitung für Entscheider und Mitarbeiter in der Pharmabranche. Sie informiert branchenspezifisch über Gesundheits- und Arzneimittelpolitik, über Unternehmen und ...

BEHINDERTEPÄDAGOGIK

BEHINDERTEPÄDAGOGIK

Für diese Fachzeitschrift arbeiten namhafte Persönlichkeiten aus den verschiedenen Fotschungs-, Lehr- und Praxisbereichen zusammen. Zu ihren Aufgaben gehören Prävention, Früherkennung, ...

BMW Magazin

BMW Magazin

Unter dem Motto „DRIVEN" steht das BMW Magazin für Antrieb, Leidenschaft und Energie − und die Haltung, im Leben niemals stehen zu bleiben.Das Kundenmagazin der BMW AG inszeniert die neuesten ...

CE-Markt

CE-Markt

CE-Markt ist Pflichtlektüre in der Unterhaltungselektronik-Branche. Die Vermarktung von Home und Mobile Electronics mit den besten Verkaufsargumenten und Verkaufsstrategien gehören ebenso zum ...

crescendo

crescendo

Die Zeitschrift für Blas- und Spielleutemusik in NRW - Informationen aus dem Volksmusikerbund NRW - Berichte aus 23 Kreisverbänden mit über 1000 Blasorchestern, Spielmanns- und Fanfarenzügen - ...

Die Versicherungspraxis

Die Versicherungspraxis

Behandlung versicherungsrelevanter Themen. Erfahren Sie mehr über den DVS. Der DVS Deutscher Versicherungs-Schutzverband e.V, Bonn, ist der Interessenvertreter der versicherungsnehmenden Wirtschaft. ...

VideoMarkt

VideoMarkt

VideoMarkt – besser unterhalten. VideoMarkt deckt die gesamte Videobranche ab: Videoverkauf, Videoverleih und digitale Distribution. Das komplette Serviceangebot von VideoMarkt unterstützt die ...

F- 40

F- 40

Die Flugzeuge der Bundeswehr, Die F-40 Reihe behandelt das eingesetzte Fluggerät der Bundeswehr seit dem Aufbau von Luftwaffe, Heer und Marine. Jede Ausgabe befasst sich mit der genaue Entwicklungs- ...