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Interkulturelle Kompetenz als Erfolgsfaktor der Internationalisierung

AutorSohel Elham
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl65 Seiten
ISBN9783638584975
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis23,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich BWL - Unternehmensführung, Management, Organisation, Note: 2,7, Bergische Universität Wuppertal, Veranstaltung: Internationales Management und Organisation, 105 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Schon seit mehreren Jahrzehnten wächst der Welthandel deutlich. Märkte und Produktion in den verschiedenen Ländern werden immer stärker voneinander abhängig. Die Dynamik dieser Entwicklung hat dabei stetig zugenommen. In der Literatur wird dieser Prozess durch Begriffen wie Internationalisierung, Multinationalisierung, Transnationalisierung oder Globalisierung zusammengefasst. Allen Bezeichnungen gemein ist hier die Überwindung nationaler Grenzen. In der vorliegenden Arbeit wird dabei Internationalisierung als Oberbegriff für sämtliche Formen der Vernetzung angesehen werden, die mit grenzüberschreitenden Interaktionen einhergehen, wobei die nationalstaatlichen Grenzen an Bedeutung verlieren. Aus Unternehmenssicht kann Internationalisierung 'gleichgesetzt werden mit nachhaltiger und für das Unternehmen insgesamt bedeutsamer Auslandstätigkeit' . Diese kann von einem hohen Exportanteil am Umsatz bis hin zu einem weltweit gestreuten Netz von Direktinvestitionen reichen, z.B. ausländische Standorte und Tochtergesellschaften. Für Unternehmen hat die Internationalisierung viele Vorteile, so etwa der leichtere Zugang zu lokalen Absatz- und Beschaffungsmärkten. Doch viele grenzüberschreitende Aktivitäten scheitern trotz ökonomisch vorhandener Erfolgsbedingungen. 'Dies hat nicht zuletzt auch dazu geführt, dass den in diesem Kontext Handelnden stärker bewusst geworden ist, dass Menschen in anderen Ländern anders denken, urteilen und handeln.' Denn Kontakte mit Personen aus anderen Ländern und Kulturkreisen werden immer zahlreicher, sowohl extern im Umgang mit Kunden und Geschäftspartnern als auch intern bei Auslandseinsätzen oder der Arbeit in interkulturellen Teams. Bei solchen Interaktionsprozessen führen unterschiedliche Wahrnehmungs- und Interpretationsschemata sowie unterschiedliche Verhaltensweisen zu Missverständnissen und Unsicherheiten, was letztendlich zu einer reduzierten Leistungsfähigkeit führt. Aufgrund der Probleme, die sich aus kulturellen Unterschieden ergeben, wird immer wieder die Notwendigkeit interkultureller Kompetenz betont. Dadurch sollen die beteiligten Personen befähigt werden, in interkulturellen Überschneidungssituationen angemessen handeln zu können. Angesichts eines zunehmenden Wettbewerbs- und Konkurrenzdrucks und der Tatsache, dass grenzüberschreitende Aktivitäten immer wichtiger werden, ist interkultureller Kompetenz als kritischer Erfolgsfaktor zu bewerten. Darauf wird in der folgenden Arbeit näher eingegangen.

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Leseprobe

2. Kulturelle Anpassungsprozesse als Problemfaktor der Internationalisierung


 

Die Internationalisierung ist für Unternehmen ein einschneidendes Erlebnis - dementsprechend groß ist das Wirkungsspektrum, z.B. auf organisatorischer oder rechtlicher Ebene. In dieser Arbeit interessieren vor allem die kulturellen und mitarbeiterbezogenen Folgen. In diesem Kontext werden im Folgenden die möglichen Konsequenzen sowohl auf individueller und Gruppenebene beleuchtet. Der Fokus liegt dabei auf den Anpassungserfordernissen, die sich durch kulturelle Divergenzen ergeben. Abschließend wird auch auf Auswirkungen auf der Ebene des Gesamtunternehmens eingegangen.

 

2.1. Veränderte Anforderungen und emotionales Erleben der Mitarbeiter


 

Für die Mitarbeiter hat die Internationalisierung weit reichende Bedeutung im Arbeitsalltag, etwa durch Auslandsreisen und -entsendungen, Rekrutierung ausländischer Führungskräfte, die Arbeit in interkulturellen Teams oder die Kommunikation in einer fremden Sprache. Nicht zuletzt ist die geographische Ausweitung der Geschäftstätigkeit häufig mit Umstrukturierungen verbunden, die häufig Entlassungen zur Folge haben. Dies gilt sowohl bei internationalen Mergers & Acquisitions als auch bei der Verlagerung von heimischen Produktionsstandorten ins Ausland, z.B. aufgrund niedrigerer Lohnkosten. Der Fokus der Arbeit liegt jedoch bei den in dem Unternehmen verbleibenden Mitarbeitern.

 

Gleichwohl muss betont werden, dass die Internationalisierung nicht alle Mitarbeiter bzw. alle Abteilungen in gleichem Maße betrifft. An dieser Stelle wird der Deutlichkeit halber jedoch eine generalisierte Perspektive eingenommen.

 

Den größten Anforderungen werden wohl an die sog. ‚Expatriates’ gestellt, also solche Mitarbeiter, die über längere Zeit im Ausland arbeiten. Die Formen von Auslandsentsendungen reichen hier von mehrtägigen Geschäftsreisen (business trip), mehrmonatigen bzw. -jährigen Entsendungen (secondment) bis hin zur langfristigen Versetzung auf Dauer (delegation).[116]

 

Studien zu Auslandsentsendungen weisen jedoch eine eher negative Erfolgsbilanz auf. So hat sich in einer US-amerikanischen Feldstudie gezeigt, dass ca. 10-20 Prozent der Expatriates ihren Auslandseinsatz frühzeitig abbrechen oder unzufrieden mit ihrer neuen Umgebung sind.[117] Ein Drittel der Manager erfüllt nicht die in sie gesetzten Erwartungen und wiederum ein Viertel der ins Ausland Entsandten kündigt bald nach der Rückkehr. Stahl zufolge schwankt die Abbrecherquote zwischen 10 und 40 Prozent – im Falle der Entsendung in Entwicklungsländer kann diese Quote sogar bis 70 Prozent ansteigen.[118]

 

Die Gründe hierfür sind vielfältig und „reichen von beruflichen (z.B. unerfüllte Karriereerwartungen, Sprachbarrieren) über soziale (z.B. Familienprobleme) bis zu gesundheitlich bedingten Problemen (z.B. Klimabelastungen).“[119] Es wurde festgestellt, dass die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns mit zunehmender Kulturdistanz steigt.[120] In den nächsten Abschnitten werden daher vornehmlich kulturelle Probleme und die damit verbundenen emotionalen Befindlichkeiten der Mitarbeiter beleuchtet.

 

2.1.1. Interkulturelle Kommunikation


 

Kommunikation ist die wichtigste Form sozialer Interaktion und kommt daher auch bei interkulturellen Kontakten eine besondere Bedeutung zu. Der Begriff ‚Kommunikation’ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet ‚teilen’. Kommunikation meint aber nicht nur das Teilen von Informationen, sondern auch die Vermittlung von Emotionen, Vorstellungen etc.[121] Allgemein kann gesagt werden, dass durch Kommunikation Bedeutungen geteilt werden.

 

Kommunikation kann dabei als „Prozess der Vermittlung von Bedeutung“[122] charakterisiert werden. Dieser Informationsaustausch kann bewusst oder unbewusst ablaufen. Der Sender verschlüsselt seine Botschaft über Signale (Worte, Gesten, Mimik, etc.), die dann vom Empfänger dekodiert werden – vorausgesetzt, er versteht den Verschlüsslungscode. Die Interaktionspartner sind also voneinander abhängig.[123] Dies führt dazu, dass Kommunikation auf einer Inhaltsebene (‚Was wird kommuniziert?’) und einer Beziehungsebene (‚Wie wird kommuniziert?’) stattfindet.[124]

 

 

Abb.3: Modell des Kommunikationsprozesses[125]

 

Das Verständnis der Botschaft wird jedoch erschwert, wenn Sender und Empfänger aus unterschiedlichen Kulturkreisen kommen und evtl. auch eine andere Muttersprache haben. In dem Kontext von Kommunikations- und Interaktionsprozessen versteht Bruck unter dem Begriff ‚interkulturell’ „alle Beziehungen […], in denen die Beteiligten nicht ausschließlich auf ihre eigenen Kodes, Konventionen, Einstellungen und Alltagsverhaltensweisen zurückgreifen, sondern in denen andere […] erfahren werden. Dabei werden diese als fremd erlebt und/oder definiert.“[126]

 

Durch Kommunikationsbarrieren kann es zu Missverständnissen, unbeabsichtigten Beleidigungen oder zum Bruch von kulturbedingten Tabus kommen.[127] Die Art und Weise des Ausdrucks und der Interpretation symbolischer Handlungen bzw. der Kommunikation kann erheblich differieren.[128] Die Wahrscheinlichkeit, dass Kommunikationsstörungen auftreten, ist umso größer, je größer die tatsächlichen kulturellen Distanzen sind.[129] Dementsprechend definieren Lustig/Koester interkulturelle Kommunikation wie folgt: „Intercultural communication occurs when large and important cultural differences create dissimilar interpretations and expectations about how to communicate competently.“[130]

 

Im Rahmen der interkulturellen Kommunikation muss zwischen sprachlichen und kulturellen Problemen unterschieden werden. So erleichtert Sprachkenntnis zwar einerseits die Kontaktaufnahme, ist aber für erfolgreiche interkulturelle Kommunikation nicht ausreichend – Missverständnisse finden auf eher nonverbaler Ebene statt. Die Beherrschung der Fremdsprache führt sogar dazu, dass die Erwartungen an die nonverbale Kommunikationskompetenz ansteigen.[131] Selbst wenn die Interaktionspartner dieselbe Sprache sprechen, so können durch ihre kulturelle Prägung Unterschiede im Gebrauch der Sprache bestehen.[132]

 

Ein weiteres Problem entsteht, wenn die beiden Kommunikationspartner nicht über ein gleich hohes Niveau an Sprachkompetenz verfügen. In diesem Fall kommt es zu „asymmetrischen Beziehungsstrukturen, die dem einen in eine überlegene, den anderen in eine unterlegende Position bringt.“[133]

 

Generell ist die Art und Weise, wie Sprache gehandhabt wird, je nach Kultur unterschiedlich. Solche Kommunikationsmuster werden dabei auch dann oft angewendet, wenn man eine andere als die Muttersprache spricht. House hat in diesem Zusammenhang die deutsche und die englische Sprache verglichen und dabei fünf unterschiedliche kommunikative Präferenzen festgestellt und sind als maßgebliche Ursache von Kommunikationsstörungen zu betrachten.[134]

 

Direktheit vs. Indirektheit

 

Explizitheit vs. Implizitheit

 

Ad-hoc-Formulierungen vs. Sprachliche Routinen

 

Orientierung auf das Ich vs. Orientierung auf das Gegenüber

 

Inhaltsorientiertheit vs. Adressatenorientiertheit

 

Der überwiegende Teil der Kommunikation findet jedoch nicht über die Sprache, sondern über das non-verbale Verhalten statt. Dies gilt insbesondere für die Beziehungsebene der Kommunikation, die vor allem emotionale Aspekte vermittelt.[135] Der Einfluss solcher Signale (z.B. Gestik, Mimik, Augenkontakt) wird vermutlich noch größer ausfallen, wenn die Interaktionspartner keine gemeinsame Muttersprache haben.[136]

 

Nach Glahn unterliegt interkulturelle Kommunikation verschiedenen Rahmenbedingungen, wie Gestenreichtum vs. Gestenarmut, Kontextbedingtheit vs. Kontextgelöstheit sowie kulturbedingten Darstellungsregeln.[137] Dabei stößt sich der Kommunikationsprozess an verschiedene äußere Grenzen.[138] So bestehen generell Unterschiede in der Wahrnehmung, die ein Produkt der Sozialisation ist (subjektive und selektive Wahrnehmung). Wahrgenommene Umweltreize werden in vertraute Schemata eingeordnet. Zudem neigen wir zwecks Vereinfachung der zwischenmenschlichen Kommunikation und zur Wiederherstellung von Handlungssicherheit dazu, unsere Interaktionspartner in Kategorien einzuteilen und ihn auf Grund von Einzelmerkmalen ein bestimmtes Verhalten zuzuordnen (Kategorisierung, Stereotyping). Bei solchen Stereotypen handelt es sich um „kognitive Schemata,...

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