Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Pädagogik - Interkulturelle Pädagogik, , 38 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: 1. Einleitung: Jugendpastoral in der multikulturellen2 Gesellschaft
Die Diskussionen um das Zuwanderungsgesetz haben neben allem Streit auch zu einer größeren Anerkennung der Tatsache geführt, dass die Bundesrepublik Deutschland ein Zuwanderungs- bzw. Einwanderungsland ist. Dieser Paradigmenwechsel in der politischen Debatte3 stellt die bundesdeutsche Gesellschaft jetzt vor die Aufgabe, das gleichberechtigte Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Herkünften in einem Gemeinwesen zu gewährleisten. Dies hat auch Konsequenzen für die Kinder- und Jugendpastoral. Wenn das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) davon spricht, dass es für 'jeden jungen Menschen' Gültigkeit hat, und wenn der Synodenbeschluss 'Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit' Jugendpastoral als 'Dienst der Kirche an der Jugend überhaupt'4 beschreibt, dann ist die Arbeit mit allen jugendlichen Zuwanderern (und nicht nur der katholischen oder christlichen) integraler Bestandteil kirchlicher Bildungs- und Jugendarbeit, die in Erfüllung des jeweiligen Auftrags zu leisten ist. Da die Kirchen sich in einer pluralistischen Gesellschaft vor allem für die Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen aus christlichem Geist einzusetzen haben, um so die Menschenwürde und Menschenrechte für jeden zu sichern, schließt dies die interkulturelle politische Bildungsarbeit mit ein. Theologisch gesprochen ist die Zuwendung zu (jungen) Migranten also keine Kür, sondern Fundament der Evangelisierung und des Engagements für eine 'Zivilisation der Liebe und Gerechtigkeit' sowie Teil der Option für die Armen, Unterdrückten und Benachteiligten. Wenn Jugendpastoral tatsächlich jeden Jugendlichen und den ganzen jungen Menschen im Blick hat und zu seiner 'Menschwerdung nach Gottes Bild'5 beitragen will, dann muss sie diese veränderten Rahmenbedingungen für die Identitätsfindung Jugendlicher zur Kenntnis nehmen und die interkulturellen und interreligiösen Begegnungsmöglichkeiten, die unsere Gesellschaft bietet, als Herausforderung und Chance für die 'Evangelisierung' bzw. 'Entwicklung einer christlichen Identität'6 begreifen.
In der Religionspädagogik ist im übrigen - insbesondere mit Blick auf den Religionsunterricht - unter der Überschrift 'Beheimatung oder Begegnung?' lange gestritten worden, welcher der beiden Zugangsweisen ein besonderer Vorzug gegeben werden muss, damit die Identitätsbildung gelingt. Der evangelische Religionspädagoge F. Schweitzer hat als Lösung dieser Streitfrage schon 1997 die 'Kombination beider Sichtweisen' vorgeschlagen, die auch mir sinnvoll erscheint: 'Wir müssen heute beides ermöglichen: Identitätsfindung als Beheimatung und Identitätsfindung als Begegnung. Deshalb sollten wir den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit einräumen, feste Zugehörigkeitsverhältnisse zu entwickeln - u.a. durch einen konfessionellen oder christlich - ökumenischen bzw. kooperativen Religionsunterricht, dem dann, unter bestimmten Voraussetzungen, auch entsprechende Angebote anderer Religionen zur Seite treten könnten, zugleich sollten wir aber die Kinder und Jugendlichen auch immer wieder dazu herausfordern, diese Zugehörigkeiten zu überschreiten zugunsten interreligiöser und interkonfessioneller Begegnung und Verständigung'7.
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