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Intrigen in der öffentlichen Verwaltung. Mobbing im Spannungsfeld von Konsolidierungsdruck und Verwaltungsmodernisierung

AutorAna-Sophie Gerstenberg
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl101 Seiten
ISBN9783668081895
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Führung und Personal - Sonstiges, , Veranstaltung: Master-Studiengang Public Administration (MPA), Sprache: Deutsch, Abstract: Anlass der Arbeit ist, den aktuellen Umgang mit dem Mobbingphänomen innerhalb der öffentlichen Verwaltung mit Blick auf die Berliner Kommunalverwaltung unter Berücksichtigung des Wertewandels zu untersuchen. Der Einfluss der Verwaltungsmodernisierung und der Haushaltskonsolidierung soll bei der Entstehung von Mobbing diskutiert werden. Hierbei soll bewertet werden, ob die Rahmenbedingungen in dem Umfeld in dem Mobbing stattfindet als mobbinghemmende und mobbingfördernde Faktoren genutzt werden können, um das Mobbingphänomen innerhalb von bürokratischen Organisationen besser zu identifizieren und zu bekämpfen. Bei den ersten Recherchen zu dieser Masterarbeit fiel auf, dass es viele Definitionen des Mobbingphänomens gibt, die allerdings nicht die besonderen Umstände in der öffentlichen Verwaltung erfassen. Hierin wird ein zusätzlicher Grund vermutet, weshalb Mobbing überwiegend umgangssprachlich genutzt wird und nicht als Problem innerhalb von bürokratischen Organisationen gewürdigt wird. Die Masterarbeit beschäftigt sich daher, unter Berücksichtigung der vorherrschenden Theorien von Leymann und Neuberger, mit den Fragen, welche Faktoren Mobbing in der öffentlichen Verwaltung verursachen könnten und welchen Einfluss der Konsolidierungsdruck und die Verwaltungsmodernisierung hierbei haben. Bei einer Ursachenanalyse sollen überwiegend die Einflüsse des Opfers und des oder der Täter sowie der Organisationsstruktur betrachtet werden. Unter Hinzuziehung der mobbingrelevanten Rahmenfaktoren sollen besonders die mobbingfördernden bzw. mobbinghemmenden Einflussfaktoren untersucht werden. Dazu werden vorliegende Untersuchungen aus der Mobbingforschung herangezogen. Ziel der Arbeit soll sein, aufgrund der durchgeführten Ursachenanalyse, die Auslöser für Mobbing in bürokratischen Organisationen aufzuzeigen und mithilfe einer eigenen Definition für Mobbing in der öffentlichen Verwaltung, Vorschläge zur Prävention unter Hinzuziehung der mobbinghemmenden Faktoren des NSM aufzuzeigen.

Die Autorin wurde 1973 in Berlin-Wilmersdorf geboren. Nach dem Abitur begann sie eine Ausbildung zur Stadtinspektorin im Bezirksamt Steglitz von Berlin. Nach langjährigen Erfahrungen als Sachbearbeiterin im Sozialamt und Jobcenter, wechselte sie 2005 in die Wirtschaftsstelle des Bauamtes des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf von Berlin. Ab 2011 wechselte sie in das Bezirksamt Reinickendorf von Berlin. Neben dem Öffentlichen Haushalts- und Vergaberecht beschäftigte sie sich mit den Auswirkungen der Verwaltungsreform auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kommunalverwaltung des Landes Berlin. Im Rahmen ihres Weiterbildungsstudiums Public Administration erhielt sie mit der vorliegenden Arbeit den Mastergrad.

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Leseprobe

Teil I Theorie


 

1 Einleitung


 

1.1 Die Entwicklungen in der öffentlichen Verwaltung


 

Die Worte des Alten Testaments, Buch Hiob (s. Vorwort)[1] zeigen, dass das gegenseitige Ausgrenzen, Quälen und Schikanieren existiert, seit die Menschen in sozialen Gemeinschaften leben. Es scheint sogar ein Teil unserer Kultur geworden zu sein, denn das, was zu Zeiten des Alten Testaments nur als Erzählung oder in Briefen beschrieben werden konnte, findet heute unter dem Begriff Mobbing einen Platz in der Wissenschaft. Besonders Soziologen und Psychologen beschäftigen sich mit diesem Phänomen, wobei die Mobbingforschung sich auf einzelne Lebensbereiche der Gesellschaft spezialisiert hat. So wird von den Lebensbereichen der Schule, des Internets und in den letzten Jahren auch der Berufswelt in wissenschaftlichen Studien unterschieden.

 

 Die öffentliche Verwaltung unterliegt seit 25 Jahren einem Wandlungsprozess, der nicht ohne Auswirkungen für die sozialen Beziehungen bleibt.[2] Dieser Wandlungsprozess fiel mit einem Wertewandel zusammen, der bei den Mitarbeitern[3] in der öffentlichen Verwaltung zu unterschiedlichen Interessen und Konflikten führte. Die Frage, wie bleibt der Staat in einer globalisierten Welt wettbewerbsfähig, ließ die klassischen preußischen Beamtentugenden, die durch Max Weber zum Idealtypus stilisiert wurden, in die Kritik geraten. Die Ineffizienz und Finanzknappheit der öffentlichen Verwaltung sollte durch eine unternehmerische Strategie bekämpft werden.[4] Die Folge war die Einführung des Neuen Steuerungsmodells (NSM) nach dem Beispiel des New Public Managements (NPM) in den angelsächsischen Staaten. Aber was macht ein von außen angeordneter Wandel mit den Menschen, die sich im bisher starren, aber sicheren System der öffentlichen Verwaltung zu Recht gefunden haben? Der Verlust an Sicherheit könnte ein Grund für die Verstärkung von Konflikten innerhalb von Hierarchien und Organisationseinheiten sein, da durch die Verknappung der Ressourcen ein größerer Wettbewerb und somit ein stärkerer Konkurrenzkampf angeregt wurde, dem nicht jeder Mensch in der öffentlichen Verwaltung gewachsen war. Eine Konsequenz dieses Konkurrenzkampfes könnte eine Verstärkung von destruktiven Konflikten zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten sein, die sich bis zum Mobbing entwickeln. Durch die Einführung des Konfliktmanagements in die öffentliche Verwaltung, das als Grundlage für die Implementierung eines Betrieblichen Eingliederungsmanagements und Gesundheitsmanagements benötigt wurde, erkannte man die Notwendigkeit mit Begriffen wie Mobbing, Konflikte, Stress und psychische Gewalt differenzierter umgehen zu müssen.

 

1.2 Forschungsüberblick


 

Anlass der Arbeit ist, den aktuellen Umgang mit dem Mobbingphänomen innerhalb der öffentlichen Verwaltung mit Blick auf die Berliner Kommunalverwaltung unter Berücksichtigung des Wertewandels zu untersuchen. Der Einfluss der Verwaltungsmodernisierung und der Haushaltskonsolidierung soll bei der Entstehung von Mobbing diskutiert werden. Hierbei soll bewertet werden, ob die Rahmenbedingungen in dem Umfeld in dem Mobbing stattfindet als mobbinghemmende und mobbingfördernde Faktoren genutzt werden können, um das Mobbingphänomen innerhalb von bürokratischen Organisationen besser zu identifizieren und zu bekämpfen. Bei den ersten Recherchen zu dieser Masterarbeit fiel auf, dass es viele Definitionen des Mobbingphänomens gibt, die allerdings nicht die besonderen Umstände in der öffentlichen Verwaltung erfassen. Hierin wird ein zusätzlicher Grund vermutet, weshalb Mobbing überwiegend umgangssprachlich genutzt wird und nicht als Problem innerhalb von bürokratischen Organisationen gewürdigt wird.

 

 Die Masterarbeit beschäftigt sich daher, unter Berücksichtigung der vorherrschenden Theorien von Leymann und Neuberger, mit den Fragen, welche Faktoren Mobbing in der öffentlichen Verwaltung verursachen könnten und welchen Einfluss der Konsolidierungsdruck und die Verwaltungsmodernisierung hierbei haben.

 

 Bei einer Ursachenanalyse sollen überwiegend die Einflüsse des Opfers und des oder der Täter sowie der Organisationsstruktur betrachtet werden. Unter Hinzuziehung der mobbingrelevanten Rahmenfaktoren sollen besonders die mobbingfördernden bzw. mobbinghemmenden Einflussfaktoren untersucht werden. Dazu werden vorliegende Untersuchungen aus der Mobbingforschung herangezogen.

 

 Ziel der Arbeit soll sein, aufgrund der durchgeführten Ursachenanalyse, die Auslöser für Mobbing in bürokratischen Organisationen aufzuzeigen und mithilfe einer eigenen Definition für Mobbing in der öffentlichen Verwaltung, Vorschläge zur Prävention unter Hinzuziehung der mobbinghemmenden Faktoren des NSM aufzuzeigen. Das bereits implementierte Rahmenkonzept zum Konfliktmanagement der Senatsverwaltung für Inneres und Sport Berlin (Sen InnSport) soll aufgrund der theoretischen Ursachenanalyse auf seine Nachhaltigkeit bewertet werden. Aus dieser Bewertung heraus, soll ein erweitertes Modell zum Konfliktmanagement auf Basis der spezifizierten Definition von Mobbing versucht werden, dass sowohl reaktive als auch präventive Instrumente zur Bekämpfung und zur Vermeidung aufzeigen soll.

 

 Da die Arbeit sich mit den theoretischen Grundlagen von Mobbing und ihrer Anwendbarkeit auf die Allgemeine öffentliche Verwaltung beschäftigen soll, werden keine eigenen empirischen Untersuchungen durchgeführt. Die Methodik beschränkt sich auf Literatur- und Internetrecherche. Das Phänomen Mobbing soll überwiegend aus der arbeitspsychologischen Perspektive untersucht werden. Allerdings werden die verschiedenen Aspekte aus der Managementlehre, der Rechtswissenschaften sowie der Soziologie bei der Betrachtung mit einbezogen.

 

1.3 Die Entdeckung des Konfliktphänomens Mobbing


 

Anfang der 1990er Jahre nahm die Mobbingforschung in der Arbeitswelt ihren Anfang. Empirische Erhebungen in mehreren Unternehmen in Schweden machten es möglich, dass das Mobbingphänomen als eskalierter Konflikt durch den Arbeitspsychologen Heinz Leymann erstmals wissenschaftlich beschrieben werden konnte.[5] Erste Beobachtungen aus der Tierwelt durch Konrad Lorenz sowie, unter dem Aspekt der Gruppendynamik unter Schulkindern von Peter- Paul Heinemann wurden durch Leymann auf die Arbeitswelt unter Erwachsenen übertragen.[6] Hierbei erfolgte erstmals eine Abgrenzung zwischen den Begriffen Stress und Konflikt. Besonders die Erkenntnis, dass das Phänomen Mobbing stark im Dienstleistungssektor und hier überwiegend in sozialen Berufen und in der öffentlichen Verwaltung vertreten ist, wurde im Jahr 2002 durch die Studie des Mobbing-Reports wissenschaftlich belegt.[7]

 

Der Mobbingbericht des Bundesinstituts für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) aus dem Jahr 2011[8] validierte erstmals die durchgeführten repräsentativen Studien zum Thema Mobbing in der Arbeitswelt. Danach besteht in der öffentlichen Verwaltung eine hohe Wahrscheinlichkeit (11,3%), als Mitarbeiter während seiner Berufszeit einmal Opfer eines Mobbingprozesses zu werden.[9] Durch die EU-Richtlinie 89/391 vom 12.06.1989[10], besteht aus der juristischen Perspektive die Verpflichtung der Dienstherren, Gefahren für die Mitarbeiter zu bekämpfen. Auf nationaler Ebene wurde hierfür das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) vom 14.08.2006 verabschiedet. Die Einforderung der Fürsorgepflicht von Arbeitgebern und Dienstherren verlor, durch die Möglichkeit auf dem Rechtsweg Ansprüche wegen Diskriminierung und Belästigung gegenüber dem Arbeitgeber geltend machen zu können, das Abstrakte. Mobbing bleibt trotzdem schwer zu beweisen und die tatsächliche Durchsetzung von Schadenersatzansprüchen bleibt eine Ausnahme.

 

 Aus der ökonomischen Perspektive konnten Studien zu Fehlzeiten und Arbeitszufriedenheit[11] aufzeigen, welchen Schaden die Missachtung der Gesundheit von Mitarbeitern durch die öffentlichen Arbeitgeber haben kann. Besonders in Zeiten des demografischen Wandels und einer voranschreitenden Reduzierung des Personals, ist die öffentliche Verwaltung daran interessiert, die verbleibenden Mitarbeiter vor Einschränkungen, die das vorzeitige Ausscheiden aus dem Dienstbetrieb oder lange Ausfallzeiten fördern, zu bekämpfen. Mithilfe des Rahmenkonzepts zum Konfliktmanagement und zum partnerschaftlichen Umgang[12] der Sen InnSport und Dienstvereinbarungen in einzelnen Bezirksverwaltungen, versucht das Land Berlin zumindest dem Problem Konflikt und Mobbing reaktiv zu begegnen. Um allerdings auch präventiv handeln zu können, müssen die Ursachen für Mobbing in der öffentlichen Verwaltung, aufgrund vorherrschender Theorien aus der Mobbingforschung untersucht werden.

 

 Interessant erscheint daher besonders die wissenschaftliche Kontroverse zwischen den Arbeitspsychologen Heinz Leymann und Oswald Neuberger, die sich in mehreren veröffentlichen Schriften unterschiedlich zu dem Mobbingphänomen in der Arbeitswelt und ihren Ursachen sowie den Techniken zur Messbarkeit von Mobbing in Unternehmen positionieren. Die...

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