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E-Book

Johnny Depp

Der Mann hinter den Masken

AutorThomas Fuchß
VerlagVerlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783838758459
Altersgruppe16 – 
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR

Ein neuer Blick auf den Weltstar. Genialer Charakterdarsteller, charmanter Frauenheld, männliches Rollenbild: Johnny Depp ist einer der schillerndsten Schauspieler der Welt. Doch wer steckt hinter den exzentrischen Figuren von Captain Jack Sparrow oder Edward mit den Scherenhänden, die ein Millionenpublikum begeistern? In dieser Biografie lässt Thomas Fuchs ein lebendiges und sehr persönliches Bild des Menschen Johnny Depp entstehen. Einfühlsam und mit leichter Hand zeichnet er das turbulente Leben eines Ausnahme-Künstlers nach, der sich trotz diverser Rückschläge immer wieder neu erfunden hat - und damit zum Held mehrerer Generationen wurde.

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Leseprobe

John Christopher Depp II ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Sonntagskind: Er wurde am 9. Juni 1963 um 08:44 Uhr Ortszeit im Catholic Mercy Hospital in Owensboro, Kentucky, geboren.

Der Tag, an dem er das Licht dieser Welt erblickte, sollte einer der heißesten des Jahres werden, auf der im Bundesstaat gelegenen Luftwaffenbasis Ford Campbell werden bis zu fünfunddreißig Grad Celsius gemessen.

In New York hat an diesem Sonntag nach Dreharbeiten, die so aufwendig gewesen sind wie der Bau einer Pyramide, endlich der Film Cleopatra mit Elizabeth Taylor und Richard Burton Premiere. Einige Jahrzehnte später wird Johnny Depp in Hollywood – inzwischen selbst ein etablierter Schauspieler, aber noch längst kein Superstar – den Kollegen Roddy McDowall bitten, ein Treffen zwischen ihm und Liz zu organisieren. McDowall sorgt prompt für eine Einladung zu einem Essen, bei dem auch Steve Martin und Billy Bob Thornton zugegen sind. Johnny Depp wird von der Begegnung sehr beeindruckt sein. Elizabeth Taylor erscheint ihm als eine »starke Braut« mit einem gesegneten Appetit: »Sie aß Leber mit Zwiebeln und haute richtig rein.«

In Großbritannien stehen am Tag von Johnny Depps Geburt die Beatles mit »From Me to You« auf Platz eins der Hitparade; in den Vereinigten Staaten hingegen ahnt man noch nichts davon, dass sich diese Band gerade anschickt, die weltweite Popkultur ein für alle Mal zu verändern. Hier steht ein japanisches One-Hit-Wonder namens Kyu Sakamoto mit dem Liedchen Sukiyaki an der Spitze der Charts.

Am Vormittag besagten Tages hat Präsident John F. Kennedy den britischen Weltkriegshelden Winston Churchill zum Ehrenbürger der USA ernannt; am Nachmittag schlagen im ersten Sonntagsspiel der Baseball-Geschichte die Houston Colts die San Francisco Giants mit 3 zu 0, und am Abend wird in der Ed Sullivan Show Barbra Streisand zu Gast sein.

Weltgeschichtlich betrachtet ist dieser Tag also eher nicht so aufregend, für Depp-Fans hingegen bedeutet er den Urknall.

Nicht nur weibliche Filmstars haben die Angewohnheit zu flunkern, was ihr Geburtsjahr angeht, aber da die USA in bestimmten Aspekten geradezu preußisch korrekt sein können, genügt ein Gang zum Einwohnermeldeamt von Owensboro, um sich Klarheit zu verschaffen und gegen ein geringes Entgelt Einblick in das Geburtenregister zu nehmen. Dort ist unter der Nummer 25420/63 ordnungsgemäß das freudige Ereignis verzeichnet. Geburtsname der Mutter: Betty Wells, Name des Kindes: John C Depp. Und auch die Lokalzeitung hatte eine eigene Rubrik für Neuankömmlinge: Zwischen Mr und Mrs Ralph Mapes und Mr und Mrs Vladimir Reuk gaben im Owensboro Messenger-Inquirer die stolzen Eltern Mr und Mrs John Depp am darauffolgenden Sonntag die Geburt ihres Sohnes bekannt. Zum damaligen Zeitpunkt dürfte die Freude über dieses glückliche Ereignis sich gleichmäßig auf alle drei Familien verteilt haben, doch in letzterem Falle ist sie bis heute weltweit ins Unermessliche gestiegen.

Johnnys Vater war bei seiner Geburt fünfundzwanzig Jahre alt, seine Mutter neunundzwanzig. Er war das vierte Kind seiner Mutter Elizabeth »Betty« Sue und ihr zweiter Junge. Seine Schwester Elisa Christine – von allen nur »Christi« gerufen – ist zwei Jahre älter als er, die Halbschwester »Debbi« (Deborah) sieben und Halbbruder »Danny« (Daniel) neun Jahre. Die beiden Vornamen John Christopher erhielt »Johnny« von seinem Vater. Die Augen des Filmstars, heute braun, sollen damals übrigens blau gewesen sein. Was seine Herkunft und seine Familienverhältnisse betrifft, hält sich Johnny Depp heute eher bedeckt, aber als er seine Schauspieler-Karriere als Serienheld begann und fürchtete, als niedlicher familienkompatibler TV-Liebling vermarktet zu werden, kam er auf seine Wurzeln in Gesprächen mit Journalisten gelegentlich auf recht drastische Weise zu sprechen. Er behauptete, alles, was seine Eltern ihm vererbt hätten, seien Verrücktheiten und der Hang zum Kettenrauchen, ihr Milieu beschrieb er als »white trash«.

Das ist jedoch nicht die ganze Wahrheit. Johnnys Eltern hatten am 20. Februar 1960 im Städtchen Campbell im Bundesstaat Tennessee geheiratet. Elizabeth brachte die beiden Kinder Daniel und Deborah mit in die Ehe, über deren Erzeuger auch die gründlichsten Rechercheure bis heute keine glaubwürdigen Informationen auftreiben konnten. Die beiden unehelichen Kinder wurden nach der Hochzeit von John Sr. adoptiert.

Als dessen Beruf wird in der Regel »civil engineer« angegeben, was man mit »Bauingenieur« übersetzen kann, allerdings muss man da bei Amerikanern vorsichtig sein. Selbst der Typ, der in einer Burgerbraterei Obdachlose und Drogensüchtige vom Klo verjagt, kann auf seiner Visitenkarte einen pompösen Titel wie »Senior Vice President for Public Relations« führen. »Civil engineer« könnte also in der Praxis so ziemlich alles sein zwischen Ziegelträger und Bauleiter.

Die akademische Karriere von Johnnys Vater ist allerdings über jeden Zweifel erhaben. Er machte 1956 seinen Abschluss an der Senior Highschool von Owensboro. 1961 schaffte er an der Universität von Kentucky seinen Bachelor of Science. Danach trat der junge Mann in das Bauunternehmen seines Vaters Oren ein. Für Johnny-Depp-Fans sind diese Informationen allerdings nicht halb so interessant wie die Tatsache, dass Johnny senior im Jahr seines Abschlusses zum schönsten Jungen der Highschool gewählt worden war.

Da sein Einkommen allerdings nicht ausreichte, um eine sechsköpfige Familie zu ernähren, und die Baubranche wie wenige andere von der Konjunktur abhängig ist, musste Mutter Elizabeth auch noch als Kellnerin arbeiten. Wenn man sich in die Situation der Eltern versetzt – hier der ehemalige Schulschönling, der als Mittzwanziger schon für vier hungrige Mäuler zu sorgen hat; dort eine gestandene Frau mit nicht unbedingt dem besten Männer-Instinkt, die sich während der Arbeit in der Kneipe von jedem dahergelaufenen Trucker anmachen lassen muss –, dann ahnt man, weshalb diese Ehe recht bald in schwieriges Fahrwasser geriet.

Trotz aller Probleme und Zerwürfnisse, zu denen es in den folgenden Jahren kam, halten die Depps indes bis heute zusammen. Nur Vater John Sr., der zuletzt – zumindest für ein paar Monate im Jahr – in Bal Harbour auf Florida gesehen wurde, ist seit einiger Zeit von der Bildfläche verschwunden. Mutter Betty lebt zwischenzeitlich in Nashville, Tennessee, freut sich ihres Lebens und denkt nach der Scheidung von ihrem Mann im Jahr 1978 vermutlich nur noch selten an jene verhängnisvolle Entscheidung zurück, die sie vor über fünfzig Jahren im benachbarten Campbell getroffen hatte. Johnny Depp sorgt schon seit Langem dafür, dass sie nicht mehr kellnern muss.

Schwester Christi wiederum ist ihrem Bruder ins Filmgeschäft gefolgt. Wer sehr viel Tagesfreizeit hat, kann sich mit dem ausgiebigen Studium der Abspänne von Johnny-Depp-Filmen die Zeit vertreiben und dabei beobachten, wie Christi Dembrowski langsam, aber stetig von Film zu Film auf der Karriereleiter immer höher stieg: erst Assistentin, dann Personal Assistant, Executive Assistant und schließlich Producerin. Heute leitet sie Johnny Depps Produktionsfirma Infinitum Nihil. Die lateinischen Worte stehen für »Unendliches Nichts«; sie entstammen einem weisen Satz des Schriftstellers Leo Tolstoi aus dessen Werk Bekenntnisse und sind unter anderem Beleg dafür, dass Schulabbrecher wie Johnny Depp bildungsbeflissener sein können als so mancher Streber.

Schwester Debbi lebt heute zurückgezogen als Grundschullehrerin in Lexington. Sie tritt nur manchmal anlässlich einer Filmpremiere ins Licht der Öffentlichkeit. Wenn sich bei Anlässen wie diesen die gesamte Familie einem größeren Publikum zeigt, wirken die Mitglieder wie bei einem Treffen des Dorian-Gray-Fanklubs. Während alle anderen so reifen, wie man es von Normalsterblichen erwartet, blickt Filmstar Johnny wie der Held des Romans von Oscar Wilde immer scheinbar alterslos in die Runde …

Bruder Daniel hat sich, nach einigen durchwachsenen Versuchen als Drehbuchautor, einen Namen als Krimi-Schriftsteller gemacht. Seinen ersten Roman widmete er seinem »Bruder Johnny«. Auf dem Klappentext lässt er den interessierten Leser wissen, dass er seinen Lebensmittelpunkt in Kalifornien und in Frankreich hat. Ansonsten betont er, dass er es gar nicht möge, als »Bruder des Filmstars« betrachtet zu werden. Das ist verständlich, aber wie groß das Interesse der Öffentlichkeit an seiner Schreiberei wohl wäre, wenn Daniel sein Debüt unter dem Mädchennamen der Mutter veröffentlicht und das Werk seinem Opa Oren gewidmet hätte, kann sich jeder selbst ausmalen.

Wie der Verfasser dieses Textes aus eigenem Erleben weiß, wird ein Besucher Bergisch Gladbachs früher oder später darauf hingewiesen, dass er sich in der Heimat der großen Heidi Klum befinde und man dem Gast gerne zeige, wo die Dame zur Schule gegangen sei. Eine solche Identifikation mit dem weltberühmten Sohn gibt es in dem am Ohio River gelegenen Owensboro nicht. Die meisten wissen zwar, wer Johnny Depp ist – wer weiß das nicht? –, aber dass er tatsächlich hier zur Welt kam, ist erstaunlicherweise nur den wenigsten bekannt.

Wenn man es nett formulieren will, kann man sagen, dass Owensboro, die Geburtsstadt Johnny Depps, ebenso ziemlich das Gegenteil der Glitzerstadt Hollywood ist. 1816 gegründet von einem Indianerkiller namens Colonel Abraham Owen, schmückt die Kommune sich mit dem Titel, die »Barbecue-Hauptstadt der Welt« zu sein, was nach einer ziemlich verzweifelten Bemäntelung der Tatsache...

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