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E-Book

Judentum

Eine Einführung

AutorIngke Brodersen
VerlagS. Fischer Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl128 Seiten
ISBN9783104008974
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Die erste monotheistische Religion - eine geistige Revolution Vor etwa drei Tausend Jahren entsteht - inmitten herrschender Vielgötterei - der Glaube an den Einen Gott und damit eine neue Religion: das Judentum. Ingke Brodersen führt durch Feste und Feiertage, Rechtsordnung und Rituale, Kleidung und Reinheitsgebote. Sie erzählt die Geschichte der Juden, die jahrhundertelang über die ganze Welt verstreut lebten, bis in dem Heiligen Land, aus dem sie einst vertrieben wurden, ein eigener Staat entstand: Israel. Eine übersichtliche, ebenso kurze wie informative Einführung in das Judentum.

Ingke Brodersen, Historikerin, war lange Jahre Lektorin und Herausgeberin politischer Bücher im Rowohlt Verlag, später Leiterin des Verlags Rowohlt Berlin. Gemeinsam mit Rüdiger Dammann schrieb sie die Texte für den Ausstellungskatalog des Jüdischen Museums Berlin, 'Zwei Jahrtausende deutsch-jüdische Geschichte' (2001); 2006 erschien ihr gemeinsames Buch 'Zerrissene Herzen. Die Geschichte der Juden in Deutschland'.

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Leseprobe

Die biblische Zeit


Wo und wann entsteht der Glaube an den Einen Gott Jahwe? Wer war jenes Volk Israel, das Mose aus Ägypten führte und auf die Gebote der Tora verpflichtete? Das den »Exodus«, den Weg aus der Sklaverei, im Laufe seiner Geschichte immer wieder als Verheißung auf Heimkehr deutete? Das der legendäre König David, von dem der erwartete Messias abstammen soll, in einem Reich versammelte, dessen Mythos vom starken Reich noch den von den Zionisten formulierten Traum vom eigenen »Judenstaat« nährte? Das nach den Kriegen mit den Römern, als ihm das Heilige Land genommen wurde, auch ohne Territorium durch eine umfassende Erneuerung des Glaubens zu überleben lernt?

Der Bund


Alles beginnt damit, dass an Abram, der sich später Abraham nennen wird, Gottes Gebot ergeht, aus seiner chaldäischen Heimatstadt Ur, im mesopotamischen Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris gelegen, nach Kanaan – später Palästina genannt – aufzubrechen: »Gehe aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will.« (1. Mose 12) Dort bietet Gott ihm einen »ewigen Bund« an: »Ich will dich über alle Maßen fruchtbar machen und dich zu Völkern werden lassen, und Könige sollen von dir abstammen. Ich richte meinen Bund auf zwischen mir und dir und deinen Nachkommen. Und ich gebe dir und deinen Nachkommen das ganze Land Kanaan zu ewigem Besitz.« Auf dieser Verheißung gründet der Anspruch der Juden auf das Heilige Land. Zum Zeichen der ewigen Erneuerung an den mit Gott geschlossenen Bund soll jeder männliche Abkömmling beschnitten werden. Bis heute ist die Brit Mila, die Beschneidung acht Tage nach der Geburt, das Ritual der Aufnahme in das Judentum.

In der fruchtbaren Kulturlandschaft lassen Abraham und seine Frau Sara sich nieder. Beide fragen sich verwirrt, wie sich Gottes Versprechen auf Nachkommen wohl erfüllen solle, bisher haben sie keine Kinder zeugen können. Nur von Saras Magd Hagar, der Ägypterin, wird Abraham anfänglich ein Sohn geschenkt: Ismael. Von ihm, Abrahams Erstgeborenem, leiten die Muslime ihre Abstammung ab, so wie Abrahams Zweitgeborener, Isaak, der Vorfahr jedes Juden ist – Söhne Abrahams sind beide, die Juden wie die Muslime.

Als zwei Menschenalter später eine verheerende Hungersnot ausbricht, fliehen Abrahams Nachkommen nach Ägypten. Sein Enkel Jakob hat sich inzwischen auf Gottes Geheiß in »Israel« umbenannt: Dieser Name wird seinen Nachkommen von nun an zugehören. Jakobs Söhne, die Ahnherren der zwölf Stämme Israels – Ruben, Simeon, Levi, Juda, Dan, Naftali, Gad, Ascher, Issaschar, Sebulon, Josef, aus dessen Zweig Efraim und Manasse hervorgehen, und Benjamin – sind die »Kinder Israels«. Dort, in Ägypten, müssen sie Fronarbeit für den Pharao leisten und geraten in jene Knechtschaft, aus der Mose sie 800 Jahre später herausführt. »Gesehen habe ich das Elend meines Volkes«, lässt Gott ihn wissen. »So bin ich herabgestiegen, es zu erretten … und es hinaufzuführen in ein Land, das von Milch und Honig fließt.« Er, Mose, sei dazu auserkoren, diesen »Exodus« anzuführen: Am Anfang von Israels Geschichte steht die Befreiung von staatlicher Unterdrückung und Sklaverei.

Mose und die Offenbarung


Der mächtige Pharao weigert sich, die Israeliten ziehen zu lassen. Auch die Plagen, die Gott zur Strafe schickt, stimmen ihn nicht um – bis ein Würgeengel alle Neugeborenen in den Häusern der Ägypter tötet, während die mit dem Blut von Lämmern markierten Hütten der Israeliten verschont bleiben. Bis heute wird diese »Nacht der Verschonung« von den Juden jährlich als Pessachfes gefeiert.

Unter Führung von Mose gelingt im Schutze der Nacht der Exodus aus der ägyptischen Knechtschaft. Auf wunderbare Weise rettet Gott die Israeliten vor den ägyptischen Verfolgern: Vor ihnen teilt sich das Wasser des Schilfmeeres, über den Streitwagen des Pharao hingegen schlägt es wieder zusammen. In der Wüste, am Fuße des mächtigen Berges Sinai, so hat Gott Mose wissen lassen, werde er sich offenbaren und einen Bund schließen, der Ihn zum Gott Israels und Israel zu Seinem Volk macht.

Ein Donnern und Blitzen erhebt sich im Morgengrauen, und »mächtiger Posaunenschall« ertönt, so dass »das ganze Volk im Lager erschrak«, der Sinai, auf den der Herr »im Feuer herabgefahren war«, erbebt, während Gott mit Mose redet: »Wenn ihr auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet, so sollt ihr vor allen Völkern mein Eigentum sein (…), ein heiliges Volk.« Sofern die Israeliten streng nach seinen Regeln lebten, verspricht Gott, werde er sie schützen und segnen. Und diese Regeln übergibt er nun Mose: die Tora, Gottes Wort, das »Sakrament« des Judentums – Hauptquelle jüdischen Rechts, jüdischer Ethik und Wegweiser für eine gottgefällige Lebensführung.

Zwei Jahre lagern die Israeliten am Berge Sinai. Das Gelobte Land, in das Gott sie führen will, ist ein umkämpfter, fruchtbarer und üppiger Landstrich an der östlichen Mittelmeerküste. Dort und in seiner Umgebung leben starke, zahlenmäßig überlegene und wehrhafte Völker – Hethiter, Amoriter, Kanaaniter. Zehn der zwölf von Mose ausgesandten Männer, die das Land auskundschaften, halten es nicht einmal mit Gottes Hilfe für möglich, gegen diese Übermacht zu bestehen. So dauert es noch einmal 38 Jahre, bis das Volk Israel die Grenze zu jenem Land namens Kanaan erreicht, das Gott ihm verheißen hat. Nur bis hierhin, an die Ufer des Jordan, kann Mose die Israeliten führen. Gott hält seine Zeit für gekommen. Mose hat seine Aufgabe erfüllt: Er hat die Stämme Israels aus der ägyptischen Knechtschaft geführt, ihnen den Glauben an den Einen Gott gegeben und Seine Gesetze in Kraft gesetzt, wie sie für die Juden bis heute Gültigkeit haben. Ihm hat sich der »Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs« (2. Mose 3:15) unmittelbarer als anderen offenbart, unter allen Propheten nimmt er deshalb den ersten Rang ein; die nun anstehenden Eroberungen sollen andere anführen.

Davids Reich


Unter Führung von Josua, Moses’ Nachfolger, überqueren die Israeliten den Jordan, um das Land ihrer Stammväter wieder in Besitz zu nehmen. Sie erobern große Teile Kanaans und teilen sie anschließend unter den zwölf Stämmen auf, die ihre Territorien, um verteidigungsfähiger zu werden, zu größeren Einheiten zusammenschließen – Israel im Norden, Juda im Süden. Beide bleiben in den kommenden Jahrzehnten durch äußere Feinde und durch innere Streitigkeiten bedroht. Erst David aus dem Hause Juda, »ein Mann nach Jahwes Herzen« (1 Sam 13:14), gelingt es, alle Gegner, sogar die mächtigen Philister, zu bezwingen und die Stämme Israels zu einem Reich zu einen.

David, so glauben die Archäologen heute zu wissen, wird vermutlich 1034 v.d.Z. in Bethlehem als jüngster Sohn eines wohlhabenden Judäers geboren und regiert in der Zeit zwischen 1004 bis 964 v.d.Z.. Zu der Zeit herrscht der glücklose König Saul aus dem Stamm Benjamin über das Reich; an seinen Hof wird David gerufen und erweist sich bald als siegreicher Heerführer. Als er einige Jahre später bei dem König in Ungnade fällt, ist er dank seiner militärischen Erfolge bereits einer der mächtigsten Männer im Land, der seine Anhänger in der Stadt Hebron versammelt und sich dort nach Sauls Tod zum neuen König salben lässt, dem sich die zerstrittenen Stammesführer unterwerfen. So kann David alle Landesteile, Israel und Juda, zu einem mächtigen Königreich vereinen – das erste israelitische Reich der Geschichte. Seine neue Hauptstadt wird Jerusalem, bis dahin eine kleine Stadt in den Bergen, zwischen Juda und Israel gelegen, die jetzt aber eine ganz neue strategische Bedeutung gewinnt. Dorthin wird die Bundeslade gebracht und damit wird die »Stadt König Davids« zum religiösen Herzen des Reiches. An der Stelle, die schon David als Opferplatz gedient haben soll, errichtet sein Sohn Salomo am Berg Zion den prachtvollen ersten Tempel.

Die andauernden Spannungen zwischen den zu Juda und den zu Israel gehörenden Stämmen aber kann auch Salomo nicht überwinden. Nach seinem Tod (um 926 v.d.Z.) zerbricht das Reich wieder: Zehn der zwölf Stämme begehren auf und schließen sich erneut zu einem eigenen Königreich Israel im Norden des Landes zusammen. Nur die Stämme Juda und Benjamin halten weiterhin zu Salomos Nachfolger Rehabeam und gründen im Süden um die Hauptstadt Jerusalem das Königreich Juda. Um 722 v.d.Z. wird der Norden schließlich von den Assyrern erobert; die Angehörigen der zehn rebellischen Stämme Israels, die sich den Eroberern entgegenstellen, werden deportiert, zersprengt oder gehen unter. Das Südreich Juda hingegen zollt den Assyrern Tribut und beugt sich der Fremdherrschaft – fortan wird es nur noch die Abkömmlinge Judas geben: die Juden.

Das Babylonische Exil


Um 597 v.d.Z. werden die Judäer von den Babyloniern unterworfen, ihr König und Teile der Oberschicht nach Babylon deportiert. Zehn Jahre später rebellieren sie und verlieren dabei ihr zentrales Heiligtum: Die Truppen des babylonischen Königs Nebukadnezar rauben die Opfergeräte aus dem Heiligen Tempel und stecken ihn in Brand, der auch den Thronsitz Jahwes sowie die Bundeslade mit den Zehn Geboten verschlingt. Jerusalem liegt in Schutt und Asche. Viele seiner Bewohner müssen den Weg ins babylonische Exil antreten. Damit endet das Reich, das David schuf.

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