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E-Book

Katie - Hoffnung gibt nicht auf

Ringen um Ugandas Waisenkinder

AutorAnn Voskamp, Katie Davis Majors
VerlagSCM Hänssler im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2018
ReiheMama für Afrikas Kinder 2
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783775174138
Altersgruppe21 – 30
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Katie ist 16, als sie ein Missionswerk für Waisenkinder in Uganda gründet. Ihr Vertrauen auf Gott steht. Sie verschenkt alles, auch ihr Mutterherz: 14 Kinder hat sie adoptiert. Was für eine Glaubensheldin! Doch Großfamilie ist nicht nur Zuckerschlecken. Und so wird Katies Glaube auf die Probe gestellt. Passt ein Mann in ihr Leben? Muss sie eine ihrer Töchter aufgeben? Meint es Gott wirklich gut mit ihr?

Katie Davis Majors ist eine junge Frau, deren Herz dafür brennt, die Welt zu verändern. Sie stammt aus Nashville, Tennessee und lebt heute als Adoptivmutter von 14 Kindern und Leiterin des Sozialprojektes 'Amazima' in Uganda. Seit 2015 ist sie glücklich mit Benji verheiratet. Ihr erstes Buch 'Katie - Leben für Ugandas Kinder' war ein New York Bestseller und auch in Deutschland ein großer Erfolg.

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Leseprobe

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2 

Gotteskämpfer


Die verknitterten Seiten meiner Bibel liegen beim Buch 1. Mose aufgeschlagen neben Bergen von Gemüse, die darauf warten, zu Spaghettisoße verarbeitet zu werden, während ich den Mädchen durch das Küchenfenster zuschaue.

Dann blieb er allein zurück. Da kam ein Mann und kämpfte mit ihm bis zum Morgengrauen.

Als der Mann merkte, dass er Jakob nicht besiegen konnte, gab er ihm einen Schlag auf sein Hüftgelenk, sodass es ausrenkte.

Dann sagte er: »Lass mich los, denn der Morgen dämmert schon.«

Doch Jakob erwiderte: »Ich lasse dich nicht los, bevor du mich gesegnet hast!«

»Wie heißt du?«, fragte der Mann.

Er antwortete: »Jakob.«

»Du sollst nicht länger Jakob heißen«, sagte der Mann. »Von jetzt an heißt du IsraelF1. Denn du hast sowohl mit Gott als auch mit Menschen gekämpft und gesiegt.«

»Nenn mir deinen Namen!«, forderte Jakob ihn auf.

»Warum erkundigst du dich nach meinem Namen?«, fragte der Mann. Dann segnete er Jakob.

Jakob nannte die Stätte Pnuël – »Angesicht Gottes« –, denn er sagte: »Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen und trotzdem bin ich noch am Leben!«

Die Sonne ging gerade auf, als er Pnuël verließ. Wegen seiner Hüfte hinkte er.2

Ich stehe am Spülbecken, meine Hände sind vom Spülwasser runzelig, und ich schaue zu, wie die Kinder mit Kohlblättern auf den Köpfen im Garten tanzen, während sie Sonnenblumensamen ansäen. Ich staune über ihre Widerstandskraft. Es ist November. Das Leben ist ausgefüllt. Lachen und glückliche Stimmen sind um mich herum zu hören, während ich Gott im Stillen harte Fragen stelle. Ich hätte nie erwartet, dass ich einmal solche Fragen haben würde.

Vor einem Monat wurde mein Leben an einem Tag wie heute, an dem die Sonne schien und der Wind wehte, auf den Kopf gestellt. Die leibliche Mutter eines meiner Pflegekinder, die ihr Kind verlassen hatte, tauchte nach drei Jahren zum ersten Mal auf und erklärte, dass sie ihre Tochter zurückhaben wolle.

Ich war immer ein großer Befürworter von Familienzusammenführungen, und bei uns haben im Laufe der Jahre viele Pflegekinder und sogar Erwachsene gewohnt. Wir hatten für sie immer das Ziel im Blick, wieder selbst auf die Beine zu kommen und ein eigenes Zuhause zu finden. Wir konnten dabei viele Erfolge verbuchen, und wir haben neue Pflegekinder mit echter Freude bei uns aufgenommen, bei denen wir wussten, dass sie nur für eine gewisse Zeit in unserer Familie bleiben würden. Wir liebten diese Menschen von ganzem Herzen. Unsere Hilfsorganisation Amazima – dieses Wort in der Sprache Luganda, die in Uganda gesprochen wird, bedeutet »Wahrheit« – versucht, dafür zu sorgen, dass Kinder bei ihren leiblichen Familien bleiben können.

Aber dieses Mal wollte ich das absolut nicht, denn dieses Mal ging es um meine Tochter. Wir rechneten nicht damit, dass Jane nur vorübergehend bei uns wohnen würde. Sie war mit nicht einmal zwei Jahren in einem großen, leeren Haus allein gelassen worden und wohnte bei uns. Eine Nachbarin hatte sie gefunden und zu uns gebracht. Es gab keine Anzeichen dafür, dass irgendwelche leiblichen Angehörigen bereit wären, sich um sie zu kümmern. Und so begann ich mit dem Papierkrieg, um ihre Adoption rechtlich abzusichern. In meinem Herzen war sie jedoch schon ein festes Mitglied unserer Familie. Ich nannte sie mein Kind, und ich hatte das Gefühl, dass Gott das auch so sah. Ich kämmte ihr die Haare und lehrte sie das Alphabet und legte sie als ihre Mutter mit einem Kuss abends schlafen. Ich küsste ihre Wangen mit den Grübchen, schwang sie lachend auf meinen Schoß und erinnerte sie als ihre Mutter daran, sich die Zähne zu putzen. Sie sprang aufs Bett und saß mit ihren Schwestern am Tisch und stellte ihre kleinen Schuhe zu den anderen Schuhen unserer Familie neben die Tür.

Plötzlich wurde klar, dass sie nicht zu unserer Familie gehören sollte.

Ich hatte das Gefühl, dass ich mich über Lisas Wunsch, Jane als ihre Tochter zurückzuhaben, eigentlich freuen sollte. Aber bei dieser völlig unerwarteten und scheinbar unfairen Wende erfüllten mich nur Wut und Trauer um einen schmerzlichen Verlust. Ich kannte Lisa nicht. Obwohl ich ihr eine Chance geben wollte, beunruhigten mich die vielen Hinweise zutiefst, dass sie vielleicht nicht für die Verantwortung bereit sein könnte, die es bedeutet, Mutter zu sein. Die süße Jane war wegen dieser fremden Frau, die aus heiterem Himmel auftauchte und ihr Leben auf den Kopf stellte, völlig verwirrt. Wir waren die einzige Familie, die sie je gekannt hatte, die einzige Familie, an die sie sich erinnern konnte. Äußerlich tat ich, was ich konnte, um ihr eine erfolgreiche und gesunde Umstellung zu ermöglichen, aber innerlich kämpfte ich. Ich war Jakob, der Gotteskämpfer.

Ich erinnere mich an diese Zeit wie an eine Diashow mit Standbildern: Janes abgeblätterter, rosa Nagellack an ihren Fingern, die sich um ihren Rucksack verkrampften, als sie zu einer Frau, die sie nicht kannte, ins Auto stieg. Ihre Schwestern, die mich anflehten, sie zurückzuholen, und meine stammelnden Worte, als ich versuchte, ihnen die Sache mit Barmherzigkeit und Verständnis zu erklären. Ich, wie ich später in Tränen aufgelöst im Garten zusammenbreche. Mein lautes Flehen zu Jesus, dass das bitte nicht wahr wäre, dass alles bitte nur ein schlimmer Traum sein solle, aus dem ich bald aufwachen würde und mein Leben wäre wieder normal und meine Kinder, alle meine Kinder würden gemeinsam zufrieden am Mangobaum schaukeln.

Aber mein Weinen änderte nichts. Jane lebte in einer anderen Stadt mit einer anderen Mutter, die ihr half, sich die Zähne zu putzen, und sie das Alphabet lehrte. Sie zog ihre Schuhe an der Tür eines anderen Hauses aus, während ihr Platz an unserem Tisch und ihr Bett in ihrem Zimmer leer blieben. In dem Monat, als sie weggegangen ist, habe ich oft auf diesem Bett gesessen und den Herrn unter Tränen angefleht, mir mein kleines Mädchen zurückzubringen. Aber er hat gesagt: Nein, dieses Mal nicht.

Was tust du, wenn deine vierjährige Tochter plötzlich nicht mehr dein Kind ist und in deiner Familie ein Loch ist? Und wenn in deinem Herzen ein noch tieferes Loch ist? Wie stehst du Tag für Tag wieder auf und begegnest einer Welt voll Gebrochenheit, Schmerz und Versagen? Du murmelst die Frage und hoffst, dass dich niemand hört: Ist Gott wirklich gut? Sieht er mich wirklich? Wie kann er uns in diesem ganzen Durcheinander lieben?

Zum ersten Mal stellte ich Gott infrage, obwohl ich ihm, seit ich klein war, immer aus ganzem Herzen vertraut habe. Ich flüsterte Fragen, obwohl ich das Gefühl hatte, dass ich sie nicht stellen sollte: »Bist du wirklich gut? Kannst du gut sein, wenn es auf dieser Welt so viel Leid gibt? Siehst du mich wirklich? Liebst du uns wirklich?« Diese Fragen beunruhigten mich, aber sie ließen sich nicht verdrängen. Wie sollte ich Gottes Güte in dieser Situation erleben, wenn ich nicht in dieser Situation sein wollte?

Wie Jakob taumelte ich, aber Gott ließ mich nicht los. Im Gegenteil, er hielt mich noch stärker fest.

Das Leben, wie ich es jahrelang gekannt hatte, gab es nicht mehr. Jede Woche fuhr ich die fünf Stunden in die Kleinstadt, in der Jane jetzt mit ihrer Mutter lebte. Sie sollte unbedingt wissen, dass wir sie nicht im Stich ließen und nicht vergessen hatten. Sie sollte sich geliebt fühlen und merken, dass wir sie bei ihrer Umstellung auf das Leben bei ihrer Mutter unterstützten. Ich war diejenige, die Jane bis vor Kurzem als Mutter gekannt hatte. Ich musste meinem vierjährigen Mädchen versichern, dass diese Veränderung gut und sicher und in Ordnung war. Ich war überzeugt, dass es für Jane gut wäre, diese Sicherheit zu fühlen, auch wenn ich immer noch kämpfte. Auch Lisa sollte wissen, dass ich sie dabei unterstützen würde, die beste Mutter zu sein, die sie sein konnte, auch wenn ich das selbst überhaupt nicht wollte.

Während der langen Fahrt zu Janes neuem Zuhause schaute ich auf die holprigen Lehmstraßen und grünen Teefelder hinaus und versuchte, das alles zu verstehen. Ich versuchte, in dem Schmerz einen Sinn zu finden, versuchte zu glauben, dass Gott hier und jetzt gut zu mir war. Wir aßen zu dritt, ich wusch Janes lange, dicke Locken und kämmte vorsichtig ihre verknoteten Haare. Ich kitzelte sie und schmiegte sie an mich und versuchte, dem kleinen Mädchen das Lachen zu entlocken, das ich so liebte. Aber seine Augen starrten jetzt leer und verwirrt eine Frau an, die es jahrelang »Mami« genannt hatte und die es jetzt im Haus einer anderen Frau zurückließ. Ich betete über ihrem kleinen Kopf und erzählte ihrer neuen Mutter Geschichten aus ihren ersten Lebensjahren. Ich erklärte Lisa, welche Lotion Janes empfindlicher Haut guttat und dass sie ihre Schuhe mit einem doppelten Knoten zugebunden haben wollte, damit sie nicht das Spielen unterbrechen musste, um sie wieder zuzuschnüren. Ich zwang mich zu einem Lächeln und zu begeisterten Worten über das neue Leben, das sie jetzt führten, während ich im Stillen Gott fragte: Warum? Dann küsste ich beide und fuhr nach Hause zurück, wo meine anderen Kinder ihre kleine Schwester vermissten. Während der ganzen langen Fahrt bat ich Gott um meinen Weg und dass mein Wille geschehen würde.

Ich kämpfte wie Jakob. Ich ballte die Fäuste und sagte zu dem, was Gott mir gegeben hatte: »Nein.« Nein, ich wollte das nicht. Ich wollte nicht dieser Mensch sein, nicht diese Familie. Das war nicht mein Plan gewesen. Das passt mir...

Blick ins Buch

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