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Kinderarmut in der Grundschule: Welche Strategien wenden Lehrkräfte an, um ungünstige Entwicklungsbedingungen zu kompensieren?

AutorPhilip Saager
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl142 Seiten
ISBN9783640613502
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Pädagogik - Allgemein, Note: 1,7, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Above all, we need to focus on young children who are poor' (Werner, 2000, S. 129) Mit diesen Worten wird ganz klar deutlich gemacht, dass es längst an der Zeit ist, sich mit dem Phänomen Kinderarmut in Deutschland auseinanderzusetzen. Diese Erkenntnis, und die sich daraus ergebenden Handlungsnöte sind nicht zuletzt ausschlaggebend für die Wahl des Themas der vorliegenden Ausarbeitung, die sich aus einem theoretischen und einem empirischen Teil zusammensetzt. In dem ersten Teil der Arbeit geht es darum, ein fundiertes, theoretisches Grundwissen herauszuarbeiten. Dabei erscheint es zunächst unumgänglich zu definieren, was mit dem Begriff Armut gemeint ist, in welcher Art und Weise Armut in Deutschland überhaupt eine Rolle spielt, und wie sie sich in den letzten Jahren verändert hat. Es stellt sich hierbei die Frage, ob sich Armut 'nur' auf monetäre Ressourcen bezieht, oder welche weiteren Faktoren relevant sind. Nach der Definitionsbestimmung des Begriffs Armut geht es darum aufzuzeigen, welche Auswirkungen Armut auf das kindliche Leben haben kann, und wie die Politik agiert, um den daraus resultierenden Problemen entgegenzuwirken. Exemplarisch ist an dieser Stelle dann auf die Risikogruppen einzugehen, die laut verschiedenster Statistiken am gefährdetsten sind, längerfristig in den so genannten Teufelskreis der Armut hineingezogen zu werden. 'Immer mehr Kinder in Deutschland wachsen in Armut auf, und dies ist der Anfang eines Teufelskreises von schlechter Gesundheit, schlechten Bildungschancen und kaum Aussichten auf einen zukünftigen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz. Die Diskriminierung sozial benachteiligter Kinder verstärkt diese Tendenz auch in der Selbstzuschreibung: ein glückliches und gesundes Leben scheint ihnen oft gar nicht mehr denkbar' (Geene & Gold, 2009, S. 7). Dabei werden Kinder von alleinerziehenden Eltern, Kinder mit vielen Geschwistern und Migrantenkinder in den Fokus gerückt. Es geht hier also um Chancen(-un)gleichheit in Bezug auf den familiären sozialen Status.

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Leseprobe

 II. Empirieteil


 

9. Hypothesen


 

Aus der übergeordneten Fragestellung nach den Kompensationsstrategien der Lehrkräfte und den theoretischen Grundlagen des ersten Teils der vorliegenden Ausarbeitung ergeben sich die folgenden vier Hypothesen:

 

1. Es wurde festgestellt, dass die Kinderarmut in Deutschland seit den neunziger Jahren immens zugenommen hat. Aufgrund dessen wird davon ausgegangen, dass dieses Phänomen in Schulprogrammen verankert ist und dass sich an dieser Stelle mit den Konsequenzen auseinandergesetzt wird.

2. Da die Lehrkräfte täglich mit den Schülern zusammen in der Schule arbeiten, kennen sie die Lage der von Armut betroffenen Kinder und agieren dementsprechend auch außerhalb der Unterrichtszeit fördernd.

3. Aufgrund von Langzeitstudien zum Thema Resilienz, die bereits seit über 50 Jahren existieren, ist anzunehmen, dass sich Pädagogen in diesem Bereich der Forschung auskennen.

4. Die aus diesen Studien resultierenden Handlungskonzepte sind den Lehrenden bekannt und werden von ihnen im Unterricht umgesetzt.

 

Die Fragestellungen, die sich aus diesen Hypothesen ergeben, werden in Tabelle 2 im Abschnitt 11.2 aufgeführt.

 

10 Methodenteil


 

Der nun folgende Methodenteil muss möglichst exakt gestaltet sein, um zu gewährleisten, dass andere Forscher, die ebenfalls ein Interesse an diesem Themengebiet haben, in der Lage sind, vorliegende Forschung zu replizieren. In den nachfolgenden Punkten wird das Untersuchungsdesign charakterisiert. Anschließend wird das Erhebungsinstrument und notwendige Messgeräte beschrieben und die Wahl begründet. Der Forschende soll ebenfalls sicherstellen, dass die Gütekriterien, wie Reliabilität und Validität, nachvollziehbar sind. Da in dieser Arbeit der Interviewbogen selbst entwickelt wurde, scheint zusätzlich eine Beschreibung notwendig, wie der Forschende genau vorgegangen ist. Zusätzlich ist anzugeben, wie die Stichprobe zusammengestellt wurde, wie groß ihr Umfang war und wie die einzelnen Teilnehmer angeworben wurden. Anschließend folgen dann eine Beschreibung der Untersuchungsdurchführung und eine kurze Datenanalyse (vgl. Bortz & Döring, 2006, S. 88).

 

10.1. Forschungsdesign


 

Um den Umgang von Lehrern mit dem Thema Armut in der Grundschule und insbesondere ihre Maßnahmen zur Resilienzförderung zu überprüfen und zu deuten, wird hier als Forschungsansatz der „Symbolische Interaktionismus“ von Herbert Blumer ausgewählt. Diese Theorie geht davon aus, dass menschliches Verhalten nicht von objektiven Umweltmerkmalen geprägt ist. Vielmehr geht es darum herauszufinden, welche Bedeutungen die Menschen den Objekten und insbesondere auch den anderen Personen ihrer Umwelt zukommen lassen.

 

„Die verhaltenswirksamen Bedeutungen entstehen in sozialen Interaktionen und werden in einem interpretativen Prozess verhaltenswirksam gehandhabt und abgeändert, d.h., die soziale Welt wird durch Bedeutungsvolle Interaktionen zwischen den Menschen konstruiert (»deswegen auch sozialer Konstruktivismus«)“ (Bortz & Döring, 2006, S. 304).

 

Es geht also darum herauszufinden, wie die Lehrer handeln und besonders warum sie es genau so tun. Dieser Umstand hängt hiernach immer auch von den persönlichen Vorerfahrungen ab und davon wie der Bertoffene die entsprechende Situation interpretiert. Ausgehend von einem ähnlichen sozialen Umfeld der unterschiedlichen Lehrer in der Befragung und einem einigermaßen homogenen Bildungshintergrund lassen sich dann eventuell im späteren Verlauf, trotz individueller Unterschiede ähnliche Handlungsmethoden bzw. Reaktionen feststellen. Um die individuell konstruierte Wirklichkeit der verschiedenen Persönlichkeiten besser zu verstehen und interpretieren zu können, fällt die Wahl des Erhebungsinstrumentes auf das qualitative Interview. Hier können die befragten Lehrer weit über vorgeformte Antwortmöglichkeiten hinaus beschreiben, wie sie bestimmte Situationen interpretieren und handhaben. Vor allem aber auch, warum sie es genau so tun. Dieser Ansatz muss sich also ganz klar von einer quantitativen Betrachtung absetzen. Hier geht es nicht um das In- Beziehung setzen von mathematischen Operationen, um eine möglichst große Zahl zu untersuchen. Diese Arbeit soll punktuell auf einzelne Individuen eingehen und dabei eher vertiefend untersuchen.

 

10.2. Instrumente und Messgeräte


 

Nach der Entscheidung, ein Interview mit einzelnen Lehrern zu führen, erscheint es besonders wichtig zu entscheiden, wie was gefragt werden soll. Das Instrument sollte so konstruiert sein, dass der Befragte durch angemessene Erzählaufforderungen des Interviewers möglichst weit in die Tiefe gehen kann. Je nach Interviewtyp hat das Instrument eine andere Gestalt. Die Eignung des Instruments hängt letztendlich vom Forschungsgegenstand ab. Um die Lehrkräfte zu diesem Thema also möglichst offen und damit gehaltvoll antworten zu lassen, aber den Bezug zu den Themenschwerpunkten nicht zu verlieren, eignet sich das Leitfaden- Interview.

 

„Leitfaden- Interviews - in der hier vorgeschlagenen Form - eignen sich, wenn einerseits subjektive Theorien und Formen des Alltagswissens zu rekonstruieren sind und so maximale Offenheit gewährleistet werden soll, und wenn andererseits von den Interviewenden Themen eingeführt werden sollen und so in den offenen Erzählraum strukturierend eingegriffen werden soll“ (Helfferich, 2009, S. 179).

 

Weiterhin können Leitfaden -Interviews als Instrument dienen, um größere Stichproben zu behandeln. Auf diesen Aspekt wird an dieser Stelle jedoch nicht weiter eingegangen. Cornelia Helfferich formuliert einige Ansatzpunkte, die als Ansatzpunkte zur Formulierung des Leitfadens hilfreich sein können und im Folgenden stichwortartig zusammengefasst werden.

 

- Der Leitfaden muss Offenheit gewährleisten und den Prinzipien der qualitativen Forschung gerecht werden.

 

- Es sollten nicht zu viele Fragen verwendet werden, um den Bogen nicht zu überladen und so in eine gehetzte Stimmung zu verfallen.

 

- Der Bogen sollte möglichst übersichtlich sein, um die Konzentration der Befragten nicht abzulenken.

 

- Wichtig ist es weiterhin dem Argumentationsfluss zu folgen und nicht ständig zu springen.

 

- Lange offene Fragen an den Anfang und kleinere stimulierende oder die Meinung der Befragten betreffend eher ans Ende.

 

- Fragen sollten möglichst frei gestellt werden und nicht abgelesen.

 

- Der Leitfaden muss nicht immer zwingen bis ins kleinste Detail eingehalten werden. Spontane Erzählungen sind häufig sehr gehaltvoll und regen zu neuen Gedankengängen an (vgl. Helfferich, 2009, S. 181).

 

Weiterhin sind die Fragen des Leitfaden- Interviews zu dieser Arbeit nach ihrem Rang folgend konstruiert. Die erste Frage ist sehr offen formuliert. Es handelt sich also um eine erzählgenerierende Einstiegsfrage, die es in erster Linie ermöglicht die Gesprächssituation aufzulockern und weiterhin dafür sorgt, dass der Interviewer erkennt, wie weit sich die Lehrkraft bis zu diesem Zeitpunkt mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Frage Nummer sechs betrifft die Verbindlichkeit. Nach dem Stellen der Hauptfrage ist es dem Interviewer möglich weitere Unterfragen zu stellen, soweit bestimmte Themengebiete, die an dieser Stelle von Interesse sind nicht von selbst genannt werden. Außerdem endet die Interviewsituation mit einem freien Kommentar, um dem Interviewten die Möglichkeit zu bieten eigene Relevanzen zu setzen. Der Leitsatz in diesen Interviews ist also:

 

„So offen und flexibel - mit der Generierung monologischer Passagen - wie möglich, so strukturiert wie aufgrund des Forschungsinteresses notwendig“ (Helfferich, 2009, S. 181).

 

Die praktische Umsetzung des hier angewendeten Leitfadens stützt sich auf das „SPSS - Prinzip“ bei der Erstellung. Hinter diesem Kürzel, beziehungsweise diesen vier Schritten, verbergen sich die Begriffe „Sammeln“, „Prüfen“, „Sortieren“ und „Subsumieren“. Zunächst wird versucht, möglichst viele Frage zu dem Hauptthema zu finden. Dabei ist es anfangs nicht relevant, ob sie zu den Theorien passen oder ob sie sich von der Fragestellung einhundert prozentig eignen. Der nächste Schritt ist etwas aufwendiger. Grob gesagt geht es um drastische Reduktion und Strukturierung. Wahrscheinlich ist, dass viele Fragen einer genauen Prüfung nicht standhalten.

 

„Solchen Revision fallen in der Regel mehr als die Hälfte aller Fragen auf der ersten Frageliste zum Opfer. Es werden Fragen ersatzlos gestrichen, bei anderen Fragen wird die Formulierung revidiert und es bleibt erst einmal nur ein Stichwort übrig“ (Helfferich, 2009, S. 184).

 

Im ersten Schritt werden die Faktenfragen eliminiert. Fragen, die einsilbige Antworten zulassen, sollten entweder extra gestellt oder gänzlich weggelassen werden. Danach sollte überprüft werden, ob sich die Fragen wirklich dazu eignen, offen und ausgiebig zu antworten. Bereits Gewusstes soll nicht von den Interviewten bestätigt werden. Das heißt, dass Fragen, die Vorwissen abfragen gestrichen werden. Es sollten lieber Fragen...

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