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E-Book

Kindererziehung im Jetzt

Klarheit, Verbundenheit und Präsenz

AutorSusan Stiffelman
VerlagJ. Kamphausen
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl304 Seiten
ISBN9783958830240
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Für alles im Leben müssen wir Qualifikationen nachweisen, Prüfungen ablegen oder sogar studieren. Doch für eine der anspruchsvollsten und wichtigsten Aufgaben - die Kindererziehung - ist das nicht nötig. Wie leben und erleben wir Kindererziehung im Jetzt? Wie setzen wir Grenzen, bauen Verbundenheit auf, schaffen Klarheit und Präsenz? Unsere größten Lehrer leben mit uns unter einem Dach, denn unsere Kinder erteilen uns die wichtigsten Lektionen. Sie zeigen uns deutlich unsere Mängel, unsere unbewussten Anteile und unseren Grad an Gegenwärtigkeit. Die Autorin lädt ein, sich auf eine Reise zu mehr Frieden, Freude und persönlicher Transformation in der täglichen Kindererziehung zu begeben. Sie lehrt uns alles, was wir wissen müssen, um unsere Kinder - und uns selbst - zu bewussten, mitfühlenden und gelassenen Menschen zu erziehen.

Susan Stiffelman ist Autorin von 'Parenting Without Power Struggles: Raising Joyful, Resilient Kids While Staying Cool, Calm, and Connected' und schreibt die wöchentliche Kolumne als 'Elterncoach' bei der Huffington Post. Sie ist zugelassene Paar- und Familientherapeutin, hochqualifizierte Lehrerin und internationale Rednerin. Außerdem ist sie eine aufstrebende Banjo-Spielerin, eine mittelmäßige, aber entschlossene Steptänzerin und eine optimistische Gärtnerin.

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Leseprobe

Einleitung


Angie war ein wahres Arbeitstier. Als Herausgeberin einer kleinen Gesundheits- und Wellnesszeitschrift war sie es gewohnt, die Dinge effizient, gründlich und termingerecht zu erledigen. Ihre Angestellten fühlten sich zwar hin und wieder von ihr überwacht, doch sie gab auch ihr Bestes, um eine angenehme Arbeitsumgebung zu schaffen, indem sie großzügige Angebote wie die Möglichkeit zur Telearbeit machte und im Pausenraum immer einen Vorrat an Bio-Snacks bereithielt. Doch Angie war fest dazu entschlossen, dass sich ihr Leben nicht ausschließlich um Produktivität drehen sollte. Jeden Morgen machte sie, noch bevor sie sich für den Tag fertig machte, eine geführte Meditation, und bevor sie Kinder hatten, nahmen sie und ihr Mann Eric, wann immer sie die Gelegenheit dazu hatten, an einem Yoga-Retreat teil.

Eric führte von zu Hause aus ein kleines Online-Marketingunternehmen. Er war bekannt für seinen unkonventionellen Ansatz und erfreute sich wachsenden Erfolgs, den er seiner Kreativität und seinem Ruf, alles möglich zu machen und immer zuverlässig zu sein, zu verdanken hatte.

Angie und Eric waren ganz aus dem Häuschen, als ihr Sohn Charlie geboren wurde. Sie waren fest entschlossen, ihr Familienleben ganz anders zu gestalten, als es in ihren jeweiligen Herkunftsfamilien der Fall gewesen war. Für Angie bedeutete dies, ein Gefühl des Zusammenhalts und der Verbundenheit zu schaffen, das es in ihrer Herkunftsfamilie nicht gegeben hatte; ihre Mutter war Alkoholikerin und hatte sich herzlich wenig um ihre Kinder gekümmert, weshalb Angie und ihre Schwestern meist sich selbst überlassen waren. Erics Eltern kümmerten sich durchaus, allerdings übertrieben sie es und kontrollierten jede seiner Bewegungen und die seiner Schwester obendrein, was sie beide, wie er es ausdrückte, ihrer eigenen Stimme beraubte. Angie und Eric waren also entschlossen, ihren Kindern genau jene Mischung aus Freiheit und Aufmerksamkeit angedeihen zu lassen, die sie während ihrer eigenen Kindheit so schmerzlich vermisst hatten.

Charlie wuchs heran und Angie und Eric waren entzückt über seine starke Persönlichkeit. Aber er war sehr temperamentvoll, schnell frustriert und nur schwer zu beruhigen; schon als Kleinkind neigte er zu ausgewachsenen Wutausbrüchen, wenn er nicht bekam, was er wollte. Seine Eltern, immer bedacht, mitfühlend und fürsorglich zu sein, versuchten dem kleinen Charlie zu erklären, weshalb er nicht haben konnte, was er wollte, doch das machte alles nur noch schlimmer. Und obwohl er sich darauf freute, endlich „ein großer Junge“ zu sein und in die Schule zu gehen, kam er mit den Einschränkungen, die ihm in der Vorschule auferlegt wurden, nicht zurecht. Es war ihm fast unmöglich, während der Vorlesezeit still zu sitzen, und wenn ein Kind ein Spielzeug hatte, das Charlie, der nie gelernt hatte, seine Impulse zu kontrollieren, gern haben wollte, dann nahm er es sich einfach – wenn es sein musste mit Gewalt.

Schon bald nach der Einschulung wurden Angie und Eric in die Schule bestellt, wo der Direktor einen Vorfall mit ihnen besprechen wollte, bei dem Charlie ein anderes Kind heftig geschubst hatte. Dieses Treffen war nur das erste von vielen, die noch folgen sollten, weil Charlie sein Verhalten nicht unter Kontrolle hatte. Als er mit vier ein Schwesterchen bekam, eskalierte die Situation. Seine Eltern gaben sich große Mühe, verständnisvoll zu sein, doch sie hatten keine Ahnung, wie sie ihren temperamentvollen Sohn in den Griff bekommen sollten – sie bettelten, verhandelten, drohten und gaben meistens einfach nach. Charlie war mit seinen Tiraden der Herr im Haus und seine Eltern konnten sich kaum noch an die friedliche Zeit ohne Kinder erinnern. Sie schämten sich dafür, Mutter und Vater eines „solchen“ Kindes zu sein, und fürchteten sich jeden Morgen davor, was ihr unberechenbarer Sprössling denn heute anstellen würde.

Angie und Eric hatten geglaubt, dass ihre Leidenschaft für persönliches Wachstum automatisch dazu führen würde, dass Kindererziehung für sie einfach und voller Freude sein würde. Schließlich werden Kinder doch von ihrer Umgebung geprägt, oder nicht? Ein ruhiges, liebevolles Zuhause mit aufmerksamen Eltern würde doch wohl die Familienharmonie sicherstellen. Leider war dem nicht so. Angies morgendliche Meditationen gehörten der Vergangenheit an, und obwohl sie es zu vermeiden versuchten, fingen sie und Eric an, sich gegenseitig zu beschuldigen und sich Sätze an den Kopf zu werfen wie „Hättest du das mit Charlie doch lieber so geregelt und nicht so, dann hätten wir heute mal keine Krise gehabt.“

Ob Eltern es nun wichtig finden, an ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu arbeiten, oder ob sie einfach nur zufriedene Kinder großziehen wollen, ohne Drama und Machtkämpfe, so haben sie doch oft mühe, sich mit der Realität der Kindererziehung zu arrangieren, vor allem, wenn die Bedürfnisse oder das Temperament ihres Kindes sich als schwierig erweisen.

Dieses Paar ist nur ein Beispiel für viele andere, mit denen ich in den vergangenen dreißig Jahren als Lehrerin, Elterncoach und Psychotherapeutin gearbeitet habe. Ob Eltern es nun wichtig finden, an ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu arbeiten, oder ob sie einfach nur zufriedene Kinder großziehen wollen, ohne Drama und Machtkämpfe, so haben sie doch oft Mühe, sich mit der Realität der Kindererziehung zu arrangieren, vor allem, wenn die Bedürfnisse oder das Temperament ihres Kindes sich als schwierig erweisen.

Selbst wenn wir „pflegeleichte“ Kinder haben, müssen wir uns dennoch daran gewöhnen, die Bedürfnisse und Wünsche eines anderen Wesens über unsere eigenen zu stellen, und zwar jeden Tag. Ob es sich um schlaflose Nächte oder Hausaufgabenschlachten handelt, wir müssen ständig neue Qualitäten entwickeln wie Toleranz, Beharrlichkeit und die Fähigkeit, wieder und wieder … und wieder dasselbe Bilderbuch vorzulesen. Gerade Menschen mit spirituellen Neigungen stellen manchmal mit Schrecken fest, wie unspirituell sie sich gelegentlich in Gegenwart ihrer Kinder fühlen. Worte, von denen sie nie geglaubt hätten, dass sie sie je aussprechen könnten, scheinen ihnen förmlich aus dem Mund zu fliegen – und zwar laut –, Worte, die alles andere als erleuchtet klingen!

Doch ebenso wie Angie und Eric stellen wir nur allzu oft fest, dass genau dieses Kind, das wir da haben, uns am meisten lehren kann. Und genau darum geht es in Kindererziehung im Jetzt.

Wir stellen nur allzu oft fest, dass genau dieses Kind, das wir da haben, uns am meisten lehren kann.

Wir werden Angie und Eric in einem späteren Kapitel wiederbegegnen und herausfinden, wie ihre Schwierigkeiten mit Charlie ihnen letztendlich den Weg zu einem sehr viel gesünderen Erziehungserlebnis ebnen konnten und wie sich dadurch beiden die Gelegenheit bot, unerledigte Kindheitsprobleme aufzuarbeiten. Doch möchte ich zunächst ein wenig von mir selbst erzählen.

Meine Reise durch die Elternschaft


Als ich fünfzehn war und in Kansas lebte, ging mein Bruder aufs College und ließ ein Buch für mich da, das ich unbedingt lesen sollte. Es hieß Autobiographie eines Yogi von Paramahansa Yogananda. Es stand zwei Jahre lang in meinem Regal, bis ich es eines Tages geradezu verschlang, tief bewegt von der Reise eines indischen Mannes zur Erfahrung des Göttlichen.

Dieses außergewöhnliche Buch rief etwas so Grundlegendes in mir wach, dass ich nach dem Lesen der letzten Seite auf mein Fahrrad stieg, zum Einkaufszentrum fuhr, eine Handvoll Münzen in das öffentliche Telefon warf, die Nummer der Zentrale von Yoganandas Schule in Kalifornien wählte und sagte: „Ich will Gott erfahren.“

Gut ein Jahr lang meditierte ich in Yoganandas Tradition und folgte den Instruktionen, die mich einmal wöchentlich per Post von der Self-Realization Fellowship erreichten. Ich begann mit Yoga und probierte auch andere Meditationstechniken aus, bis ich schließlich bei einer blieb, die zu mir passte. Ein paar weitere Übungen, die mein Herz und meine Seele nährten, flocht ich ebenfalls ein. Ich war so an den Frieden, den mir meine täglichen Meditationen schenkten, gewöhnt, dass ich mich, wenn ich es morgens einmal nicht schaffte zu meditieren, so lange unwohl fühlte, bis ich wieder Gelegenheit zur inneren Einkehr fand.

Achtzehn Jahre später bekam ich ein Kind. Meine einstmals reguläre morgendliche Routine blieb bei meinen Bemühungen, mein Bedürfnis nach innerer Einkehr und die ganz pragmatischen Anforderungen eines Familienlebens unter einen Hut zu bringen, auf der Strecke. Immer, wenn ich stur auf meinen „spirituell erhebenden“ Aktivitäten beharrte, war ich am Ende nur griesgrämig und angespannt. Ich musste einen Weg finden, die Dinge des Alltags – Windeln wechseln, eine Geschichte vorlesen oder nach einer Spieleschlacht aufräumen – nicht nur zu tolerieren, sondern auszukosten.

Einmal stand ich in der...

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