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Kindersprechstunde

Ein medizinisch-pädagogischer Ratgeber

AutorDr. med. Karin Michael, Dr. med. Michaela Glöckler, Dr. med. Wolfgang Goebel
VerlagVerlag Urachhaus
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl720 Seiten
ISBN9783825160920
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis25,99 EUR
Sie ist das Standardwerk in allen Fragen nicht nur der Gesundheit, sondern auch der Erziehung: die Kindersprechstunde. Entscheidend dabei ist der ganzheitliche Ansatz der Autoren: Erziehung und Gesundheit des Kindes lassen sich nicht voneinander trennen. Eine gesunde Erziehung wirkt sich bis tief in die körperliche Entwicklung aus.

Dr. med. Wolfgang Goebel, geboren 1932, ist Mitbegründer der Kinderabteilung am Gemeinschaftskrankenhaus in Herdecke, deren Leiter er bis 1995 war. Daneben war er viele Jahre auch als Schularzt tätig. Ein besonderes Anliegen ist ihm u.a. der Umgang mit Impfungen, was sich auch in seinem Buch Schutzimpfungen selbst verantwortet (Urachhaus 42009) niederschlägt. Die Kinderärztin Dr. med. Michaela Glöckler, geboren 1946, arbeitete viele Jahre in der Kinderambulanz am Gemeinschaftskrankenhaus in Herdecke sowie als Schulärztin. Seit Ostern 1988 leitet sie die Medizinische Sektion am Goetheanum in Dornach/Schweiz. Darüber hinaus engagiert sie sich weltweit durch Vorträge, Publikationen und die Ausbildung junger Ärzte für die Verbreitung der Anthroposophischen Medizin. Dr. med. Karin Michael, geboren 1970, absolvierte das Fachseminar für Altenpflege, bevor sie in Witten/Herdecke Humanmedizin und begleitend Anthroposophische Medizin studierte. Nach ihrer Weiterbildung zur Kinderärztin arbeitete sie in Kinderkliniken in Siegen und Köln. Seit 2008 ist sie als Oberärztin der Kinderambulanz im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke tätig, seit 2014 auch als Schulärztin der Rudolf-Steiner-Schule in Bochum. Karin Michael ist Mutter zweier Töchter.

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Leseprobe

Schmerzzustände


Je kleiner die Kinder sind, umso schwerer ist es herauszufinden, wo es ihnen wehtut. Daher wollen wir die häufig vorkommenden schmerzhaften Erkrankungen im Zusammenhang besprechen und dabei zeigen, inwieweit Eltern die möglichen Ursachen erkennen können.

Um das Wesentliche für den Umgang mit kindlichen Schmerzzuständen zu charakterisieren, seien zwei typische Beispiele an den Anfang gestellt.

 Ein Kind ist hingefallen und hat sich an Knien und Händen übel geschürft. Mit zusammengebissenen Zähnen wankt es von den Spielkameraden weg in Richtung Heimat und beschleunigt seinen Schritt, je näher es der Wohnung kommt. Unter den Augen der Mutter fängt es dann lauthals zu schluchzen an. Es schüttet buchstäblich seine kleine Seele aus. Die Mutter nimmt das Kind in den Arm, geht auf die Schmerzen ein, summt oder singt ein »Heile, heile Segen«, später einen lustigen Reim oder Ähnliches und widmet sich, nachdem Stille eingetreten ist, der Wundversorgung (siehe Seite 66).

Ein fünf Monate alter Säugling war tagsüber schon etwas unruhig, hatte schlecht getrunken und fängt nun abends beim letzten Hinlegen zu schreien an. Das hat die Mutter bisher noch nicht erlebt, der Kleine hatte sich immer ruhig hinlegen lassen. Sie nimmt ihn wieder hoch, um das Bäuerchen noch einmal zu locken – spärliches Ergebnis. Die Windel – mit normalem Stuhl – ist bereits gewechselt worden. Obwohl das Kind sich nicht heiß anfühlt, misst die Mutter vorsichtshalber noch die Temperatur im After und stellt etwas mehr als 38° Fieber fest. Hingelegt, fängt der Kleine sofort wieder lauthals zu schreien an. Nun wird die Sorge der Mutter vordergründig – vielleicht hat er noch Durst? Der angebotene süße Tee wird verweigert. Sie wiegt das Kind im Arm hin und her – auch das hilft nicht. Beunruhigt macht sich die Mutter schließlich auf den Weg zum Arzt und übergibt ihm zögernd und hoffnungsvoll ihr schreiendes Baby. An eine Untersuchung ist im Augenblick nicht zu denken. Hier hilft erst einmal, das Kind auf dem Arm, mit ruhigem Schritt durchs Zimmer zu gehen, fast im Rhythmus des eigenen Atems. Langsam weicht die Spannung, auch bei der Mutter. Das Geschrei verstummt. Die gestaute Luft entweicht als großes Bäuerchen. Ermattet sinkt das Köpfchen. Noch ein paar Schluchzer und ein tiefer Seufzer.

Beide Beispiele zeigen, dass Schmerzäußerungen eines Kindes auch von der Umgebung abhängig sind, in der sie sich darstellen. Als Erwachsene sind wir deshalb aufgerufen, mit Ruhe und Zuversicht dem Kind beizustehen. Können wir das Geschehen tragen, so hält das Kind die Schmerzen anders aus, als wenn wir in Panik geraten. Wortreich geäußertes Mitleid, Unruhe und Ängstlichkeit übertragen sich auf das Kind und verstärken seine Schmerzempfindungen.

Kopfschmerzen


Beim Fieberanstieg

Symptome

  • Abgeschlagenheit,
  • Appetitlosigkeit,
  • Gliederschmerzen,
  • Unwohlsein,
  • Kopfschmerzen.

Ein häufiger Fall: Ein Kindergartenkind klagt bereits am Vormittag über Kopfschmerzen und fühlt sich nicht wohl. Am Abend hat es dann 39,5° Fieber. Hier treten Kopfschmerzen vor oder während eines Fieberanstieges als vorübergehendes Symptom auf. Das kann im Rahmen eines grippalen Infektes oder einer anderen Krankheit geschehen. Ist das Fieber auf seinem Höhepunkt angelangt, so klingen sie meist ab. Allgemeine Mattigkeit, Frösteln, Gliederschmerzen, Bauchschmerzen und Brechreiz können zusätzlich auftreten.

So können Sie helfen

  • Das noch fröstelnde Kind sollte gut gewärmt werden, besonders von den Füßen her, beispielsweise mit Wollsocken.
  • Schaffen Sie eine reizarme Umgebung.
  • Geben Sie warmen, ggf. leicht gesüßten Tee. Hierfür eignet sich z. B. Melisse.
  • Essen muss ein auffieberndes Kind nicht. Wenn es danach verlangt, wählen Sie leichte Kost.
  • Manche Kinder lieben eine nicht zu warme Hand, ein leichtes Seidentuch oder einen feuchten Waschlappen auf der Stirn.

Medikamente nach Verordnung des Arztes, z. B.

  • Apis/Belladonna Globuli velati (Wala), bis zu stündlich 5 Globuli, bei Temperaturen über 39 °C,
  • Gelsemium comp. Globuli velati (Wala), anfangs bis zu stündlich 5 Globuli, dann 3- bis 6-mal täglich 5 Globuli für 5 bis 7 Tage.

Bei Hirnhautreizung und -entzündung

Symptome

Wie oben beschrieben, nur intensiver und zusätzlich

  • anhaltende, sehr starke Kopfschmerzen,
  • Übelkeit, Erbrechen,
  • Überstreckungstendenz, feststellbar durch das Dreifuß- oder Kniekuss-Zeichen (siehe Text und Bilder auf den folgenden Seiten),
  • Nackensteifigkeit,
  • ggf. Krampfanfall, Bewusstseinstrübung und weitere neurologische Symptome.

Bleiben die Kopfschmerzen über den Fieberanstieg hinaus bestehen und treten Übelkeit oder Erbrechen hinzu, so ist Folgendes zu überprüfen:

  • Kann sich das Kind im Bett mit ausgestreckten Beinen aufsetzen und dabei die Arme vor sich in die Luft strecken oder muss es sich fortwährend nach hinten abstützen? Dieser Test wird »Dreifuß-Zeichen« genannt (siehe die Abbildungen).
  • Kann das Kind im Sitzen mit seinem Mund das angezogene Knie berühren? Dies ist das sogenannte »Kniekuss-Zeichen« (siehe die Abbildung auf der folgenden Seite).

Kann es beides, dann ist eine Hirnhautentzündung sehr unwahrscheinlich. Schafft es eine der Proben nicht oder ist es zu klein für diese Untersuchungen, so muss man den Arzt anrufen. Fehler in der Beurteilung können auftreten, wenn die Eltern dem Kind diese Aufgaben zu ängstlich drängend oder zu wortreich stellen. In solchen Fällen kann das Kind blockieren, d. h. weinen und sich sträuben, als könne es das nicht.

Dieses Kind hat wohl kaum eine Hirnhautentzündung: Es kann mit gestreckten Knien, gebeugten Hüften und nach vorne gekrümmtem Rücken die Arme ohne Schmerzen vorstrecken.

Nach der Aufforderung, sich hinzusetzen, stützt sich das Kind bei gestreckten Knien hinten ab und behält den Kopf etwas nach hinten gestreckt. Es gelingt ihm auch nicht ohne Rücken- und Kopfschmerzen, die Arme nach vorn zu bringen. Hier ist eine Hirnhautentzündung wahrscheinlich.

Eine von Viren2 hervorgerufene Hirnhautentzündung (die sogenannte aseptische Meningitis) wie z. B. beim Mumps ist zwar für das Kind unangenehm, aber meist harmlos und nicht zu verwechseln mit den durchaus schwereren Verläufen von viralen Hirnentzündungen wie z. B. bei Masern. Beim Verdacht auf eine eitrige, d. h. bakterielle Hirnhautentzündung muss möglichst ohne Zeitverlust in einer Klinik Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) für weitere notwendige Untersuchungen entnommen werden (Lumbalpunktion). Daraufhin kann die rasche und gezielte antibiotische Behandlung erfolgen, die bleibende Schäden in der Regel verhütet. Auch diese Behandlung ist Sache der Klinik.

Nach der zusätzlichen Aufforderung, ein Knie an das Kinn zu bringen oder das Knie zu küssen, gelingt dies trotz Armhilfe nicht wegen der auftretenden Rücken- und Kopfschmerzen. Die Hirnhautentzündung oder wenigstens -reizung ist noch wahrscheinlicher und eine ärztliche Untersuchung rasch angezeigt.

So können Sie helfen

  • Bei begründetem Verdacht sollte man keine Zeit verlieren und das Kind so schnell wie möglich einem Arzt vorstellen!
  • Die akute Behandlung ist Sache der Klinik, die Begleitung der Eltern ist jedoch unentbehrlich!
  • Ist eine Hirnhautentzündung ausgeschlossen, bietet man dem Kind schluckweise Tee mit Traubenzucker an und handelt in der Folge so, wie es bei der Behandlung des Fiebers besprochen wird (siehe Seite 73 ff.).

! Länger als acht Stunden anhaltende Kopfschmerzen oder Erbrechen ohne Besserungstendenz sollten in jedem Fall mit dem Arzt besprochen werden.

Beim Lesen

Symptome

  • Wiederkehrende Kopfschmerzen beim Lesen,
  • ggf. ermüdende Augen, verschwommenes Sehen.

So können Sie...

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