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Kindesvernachlässigung: Wahrnehmen, Verstehen, Handeln im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe

VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl163 Seiten
ISBN9783836646673
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
"Kindesvernachlässigung ist nicht auf den ersten Blick sichtbar, auch nicht für den professionell Handelnden - das führt zu Verunsicherungen und folglich auch zu ""Sackgassen"" im Verlauf der Hilfeprozesse. Merkmale, die eine Vernachlässigung aufzeigen können, gibt es (noch) nicht in ihrer Deutlichkeit und nicht in empirisch gesicherter Form. Doch aus den Erfahrungen der Praxis gibt es Anhaltspunkte, die, vor allem wenn sie gehäuft auftreten, ernstzunehmende Hinweise auf eine Kindesvernachlässigung geben können. Um einen zielsicheren Blick für Vernachlässigungsfälle zu entwickeln, Anhaltspunkte rechtzeitig zu erkennen und richtig deuten zu können, vermittelt das Buch im ersten Schritt das Grundwissen über Kindesvernachlässigung. Doch auch wenn Anhaltspunkte mehrfach gegeben sind und es sich offenkundig um Vernachlässigung handelt, verhindern ungeklärte Fragen und Wissenslücken in Bezug auf Handlungsbefugnis, der aktuellen Gesetzeslage, den Prävention- und Interventionsmöglichkeiten und ihrer effizienten Umsetzbarkeit ein offensives Herantreten an die Betroffenen. Dieses Buch soll für diese offenen Fragen eine Antwort geben. Eine effektive Hilfe setzt jedoch nicht nur gute theoretische Fachkenntnisse über das aktuelle Rechtssystem und Handlungsabläufe bei Kindesvernachlässigungsfällen voraus, auch eine sicher gehandhabte praktische Ausgestaltung ist ein wesentlicher Teil davon. Schwerpunkt dieses Buches ist das Handeln in der Sozialen Arbeit sowie das kleinschrittige Verfahren bei Anhaltspunkten einer Kindesvernachlässigung mit sozialpädagogischen Methoden und Techniken. Jeder notwendige Arbeitsschritt wird in seinem gesamten Umfang erläutert - mit Hinweisen und Ratschlägen und unter Einbezug hilfreicher Methoden und Instrumente."

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 5, Mögliche Folgen von Vernachlässigung: So vielseitig und vielschichtig Vernachlässigungsformen sein können, so mannigfach und komplex können die Folgen davon sein. Im vorherigen Verlauf dieser Arbeit wurde des Öfteren bei der Erläuterung einiger Vernachlässigungsformen auch ihre Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung (Folgen) thematisiert. Hier findet man nun viel mehr eine Ergänzung bzw. eine komplettierte Zusammenfassung. Es ist wichtig in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass es abhängig von der Intensität und/oder Häufigkeit bzw. Dauerhaftigkeit der Vernachlässigung auf allen Entwicklungsebenen des Kindes ist, welche zu erheblichen Defiziten bis hin zu bleibenden Schäden führen kann. Die Folgen sind umso gravierender, je jünger das Kind ist. 5.1, Körperliche Symptome und Fehlentwicklungen: Die körperlichen Anzeichen einer möglichen Vernachlässigung sind auf die Mangel- oder Fehlernährung zurückzuführen. Untergewicht, Übergewicht und Minderwuchs sind deutliche Folgen davon. Aufgrund unzureichender Vitaminenzufuhr kann es z.B. zu schwerster Rachitis (Knochenerweichung aufgrund von Vitamin-D-Mangel), Intelligenzhemmung (durch Eiweiß- und Vitamin-B-Mangel) oder Anämie (Blutarmut durch mangelnde Einsenzufuhr) kommen. Durch das geschwächte Immunsystem besteht eine hohe Infektanfälligkeit, d.h. das Kind leidet häufig an Allergien, Atemwegserkrankungen (insbesondere Bronchitis, Asthma und Pseudokrupp/Krupphusten, Lungenentzündung), Ohrenerkrankungen, Hauterkrankungen etc. Eine falsche oder unzureichende Ernährung kann dazu beitragen, dass das Kind eine gestörte Routine beim Essen, Trinken und Verdauen entwickelt und dies eine konstitutionell-psychische Entwicklungsverzögerung zur Folge hat. So ist das Einnässen (Enuresis) und Einkoten (Enkopresis) auch bei älteren Kindern, obwohl diese aufgrund des Alters/Reife ihre Ausscheidungsorgane steuern könnten, keine Seltenheit. Einige Kinder weisen schwere Ernährungsstörungen auf, in Form von beständiger Angst nicht genügend Essen zu erhalten und verhungern zu müssen. Verhungern kann das Kind im schlimmsten Fall tatsächlich, denn bei ungenügender Kalorienzufuhr ist der Körper gezwungen sich dem Nährstoffmangel anzupassen (Hungeradaptation) und verlangsamt den Stoffwechsel, um 10 - 20 % der ursprünglichen Funktion. Als nächste Maßnahme werden die kurzfristig zur Verfügung stehenden Energiereserven in Anspruch genommen. Nach dem Verbrauch des Glykogens ('Stärke') aus der Leber, Nieren und den Muskeln kommt es zu Eiweißverlust, d.h. u.a. Muskelabbau. Ein länger anhaltender Nahrungsmangel kann zum völligen Kräfteverfall führen (Kachexie). Hält der Zustand der Kachexie längere Zeit an, so kommt es dann - etwa wenn ein Drittel bis die Hälfte des gesamten Körpereiweißes abgebaut ist - zum Tode durch Verhungern. Die Fokussierung körperlicher Symptome einer Vernachlässigung basierend auf Mangel- oder Fehlernährung stützt sich hauptsächlich auf den Inhalt des Buches 'Vernachlässigte Kinder' von K. Gellert (2007). Und auch der nächstfolgende Abschnitt gibt die Hauptinhalte ihres Beitrags wieder. Körperliche Vernachlässigung findet nicht nur in Form von unzureichender oder falscher Ernährung statt, sondern auch in Form von mangelnder Hygiene. Viele Kinder, die an Vernachlässigung leiden, fallen bei zahnärztlichen Untersuchungen durch deutliche Schäden an den Zähnen (erhöhten Kariesbefall) und Zahnfleisch (Zahnfleischentzündungen/Gingivitis) auf. Als Ursachen sehen Fachleute mangelnde Mundhygiene oder eine einseitige und falsche Ernährung (zuckerreiche Nahrung). Erkrankungen im Mundraum können sich zu ernsthaften Infektionen im Körper entwickeln. Doch auch fehlende Hygiene des gesamten Körpers kann zahlreiche Infektionen/Krankheiten durch pathogene Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Viren, Parasiten) verursachen, wie z.B. Pilzbefall der Haut und Atemwege, Warzen, Herpes, Allergien, sowie Durchfall und Erbrechen. Mangelnde Hygiene bei Säuglingen kann auch bedeuten, dass die Windeln unzureichend gewechselt werden und das Kind einem ständigen Kontakt mit Exkrementen und Feuchtigkeit ausgesetzt ist. Dabei können akute Entzündungen der Haut, wie z.B. Windeldermatitis (Windelpilz) entstehen. Betroffen sind die Hautareale, die von der Windel bedeckt sind, also Gesäß, äußere Geschlechtsorgane, Leistenregion und Oberschenkel. Windeldermatitis kann aber auch die Folge einer Krankheit sein, muss demnach nicht zwingend die Ursächlichkeit einer Vernachlässigung haben. Permanenter Kontakt mit ausgekühlter Feuchtigkeit (nasser Bettbezug, nasse Bekleidung) birgt die Gefahr einer Unterkühlung des Säuglings/Kleinkindes. Im Winter, bei schlechter Witterung, wenn das Kind unangepasst bekleidet oder das Kinderzimmer nicht beheizt wird, kann das Kind nicht nur an Unterkühlung erkranken sonder auch daran sterben. Viele gebrechliche Familien mit erhöhter Vernachlässigungstendenz, gekennzeichnet von Arbeitslosigkeit, Armut und Verwahrlosung, sind meist in renovierungs- und sanierungsbedürftigen (Sozial-)Wohnungen zu finden. Die oft damit verbundenen unhygienischen Wohnverhältnisse (hohe Luftfeuchtigkeit, Schimmelbefall, Ungeziefer) bieten Krankheitserregern bzw. -überträgern (Schaben, Fliegen und Flöhe) einen idealen Lebensraum und erhöhen somit die Gefahr einer ernsthaften Infektion/Erkrankung.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis3
Abkürzungsverzeichnis6
Einleitung8
1 Begriffsbestimmung10
2 Lebensbedürfnisse eines Kindes12
3 Formen von Vernachlässigung16
3.1 Körperliche Vernachlässigung17
3.2 Kognitive und erzieherische Vernachlässigung18
3.3 Sozial – emotionale Vernachlässigung20
4 Risikofaktoren für eine Gefährdungslage24
4.1 Persönliche Faktoren der Erziehungsperson26
4.1.1 Eigene negative Kindheitserlebnisse26
4.1.2 Persönlichkeitsmerkmale27
4.1.3 Chronische Erkrankungen28
4.2 Risikofaktoren des Kindes29
4.3 Familiärer Risikofaktoren31
4.4 Sozioökonomische Situation35
5 Mögliche Folgen von Vernachlässigung39
5.1 Körperliche Symptome und Fehlentwicklungen39
5.2 Kognitive Fehlentwicklungen41
5.3 Psychosoziale Schäden und Fehlentwicklungen41
6 Interventionsmöglichkeiten und ihre rechtlichen Grundlagen44
6.1 Finanzielle und materielle Hilfen44
6.2 Leistungen und Aufgaben der Jugendhilfe48
6.2.1 Hilfeplanung48
6.2.2 Ambulante Hilfen48
6.2.3 Anrufung des Gerichts50
6.2.4 Inobhutnahme und Fremdunterbringung51
7 Gesetznovellierungen und politische Maßnahmen53
7.1 Gesetzliche Regelungen und Gesetznovellierungen im Bereich des Kinderschutzes auf Bundesebene53
7.2 Landesgesetzliche Regelungen in Bereich des Kinderschutzes und der Gesundheitsvorsorge55
7.2.1 Basiselement: kinderärztliche Früherkennungsuntersuchungen56
7.2.2 Weitere länderspezifische Maßnahmen zur Qualifizierung des Kinderschutzes61
7.2.3 Meldesysteme: Datenweitergabe an die Jugendämter68
8 Handeln in der Sozialen Arbeit – methodische Herangehensweise sozialpädagogischer Fachkräfte70
8.1 Umgang mit (Fremd-)Meldung70
8.2 Systemische Informationssammlung und Verarbeitung73
8.3 Kontaktaufnahme und Datenrekonstruktion78
8.4 Einschätzung und Bewertung der Fallsituation84
8.5 Fachliche Diagnose und Umsetzung sozialpädagogischerHilfs- und Interventionsstrategien88
8.6 Bewertung der Hilfe- und Veränderungsprozesse92
9 Ausblick95
10 Literaturverzeichnis97
Anhang102
Anlage I – Rechtliche Grundlage102
Anlage II – Abbildungen106
Anlage III – Auszug aus ICD-10 Internationale Klassifikation der Krankheiten (WHO-Version 2006)107
Anlage IV – Früherkennungsuntersuchungen für Kinder (U1 – J1)109
Anlage V – Übersicht zu den landesgesetzlichen Regelungen im Bereich Kinderschutz bzw. Gesundheitsvorsorge111
Anlage VI - Genogramme122
Anlage VII – Prüfbögen124
Anlage VIII – Schutzplan151
Anlage IX – Erstellung des Hilfeplans154
Anlage X – Fortschreibung des Hilfeplans159

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