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E-Book

Klarheit

Der Schlüssel zur besseren Kommunikation

AutorRené Borbonus
VerlagUllstein
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783843711494
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Klarheit wird in Zeiten der Informationsflut und der zahlreichen technischen Möglichkeiten zunehmend wichtig. Wir kommunizieren immer häufiger, schneller und auf unterschiedlichen Kanälen. Wir leben unseren Alltag in den sozialen Medien öffentlich, gleichzeitig leiden die Klarheit und Substanz unserer Botschaften, was zu Missverständnissen und Streit führt. Um den vielfältigen Rollen im Alltag als Führungskraft, Mitarbeiter, Kollege, Kunde, Partner, Mutter oder Vater gerecht werden zu können, müssen wir lernen, Dinge zu priorisieren und Bedürfnisse präzise zu formulieren. René Borbonus zeigt neue Methoden, mit denen man den wirklich wichtigen Botschaften Gehör verschafft. Anhand einfacher Grundregeln erklärt er, wie Klarheit für Sie zum Erfolgsfaktor wird - beruflich wie privat.

René Borbonus ist Spezialist für Rhetorik und Kommunikation. Topmanager und Politiker lassen sich von ihm ausbilden und auf schwierige Gespräche vorbereiten.

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Leseprobe

Vorwort:


Die Sehnsucht nach Klarheit

»Zu größerer Klarheit über seine Gedanken gelangt man, indem man sie anderen klar zu machen sucht.«

Joseph Unger

Die Informationsgesellschaft hatten wir uns anders vorgestellt. So aufgeklärt wie nie zuvor würden wir sein, alles und jeden verstehen können. Endlich sollten sie vorbei sein, die Zeiten des Hoheits- und Elfenbeinturmwissens. Wenn jedem alle Informationen überall und jederzeit zur Verfügung stünden, dann würden wir einen Quantensprung vollziehen, glaubten wir: von Untertanen mit Lehrwissen zu Informationsbürgern mit Deutungshoheit. Lauter aufrechte Menschen mit Durchblick, denen niemand mehr ein X für ein U vormachen kann. Die permanent miteinander kommunizieren und sich in Echtzeit gegenseitig Klarheit verschaffen.

Und was ist aus uns geworden, seit wir die Welt in der Hosentasche mit uns herumtragen? Informationsjunkies, krumm vor Weltwissen. Blicken Sie sich mal um, morgens in der Bahn oder abends in der Talkrunde: Die meisten schauen eher verklärt drein als aufgeklärt. Lauter Fragen, lauter Meinungen, lauter Überforderte. Und unsere Kommunikation? Mehr Kanäle als Botschaften, mehr Selbstdarsteller als Aufklärer. Mehr Unklarheit als zuvor.

Auch mir schwirrt der Kopf. Wie wir alle kann ich mich vor lauter Wissen und Meinungen gar nicht mehr retten. Die Welt in der Hosentasche lässt sich zwar theoretisch ausschalten. Ich tue es bloß nicht, oder viel zu selten. Ich ziehe mir das alles rein. Selbst, was ich konsumiere, lasse ich mir noch diktieren: Jedes Mal, wenn ich auf »Aktualisieren« tippe, sortiert irgendein Algorithmus den unablässigen Informationsstrom für mich neu – damit ich nicht selbst entscheiden muss, was wichtig ist. Schließlich kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Japan einen Orkan in Deutschland auslösen. Kann er doch? Jedenfalls hat das mal irgendjemand behauptet. Konsequenz: Wir müssen auf der Stelle alle Schmetterlinge in Japan töten.

Sie lachen, doch das ist ungefähr der Differenzierungsgrad, mit dem manche heute ihre Schlüsse ziehen – und damit dann auch noch vor eine Kamera treten. Oder vor ein Publikum. Oder auf die Straße zum Demonstrieren. Die nennen das: Meinungsfreiheit. Ich nenne das: klarheitsfeindlich.

Brrr. Kaum habe ich auf den Button getippt, bereue ich es schon wieder: zwanzig neue Schlagzeilen über Fracking, die alle in die gleiche Richtung weisen. Schließlich noch ein Experte, von dem ich noch nie gehört habe und der das Gegenteil behauptet. Soll ich ihm glauben? Fünf verschiedene Zahlen von Ebola-Toten, eine höher als die andere. Und dann ein Politiker, der sagt: keine Gefahr für Europa. Wie hoch ist das Risiko wirklich? Der Islam bedrohe die westliche Welt, steht da auch, doch der arabische Geschäftsmann ein paar Meter weiter liest sehr friedlich seine Zeitung. Jeden Monat ein neues Rezept für Erfolg durch Work-Life-Balance, und dann ein Google-Boss, der sagt: Zwischen Erfolg und Balance muss man sich entscheiden. Kim Jong Un ist tot – und dann doch wieder quicklebendig.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht: Ich für meinen Teil komme oft, viel zu oft nicht mehr mit. Ich informiere mich, bis mir der Kopf brummt, und habe trotzdem den Eindruck, dass ich nicht adäquat informiert bin. Dieses Gefühl der Unsicherheit beschleicht mich gerade dann, wenn ich mich entscheiden muss. Meine Entscheidungen muss ich nämlich immer noch allein treffen, und dazu noch viel öfter und viel schneller als früher. Ich kann nicht behaupten, dass die Multi-Options-Gesellschaft oder der Schwarm mir das Leben einfacher gemacht hätten. Vielfältiger, offener, spannender, schneller, vielleicht – doch einfacher?

Immer öfter, wenn ich meine eigenen Schlüsse ziehen will oder muss, spüre ich eine tiefe Sehnsucht: Ich will besser mit all der Vielfalt umgehen können. Wissen, was richtig und wichtig ist. Was stimmt, was zählt, was den Unterschied macht. Und alles andere nicht. Ich will nicht mehr wissen, wer noch alles etwas zu sagen hat, sondern wem ich glauben soll. Ich will nicht noch mehr Informationen über alles, was mich nichts angeht, sondern die entscheidenden über das, was ich wissen muss. Nicht noch mehr unqualifizierte Meinungen, sondern mehr gute Gründe.

Ich will Klarheit.

Wir müssen es uns eingestehen: Die meisten Unklarheiten resultieren aus Mängeln in unserer Kommunikation. Oft machen wir uns das Leben schwerer, als es sein müsste. Die meisten Unklarheiten könnten wir durch klare Botschaften und klare Gespräche vermeiden. Ich will, dass wir effektiver kommunizieren, dass mehr Botschaften ihre Empfänger erreichen.

Und mein Eindruck ist, dass ich damit nicht allein bin: Alle wollen Klarheit. Ich glaube, dass Menschen sich in der Kommunikation nichts sehnlicher wünschen. Wie der Respekt ist sie ein starkes menschliches Bedürfnis. Mehr noch: Sie ist das Ordnungssystem für all unsere Bedürfnisse. Deshalb habe ich mich auf die Suche nach Klarheit gemacht und dieses Buch geschrieben. Als Lernender, nicht als Lehrender.

Klarheit ist auch eine Verantwortung. Wir schulden sie uns selbst, und wir schulden sie allen Menschen, mit denen und vor denen wir sprechen. Als Chefs und Kollegen: Klarheit taucht in vielen Firmenleitbildern auf und wird doch nicht gelebt. Den Begriff mit Leben zu füllen und in den Alltag zu tragen, ist nämlich gar nicht so einfach. Als Verwandte und Freunde, als Meinungsbilder und als Redner, ganz besonders gegenüber unseren Kindern: Von mehr Klarheit profitieren wir alle. Klarheit ist ein wichtiger Auftrag, eine Pflicht sogar.

Klarheit, das große Versprechen der Informationsgesellschaft, lässt sich nicht einfach konsumieren und deshalb auch nicht einfach lehren. Sie zu erlangen ist ein Prozess: ein großer gesellschaftlicher Dialog, der jeden Tag im Kleinen stattfindet. Wenn wir ihn richtig anpacken, sind wir heute tatsächlich im Vorteil gegenüber früheren Generationen: Die Informationen haben wir, jedenfalls viel mehr als je zuvor. Jetzt sind wir dran. Klarheit müssen wir uns selbst schaffen. Wir müssen uns aktiv darum bemühen, sie von anderen zu bekommen – und sie anderen zu geben.

All die Halbwahrheiten, Informationshäppchen und Klarheitsbremsen, mit denen wir täglich konsumierend konfrontiert werden, schleichen sich nämlich auch in unsere Alltagskommunikation von Mensch zu Mensch ein. Im Arbeitsleben sieht es nicht viel anders aus als in den Nachrichten: Klare Aussagen sind in brenzligen Situationen weder von Vorständen noch vom eigenen Vorgesetzten zu erwarten, denn die hängen auch an ihren Jobs. Kunden können sich oft nicht mehr festlegen. Ob der Pilot mich zum Termin fliegt oder unerwartet eine Frühverrentung erwirkt hat, weiß ich im Zweifel erst 24 Stunden vor Abflug. Eine einfache Frage zieht eine E-Mail-Lawine mit vierzig Antworten von zwölf Beteiligten im CC-Feld nach sich. Bei der internen Schulung wird über Arbeitsmoral gesprochen, nicht über Lösungen. Antworten gibt es nur auf die Fragen, die keiner gestellt hat, und oft ist das nicht mal Absicht. Die Märkte bewegen sich so schnell, dass es immer schwerer wird, sie Angestellten zu erklären. Fachwissen und Technologien werden immer komplexer, und von allem gibt es nächste Woche eine neue Version. Auch von uns selbst, wenn wir nicht aufpassen: Wer nicht klar sieht, kann sich auch keine klare Meinung bilden.

Ich bin der festen Überzeugung, dass wir das besser können. Was wir dafür tun können, ist kein Hexenwerk, denn es liegt uns in den Genen: Wir müssen denken – selbst. Und wir müssen reden – mit anderen. Es ist wichtig, dass wir über unsere Kommunikation nachdenken, dass wir sie hinterfragen.

Das ist nicht einfacher geworden, sondern anspruchsvoller. Doch wir haben die Sprache, und wir haben einen eingebauten Drang zur Klarheit. Mehr brauchen wir nicht. Denn jenseits aller analogen und digitalen Stolperfallen war und ist und wird Klarheit immer der Schlüssel zu gelingender Kommunikation sein. Klarheit ist das, was zählt, wenn wir vor oder mit anderen Menschen sprechen. Im Dialog unter Kollegen oder in der Familie, bei Vorträgen und Präsentationen, in öffentlichen Debatten, im Verkaufsgespräch, bei Verhandlungen: Wer keine Klarheit schaffen kann, kann andere nicht überzeugen und auch nicht binden.

Kommunikation entscheidet in hohem Maße über unsere Lebensqualität. Bei den Faktoren für Wohlbefinden und Zufriedenheit kommt die Kommunikation aus meiner Sicht gleich nach der physischen und geistigen Gesundheit. Sie hat den größten Einfluss darauf, wie gut unsere Beziehungen funktionieren. Und die sind maßgeblich für unser Lebensglück. Beziehungen sind immer »under construction«, sie sind nie ausdefiniert. Das ist eine gute Nachricht, denn es bedeutet: Wir können immer darauf einwirken, indem wir an unserer Kommunikation arbeiten. Denn dafür, dass sie in hohem Maße zu unserer geistigen Gesundheit beiträgt, verbringen wir im Vergleich zur physischen Gesundheit viel zu wenig Zeit damit, uns Gedanken über unsere Kommunikation zu machen. Wie viel Zeit verschwenden wir dagegen darauf, schlechte Kommunikation zu bereuen? Wenn wir uns nur einen Bruchteil dieser Zeit nehmen würden, um unsere Kommunikation zu hinterfragen, könnten wir viel für unsere Beziehungen tun, für unsere Gesundheit – durch Klarheit.

Dabei können schon Kleinigkeiten viel verändern. Manche kleine Übung lässt sich einfach in den Alltag integrieren. Aus diesem Grund habe ich mich beispielsweise der Mission gestellt, das erste Buch ohne das A-Wort zu schreiben. Nicht, weil ich etwas gegen das Wort an sich hätte. Es steht im Duden und hat ein Recht benutzt zu...

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