Im Folgenden sollen die Grundbegriffe der Mediation erläutert und die wichtigsten Kommunikationsmodelle vorgestellt werden.
Mediation ist ein Verfahren in dem, mit Unterstützung eines Mediators, eine selbstbestimmte und einvernehmliche Regelung von Konflikten angestrebt wird.
Grundlage dieses Prozesses sind die persönlichen Anliegen, Bedürfnisse und Interessen der Beteiligten. Mediation zielt darauf ab, dass
- Die Konfliktpartner ihre unterschiedlichen Anliegen, Bedürfnisse und Interessen besser verstehen,
- Für alle Beteiligten konkrete, selbstbestimmte und einvernehmliche Lösungen erreicht werden und
- Die Zusammenarbeit und Kompetenz der Partner zu Lösung künftiger Probleme gestärkt wird.
(Haynes, Bastine, Link, Mecke, 2002, S.18)
Mit dem Begriff „Konflikt“ fassen wir Beziehungen zusammen, in der unterschiedliche Akteure unterschiedliche Ziele verfolgen, von denen sie zu Recht oder zu Unrecht vermuten, dass sich diese nicht gemeinsam erreichen lassen, sondern in einem Widerspruch zueinander stehen.
(Fietkau, 2005, S. 34)
Allgemein wird in der Psychologie oder in der Sozialwissenschaft von einem Konflikt gesprochen, wenn zwei (soziale) „Elemente“ nicht vereinbar sind. Konflikte werden als Störungen wahrgenommen, die den Handlungsablauf erschweren oder unterbrechen und sich auf die Beteiligten belastend auswirken.
Laut Pat Patfoort handelt es sich bei einem Konflikt um eine Situation in welcher sich
„zwei scheinbar unvereinbare Standpunkte/Handlungswünsche gegenüber stehen. Der Handlungswunsch der einen Person schließt den Handlungswunsch der anderen Person aus.“ (Besemer, 1999, nach Mayer, 2006; S.23)
Die Konfliktpartner argumentieren im Konfliktfall jeweils aus der Wahrnehmung ihrer eigenen Realität heraus. Konflikte sind also Konstrukte der Realität die gesellschaftlich und individuell geprägt sind.
Zur Frage wie Konflikte entstehen und durch welche Fakturen sie gefördert werden verweist Glasl auf folgende Kriterien die Konflikte grundlegend beeinflussen:
- Gegensätzliche Interessen
- Seelische Befindlichkeiten
- Perzeptionen: Wahrnehmungen, Gedanken, Verhalten
- Einseitige Handlungen und Kampf um die Positionen
(Mayer, 2006, S. 26)
Unter mediativer Kommunikation und mediativen Gesprächstechniken verstehe ich all jene verbalen und nonverbalen Mittel und Kommunikationselemente die (auch) im Zuge eines Mediationsverfahren eingesetzt werden um die Kommunikation und das Verständnis zwischen den Medianden zu fördern. Doris Klappenbach und Sigrid Niemer definieren weiter:
Die zugrunde liegenden Haltungen und Handlungsweisen, wie zum Beispiel die Gewaltfreie Kommunikation nach M. B. Rosenberg, sind nach unseren Erfahrungen in den meisten kommunikativen Prozessen gewinnbringend - für das Klären und Erklären eigener Interessen und das Wahrnehmen anderer. Wir haben diesen Ansatz weiterentwickelt und unser Konzept „Mediative Kommunikation" genannt.
(Klappenbach, Niemer, 2002)
Ziel des Einsatzes mediativer Kommunikation ist es die Handlungsfähigkeit der Beteiligten in Konfliktsituationen zu erweitern und einen lösungsorientierten Prozess herbei zu führen.
Der Einsatz der von den klassischen Settings der Mediation entkoppelten mediativen Techniken im Alltag kann durch die Änderung des kommunikativen Verhaltens dazu beitragen, dass sowohl im privaten als auch im beruflichen Alltags(er)leben, die Bearbeitung und Bewältigung von konfliktriskanten Situationen und Konflikten erleichtert wird.
Die im Zusammenhang mit Mediation verwendeten Kommunikationselemente haben ihren Ursprung in unterschiedlichen Kommunikationsmodellen und Verhandlungskonzepten, die vielfach ineinander übergehen oder aufeinander aufbauen. Ich möchte im Anschluss einen kurzen Überblick über jene Theorien und Modelle geben, die aus meiner Sicht wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Mediation haben und auch in der Praxis häufig zum Einsatz kommen.
Paul Watzlawick und seine Mitarbeiter haben im Bereich psychisch bedingter Sprachstörungen geforscht und versucht mit Begriffen aus der Mathematik und Kybernetik das menschliche Kommunikationsverhalten zu beschreiben. (Lück, 2000) Kernstück seiner Arbeit sind die fünf von ihm aufgestellten Axiome der Kommunikation. Diese fünf Axiome beschreiben einfachste „ Eigenschaften der Kommunikation […], die im Bereich des Zwischenmenschlichen wirksam sind“ (Watzlawick, Beavin, Jackson, 1969, S. 50)
1. Axiom: „Man kann nicht nicht kommunizieren“ (eben da, S. 53):
Jedes interpersonelle Verhalten auch Schweigen oder das Abwenden des Blickes kann eine Bedeutung haben.
2. Axiom: „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, derart, dass letzterer den ersteren bestimmt und daher eine Metakommunikation ist.“ (eben da, S. 56): Unter Inhaltsaspekt ist „das was jemand sagt“ zu verstehen, also die Sachebene (siehe Schulz von Thun). Da zwischen den Interaktionspartnern auch eine Beziehung besteht, wirkt eine weitere von dieser Beziehung abhängige Bedeutung, der Beziehungsaspekt. Dieser zweite Aspekt steht über dem Inhaltsaspekt, da die Art der Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern einer Aussage auch eine andere, neue Bedeutung geben kann.
3. Axiom: „Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.“ (eben da, S. 61)
Beobachtet man die Kommunikation zwischen zwei Partnern, so scheint es ein ununterbrochener Prozess eines Informationsaustausches zu sein. Die Beteiligten strukturieren jedoch die Informationen jeder für sich und haben oft eine unterschiedliche Wahrnehmung des Prozesses.
4. Axiom: „Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten. Digitale Kommunikationen haben eine komplexe und vielseitige logische Syntax, aber eine auf dem Gebiet der Beziehungen unzulängliche Semantik. Analoge Kommunikationen dagegen besitzen dieses semantische Potential, ermangeln aber die für eindeutige Kommunikationen erforderliche logische Syntax.“ (eben da, S. 68):
Unter digitaler Kommunikation ist hier die Informationsweitergabe durch Sprache zu verstehen, die keinerlei Ähnlichkeit zu den dargestellten Inhalten hat. Bei analoger Kommunikation, also nonverbaler Kommunikation, besteht diese Ähnlichkeit. (Montada, Kals, 2007) Die digitale Kommunikation ist also besser zur Vermittlung von Inhalten geeignet, die analoge hingegen eignet sich mehr für die Vermittlung des Beziehungsaspektes.
5. Axiom: „Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem, ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichheit oder auf Unterschiedlichkeit beruht.“ (eben da, S. 70)
Die Kommunikationspartner ergänzen sich also entweder zumindest in einem Merkmal oder sie zeichnen sich durch gleiche oder ähnliche Merkmale aus und suchen die „Verminderung von Unterschieden“. So gesehen wäre die klassische Beziehung Lehrer – Schüler ein Beispiel für eine komplementäre Beziehung, die Beziehung zwischen gleichberechtigten Partnern eine symmetrische.
Das Modell von Schulz von Thun ist darauf ausgerichtet Kommunikationsprozesse zu erklären und damit die Basis für eine Verbesserung in der Kommunikation zu schaffen. Er versucht bedeutsame Vorgänge eines Gesprächs aufzuzeigen, auf gefährliche „Gesprächsklippen hinzuweisen und förderliche Gesprächshaltungen anzubieten. (Wergles, 2005)
Fünf kommunikationspsycholgische Modelle und Lehrsätze haben sich aus seiner Sicht als die aussichtreichsten Erklärungsansätze für die Wahrnehmung und Diagnose zwischenmenschlicher Vorgänge und Verwicklungen erwiesen. (Schulz von Thun, 2008)
Das Kommunikationsquadrat
Mit seinem bekanntesten Modell, dem Kommunikationsquadrat, beschreibt er jede Kommunikation als einen Prozess der auf vier Ebenen stattfindet:
- Selbstoffenbarung: „Was ich von mir selbst kundgebe“
- Sachebene: „Worüber ich...