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Kompetenzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung

Operationalisierung, Messung, Rahmenbedingungen, Befunde

AutorGerhard Haan, Inka Bormann
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl266 Seiten
ISBN9783531908328
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis46,99 EUR
In aktuellen OECD- und UNESCO-Dokumenten sowie dem Nationalen Aktionsplan für die UN-Dekade 'Bildung für nachhaltige Entwicklung' wird gefordert, Kriterien und Standards zu entwickeln, mit denen die Qualität von nachhaltigkeitsbezogenen Bildungsprozessen weiter konkretisiert und der Kompetenzerwerb in formellen und informellen Kontexten festgestellt werden kann. Um darüber fundierte Aussagen treffen zu können, bedarf es einer angemessenen Operationalisierung und Messung von Kompetenzen für eine nachhaltige Entwicklung.

Dr. Inka Bormann ist wissenschaftliche Assistentin am Arbeitsbereich Erziehungswissenschaftliche Zukunftsforschung der Freien Universität Berlin.
Professor Dr. Gerhard de Haan ist Leiter des Arbeitsbereichs Erziehungswissenschaftliche Zukunftsforschung der Freien Universität Berlin.

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Leseprobe
OECD Referenzrahmen für Schlüsselkompetenzen – ein Überblick (S. 15)

Dominique Simone Rychen

Die Gesellschaft, insbesondere das Bildungssystem und die Bildungspolitik sind gefordert, so der Grundtenor, vermehrt jene Kompetenzen zu fördern, welche die Menschen befähigen, mit den vielfältigen Herausforderungen verantwortungsbewusst und kompetent umzugehen.

Die EU Kommission (2002: 7) stellt z.B. fest, dass traditionelle Konzepte und Einrichtungen immer weniger die Aufgabe erfüllen, den Menschen einen aktiven Umgang mit den Folgen von Globalisierung, demographischem Wandel, digitaler Technologie und Umweltschäden zu ermöglichen. Dabei seien aber die Menschen mit ihren Kenntnissen und Kompetenzen der Schlüssel für die Zukunft Europas.

Die Investition in Bildung lohne sich nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen (OECD 2001a), denn nachhaltige Entwicklung und sozialer Zusammenhalt, so die OECD-Bildungsminister (OECD 2001b:2), hingen entscheidend von den Kompetenzen der gesamten Bevölkerung unserer Länder ab. Aber welche Kompetenzen sind für eine auf die Zukunft ausgerichtete demokratische Gesellschaft wichtig?

Lassen sich einige wenige Kompetenzen definieren, die zum persönlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wohlergehen beitragen? Diese und ähnliche Fragen standen im Zentrum des OECDProjektes DeSeCo – das Akronym von Definition and Selection of Competencies: Theoretical and Conceptual Foundations.

In diesem Projekt ging es nicht einfach darum, eine neue Liste von Schlüsselkompetenzen zu erstellen. Ziel war es vielmehr, konzeptuelle und theoretische Grundlagen für die Bestimmung von wichtigen Kompetenzen zu erarbeiten. Die Auseinandersetzung mit der Frage der Schlüsselkompetenzen bewegte sich im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis.

Das Thema wurde nicht nur aus verschiedenen akademischen, sondern auch aus sektor- und länderspezifischen Perspektiven beleuchtet. Expertinnen und Experten, politische Entscheidungsträgerinnen und -träger, Vertreterinnen und Vertreter aus dem Wirtschafts- und Bildungssektor und aus verschiedenen internationalen Organisationen haben sich an diesem internationalen Projekt beteiligt (vgl. Rychen/Salganik 2001, Rychen/Salganik/McLaughlin 2003).

Der mehrjährige, interdisziplinäre Forschungsprozess resultierte in einem breit abgestützten konzeptuellen Referenzrahmen für die Bestimmung und Messung von Schlüsselkompetenzen. Für eine ausführliche Darstellung des Kompetenzrahmens und die Beschreibung der einzelnen Schlüsselkompetenzen wird auf den Schlussbericht Key Competencies for a Successful Life and a Well-Functioning Society (Rychen/ Salganik 2003, Hrsg.) bzw. auf die Zusammenfassung Definition und Auswahl von Schlüsselkompetenzen (OECD 2005) verwiesen.

1 Der Kompetenzbegriff

In Anbetracht der unterschiedlichen, zum Teil vagen Verwendung des Kompetenzbegriffs sowohl in der Alltagssprache wie auch in der Wissenschaft war die begriffliche Klärung ein erster unerlässlicher Schritt im Forschungsprozess. Weinert (2001) hat mit seinem Beitrag zum DeSeCo Projekt den Kompetenzbegriff massgeblich geprägt.

Die Definition, auf die sich DeSeCo bezieht, basiert auf einem funktionalen Ansatz: Ausgangspunkt sind die Anforderungen. Eine Kompetenz ist demnach die Fähigkeit, (komplexe) Anforderungen in einem bestimmten Kontext erfolgreich zu erfüllen. Eine Kompetenz ist nicht auf kognitive Fähigkeiten reduzierbar.

Vielmehr beinhaltet der Kompetenzbegriff auch ethische, soziale, emotionale, motivationale und verhaltensbezogene Komponenten, die zusammen als System effektives Handeln in konkreten Situationen ermöglichen bzw. über die ein Individuum verfügt (oder durch Lernen verfügen kann), um Anforderungen erfolgreich zu meistern.

Das Modell, das dem Kompetenzbegriff zugrunde liegt, ist holistisch und dynamisch in dem Sinne, dass Anforderungen, psychosoziale Ressourcen (kognitive, praktische, motivationale, emotionale, soziale Komponenten) und Kontexte integrale Teile von Kompetenz darstellen (vgl. Weinert 2001, Rychen/Salganik 2003, Gonzci 2003).
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
Einleitung7
Geleitwort13
OECD Referenzrahmen für Schlüsselkompetenzen – ein Überblick15
1 Der Kompetenzbegriff16
2 Grundlage für die Definition von Schlüsselkompetenzen16
3 Drei Kategorien von Schlüsselkompetenzen18
4 Bildungspolitische Herausforderung20
Literatur21
Gestaltungskompetenz als Kompetenzkonzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung23
1 Verständnis von Bildung für nachhaltige Entwicklung25
2 Legitimation von BNE26
3 BNE als Kompetenzerwerb29
4 Kritik der Orientierung am Kompetenzkonzept37
Literatur42
Zwischen Risikowahrnehmung und Komplexität: Über die Schwierigkeiten und Möglichkeiten kompetenten Handelns im Umweltbereich45
1 Einleitung: Anforderungen und Kompetenzen im Umweltbereich45
2 Komplexe Systeme46
3 Risikowahrnehmung47
4 Dilemmata49
5 Konsumgewohnheiten50
6 Ein kognitives Handlungsmodell52
7 Ermöglichung kompetenten Handelns: Die Ansatzpunkte54
Literatur58
Zur Messung von Kompetenzen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung61
1 Testaufgaben für die Kompetenzmessung62
2 Besonderheiten für die Datenerhebung65
3 Messung von Kompetenzstrukturen68
4 Fazit72
Literatur72
Kompetenzmodelle in Fortbildungen – pragmatische Wege75
1 Forschungsstand76
2 Kompetenzmodelle im Diskurs der Erwachsenenbildung77
3 Die Kompetenzmatrix der Lehrkompetenz einer Bildung für nachhaltige Entwicklung81
4 Empirische Anschlussmöglichkeiten: Erfassung von Lehrkompetenz einer Bildung für nachhaltige Entwicklung durch ein qualitatives Forschungsdesign84
Literatur85
Operationalisierung und Messung von Bewertungskompetenz89
1 Einordnung des Konstrukts Bewertungskompetenz89
2 Das Syndromkonzept91
3 Die Unterrichtseinheit zum Massentourismus-Syndrom93
4 Die Operationalisierung von urlaubsbezogenen Werten94
5 Die Operationalisierung von Reiseentscheidungen96
6 Zur Konsistenz zwischen Werten und Entscheidungen98
7 Erklärungen für den Konsistenzrückgang99
8 Fazit100
Literatur101
Wie können Kompetenzen und Kompetenzentwicklung für nachhaltiges Wirtschaften ermittelt und beschrieben werden?103
1 Kompetenzen für nachhaltiges Wirtschaften – verschiedene Sichtweisen auf ein Thema103
2 Kompetenzen für nachhaltiges Wirtschaften in lernenden Organisationen104
3 Kompetenzen für nachhaltiges Wirtschaften von Individuen107
4 Ein integratives Konzept zur Kompetenzentwicklung für nachhaltiges Wirtschaften113
Literatur120
Unsicherheit, Reflexivität und Prozeduralität Zur Empirie und Methodik von Kompetenzkriterien in der Bildung für nachhaltige Entwicklung123
1 Orientierungsmuster im Biokonsum und ihre Lernpotenziale124
2 Methodisch-konzeptionelle Zugänge zu Kompetenzen im Umgang mit Unsicherheit132
3 Lernkompetenzen für nachhaltige Entwicklung137
Literatur137
Kompetenzen für Bildung von Lehrpersonen Kompetenzen für Bildung für nachhaltige Entwicklung von Lehrpersonen: Entwurf für ein Rahmenkonzept141
1 Hintergrund142
2 Das Projekt KOM-BiNE142
3 Ausblick155
Literatur155
Forschendes und selbstreflexives Lernen im Umgang mit Komplexität159
1 Handlungsleitende Einstellungen und Überzeugungen im Umgang mit Komplexität160
2 Wie lehrt und lernt man den Umgang mit Komplexität?163
3 Design und Fragestellung168
4 Erste Ergebnisse170
5 Ausblick175
Literatur176
Bildung für nachhaltige Entwicklung und interdisziplinäre Kompetenzen – Zum Profil von Lehrkräften179
1 Was bedeutet es, interdisziplinär zu arbeiten?181
2 Welches sind die Herausforderungen interdisziplinären Arbeitens?183
3 Welches sind die für erfolgreiches interdisziplinäres Arbeiten erforderlichen ( Teil-) Kompetenzen?188
4 Zum Profil von Lehrkräften der Grundschule – ein Ausblick193
Literatur194
Das Lernen mit Neuen Medien als Ansatz zur Vermittlung von Gestaltungskompetenz199
1 Neue Herausforderungen erfordern neue Wege des Lernens199
2 Das Konzept der Schlüsselkompetenzen199
3 Bildung für nachhaltige Entwicklung als didaktischer Orientierungsrahmen201
4 Lernen mit Neuen Medien und der Erwerb von Schlüsselkompetenzen203
5 Fragestellung205
6 Empirisches Design206
7 Ergebnisse209
8 Fazit und Ausblick211
Literatur212
Entwicklung und erste Validierung eines Fragebogens zur Erfassung des systemischen Denkens in nachhaltigkeitsrelevanten Kontexten215
1 Einleitung215
2 Bisherige Forschungsbefunde217
3 Zielsetzung223
4 Methodisches Vorgehen224
5 Ergebnisse226
6 Zusammenfassung und Diskussion229
Literatur230
Indikatoren einer Bildung für nachhaltige Entwicklung233
1 Hintergrund234
2 Was ist ein Indikator?236
3 Indikatoren und Qualität238
4 Indikatoren einer Bildung für nachhaltige Entwicklung240
5 Sprachgebrauch in Diskussionen über BNE-Indikatoren243
6 Schlussfolgerungen245
7 Perspektiven und Themenfelder der weiteren Forschung246
8 Abschließende Bemerkung248
Literatur249
‚Steuerungswissen’ – Kompetenzen im Spiegel von Indikatoren253
1 Zwei Seiten der Medaille254
2 Die ‚Medaille’: Qualität261
3 Implikationen: (Nicht-)Wissen6263
4 Resümee267
Literatur268
Autorinnen und Autoren273

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