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E-Book

Konfrontative Pädagogik

Konfliktbearbeitung in Sozialer Arbeit und Erziehung

VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl250 Seiten
ISBN9783531902425
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis22,99 EUR
Konfrontative Pädagogik ist ein hoffnungsvoller, neuer Trend in Sozialer Arbeit und Erziehungswissenschaft und er stellt eine Ergänzung zur akzeptierenden Toleranz der 68er-Pädagogik dar. Die konfrontative Pädagogik soll in der Arbeit mit mehrfach auffälligen jungen Menschen helfen.

Professor Dr. Jens Weidner ist an der Fakultät für Soziale Arbeit der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften tätig.
Professor Dr. Rainer Kilb lehrt an der Hochschule Mannheim (Fakultät Sozialwesen).

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Leseprobe
Eckart Osborg (S. 192-192)

Der konfrontative Ansatz der subversiven Verunsicherungspädagogik in der Präventionsarbeit mit rechten und rechtsorientierten Jugendlichen

Vorbemerkung


Verunsichern und Konfrontieren sind keine Neuerfindungen in der Pädagogik. Sie waren schon immer Bestandteil pädagogischer Praxis, unabhängig davon, wieweit sie tatsächlich verbreitet waren oder sind. In der Theorie- und Methodendiskussion der Sozialpädagogik sind sie allerdings erst mit den Kontroversen um das Anti-Aggressivitäts-Training (AAT) und das Coolness- Training (CT) wieder stärker ins Bewusstsein der Fachöffentlichkeit gelangt. Wenn beide Elemente schon immer Bestandteil gerade erfolgreicher (sozial) pädagogischer Arbeit waren, so ist die Benennung einer pädagogischen Richtung mit diesen Attributen im „Firmenschild" nur gerechtfertigt, wenn sie den Kern oder das Wesenselement des Ansatzes ausmachen. Gibt es eine solche Rechtfertigung?

Verständnis versus Grenzen setzen


Ob die vorherrschenden Paradigmen von Hilfe, Unterstützung und Verständnis noch als geeignetes (oder gar sozialpädagogisches) „Allheilmittel" für Formen der schweren Jugenddelinquenz gelten können, die nicht (nur) durch ein passageres jugendtypisches Verhalten gekennzeichnet sind, wird z.Zt. in der fachlichen Auseinandersetzung heftig diskutiert2. Während die beiden erstgenannten Aspekte Hilfe und Unterstützung weiterhin in der Fachöffentlichkeit unumstritten sind (in der politischen Debatte mag das anders sein), kann dies nicht für das Verständnis gelten. So kann die eigene schwere Kind- heit, können traumatische Erlebnisse, etc. (also die „Sozialisation"), keine Tat entschuldigen.

Selbst erlittenes Leid und Unrecht berechtigt nicht dazu, es anderen anzutun. Der in der Rezeption therapeutischer Modelle durch die Sozialpädagogik entstandene Begriff des „Verständnisses" ist in diesem Zusammenhang problematisch. Im umgangssprachlichen Verkehr bedeutet „Ich habe Verständnis dafür.", dass ich selbst in der gleichen Situation so oder ähnlich handeln könnte. Und weil man mir dies doch bitte nicht übel nehmen soll, tue ich dies auch nicht. Dies ist eine klare (jedenfalls Teil-) Entschuld( ig)ung, die Schuld des anderen wiegt nicht so schwer, als dass daraus eine ernsthafte Verstimmung oder Beziehungsstörung resultieren würde.

Das „Verständnis" beruht auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit und der Vorwegnahme der Umkehr der Rollen: Auch mir könnte es ja passieren. Damit wird deutlich, wozu im mitmenschlichen Verkehr das Verständnis gut ist: Für das Verzeihen von Fahrlässigkeit, von Beziehungs- und anderen Unfällen. Es ist aber fraglich, bei welchen Gruppen von Jugendlichen wir bei aggressiv-sozialdestruktivem Verhalten von einem „Unfall" sprechen können, unabhängig davon, dass alle Jugendlichen ihr Verhalten so darstellen möchten.

Verständnis hilft auch nur sehr begrenzt. Wegen der Abwehr ihrer Kindheitserlebnisse missverstehen diese Jugendlichen das ihnen entgegengebrachte Verständnis jedenfalls als Entschuldigung (= Entschuldung). Verantwortung übernehmen zu lernen, also auch für das eigene Tun, (reale) Schuld zu tragen, muss zu den pädagogischen Lernzielen gehören. Allenfalls in Situationen, in denen es vor allem bei „ertappten Jugendlichen" zu starken Selbstanklagen, -bezichtigungen und -entwertungen kommt, kann das von PädagogInnen entgegengebrachte Verständnis entlastend wirken.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
Vorwort zur zweiten Auflage7
Vorwort Was ist „Konfrontative Pädagogik“?9
Grundsatzartikel11
Konfrontation mit Herz: Eckpfeiler eines neuen Trends in Sozialer Arbeit und Erziehungswissenschaft12
Sozialisationstheoretische Bezüge13
Liebe allein genügt nicht: Grenzen ziehen bei Mehrfachauffälligen13
Zum Erziehungsstil17
Im Focus einer Konfrontativen Pädagogik: der Umgang mit aggressivem Verhalten18
Anti-Aggressivitäts- und Coolness-Training Training zwei Methodiken Konfrontativer Pädagogik19
Die methodischen Vorbilder: Konfrontative- und provokative Therapie20
Praxisbeispiele der Konfrontativen Pädagogik21
Die Rahmenbedingungen von AAT/CT CT22
Die Forschungsergebnisse23
Die Perspektive23
Rainer Kilb25
„Konfrontative Pädagogik“ – ein Rückfall in die Vormoderne oder vergessene Selbstverständlichkeit zeitgemäßer Pädagogik?25
Gegenstand und Anlass der Kritik25
Begriffsverständnis, Zielgruppe und Indikation26
Methode, Erziehungsstil oder Haltung?27
Was bedeutet Konfrontation und was legitimiert sie als pädagogischer Handlungsstil?29
Differenzierte Konfrontationsformen31
Ethische Aspekte in konfrontativen Trainings36
Indikation und institutionskulturelle Verträglichkeit37
Theoretische Dimensionen und Verortungsversuche konfrontativer Ansätze in der Pädagogik38
Fazit46
Literaturangaben47
Wolfgang Tischner49
Konfrontative Pädagogik – die vergessene „ väterliche“ Seite der Erziehung49
1. „Feminisierung der Pädagogik“50
2. Das mütterliche und das väterliche Prinzip in der Erziehung52
3. Konfrontationsdefizit in der Sozialen Arbeit54
4. Erziehungsphilosophische Rechtfertigung der Konfrontation: Gemeinschaft und normative Verbindlichkeit58
5. Glen Mills Schools – ein Beispiel für eine „ väterlich“ geprägte Sozialpädagogik62
6. Kritik67
7. Ist Glen Mills „ pädagogisch“?68
8. Schlußbetrachtung70
Philipp Walkenhorst74
Anmerkungen zu einer „ konfrontativen Pädagogik“74
1. Einleitung74
2. Begriffe, Zielgruppen und Grundorientierungen77
3. Methoden und Verfahrensweisen „konfrontativer Pädagogik“87
Peter Rieker114
„Akzeptierende“ und „Konfrontative“ Pädagogik: Differenzen – Gemeinsamkeiten – Entwicklungsbedarf1114
1. Akzeptierende und Konfrontative Pädagogik115
2 Gemeinsamkeiten und Unterschiede119
3 Praxiserfahrungen122
4 Gemeinsame Herausforderungen und wechselseitige Bereicherungen125
Streitschrift130
Konfrontative Pädagogik – oder: Verstehen allein genügt nicht131
Einleitung: Die Konfrontation der Pädagogenzunft mit der Konfrontativen Pädagogik131
Standortbestimmung134
Die pädagogische Haltung136
Beispiel Konfrontative Jungenarbeit – oder: Die notwendige Konfrontation mit der eigenen Gewalt140
Fazit145
Praxiskonzepte147
Stirn an Stirn – Streiten lernen helfen: Praktische Anmerkungen zu einer fälligen Paradigmenverschiebung148
Konflikte machen Angst149
Täter oder „Täter“?151
Exkurs 1: Traumatisierte Täter153
Angst vor Affekten?155
Die Vermeidung von Konflikten hat Folgen157
Exkurs 2: Das Problem beginnt früh159
Zwang, Macht und Streit sind notwendig162
Von Konfliktvermeidung zur Konfliktfähigkeit163
Prozess der Auseinandersetzung165
Literatur und Quellen167
Rainer Kilb169
Der Einsatz konfrontativer Techniken bei Ablöseprozessen Jugendlicher in pädagogischen Maßnahmen und Einrichtungen169
Wenn Jugendliche älter, aber nicht erwachsener werden...169
Gesetzlicher Auftrag und fachliche Interpretationen171
Veränderte gesellschaftliche und psychosoziale Situationen in dieser Übergangsphase172
Neue Verläufe des Übergangs: „Zwischenexistenzen“173
Komplexe Struktur im Ablösungsprozess zwischen AdressatInnen, Fachkräften und fachlichem Auftrag173
Was benötigen junge Erwachsene in dieser Phase und was könnten Jugendhilfe und Soziale Arbeit dabei leisten?175
Welche konzeptionellen, methodischen und professionellen Kompetenzen sind hierbei gefragt?178
„Temporär-situative Gegnerschaft“ oder: Konfrontative Elemente als pädagogische Sonderkompetenzen180
Lassen sich Ablöseprozesse überhaupt steuern?182
Literatur/Quellen183
Eckart Osborg184
Der konfrontative Ansatz der subversiven Verunsicherungspädagogik in der Präventionsarbeit mit rechten und rechtsorientierten Jugendlichen184
Vorbemerkung184
Verständnis versus Grenzen setzen184
Das Verhältnis der subversiv-konfrontativen Verunsicherungspädagogik zu anderen Methoden188
Auseinandersetzen, verunsichern, konfrontieren190
Rechte Jugendliche – gewöhnliche Kriminelle oder politisch motivierte Täter?191
Die Bedeutung der Nazi-Ideologie192
Die Verunsicherungs- und Konfrontationspädagogik196
Resümee199
Stefan Schanzenbächer201
Wider die Resignation!201
Konfrontative Lösungen für gewalt-besetzte Situationen in der stationären Jugendhilfe – das Konzept K. L. A. R. 1. Vorbemerkung und Vorerfahrungen201
2. Die pädagogischen Prinzipien von K.L.A.R.202
3. Ziele203
4. Zielgruppe204
5. Kernpunkte des Konzeptes204
6. Evaluation212
7. Derzeitige Vorhaben212
Literatur213
Bert Reissner215
Unbeschulbare GrundschülerInnen gibt es nicht.215
Konfrontative Pädagogik in Kooperation von Schule und Jugendhilfe mit Kindern aus Multiproblemfamilien: Das KoPädiko- Konzept215
1. Das Praxismodell der KoPädiKo215
2. Das Theoriemodell der KoPädiKo220
3. Schlussbemerkungen226
Monika Jetter-Schröder228
Eingreifen hilft! Ein Interventionsprogramm für verhaltensauffällige SchülerInnen ( InvaS)228
Ein Kooperationsprojekt von Jugendamt und Staatlichem Schulamt und Polizeipräsidium Mannheim228
Rahmenbedingungen229
Phasen und Bausteine des ersten Trainingsteils230
Die Bausteine des Wochenprogramms231
Schlussbemerkung237
Autorinnen und Autoren239

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