1. INTERKULTURALITÄT UND INTERKULTURELLES LERNEN
1.1. Interkulturalität
Den Schwerpunkt dieses Kapitels bilden interkulturelles Lernen und seine Funktion für die Kommunikation der Menschen. Deswegen sehe ich es als wichtiger an, hier zuerst die Definition der Kultur in die Hand zu nehmen, bevor ich den Begriff „Interkulturalität“ erläutere.
Kultur kann als die Summe menschlicher Erfahrungen in Zeit und Raum definiert werden. Kultur beeinflusst die Formen menschlichen Denkens und Handelns und wirkt auf sie zurück.[1]
An diesem Zitat können wir unschwer sehen, dass alles, was menschlich ist, dialektisch unter die Definition von Kultur aufzunehmen ist. Kultur wirkt auf die Menschen, die die Kultur schaffen.
Zeuner sieht die Kultur als ein Orientierungssystem einer Gruppe:
Kultur ist ein universelles, für eine Gesellschaft, Organisation und Gruppe aber sehr typisches Orientierungssystem. Dieses Orientierungssystem wird aus spezifischen Symbolen gebildet und in der jeweiligen Gesellschaft usw. tradiert. Es beeinflusst das Wahrnehmen, Denken, Werten und Handeln aller ihrer Mitglieder und definiert somit deren Zugehörigkeit zur Gesellschaft.[2]
Kultur ist eine Lebensart der im gleichen Bereich zusammenlebenden Menschen. Wichtigster Grund für das Auftauchen verschiedener Kulturen ist das Leben in verschiedenen Regionen. Es gab in alten Zeiten zwischen fremden Kulturen fast keine Kommunikation, deshalb waren sie sich gegeneinander fremd und hatten kein Wissen über ihr jeweiliges Leben.
Gesellschaftliches Leben, sowie alles, was auf der Welt ist, sind immer wieder in einer unendlichen Verwandlung. An dieser Verwandlung gebunden tauchen in der Gesellschaft in verschiedenen Zeiträumen verschiedene Bedürfnisse und Haltungen auf. Rasche Entwicklung der Technologie in der letzten Zeit leistet zwischen fremden Kulturen eine direkte Kommunikation, worauf der Begriff „Interkulturalität“ beruht. Interkulturalität ist ein sehr umfassender Begriff, der in Verbindung mit allen Schichten und Bereichen des sozialen Lebens steht. Er ist mit allen Umständen verbunden, mit denen sich Leute im sozialen Leben treffen können. Diesen Prozess können wir auch in der Definition der Interkulturalität sehen:
Insofern beschäftigt sich Interkulturalität mit der Weltgesellschaft und damit, wie sie für die individuellen und gesellschaftlichen Lebens- und Arbeitssituationen transparent gemacht wird. In diesem Sinne steht Interkulturalität inmitten der Wechselwirkungen zwischen Technik, Kultur und Gesellschaft.[3]
Ausgehend von der obigen Definition könnte zwischen den Begriffen „Kultur“ und „Interkulturalitat“ ein solcher Unterschied bestehen, während sich Kultur auf die einzigen Gruppen konzentriert, streckt sich Interkulturalität auf die Weltgesellschaft aus. Hier wird außerdem die Kommunikation zwischen den Leuten betont. Wir können leicht behaupten, dass auch diese Kommunikation im Laufe der Zeit eine dauernde Verwandlung erlebt habe. Das Erstaunen und sogar der Schock, die während der ersten Begegnungen der Kulturen auftreten, überlassen ihre Plätze Tag für Tag zunehmend der Neugierigkeit, zum Lernen und sich gut zu verstehen. Auch im folgenden Zitat wird die Definition, die Bedeutung und das Ziel der Interkulturalität betont:
Interkulturalität ist Zusammenleben der fremden Menschen ohne Streit, ohne Hass und ohne Vorurteile. Sie ist die Erweiterung und Entwicklung des Menschengeistes. Wer einen breiten Menschengeist hat, der kann die fremden Kulturen bemerken und mit ihnen enge Kommunikation bilden, der kann die unterschiedlichen Lebensarten als „Normalfall“ sehen, was das Hauptziel der Interkulturalität ist.[4]
In der letzten Zeit hat sich die Neugier gegenüber fremden Kulturen, die Aufregung mit ihnen in Kontakt zu sein und ihr kulturelles Leben mit all seinen Schichten wahrzunehmen, ständig vermehrt, deswegen ist ein neues Bedürfnis aufgetaucht, in den Schulen, in den Universitäten und in speziellen Einrichtungen eine neue Abteilung unter dem Namen „Interkulturalität“ oder „Interkulturelles Lernen“ entstehen zu lassen. Alle Arbeiten des 20. Jhs. wurden in Richtung der Interkulturalität geführt, was den kulturellen Kontakt der fremden Völker erleichtert. Das heutige Bildungssystem hat in diesem Zusammenhang eine wichtige Bedeutung, und es hat eine große Aufgabe übernommen.
Interkulturalität ist Kompetenzentwicklung des Menschen. Neben den riesigen Sprachkenntnissen wächst auch die kommunikative, kreative und gedankliche Entwicklung heran.
Dank der Interkulturalität kann man von den unterschiedlichen Traditionen Kenntnis nehmen, und zwischen ihnen einen Vergleich ziehen. Dadurch werden die Menschen wahrnehmen, dass es zwischen Kulturen viele Unterschiede gibt. Aber sie werden auch wahrnehmen , dass diese Unterschiede ganz normal sind, weil jedes Volk und jede Nation ganz verschiedene Weltanschauungen haben. Der Mensch lernt - dank der Interkulturalität - die verschiedenen Völker und ihre Kulturen von eigenen und immer mehr veränderten Blickwinkeln zu beobachten, was bei ihm den Begriff „Normalfall“ auftauchen lässt.[5]
1.2. Interkulturelles Lernen
Obwohl die Entstehung des interkulturellen Lernens bis in alten Zeiten zurückgeht, gewinnt es heute mit der raschen Entwicklung der Technologie eine besondere Bedeutung, und somit konzentrieren sich interkulturelle Forschungen auf das populäre Leben der Menschen. In dieser Zeit ist das wichtigste populäre Thema die Migration.
Mit dem Leitbegriff des „interkulturelles Lernen“ trat in den 80er Jahren zunächst das Interesse an einer Aufklärung von deutschen LehrerInnen, SchülerInnen, SozialarbeiterInnen etc. über die Herkunftskulturen von MigrantInnen in den Vordergrund.[6]
Dieses Zitat legt eindeutig vor Augen, dass die Begriffe wie „Migranten“, „Mehrheit“ und „Minderheit“, die in der zweiten Hälfte des 20. Jhs. eine große Popularität gefunden haben, bei der Entstehung der interkulturellen Untersuchungen eine besondere Bedeutung spielten.
Interkulturelles Lernen bietet den StudentInnen ausführliche Kenntnisse über die veränderte und entwickelte Welt. Außerdem werden sie lernen, die in der Welt erlebten sozialen, gesellschaftlichen und politischen Ereignissen kritisch in die Hand zu nehmen, und sich nach den gefundenen Bedingungen zu benehmen. Es wird das Ziel verfolgt, die sprachlichen, religiösen, kulturellen, ethnischen und sozialen Unterschiede zu entproblematisieren. Interkulturelles Lernen ist in den Fremdsprachenunterrichten und sogar in anderen Gebieten wie z.B. Soziologie, Philosophie, Völkerkunde, Medienwissenschaften etc. eine bestimmte Methode des Bildungssystems. Es hat viele positive Wirkungen auf den Menschen. Es gewährleistet zuerst die fremde Kultur, und dann auch die eigene Kultur zu verstehen.[7]
Interkulturelles Lernen ist dialogisch, es fördert die Fähigkeit, „fremde“ Perspektiven anzuerkennen und die eigene Perspektive durch das „Fremde“ in Frage zu stellen zu lassen. Es fordert auch Einsicht in die Notwendigkeit, gesellschaftliche Lösungen in einem Diskurs von Menschen und Gruppen verschiedener Standorte und Sichtweisen entwickeln zu müssen.[8]
Vergleich des Eigenen mit dem Fremden ist, nach Rieder, eines der wichtigsten Ziele des interkulturellen Lernens. Anhand von verschiedenen Beispielen auf der Welt weiß man, dass auch die Haltungen der Kulturen, die sich fremd sind, gegenseitig Feind sein können. Denn, Ungebildetheit und Unwissenheit bringen mit sich selbst die Vorurteile, und die Vorurteile den Streit und den Konflikt. Um diese Probleme zu verhindern, sollte man in den Schulen und in den Universitäten Kenntnisse über fremde Kulturen vermitteln, einen Vergleich zwischen dem Eigenen und dem Fremden machen und bei der Kritisierung einer Kultur die gleiche Kritik auch an sich richten, was besonders vom Bildungsministerium unterstützt werden soll.[9] Anlass dazu ist die Vorurteile gegen die Fremden abzubauen. Bei den StudentInnen wird die Fähigkeit zur Vermittlung zwischen der eigenen und fremden Kultur heranwachsen und sie lernen sich selbst in die Position anderer hineinzudenken.
Ein weiteres Ziel interkulturellen Lernens ist die Zerstörung und Reduzierung der Vorurteile. Alle gegenseitigen Probleme der fremden Länder beruhen auf denVorurteile, die die Feindlichkeit immer wieder schüren. Deshalb ist Zeuner der Meinung, dass die StudentInnen die Lehre wahrnehmen sollten, sich selbst in die Position anderer hineinzudenken:
Ich bemerke, daß andere mich anders wahrnehmen, als ich mich selbst, daß es auch mir gegenüber Vor-Urteile gibt, die meine Welt verzerren. Ich lerne, daß die Vor-Urteile der anderen meiner Welt gegenüber genauso "normal" sind, wie meine eigenen Vor-Urteile...