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Konstruktionsbegleitende Kalkulation

AutorRebecca Kutzig
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl96 Seiten
ISBN9783638017114
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich BWL - Controlling, Note: 1,7, Ruhr-Universität Bochum, 18 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Man benötigt im Kostenmanagement leistungsfähige Instrumente, welche der Planung, Erfassung, Beeinflussung und Kontrolle von Kostenniveau, Kostenverlauf und Kostenstruktur dienen. Die Hauptproblematik ist die Kostenoptimierung. Die Perspektive muss sich auf den gesamten Produktlebenszyklus beziehen. Es sind sämtliche Kosten in die betriebswirtschaftlichen Überlegungen mit einzubeziehen. Es ist notwendig für jede Phase nach Möglichkeiten der Kostenbeeinflussung zu suchen. Kosten fallen über den gesamten Produktlebenszyklus an. Allerdings entstehen die meisten Kosten erst in der eigentlichen Fertigung. Die Kostenbeeinflussung ist in der ersten Phase am größten. Im weiten Zeitverlauf nimmt sie dann stark ab. Die Anwendung von Verfahren und Methoden erfolgt in diesem Zeitabschnitt. Die konstruktionsbegleitende Kalkulation ist ein Instrument zur Kostengestaltung in der sog. Vormarktphase. Die Senkung der Herstellkosten ist ein vorrangiges Ziel. Die Kosten des Produktes sind von vielen Einflussgrößen abhängig, deren Feststellung nicht alleine dem Konstrukteur obliegt. Mit Hilfe der konstruktionsbegleitenden Kalkulation sollen die am Marktpreis ausgerichteten Zielkosten eingehalten werden und nach Möglichkeit sogar unterschritten werden. Sie stellt die notwendige Ergänzung zum Target Costing dar. Fehlentscheidungen im Hinblick auf die Kosteneinhaltung können erkannt und gegengesteuert werden. Die konstruktionsbegleitende Kalkulation stellt die nötigen Informationen bereit und bietet eine konkrete Entscheidungshilfe.

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Leseprobe

4. Vorstellung der konstruktionsbegleitenden Kalkulation


 

4.1 Definition


 

Die konstruktionsbegleitende Kalkulation stellt das notwendige Gegenstück zum Target Costing dar. Das Target Costing wird eingesetzt um marktgerechte Zielkosten bei der Neuentwicklung von Produkten zu ermitteln. Dagegen werden im Rahmen der konstruktionsbegleitenden Kalkulation realisierbare Kosten berechnet.[8] Sie ist eine Kostenrechnung, die den Prozess der Leistungs­entwicklung begleitet.[9]

 

Bei der konstruktionsbegleitenden Kalkulation handelt es sich um ein strategisches Kostenrechnungsverfahren, welches vorrangig in der Vormarktphase des Produktlebenszyklusses zum Einsatz kommt. Es unterstützt ein frühzeitiges strategisches Produktkostenmanagement, welches durch hohe Kosten in der Herstellungsphase an zunehmender Bedeutung gewinnt. [10]

 

Während die konstruktionsbegleitende Kalkulation immer wichtiger wird, verliert die Kostenkontrolle in der Fertigung hingegen an Bedeutung, da dort nur Kostensenkungsspielräume von 2 – 5% der gesamten Produktionskosten zu realisieren sind.

 

Die konstruktionsbegleitende Kalkulation kann wie folgt definiert werden: [11]

 

„Die konstruktionsbegleitende Kalkulation ist eine methoden- und verfahrens­gestützte, parallel zur Entwicklung und Konstruktion verlaufende Ermittlung der Kosten eines Einzelteils, einer Baugruppe, eines Prozesses und/ oder eines Produktes, mit dem Ziel, die Kosten im Verlauf des Entwicklungs- und Konstruktionsprozess zu gestalten.“[12]

 

4.2 Informationsumsatz


 

Die Aufgabe der Abteilung „Entwicklung und Konstruktion“ ist das Festlegen von Produkteigenschaften ausgehend von der Aufgabenstellung in Form von Information auf verschiedene Informationsträger. Diese können z.B. Zeichnungen, Stücklisten und Beschreibungen sein. Durch die Informationen wird das Produkt materiell realisiert. In Abbildung 2 wird dargestellt, dass Entwicklung und Konstruktion als informationsumsetzende  Abteilung im engen Austausch mit einer Vielzahl anderer Abteilungen stehen.

 

 

Abb. 2: „Entwicklung und Konstruktion“ als Knotenpunkt im Informationsumsatz

 

Quelle: Ehrlenspiel (2007), Produktentwicklung, S. 240

 

Dieser Informationsumsatz lässt sich in drei Phasen einteilen:

 

1. Informationsgewinnung aus der Aufgabenstellung, dem Auftrag, aus  Berechnungen, Zeichnungen, Stücklisten, Normen, Patenten,  Beobachtungen und Versuchen

 

2. Informationsverarbeitung durch Analyse der Informationen, durch  Berechnungen und Versuche, Erarbeitung von Skizzen, Zeichnungen und  Stücklisten

 

3. Informationsweitergabe durch Produktdokumentation: Zeichnungen,  Stücklisten, Berechnungen, Tabellen, Handlungsanweisungen und  Beschreibungen.[13]

 

Die Informationen über die zu erwartenden Kostenwirkungen alternativer Entscheidungswahl in der Produktentwicklung sollen konstruktionsbegleitend gemacht werden, so dass sie nicht erst im Anschluss an die Stücklisten und Arbeitsplanerstellungen am Ende des Entwicklungsprozesses bestimmt werden müssen.

 

Den Mitarbeitern sollen so konkrete Entscheidungshilfen gegeben werden und es wird ein verstärktes grundsätzliches Kostenbewußtsein angestrebt. [14]

 

4.3  Aufgabe und Ziel der konstruktionsbegleitenden Konstruktion


 

Die konstruktionsbegleitende Kalkulation ist auf die Unterstützung der am Produktentwicklungsprozess beteiligten Techniker ausgerichtet, da diese meist nur ein geringes betriebswirtschaftliches Wissen aufweisen. Damit die Techniker bei der Konstruktion nicht nur das Sachziel einer technischen Lösung verfolgen, sondern auch unter dem Kostenaspekt eine wirtschaftlichen Produktgestaltung anstreben, ist ihnen ein betriebswirtschaftliches Methodenwissen bereitzustellen. Dieses Methodenwissen soll Aussagen über die Beziehung zwischen der Kostenverursachung in der Produktentwicklungsphase und der späteren Kosten­entstehung  in der Markt- und Nachmarktphase ermöglichen.[15]

 

Bei der konstruktionsbegleitenden Kalkulation sind zwei unterschiedliche sich ergänzende Aufgaben zu unterscheiden:

 

a) Kostenverfolgung des ganzen Produktes während der Entwicklung

 

Bei komplexen Produkten ist es ein Problem die Herstellkosten des ganzen Produktes während des Entwicklungsprozesses zu überblicken. Denn die Kosten eines solchen Produktes ergeben sich als Summe der Kosten vieler Teile, die wiederum aus verschiedenen Anteilen, wie z.B. Materialkosten, Kosten einzelner Arbeitsgänge, bestehen. Am Anfang des Entwicklungsprozesses kommt es nicht so sehr auf Genauigkeit der Daten an, sondern dass nicht vergessen wird die Abweichungen vom Üblichen erkannt und berücksichtigt werden. [16]

 

Ein Problem ist, dass die zur Verfügung stehenden Kostendaten ganz unterschiedliche Qualität haben können. Für Zukaufteile können exakte Kosten vorliegen und übernommen werden und für neu zu entwickelnde Teile nur mit Schätzungen gearbeitet werden kann. Die exakten oder geschätzten Daten sollen mit vermerkt werden. Kosten liegen aber auch in unterschiedlicher Detaillierung vor, z.B. bei großen Zukaufbaugruppen. Hier liegt nur der Einkaufspreis als Materialkosten vor. Auch gefertigte Kleinteile werden mit Material- und Fertigungskosten aufgeführt. Hier muss ein Kompromiss im Detaillierungsgrad gefunden werden.

 

b) Kalkulation einzelner Baugruppen und Teile

 

Die Kosten einzelner Baugruppen und Teile, die um- oder völlig neu konstruiert werden, müssen während der Entwicklung neu ermittelt werden. Im einfachsten Fall werden die Kosten eines ähnlichen Produktes übernommen. Aufwendiger ist es die Kosten aus Formeln oder Kostenwachstumsgesetzen zu ermitteln. In Ausnahmefällen ist eine genaue Kalkulation notwendig. Einen Grenzfall der Kostenfrüherkennung bildet die  rechnerintegrierte Kalkulation, auf die in Kapitel 12 näher eingegangen wird. Diese baut bei Variantenkonstruktionen schon weitgehend auf vollständige Zeichnungen auf, verkürzt den Zeitraum zwischen Zeichenerstellung und der Kalkulation mit der Arbeitsplanung und unterstützt somit die Kostenfrüherkennung.[17]

 

Aus ökonomischer Sicht besteht eine konstruktionsbegleitende Kalkulation aus drei Elementen: Erstens die Bildung eines Kostenziels (Sollkosten) bei der Herstellung einzuhaltender Kosten. Diese Kosten sind entweder kostenorientiert (Ableitung aus anderen Kostenwerten) oder sie werden marktorientiert (retrograde Ableitung aus dem Absatzpreis) vorgegeben. Zweitens die Ermittlung der voraussichtlichen Kosten (Wirdkosten) durch die Kalkulation und drittens den Vergleich der Soll- und Wirdkosten. Dieser Prozess orientiert sich an der aktuellen Phase. Die Phasen werden im Verlauf dieser Arbeit noch näher erläutert. Die zunehmende Detaillierung der Konstruktion ermöglicht eine stufenweise Erhöhung des Genauigkeitsgrades der Kosteninformation.

 

Die Rechenziele der konstruktionsbegleitenden Kalkulation liegen somit bei der Unterstützung konstruktiver produktbezogener Entscheidungen und der Kontrolle zukünftiger Produktkosten, für die noch Konstruktionstätigkeiten vorgenommen werden müssen. Das Rechenziel in jeder Phase wird durch die Erfüllung folgender Teilaufgaben erreicht:

 

1. Kostenberechnung von Konstruktionsalternativen („Was kostet es?“) und

 

2. Kostenminimierung („Wie wird es kostengünstiger?“)[18]

 

4.4 Einflussgrößen der konstruktionsbegleitenden Kalkulation


 

Die konstruktionsbegleitende Kalkulation steht einer besonderen Problematik gegenüber. Zum einen sind die Einflussmöglichkeiten auf die Produktionskosten in der Entwicklungsphase besonders groß und zum anderen ist der Informations­stand über das künftige Produkt noch sehr gering.

 

Je detaillierter die Produktionsfestlegung ist, umso genauer ist das Kalkulations­ergebnis. Der Detaillierungsgrad stellt somit die zentrale Einflussgröße dar.  In ihm enthalten sind Fragen nach Design, Materialauswahl und nach dem Fertigungsverfahren.

 

Kostenaussagen können nur sehr ungenau getroffen werden. Diese Ungenauigkeit wird aber für eine frühzeitige kostenbeeinflussende Konstruktion in Kauf genommen. Wenn im Laufe des Entwicklungsprozesses der Detaillierungsgrad steigt, so muss sich dies auch im Kalkulationsergebnis niederschlagen. [19]

 

Der Detaillierungsgrad ist aber auch vom Kreativitätsanspruch der Konstruktions­aufgabe abhängig. Hierbei lassen sich  unterscheiden:

 

 Neukonstruktion

 

 Anpassungskonstruktion

 

 Variantenkonstruktion

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