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Kooperationen zwischen Ganztagsschulen und Sportvereinen im Land Brandenburg

Eine Auswertung empirischer Untersuchungen von 2009 bis 2011

AutorFlorian Lau
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl93 Seiten
ISBN9783656925606
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Didaktik - Sport, Sportpädagogik, Note: 1,0, Universität Potsdam (Humanwissenschaftliche Fakultät, Department für Gesundheits- und Sportwissenschaften, Professur für Sportdidaktik), Sprache: Deutsch, Abstract: Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der regionalen Betrachtung von Kooperationen von Ganztagsschulen mit Sportvereinen im Land Brandenburg, für das es bisher nur wenig belastbare Forschungsergebnisse gibt. Als Grundlage dienen drei empirische Untersuchungen der Universität Potsdam, die im Zeitraum von 2009 bis 2010 im Auftrag des Landessportbundes Brandenburg durchgeführt wurden. Als Forschungsmethode wurde die standardisierte Befragung von Ganztagschulen (2009) und Sportvereinen (2010, 2011) gewählt. Diese Befragungen sollen einen Überblick darüber geben, wie der Forderung nach Kooperation von Ganztagsschulen und Sportvereinen in Brandenburg nachgekommen wird und wie die bestehenden Kooperationen zu bewerten sind. Von Interesse ist dabei, ob dominante Kooperationsstrukturen auszumachen sind und was sie so attraktiv für die Kooperationspartner macht. Gibt es erfolgsversprechende Strukturen oder gar Best-Practice-Modelle? Um positive Entwicklungsfaktoren auszumachen, ist es notwendig eine Operationalisierung der Kooperationsqualität vorzunehmen und im Gegenzug Kooperationen behindernde Faktoren aufzudecken. Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Aspekt ist die besondere demografische Entwicklung des Landes Brandenburg, welche gerade die Schulen und Sportvereine vor große Herausforderungen stellt. Eine wichtige Frage kann daher lauten, ob es zwischen ländlichen und städtisch-verdichteten Räumen messbare Unterschiede in der Kooperationshäufigkeit und Qualität der Zusammenarbeit gibt. Als Ergebnis dieser Arbeit sollen Ganztagsschulen und Sportvereinen konkrete Handlungsempfehlungen zur Verfügung gestellt werden, mit denen das eigene Entwicklungspotenzial identifiziert und gezielt ausgeschöpft werden kann.

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Leseprobe

4. Studien zur Untersuchung der Kooperationssituation im Land Brandenburg


 

Die Einführung der Ganztagsschulen stellt den Brandenburger Vereinssport vor große Herausforderungen, da sich notwendigerweise Konkurrenzverhältnisse zeitlicher, räumlicher und inhaltlicher Art ergeben (Züchner & Rauschenbach, 2011). Vereinfacht ausgedrückt: Die Sportvereine befürchten negative Auswirkungen, da sich viele Schulkinder länger in der Schule aufhalten werden, sie die kommunalen Sportstätten somit länger belegen und aufgrund der erweiterten Schulsportangebots keine Lust mehr auf das Sporttreiben im Verein haben. Aber auch für die Schulen ergeben sich Veränderungen. Durch die Ausweitung des Schulangebots werden eine abwechslungsreiche Rhythmisierung des Schultages und die Öffnung der Schule ermöglicht. Dies hat direkte Auswirkungen auf das Bildungsangebot der Schule und damit auch auf den Schulsport. In den knapp zehn Jahren der bundesweiten Einführung der Ganztagsschule gab es eine Vielzahl an begleitenden, empirischen Studien zur Ganztagsschule. Die prominentesten von ihnen sind die „Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen“ (StEG, 2005 – 2011) und die „Studie zur Entwicklung von Bewegung, Spiel und Sport in der Ganztagsschule“ (StUBBS, 2005 – 2008). Im Zentrum beider Studien stehen die Ganztagsschulentwicklung und das Qualitätsmanagement der Schulen, welche unter Einbeziehung aller Kooperationsbeteiligter sowie der Schüler und Eltern erforscht wurden. Wenig Aufschluss gaben diese Studien allerdings über die Auswirkungen der Ganztagsschulen auf die Sportvereine, welchen im Konzept der Ganztagsschule nicht nur quantitativ eine große Bedeutung zukommt.

 

In einer Zusammenarbeit der Universität Potsdam mit dem Landessportbund Brandenburg ist daher ein Forschungsvorhaben entstanden, um diese Lücke zu schließen. Drei aufeinanderfolgende empirische Untersuchungen sollten im Rahmen von Diplom- und Masterarbeiten deskriptive Erkenntnisse über die Kooperationsbeziehungen zwischen Ganztagsschulen und Sportvereinen in Brandenburg generieren. Um eine mehrperspektivische Betrachtung zu ermöglichen, haben Matthews (2009) und Höhn (2012) im Schulamtsbezirk Brandenburg an der Havel nacheinander Ganztagsschulen und Sportvereine befragt. Darauf baut eine weitere Vereinsbefragung an, die in den nördlichen Brandenburger Landkreisen Barnim, Uckermark und Prignitz durchgeführt wurde und in dieser Arbeit erstmalig ausgewertet wird. Die Erkenntnisse aus der letzten Vereinsbefragung stellen zugleich den Schwerpunkt dieser Arbeit dar. Die Auswahl der Untersuchungsregionen repräsentiert die gesamte demografische Heterogenität des Landes Brandenburg und ermöglicht Rückschlüsse über Kooperationen im Stadtumland (P, BRB), in relativ dicht besiedelten ländlichen Räumen (BAR) und den peripheren Außengebieten Brandenburgs (UM, PR). Im Folgenden (Kapitel 4.1 und 4.2) werden die beiden Befragungen im Schulamtsbezirk Brandenburg an der Havel zusammenfassend dargestellt Anschließend dienen sie als Vergleichsgrundlage für die zweite Vereinsbefragung (Kapitel 4.3).

 

4.1 Befragung von Ganztagsschulen (2009)


 

Die erste empirische Studie beschäftigte sich mit dem Themenfeld Bewegung, Spiel und Sport aus der Sicht der Brandenburger Ganztagsschulen. Das Ziel der Untersuchung war es herauszufinden, welche Rolle der Sport im schulischen Bewegungsangebot einnimmt und welche Bedeutung den außerschulischen Kooperationspartner bei der Erbringung der Bewegungsangebote zukommt. Darüber hinaus sollten erste Erkenntnisse über die Durchführung von Kooperationen gewonnen werden, um Grundlagen für weitere empirische Studien zu legen. Als Untersuchungsgebiet wählte Matthews (2009) den Schulamtsbezirk Brandenburg an der Havel. Dieser besteht aus den Landkreisen Havelland und Potsdam-Mittelmark sowie den kreisfreien Städten Potsdam und Brandenburg an der Havel. Als empirische Forschungsmethode kamen standardisierte Fragebögen zum Einsatz, die postalisch an alle 67 Ganztagsschulen im Schulamtsbezirk verschickt wurden. Die Rücklaufquote beläuft sich mit 55 beantworteten Fragebögen auf ca. 82 %. Die höchste Quote weisen hierbei die Grund- und Gesamtschulen mit ca. 97 % auf.

 

Fragebogenaufbau

 

Der Fragebogen ist unterteilt in drei Bereiche: eine inhaltliche, eine strukturell-organisatorische und eine personelle Ebene. Die erste Ebene beschäftigt sich mit den inhaltlichen Aspekten der Sportangebote. Dabei ist z.B. von Interesse, wie viele Ganztagsschulen mit Sportvereinen zusammenarbeiten und welche Bewegungsangebote durch diese Kooperationen unterbreitet werden.

 

Kooperationsumfang

 

Erfreulicherweise geben alle Ganztagsschulen an, ihren Schülern im außerunterrichtlichen Bereich Bewegungs- und Sportangebote bereitzustellen. Darüber hinaus kooperieren 46 von ihnen mit einem Sportverein (ebd., S. 49). Das entspricht einem Anteil von 83,6 %. Insgesamt wurden im Schulamtsbezirk Brandenburg an der Havel 168 Kooperationen von Ganztagsschulen und Sportvereinen gezählt, was einem Mittelwert von über drei außerschulischen Kooperationspartnern pro Ganztagsschule entspricht. Am häufigsten kooperieren Grundschulen mit Sportvereinen. Das geben 25 von 27 Befragte an (92,6 %). Zwar ist die Quote bei den Gesamtschulen besser (4 von 4, 100%), jedoch ist dieses Ergebnis aufgrund der wenigen Antworten weniger aussagekräftig. Die nächsthäufigsten Antworten verteilen sich auf die weiteren Schulformen Oberschule (80 %), Gymnasium (85,7 %) und Schulen mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt (42,9 %). Im Vergleich mit den Ergebnissen der StEG-Studie (2010) kann im Schulamtsbezirk Brandenburg an der Havel ein sehr hoher Anteil an Ganztagsschulen festgestellt werden, die mit Sportvereinen kooperieren. Die Verteilung auf die Schulformen ist ähnlich ausgeprägt.

 

Inhalt und Form der Bewegungsangebote

 

Bei der Form der unterbreiteten Sportangebote stellt Matthews (2009) eine Dominanz der traditionellen Sport-AGs fest. Über 96 % der Befragten geben an, den außerunterrichtlichen Sport in Arbeitsgemeinschaften zu organisieren. Weitere Formen sind Sportwettkämpfe und Sportfest bzw. Sportnachmittage (beide 92,7 %). Zwischen 70,9 % und 85,5 % aller Schulen gaben an, diese Sportangebote auch durch Sportlehrer durchführen zu lassen (vgl. ebd., S. 54 und S. 71). Diese schuleigenen Angebote beschränken sich allerdings auf die Sportarten Fußball, Tischtennis, Volleyball, Tanzen und Basketball. Die Ganztagsschulen mit Kooperationspartner verfügen über eine größere Angebotsvielfalt, jedoch bewegt diese sich ebenfalls nur im Rahmen der tradierten Sportarten. Wenig überraschend ist die herausragende Stellung, die der Fußball im Kanon der Kooperationsangebote einnimmt (19,6 %). Zweidrittel aller Ganztagsschulen gaben an, dass außerschulische Übungsleiter verantwortlich für die Durchführung der außerunterrichtlichen Sportangebote sind (ebd., S. 71).

 

Struktur der Kooperationen

 

Der nächste Bereich ist die strukturell-organisatorische Ebene, welcher das Zustandekommen, den Aufbau und die Durchführung der Kooperationen zwischen Ganztagsschulen und Sportvereinen thematisiert. Matthews (2009) bat die Schulen, deren Kooperationspartner zu benennen. Anhand dieser Informationen und der Auskunft der Vereinsstatistik des Landessportbundes Brandenburg konnte so die Größe der kooperierenden Sportvereine ermittelt werden. Angelehnt an die Kategorien des Landessportbundes Brandenburg für die Vereinsgröße, werden die Vereine unterteilt in Kleinvereine (bis 100 Mitglieder), Mittelvereine (101 – 300 Mitglieder), mittelgroße Vereine (301 – 1000 Mitglieder) und Großvereine (über 1000 Mitglieder). Diese Einteilung wird auch in den darauf folgenden empirischen Untersuchungen zur besseren Vergleichbarkeit beibehalten. Aus den Ergebnissen wird ersichtlich, dass Mittelvereine die Hälfte aller Kooperationsbeziehungen stellen. Darauf folgen mittelgroße Vereine (25 %), Kleinvereine (21,7 %) und Großvereine (3,3 %). Es ist ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Größe eines Vereins und dem Zustandekommen einer Kooperation erkennbar. Während der geringe Anteil der Großvereine darauf zurückzuführen ist, dass es im Schulamtsbezirk nur sieben davon gibt (Stand: 2009), sind Kleinvereine als Kooperationspartner proportional unterrepräsentiert. Immerhin stellen Kleinvereine über 65 % aller Sportvereine im Schulamtsbezirk Brandenburg an der Havel. Offenbar ist eine hohe Mitgliederzahl hilfreich beim Aufbau von Kooperationen mit Ganztagsschulen. Dies könnte auf größere personelle und finanzielle Ressourcen zurückzuführen sein. Demnach könnte die Mitgliederzahl als ein Gradmesser der Professionalisierung eines Sportvereins gesehen werden. Eine weitere interessante Frage ist, wann die Kooperationen entstanden sind und wer beim dabei die Initiative ergriffen hat. Die Ganztagsschulen wurden gebeten, den Beginn ihrer Kooperation mit Sportvereinen zu datieren. Dazu standen drei Intervalle zur Verfügung (vgl. Tab. 1). Das Ergebnis ist eine annähernd gleichmäßige Verteilung mit Schwerpunkt auf dem Anfangszeitraum des IZBB-Programms (18 Kooperationen, 2003 bis 2005). Interessant ist auch die Tatsache, dass über ein Drittel aller Kooperationen bereits vor der Einführung der Ganztagsschule existierten. Die Zusammenarbeit von Schulen und Sportvereinen ist im Schulamtsbezirk...

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