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Kooperatives Lernen: Förderung sozialer Kompetenzen als Vorbereitung auf die Arbeitswelt

AutorJörg Wegner
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl117 Seiten
ISBN9783638492058
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Psychologie - Lernpsychologie, Intelligenzforschung, Note: 1,0, Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, 19 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit ist nicht als reine psychologische Abhandlung anzusehen. Sie vereinigt vielmehr drei verschiedene Sichtweisen des Themas: soziologische, pädagogische und psychologische Aspekte. Die Examensarbeit entstand 2005 im Zuge des Lehramtstudiums für Grund- Haupt- und Realschulen in Braunschweig. In dieser Zeit waren die Diskussionen über Veränderungen der Rahmenrichtlinien sehr aktuell. Das Anliegen bestand darin, vermehrt Kompetenzen im Unterricht zu vermitteln. Damit wurde die Diskussion um bisherige Unterrichtsmethoden entflammt. Aus diesen Diskussionen stellten sich folgende Fragen für die Arbeit: Warum ist der 'bisherige' oder 'normale' Unterricht nicht mehr zeitgemäß? Haben sich die Berufswelt und damit die Forderungen der Unternehmen und Firmen an die Schüler so entscheidend verändert? Haben sich die Unterrichtsmethoden den Anforderungen nicht genügend angepasst? Ausgehend von diesen Fragestellungen stellt die Arbeit am Anfang die Veränderungen der Gesellschaft, der Wirtschafts- und Arbeitswelt und die daraus resultieren Forderungen und Anforderungen an die Bildung junger Menschen dar. Anschließend wird der Unterricht unter Berücksichtigung der Forderungen der Wirtschaft nach sozialen Kompetenzen und verschiedenen Lerntheorien betrachtet. Resultierend aus diesen Ausführungen und Betrachtungen wird anschließend das kooperative Lernen als Alternative zu herkömmlichem Unterricht und als mögliche Antwort auf die Forderungen dargestellt. Um die Möglichkeiten und die Wirkmechanismen des kooperativen Lernens weiter zu verdeutlichen, werden auch die kognitiven Prozesse, die durch Gruppenprozesse und Interaktionen beim gemeinsamen Arbeiten verstärkt werden, betrachtet. Abschluss der Arbeit bildet die Darstellung von praktischem kooperativem Unterricht. So soll aufgezeigt werden, dass diese Lernformen den Anforderungen und Forderungen der Gesellschaft und der Arbeitswelt gerecht werden können und so für zeitgemäßen Unterricht wichtig und sogar notwendig sind.

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Leseprobe

3.  Geforderte Kompetenzen


 

Aus den ersten Abschnitten gehen klare Forderungen von Firmen und Unternehmen an die Schulen hervor. Gerade der Bereich der Kompetenzen wird von ihnen unterstrichen. In diesem Zusammenhang werden gewünschte Sozialkompetenzen, Methodenkompetenzen u.a. benannt. Diese Ansprüche kann man insgesamt als Forderung nach einer umfassenden Kompetenzentwicklung in der Schule zusammenfassen.  

 

Der Begriff der Kompetenzentwicklung existiert in der Berufsausbildung schon lange. „In Anknüpfung an die Position des Deutschen Bildungsrats wird die Kompetenzentwicklung als Erwerb einer umfassenden beruflichen Handlungskompetenz verstanden, die seit den 1980er Jahren als allgemein anerkanntes Leitziel der Berufsausbildung besteht.“[34] Die Handlungskompetenz beinhaltet dabei alle spezifischen Kompetenzen eines Menschen, worauf im Abschnitt 3.2 noch eingegangen wird.  

 

Das anerkannte Ziel der Berufsausbildung genügt den Firmen und Unternehmen aber nicht mehr. Es wird gefordert, mit der Kompetenzvermittlung schon früher anzufangen, da umfassende Kompetenzen einen immer höheren Stellenwert in der heutigen Berufswelt einnehmen.  

 

Um Kompetenzen in Bildungseinrichtungen zu vermitteln, muss geklärt werden, was Kompetenzen überhaupt sind und was sie beinhalten.

 

„Unter Kompetenzen sind Fähigkeiten, Methoden, Wissen, Einstellungen und Werte zu verstehen, deren Erwerb, Entwicklung und Verwendung sich auf die gesamte Lebenszeit eines Menschen bezieht.“[35] Demnach ist die Herausbildung von Kompetenzen ein lebenslanger Prozess und beginnt schon im Kindesalter. Daher ist die Forderung, mit der Kompetenzvermittlung schon in der Schule zu beginnen, durchaus berechtigt.

 

3.1 Kompetenzvermittlung in der Schule


 

Durch die Veränderungen der Berufswelt hat sich auch die Schule bzw. die schulische Ausbildung in den letzten 30 Jahren verändert. Die Schulzeit hat sich erheblich verlängert, Jugendliche verbringen heute fast ihre gesamte Jugendzeit in Ausbildungseinrichtungen.[36] Das ist wichtig, denn: „In der Schule erwerben Jugendliche das Wissen und die Abschlusszertifikate, die ihnen den Zugang zum Ausbildungs und Arbeitsmarkt und seine Gratifikationen eröffnen.“[37] Das Zitat verdeutlicht, dass die Schulen die Aufgaben haben, unsere Schüler auf die Arbeitswelt vorzubereiten und mit notwendigen Kompetenzen auszustatten.

 

Die Forderungen nach umfassenden Kompetenzen bestehen verstärkt seit etwa 20 Jahren insbesondere im Zusammenhang mit der Diskussion über Anforderungen des Berufslebens und des Studiums.[38]

 

Ein Umdenken der Schulen in Bezug auf die Ausbildung von Jugendlichen ist immer notwendiger. Lehrer sollen nicht nur das fachliche Lernen unterstützen, sondern gleichermaßen umfassende Kompetenzen fördern. Dies stellt eine Herausforderung an die Lehrkraft aber auch an die Schüler dar.[39] Bei der Betrachtung der geforderten Kompetenzen zeigt sich, dass sie individuelle Einstellungen und Haltungen beinhalten, die bestimmten Fähigkeiten zugeordnet werden können. Einstellungen werden angesehen „[…] als dem Verhalten zugrunde liegende Organisationsformen, die sich aus einem gegebenen Organismus in einer individuellen Lerngeschichte entwickeln und durch Gegenstandsbezug und Systemcharakter gekennzeichnet sind“[40] Deshalb muss in der Schulzeit aktiv an der Entwicklung von Organisationsformen und Kompetenzen gearbeitet werden. Dabei sollen nicht nur Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse vermittelt werden, sondern jeder Lernende muss in dieser Zeit Erfahrungen mit dem Lernen und dem Umgang mit Menschen machen. Diese Erfahrungen bilden nämlich die Grundlage für einen lebenslangen Lern und Entwicklungsprozess.  

 

Die Lernvorgänge laufen dabei sowohl bewusst als auch unbewusst ab und beeinflussen die Entwicklung und die Heranbildung einer Person und deren Kompetenzen.  

 

Aber auch „Lernen in Beziehung“ ist ein wesentlicher Aspekt. Da Lernen nicht nur als Individualvorgang, sondern auch als Wechselwirkung zwischen einem Individuum und der Gemeinschaft anzusehen ist. „Über zwischenmenschliche Beziehungen erhält das Individuum die Möglichkeit, ein gesundes Selbst, seine Identität zu entwickeln.“[41] Es entwickeln sich durch soziale Interaktionen und Kommunikation mit Mitmenschen Grundlagen für erfolgreiches Lernen aber auch die geforderten Kompetenzen.  

 

3.2 Strukturierung der Kompetenzen


 

Insgesamt bilden Kompetenzen notwendige Bestandteile des Gesamtprofils eines Menschen, welches in der heutigen Zeit vorausgesetzt und verlangt wird, denn die heutigen Anforderungen lassen sich nicht mehr allein durch eine fachliche Spezialisierung erfüllen. Die Arbeitsabläufe werden ebenso wie berufliche Ansprüche immer komplexer und anspruchsvoller, sodass diese nur noch mit weitreichenden Kompetenzen zu erfüllen sind.[42] Diese umfassenden Kompetenzen einfach darzustellen ist sehr schwierig, denn in der Literatur finden sich keine übereinstimmenden Darstellungen. Es gibt viele verschiedene Varianten, die einzelnen Kompetenzen zu ordnen und zu strukturieren. Zur Strukturierung ordne ich sie anhand einer schematischen Darstellung (siehe Abb.3).

 

Die wohl umfassendste Kompetenz ist die Handlungskompetenz. „Sie enthält als Ausbildungsziel auch personale, methodische und soziale Fähigkeiten wie selbstständiges Handeln, Verantwortungsbewusstsein, Kooperationsfähigkeit usw.“[43] In der Arbeitswelt ist eine umfassende Handlungskompetenz unabdingbar, denn in ihr vereinen sich alle Kompetenzen und Fähigkeiten. In der schematischen Darstellung wird die Handlungskompetenz in vier Aspekte eingeteilt, die Sozial, Persönlichkeits, Methoden und Fachkompetenz. Die Handlungskompetenz ist aber nicht nur als Addition aller Kompetenzen, welche spezielle Fertigkeiten und Kenntnisse beinhalten, zu verstehen. Vielmehr wird die Handlungskompetenz durch das Zusammenwirken, Vernetzen und Überschneiden von Sozial, Personal, Methoden und Fachkompetenz geprägt.  

 

Die Beachtung dieser vier Kompetenzbereiche bildet die Grundlage für geforderten Unterricht, denn er muss kompetenzorientiert gestaltet werden.[44]  

 

Die Anforderungen der Wirtschaft verlangen zwar eine umfassende Kompetenzentwicklung, es werden aber oft die sozialen und personalen Kompetenzen (oder Persönlichkeitskompetenz) als Innovationspotenzial der Wirtschafts und Arbeitswelt herausgestellt. „Bei den sozialen Kompetenzen stehen häufig Kommunikationsfähigkeit, Kooperationsfähigkeit, Gruppenfähigkeit und Fähigkeit zur Gestaltung des sozialen Umfelds im Vordergrund.“[45] Es gibt aber auch noch andere Kompetenzen wie die Methodenkompetenz und Fachkompetenz, die in diesem Zusammenhang genannt werden. Auch Lernfähigkeit, Selbstbewusstsein, Weiterbildungsbereitschaft und perspektivisches Denken gehören dazu.

 

Wegen der Wichtigkeit für die Wirtschaft möchte ich die Sozialkompetenz herausgreifen und gesondert darstellen.

 

3.3 Die Sozialkompetenz


 

Diese Kompetenz „[…] betrifft ein freies und verantwortliches Verhältnis zum Mitmenschen, das getragen ist von Menschlichkeit, Nächstenliebe, Solidarität und Toleranz. Hierzu gehört die Fähigkeit, in Konfliktsituationen soziales Handeln zu verwirklichen.“[46] Diese Fähigkeiten werden vor Allem unter dem Begriff „soziales Lernen“ in der Schule vermittelt. Da diese Kompetenzen persönliche Einstellungen beinhalten, können sie auch nur durch soziales Handeln in einem entsprechenden Umfeld erweitert und vertieft werden. Ein Aspekt des sozialen Lernens ist die Suche nach Lösungen für soziale Probleme z.B. innerhalb einer Klasse. Solche Probleme können wie folgt aussehen:

 

 mangelnde Einbindung in die Gemeinschaft

 

 ausgeprägte Neigung zu egozentrischen Verhaltensweisen

 

 Ausgrenzung von Minderheiten, polarisieren, diskriminieren

 

 vorherrschendes Konkurrenzdenken und Ignoranz[47]

 

Durch die Suche nach Lösungen und das Lösen dieser Probleme ändern sich Verhaltensweisen und Einstellungen zu sich selbst und zu anderen Mitmenschen. So werden soziale Kompetenzen entwickelt, erweitert und verstärkt.

 

Die aufgezeigten Probleme treten aber nicht nur in Schulen und Klassenverbänden auf, sondern finden sich auch in Arbeitsgruppen und Teams im Berufsleben wieder. Die erwähnten Schwierigkeiten sind dort genauso unerwünscht und stören die erfolgreiche Gruppenarbeit oder die Arbeitsabläufe. Deshalb wird bei der Teamarbeit in der Arbeitswelt besonderer Wert auf die Sozialkompetenz jedes Mitarbeiters gelegt und erhält so eine...

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