Sie sind hier
E-Book

Kostensenkungspotentiale von Global Sourcing

Eine theoretische und empirische Untersuchung

AutorNils Honerla
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl118 Seiten
ISBN9783640641895
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich BWL - Sonstiges, Note: 1,3, Universität Bayreuth, Sprache: Deutsch, Abstract: Einleitend wird in Kapitel zwei ein Literaturüberblick über das Thema Global Sourcing gegeben. In diesem Zusammenhang wird die Entwicklung des Begriffes Global Sourcing in der Literatur dargestellt und der aktuelle Stand der Forschung skizziert. Auch neuere Veröffentlichungen, die sich auf Low-Cost Country Sourcing beziehen, werden betrachtet. Im Anschluss wird vertiefend auf die für die deutsche Global Sourcing-Literatur grundlegenden Veröffentlichungen von ARNOLD eingegangen. Das Kapitel schließt mit einer eigenen zeitgemäßen Definition von Global Sourcing ab. Eingangs beschäftigt sich Kapitel drei mit den Gesamtkostenverfahren. Auf den Total-Costof-Ownership-Ansatz sowie auf den darauf aufbauenden Total-Value-of-Ownership-Ansatz(TVO-Ansatz) wird vertiefend eingegangen. Darüber hinaus befasst sich das Kapitel mit der sinkenden Leistungstiefe im verarbeitenden Gewerbe. Diese ist grundlegend für die enorme Hebelwirkung der Beschaffung. Abschließend erfolgt eine detaillierte Auseinandersetzung mit den Zielen sowie den Chancen und Risiken von Global Sourcing. Im vierten Kapitel werden die Kostensenkungspotenziale von Global Sourcing anhand von Sekundärerhebungen untersucht. Das Kapitel beginnt mit einem Überblick über die relevanten Untersuchungen, im nächsten Schritt werden die für die vorliegende Arbeit relevanten Kernaussagen aufbereitet und letztendlich werden die Ergebnisse kritisch hinterfragt. Das fünfte Kapitel beginnt mit dem Gang der empirischen Untersuchung und umfasst die Auswertung der erhobenen Daten. Darüber hinaus wird versucht, die Kostensenkungspotenziale von Global Sourcing konkret zu quantifizieren. Abschließend findet eine kritische Auseinandersetzung mit den Ergebnissen statt. Die Arbeit schließt mit der Schlussbetrachtung und einem Ausblick ab.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

3 Grundlagen


 

Im Grundlagenteil werden zuerst die gängigen Gesamtkostenverfahren beschrieben. Schwerpunktmäßig wird dabei auf das Total-Cost-of-Ownership-Modell sowie auf das darauf aufbauende Total-Value-of-Ownership-Modell eingegangen. Das nächste Unterkapitel beschäftigt sich mit den sinkenden Leistungstiefen in der deutschen Industrie. Abschließend werden die Ziele von Global Sourcing betrachtet und die Chancen und Risiken aufgeführt und vertiefend erläutert.

 

3.1 Gesamtkostenverfahren


 

3.1.1 Überblick


 

Die Wahl eines Lieferanten und die damit verbundene Vergabeentscheidung determiniert, insbesondere im internationalen Kontext, hohe Kosten über den reinen Einstandspreis[49]hinaus. Für diese Kosten fehlt oftmals das Bewusstsein. Dies hat zur Folge, dass Vergabeentscheidungen in der Praxis häufig auf Basis von Einstandspreisen und allenfalls unter Berücksichtigung von Transportkosten gefällt werden. Verdeckte Leistungsunterschiede von Lieferanten sowie diverse weitere Kostenkategorien, wie beispielsweise Zölle, Steuern, verlängerte Lieferzeiten und Kosten der Absicherung von Währungsrisiken, führen dazu, dass ein vermeintlich niedriger Einstandspreis nicht als alleiniges Entscheidungskriterium dienen kann, wenn eine optimale Vergabeentscheidung getroffen werden soll.[50]

 

Eine empirische Untersuchung hat gezeigt, dass nur etwa 36 Prozent der Vergabeentscheidungen eine Bewertung unter Gesamtkostengesichtspunkten vorweggegangen ist. In der gleichen empirischen Untersuchung äußerten zudem 60 Prozent der befragten Unternehmen, dass sie mit der Kostentransparenz in der Beschaffung unzufrieden sind.[51] Es ist wahrscheinlich, dass die Effizienz von Vergabeentscheidungen[52] durch eine Erhöhung der Kostentransparenz gesteigert werden kann.

 

Die Identifikation der relevanten Kostentreiber und deren Prognose ist das Hauptproblem von Gesamtkostenverfahren.[53] Bei der oben erwähnten empirischen Untersuchung haben nur 31,3 Prozent der Studienteilnehmer angegeben, dass es ihrem Unternehmen gut oder sehr gut gelingt, die relevanten Kostentreiber zu identifizieren.[54] Außerdem fällt es vielen Unternehmen schwer, nicht monetäre Faktoren, wie z. B. Qualität, Lieferzeiten, ServiceDienstleistungen und Corporate-Social-Responsibility-Aktivitäten von Zulieferern, für die eigene Vergabeentscheidung zu quantifizieren.[55]

 

In der Literatur werden verschiedene Ansätze zur Messung der Gesamtkosten von Vergabe- und Investitionsentscheidungen diskutiert. Die für den Einkauf relevanten Ansätze sind der Total-Cost-Ansatz[56], der Life-Cycle-Costing-Ansatz[57], der Product-Life-Cycle-Cost-Ansatz[58], der Total-Cost-of-Ownership-Ansatz[59] sowie der auf dem Total-Cost-of-Ownership-Ansatz aufbauende Total-Value-of-Ownership-Ansatz[60]. Alle Ansätze basieren auf dem gleichen Grundgedanken. Es müssen alle Kosten, die durch die Entscheidung beeinflusst werden, auch in diese einbezogen werden; neben den direkten sind also auch die indirekten Kosten relevant. Dabei könnte es sich z. B. um erhöhten Aufwand anderer Abteilungen sowie höhere Prozesskosten handeln.[61] Im Folgenden wird der in der Literatur viel diskutierte TCOAnsatz sowie der darauf aufbauende TVO-Ansatz vorgestellt.

 

3.1.2 Der Total-Cost-of-Ownership-Ansatz


 

Der TCO-Ansatz hat das Ziel, die Kosten zu minimieren, die aus der Vergabe von Aufträgen an Lieferanten resultieren. Dabei werden nicht nur die Kosten aus dem Beschaffungsbereichbetrachtet, sondern alle mit der Vergabeentscheidung verbundenen Kosten, also u. a. auch Kosten, die indirekt in anderen Abteilungen anfallen.[62]

 

Die Abbildung fünf illustriert die Potenziale, welche durch den TCO-Ansatz gehoben werden können. Sie basiert auf der Annahme, dass durchschnittlich 60 Prozent der für die Vergabeentscheidung relevanten Kosten auf den Einstandspreis entfallen. Präferenzstruktur

 

 

Abbildung 5: Vergabeentscheidung auf Basis von Einstandspreisen vs. Total-Cost-of- Ownership-Ansatz.[63]

 

Im linken Teil der Abbildung fünf werden die Entscheidungsalternativen, welche Angebote von verschiedenen Lieferanten darstellen, auf Basis der Einstandspreise verglichen. Da Entscheidungsalternative B den geringsten Einstandspreis hat, ist diese mit dem Ziel der Kostenminimierung den anderen Entscheidungsalternativen vorzuziehen. Auf der rechten Seite der Abbildung sind dieselben Entscheidungsalternativen unter TCO-Gesichtspunkten dargestellt. Hier zeigt sich, dass Entscheidungsalternative B aufgrund der nun höheren Gesamtkosten nicht mehr Vorziehens würdig ist, da Entscheidungsalternative C die geringeren Gesamtkosten aufweist.

 

Zum besseren Verständnis wird nun das Beispiel aus Abbildung fünf, anhand des Zahlenbeispiels in Tabelle zwei, näher untersucht. Es sind beispielhaft verschiedene Kostentreiber aus den Bereichen Logistik, Qualität, Beschaffung, Komplexität und Risiko dargestellt. Diese wurden unter der Annahme quantifiziert, dass insbesondere bei Lieferanten außerhalb Europas höhere Vergabefolgekosten anfallen.

 

 

Tabelle 2: Vergleich von verschiedenen Angeboten auf Total-Cost-of-Ownership-Basis.[64]

 

Der deutsche Lieferant (Lieferant A) kommt so auf Vergabefolgekosten von 6,16 Euro p. bestelltes Stück, der chinesische Lieferant (Lieferant B) kommt auf 36,10 Euro p. Stück und der ungarische Lieferant (Lieferant C) kommt auf 9,28 Euro p. Stück. Die Vergabefolgekosten p. Stück werden anschließend mit dem Einstandspreis addiert. Die daraus resultierende Summe ist das Entscheidungskriterium für die Vergabeentscheidung. Lieferant A kommt so auf eine Summe von 102,16 Euro p. Stück, Lieferant B kommt auf 106,10 Euro und Lieferant C kommt auf 79,28 Euro. Lieferant C hat im Beispiel somit, obwohl er im Vergleich zu Lieferant B einen um zwölf Euro höheren Einstandspreis hat, das unter TCO-Gesichtspunkten günstigste Angebot.

 

Das Hauptproblem bei der Bestimmung des TCO-Aufschlags ist die Identifikation und Quantifizierung der relevanten Kostentreiber. Dabei muss zwischen den verschiedenen Kostentreibern differenziert werden. So lässt sich die Notwendigkeit sowie die Höhe der Kosten für die Absicherung von Währungsrisiken relativ einfach bestimmen. Im Vergleich dazu kann bei der ex ante Bestimmung von Verhandlungskosten i. d. R. nur auf bereits vorhandene Erfahrungswerte zurückgegriffen werden. Hinzu kommt, dass eine Berechnung der TCO nicht standardisiert werden kann. Es gibt zwar immer wiederkehrende Kostentreiber, jedoch kommen bei den meisten Produkten und Lieferanten individuelle Kostentreiber hinzu. Eine genaue TCO-Betrachtung muss also in der Regel für jedes Produkt und jeden Lieferanten individuell durchgeführt werden.[65] Durch eine empirische Untersuchung haben Ferrin und Plank insgesamt 135 Kostentreiber identifiziert und in 13 Kategorien u nterteilt.[66] Auf eine abschließende Aufzählung dieser Kostentreiber wird im Rahmen dieser Arbeit verzichtet.

 

In Abbildung sechs werden ausgewählte Kostentreiber dargestellt. Diese sind in die Kategorien Beschaffungsnebenkosten, Lieferantenbasis, Global Sourcing, Qualität, Logistik, Änderungs- und Variantenmanagement, lieferantenspezifische Kosten und Kosten der ausgewählten Wertschöpfungsstufe unterteilt. Die direkten Kosten die im Beispiel dargestellt sind, die sich auf Global Sourcing zurückführen lassen, sind Zölle, Steuern, Registrierungen, verlängerte Lieferzeiten sowie die Absicherungskosten für Währungsrisiken. Darüber hinaus sind jedoch auch andere Kostentreiber durch eine internationale Vergabeentscheidung betroffen. Zum Beispiel führt Global Sourcing i.d.R. zu höheren Kommunikations- und Reisekosten zu einer aufwendigeren Lieferantenqualifikation und -entwicklung sowie zu höheren Bestandskosten[67].

 

 

Abbildung 6: Ausgewählte Kostentreiber für die TotalrCostrofrOwnershiprBetrachtung.[68]

 

Auf eine vertiefende Erläuterung der einzelnen Kostentreiber soll an dieser Stelle bewusst verzichtet werden.

 

3.1.3 Der Total-Value-of-Ownership-Ansatz


 

Der TVO-Ansatz baut auf dem TCO-Ansatz auf und berücksichtigt neben den angebotsspezifischen Kosten auch lieferantenspezifische Erlös- und Wettbewerbswirkungen. Das Ziel des TVO-Ansatzes ist eine wertoptimale Vergabeentscheidung zu treffen.[69]

 

Ursächlich für lieferantenspezifische Umsatzeffekte könnten zum Beispiel der gute Rufeines Lieferanten eine besonders hohe Qualität oder ein Technologievorsprung sein. Diese habenwiederum positive Effekte auf das eigene Produkt und den eigenen Ruf. Umgekehrt könnte ein sehr schlechter Ruf eines Lieferanten negative Auswirkungen auf das eigene Unternehmen haben. Abbildung sieben zeigt eine Gegenüberstellung von TCO- und TVO- Ansatz.

 

 

Abbildung 7: Total-Value-of-Ownership-Perspektive auf die Vergabeentscheidung.[70]

 

Der obere Teil der Abbildung sieben zeigt, dass der TCO-Ansatz keine...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Hochschulschriften - Diplomarbeiten

Evidence-based Management

E-Book Evidence-based Management
Darstellung der grundlegenden Zusammenhänge und kritische Auseinandersetzung Format: PDF

Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich BWL - Controlling, Note: 2,0, Hochschule Ludwigshafen am Rhein, Veranstaltung: Neuere Ansätze des Managements, Sprache: Deutsch, Abstract: Evidence-…

Evidence-based Management

E-Book Evidence-based Management
Darstellung der grundlegenden Zusammenhänge und kritische Auseinandersetzung Format: PDF

Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich BWL - Controlling, Note: 2,0, Hochschule Ludwigshafen am Rhein, Veranstaltung: Neuere Ansätze des Managements, Sprache: Deutsch, Abstract: Evidence-…

Bushido: Gangster-Rapper oder Spießer?

E-Book Bushido: Gangster-Rapper oder Spießer?
Eine Untersuchung zur Authentizität Bushidos auf der Grundlage von Interviews, Talkshow-Auftritten, kritischen Medienberichten und dem Film 'Zeiten ändern dich' Format: PDF/ePUB

Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Soziologie - Medien, Kunst, Musik, Note: 1,3, Technische Universität Dortmund, Veranstaltung: Geschichte der Rockmusik, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Vom…

Weitere Zeitschriften

Correo

Correo

 La Revista de Bayer CropScience para la Agricultura ModernaPflanzenschutzmagazin für den Landwirt, landwirtschaftlichen Berater, Händler und am Thema Interessierten mit umfassender ...

dima

dima

Bau und Einsatz von Werkzeugmaschinen für spangebende und spanlose sowie abtragende und umformende Fertigungsverfahren. dima - die maschine - bietet als Fachzeitschrift die Kommunikationsplattform ...

DSD Der Sicherheitsdienst

DSD Der Sicherheitsdienst

Der "DSD – Der Sicherheitsdienst" ist das Magazin der Sicherheitswirtschaft. Es erscheint viermal jährlich und mit einer Auflage von 11.000 Exemplaren. Der DSD informiert über aktuelle Themen ...

e-commerce magazin

e-commerce magazin

PFLICHTLEKTÜRE – Seit zwei Jahrzehnten begleitet das e-commerce magazin das sich ständig ändernde Geschäftsfeld des Online- handels. Um den Durchblick zu behalten, teilen hier renommierte ...

Evangelische Theologie

Evangelische Theologie

Über »Evangelische Theologie« In interdisziplinären Themenheften gibt die Evangelische Theologie entscheidende Impulse, die komplexe Einheit der Theologie wahrzunehmen. Neben den Themenheften ...