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E-Book

Kreditrisikomanagement mit künstlichen neuronalen Netzen

AutorJulia Schmitt
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl65 Seiten
ISBN9783668265097
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich BWL - Bank, Börse, Versicherung, Note: 1,3, FernUniversität Hagen, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit werden der Aufbau und die Verwendung von neuronalen Netzen erläutert sowie die Anwendung in der Praxis des Kreditrisikomanagements dargestellt. Eine Modellsimulation wird zeigen, zu welchen Ergebnissen das angewandte künstliche neuronale Netz bei zwei unterschiedlichen Datensätzen - einem Trainings- und einem Validierungsdatensatz - kommt. Neben den Vorteilen und Nachteilen eines solchen Modells wird auch auf den Hauptnachteil künstlicher neuronaler Netze, deren 'Black Box'-Charakter, eingegangen und aufgezeigt, wie dieser Nachteil durch Fuzzy-Systeme kompensiert werden kann. Die Vergabe von Krediten an Unternehmen und Privatpersonen birgt für den Gläubiger immer das Risiko des Kreditausfalls. Um Kreditrisiken einzuschätzen und steuern zu können, muss Kreditrisikomanagement betrieben werden. Neben den in der Praxis weit verbreiteten Methoden der Diskriminanzanalyse oder der logistischen Regression finden bei der Risikoeinschätzung zunehmend auch künstliche neuronale Netze Anwendung. Diese basieren auf dem Modell der Neuronen des biologischen Nervensystems.

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Leseprobe

3. Künstliche neuronale Netze


 

3.1 Entwicklung künstlicher neuronaler Netze


 

Die Entscheidung, welches Modell für die Ermittlung der Ausfallwahrscheinlichkeiten gewählt wird, hängt u.a. von seiner Praktikabilität im spezifischen Anwendungsfall und seiner Prognosequalität ab. Die Anwendung künstlicher neuronaler Netze wäre dafür besonders geeignet, wenn sehr viele Parameter vorhanden und die statistische Verteilung der Parameter sowie die Zusammenhänge zwischen den Parametern unbekannt sind (vgl. Werner, S. 3).

 

Die künstlichen neuronalen Netze sollen die Vorteile von Computern und dem menschlichen Gehirn verknüpfen. Die Schnelligkeit der Computer beim Lösen von Algorithmen wird mit der Fähigkeit des menschlichen Gehirns, Dinge zu erkennen und zu erlernen und dann auch trotz fehlerhaften „Inputs“ die Informationen richtig zu verarbeiten, kombiniert (vgl. Pacelli und Azzollini, S. 105ff.).

 

Erstmals haben sich im Jahr 1943 Warren McCulloch und Walter Pitts mit einem künstlichen Neuronenmodell beschäftigt. Auf dieser Idee basierend wurden immer bessere Lernalgorithmen und Modelle entwickelt. Bereits 1958 wurde der erste Neurocomputer („Mark I Perceptron“) erfolgreich programmiert. Mit der Entwicklung des Backpropagations-Lernalgorithmus im Jahre 1986 intensivierte sich die Forschung auf diesem Thema und die Anwendbarkeit derartiger Modelle wird kontinuierlich weiterentwickelt (vgl. Kriesel, S. 9ff.).

 

Das Besondere an neuronalen Netzen ist, dass sie selbstständig lernen und sich anpassen können. Nach einmaliger Programmierung und einem Training mithilfe von Trainingsdaten können sie nicht nur die erlernten, sondern auch ähnliche Aufgaben ohne weitere menschliche Eingriffe lösen. Außerdem können neuronale Netze auch bei unvollständigem oder falschem Input noch korrekte Ergebnisse erzielen (vgl. Kriesel, S. 4).

 

Diese Eigenschaften machen neuronale Netze interessant für die Anwendung in der Statistik, Wirtschaftswissenschaft – hier u.a. in der Prognose von Aktienkursen oder im Kreditrisikomanagement –, Technik, Medizin und vielen weiteren Gebieten. Ihre Hauptanwendungsgebiete sind die Mustererkennung, bei der z.B. Texte oder Gesichter erkannt oder Daten klassifiziert werden sollen, die Vorhersage – beispielsweise in der Medizin zur Vorhersage von Krankheiten auf Basis der Symptome – sowie die Problemoptimierung (vgl. Strecker und Schwickert 1997, S. 4).

 

 

3.2 Aufbau von künstlichen neuronalen Netzen


 

3.2.1 Bausteine und Strukturen künstlicher neuronaler Netze


 

Der Aufbau künstlicher neuronaler Netze basiert auf dem biologischer neuronaler Netze. Künstliche neuronale Netze bestehen aus zahlreichen Neuronen, die in mindestens drei Schichten aufgeteilt sind (siehe Abb. 1):

 

- die Eingabeschicht,

 

- eine oder mehrere verdeckte Schichten (Hidden Layers) und

 

- eine Ausgabeschicht.

 

Die Neuronen der Eingabeschicht sind die Komponenten des Eingabevektors, der die Signale der Außenwelt (Daten, Muster) in das Netz einspielt, und die Neuronen der letzten Schicht geben Signale an die Außenwelt (Output) ab (vgl. Gouvêa und Gonçalves 2007, S. 15f.).

 

Künstliche Neuronen bestehen wie ihre biologischen Vorbilder aus einem Zellkörper und mehreren Dendriten (siehe Abb. 2 und 3).

 

 

Abb. 1: Aufbau eines künstlichen neuronalen Netzes (Quelle: google.de/wirtschaftslexikon)

 

 

Abb. 2: Aufbau eines künstlichen Neurons (Quelle: Michael Baumann 2011, veränderte Abbildung)

 

 

Abb. 3: Aufbau eines biologischen Neurons (Quelle: Michael Baumann, 2011)

 

Wie aus den Abbildungen hervorgeht, sind die Neuronen durch gerichtete Kanten verbunden. Diese Verbindungen sind mit Gewichten versehen, die den Einfluss des Wertes des vorangehenden Neurons auf das betrachtete Neuron spezifiziert. Diese Gewichte werden durch den Gewichtsvektor  dargestellt. Je größer der Betrag des Verbindungsgewichts ist, desto stärker beeinflusst das vorangehende Neuron das nachfolgende. Dabei können drei Einflüsse unterschieden werden (vgl. Oberhofer und Zimmerer 1996, S. 8):

 

- Das Gewicht ist positiv (): Das Neuron  übt einen exzitatorischen bzw. erregenden Einfluss auf das Neuron  aus.

 

- Das Gewicht ist negativ (): Das Neuron  übt einen inhibitorischen bzw. hemmenden Einfluss auf das Neuron  aus.

 

- Das Gewicht ist Null (: Zwischen den beiden Neuronen existiert keine Verbindung oder es besteht kein Einfluss.

 

Diesen Gewichten kommt eine zentrale Bedeutung zu, da diese während des Lernprozesses angepasst werden und in ihnen das Wissen eines neuronalen Netzes gespeichert ist (vgl. Oberhofer und Zimmerer 1996, S. 14).

 

Anhand der Struktur dieser Verbindungen können zwei Netztypen unterschieden werden: Netze ohne Rückkopplung (Feedforward-Netze) – die Informationen werden nur in eine Richtung weitergegeben, es existieren keine Verbindungen, die von einem Neuron wieder zurück zu diesem Neuron führen – und rekkurente Netze, bei denen Rückkopplungen existieren, die von Neuronen einer Schicht zu anderen Neuronen derselben oder einer vorangegangenen Schicht führen (vgl. Gouvêa und Gonçalves 2007, S. 16).

 

Wie werden nun die Informationen in dem neuronalen Netz weitergegeben?

 

 bezeichne die Komponenten des Eingabevektors und  die Verbindungsgewichte zwischen den Neuronen. Die Informationen des Eingangsvektors, die über die Eingabeschicht in das neuronale Netz gelangen, werden mit ihren jeweiligen Gewichtungen an jedem nachfolgenden Neuron zusammengefasst. Dies ergibt an jedem Neuron einen bestimmten Aktivitätslevel (vgl. Oberhofer und Zimmerer 1996, S. 11f.).

 

Innerhalb des Zellkörpers kann zwischen dem Netzinput und dem Aktivitätslevel unterschieden werden. Der gesamte Input eines Neurons, der Netzinput, berechnet sich aus der Summe aller Inputs, die das Neuron empfängt. Diese wiederum sind abhängig von dem gewichteten Aktivitätslevel  des vorangehenden Neurons, wobei  das Gewicht der Verbindung zwischen dem sendenden  und empfangenden  Neuron ist (vgl. Oberhofer und Zimmerer 1996, S. 12):

 

 

Der Aktivitätslevel des empfangenden Neurons wird zur Weitergabe an das darauffolgende Neuron mithilfe der Outputfunktion  zum Output  überführt. Diese Funktion  hängt wiederum von einer nicht-linearen Transformationsfunktion  und einem bestimmten Schwellenwert  ab. Die dafür verwendete Transformationsfunktion soll den Output auf einen Wertebereich zwischen  und  begrenzen, wofür beispielsweise eine logistische Funktion gewählt werden kann. Durch die Transformation des Aktivitätslevels berechnet sich ein Wert, der mit dem Schwellenwert verglichen wird (vgl. hier und im Folgenden Franke et al. 2004, S. 394ff.):

 

 

Den resultierenden Output  gibt das sendende Neuron anschließend an jedes seiner nachfolgenden Neuronen in Form des Aktivitätslevels  weiter.

 

Um die Darstellung mit dem Schwellenwert zu vereinfachen, wird oft der Ausdruck des Netzinputs so modifiziert, dass eine neue Variable mit dem Gewicht  und den zugehörigen Merkmalswert  mit einbezogen werden. Diese neue Verbindung bzw. Variable nennt sich „Bias“ oder „Intercept“. So kann das neuronale Netz auch den Schwellenwert der Neuronen immer wieder anpassen und optimieren. Dadurch gilt folgendes Äquivalent:

 

 

3.2.2 Lernregeln


 

Bevor künstliche neuronale Netze selbstständig Anpassungen vornehmen und eigenständig Aufgaben lösen können, werden sie in der Trainingsphase mit dem vorgegebenen Lernmaterial (Trainingsdaten) auf die Aufgabe...

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