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Krieg um die Alpen.

Der Erste Weltkrieg im Alpenraum und der bayerische Grenzschutz in Tirol.

AutorAlexander Jordan
VerlagDuncker & Humblot GmbH
Erscheinungsjahr2008
ReiheZeitgeschichtliche Forschungen 35
Seitenanzahl715 Seiten
ISBN9783428528431
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis69,90 EUR
Der Krieg um die Alpen, der in den Jahren 1915 bis 1918 zwischen Italien und Österreich-Ungarn entbrannte, war der umfassendste Konflikt, der jemals im Alpenraum stattfand. Mitten im Ersten Weltkrieg waren tausende Soldaten dauerhaft in den Hochalpen versammelt, die im Sommer wie im Winter dort lebten und kämpften. Der Autor verfolgt die Besonderheiten und theoretischen Grundlagen des Hochgebirgskrieges und stellt die Anforderungen, mit denen die Soldaten in der Fels- und Eisregion konfrontiert wurden, heraus. Es werden nicht nur die komplizierten politischen Verwicklungen behandelt, die zum italienischen Kriegseintritt auf Seiten der Alliierten führten, sondern auch die Kampfhandlungen selbst sowie die Truppenformationen der beteiligten Mächte. Der geographische Schwerpunkt der militärhistorischen Untersuchung liegt auf Tirol und der Region von der Schweizer Grenze bis hin zu den Julischen Alpen. Erstmalig wird in diesem Buch der Einmarsch deutscher Truppen in Tirol im November 1918 anschaulich geschildert und wissenschaftlich bewertet. Es bestand die Gefahr, dass Truppen der Entente als Reaktion auf den österreichisch-italienischen Waffenstillstand 1918 von Tirol aus einen Stoßkeil in Bayerns Südflanke treiben könnten. Leitfragen der Analyse richten sich auf die Organisation des Grenzschutzes, auf die Entscheidungsträger und auf die militärstrategischen und politischen Beweggründe, die zum Einmarsch in Tirol führten. In der Studie wird die Erlebensebene der Frontsoldaten in die Darstellung der Ereignisse an der italienisch-österreichischen Front eingebettet. Bisher unbearbeitetes Quellenmaterial lässt neue Schlüsse zu. Etwa jenen, dass sich der Krieg in den Alpen keineswegs exakt nach den theoretischen Vorgaben und Erwartungen der Armeeführung entwickelte. Ein umfangreicher Dokumentenanhang sowie Karten- und Bildmaterial und eine ausführliche Bibliographie runden das Werk ab.

Alexander Jordan, geboren 1975 in Füssen, studierte Neuere und Neueste Geschichte, Politik und Betriebswirtschaft in Bamberg und Swansea (University of Wales). 2007 wurde er an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg mit einer Arbeit promoviert, die die Grundlage für das vorliegende Buch bildete.

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Leseprobe
J. Grenzschutz Süd – Die Besetzung Tirols durch bayerische Truppen (S. 430-431)

I. Grundlagen der Landesverteidigung Bayerns

1. Vorkriegserfahrungen – Die Generalstabsreise 1914


Bevor in den nächsten Kapiteln der bayerische Grenzschutz 1918 auf Tiroler Boden detailliert betrachtet wird, erscheint es sinnvoll, sich nochmals kurz in Erinnerung zu rufen, wie auf Seiten der Militärs über eine militärische Grenzverteidigung Bayerns geurteilt wurde. Der Feldzug in Tirol im Jahre 1809 hatte aufgezeigt, wie hilflos die gebirgsungewohnten bayerischen Truppen in den Bergen operierten. Die Ereignisse dieses Feldzuges wurden in Bayern kaum ausgewertet, lediglich der damalige Hauptmann Karl Baur (1777–1847) hat den Feldzug analysiert und seine Ergebnisse zum Krieg im Gebirge schriftlich abgefasst. „Im ganzen übrigen 19. Jahrhundert beschränkte sich die Beschäftigung der Bayerischen Armee mit dem Gebirge auf den Bereich der Landesvermessung.“

Allerdings sollten die Erfahrungen der Jahre 1809 auch nicht überbewertet werden. General Ludwig Goiginger – Verteidiger der Pustertaler Hochgebirgsfront – ließ sich beispielsweise zu einem Vergleich der Tiroler Freiheitskämpfe des Jahres 1809 mit dem Großen Krieg hinreißen. Ohne die Leistungen Hofers, Speckbachers und ihrer Getreuen schmälern zu wollen, schrieb Goiginger durchaus nachvollziehbar: „Man darf ja nicht vergessen, dass die Befreiungskämpfe vom Jahre 1809 bei aller und vollster Anerkennung für ihre heldenmütigen Teilnehmer sich in der günstigsten Jahreszeit und in den Tälern abgespielt haben, dass sie stets in wenigen Tagen, höchstens Wochen erledigt waren und dass die Waffen, welche damals zur Verwendung gelangten, beinahe harmlose Kinder-Spielzeuge waren, gegenüber den raffinierten Mordinstrumenten und Vernichtungsmaschinen, welche im Weltkriege verwendet wurden.“

Die grundlegende Konzeption der bayerischen Militärs zur südlichen Landesverteidigung wurde bereits im Kapitel E.III., in Verbindung mit General von Blume aufgezeigt. Auch Friedrich Engels, der sich intensiv mit den Militärwissenschaften auseinandergesetzt hat, schrieb in einem Artikel von 1859 über diese Strategie. Eigentlich beschäftigte er sich mit dem damals umlaufenden Stichwort in der deutschen Presse, dass der Rhein am Po verteidigt werden muss. Sicherlich in Anlehnung an den 1859 stattgefundenen Sardinischen Krieg zwischen dem Kaisertum Österreich, dem Königreich Piemont-Sardinien und dessen Verbündeten Frankreich unter Napoleon III.

Durch die Niederlage der Österreicher bei Solferino am 24. Juni 1859 wurde nicht nur der Krieg gewonnen, sondern auch der Weg zur Einigung Italiens geöffnet. Friedrich Engels kommt in seinem ausführlichen Artikel zunächst auf Napoleon und seine späte Scheu vor dem Gebirge zu sprechen. In diesem Zusammenhang folgt der entscheidende Absatz, der für das Denken der bayerischen Militärstrategen bis 1914 relevant bleiben sollte.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung8
Inhaltsverzeichnis10
Abkürzungsverzeichnis13
A. Einleitung18
I. Fragestellung und Eingrenzung18
II. Methodik und Aufbau der Arbeit24
III. Forschungsstand und Quellenkritik33
B. Ausgangsbedingungen52
I. Die Mächte und der Kriegseintritt Italiens52
II. Das Tauziehen um die italienische Neutralität67
III. Italien und die Bemühungen der Entente78
C. Die österreichisch-ungarische Südwestfront88
I. Der Frontverlauf austopographisch-geographischer Sicht88
II. Italienische Kriegsvorbereitunge99
III. Defensionsmaßnahmen des K.u. k. Generalstabes109
1. Militär-geographische Prämissen109
2. Verteidigung und Angriff in Südtirol – Grundlegende Konzeptionen112
3. Österreich-Ungarns Verteidigungsmaßnahmen für den Kriegsfall ‚I‘121
4. Festung Südtirol – Fortifikationswesen im Grenzgebiet131
IV. Von Spionen und Irredentisten143
D. Die Kombattanten – Streitkräfte und Spezialtruppen153
I. Die ‚gesamte bewaffnete Macht‘ Österreich-Ungarns153
II. ‚L'Esercito Italiano‘164
III. Gebirgsspezialisten am Beispiel der deutschen Schneeschuhtruppen und Gebirgsjäger171
E. Der Sperr-Riegel im Gebirge –Zur Theorie des Krieges in den Bergen186
I. Das Phänomen Gebirgskrieg186
II. „Das Bataillon verteidigte den Berg und der Berg das Bataillon“195
III. Angriff und Verteidigung im Gebirgsraum204
IV. Probleme des Gebirgskrieges209
F. Vom Krieg der Bergführer zur ‚Verdunisierung‘ – Kriegsereignisse bis Ende 1917216
I. Einleitungskämpfe 1915 in Tirol und Kärnten216
II. Krieg der Bergführer – Standschützenoberjäger Sepp Innerkofler234
III. Sommerschlachten und Abwehrkämpfe 1915/1916239
IV. Die österreichisch-ungarische Frühjahrsoffensive 1916252
1. Erste Dispositionen mit dem deutschen Verbündeten255
2. Vorbereitung und Logistik der Operation263
3. Die militärische Durchführung267
4. Die Offensive läuft sich fest272
G. Der seltsame Krieg über und unter der Erde277
I. Bohrhammer und Dynamit – Der Minenkrieg277
1. Die Sprengung des Col di Lana279
2. Auf dem Kleinen Lagazuoi284
II. Krieg in Eis und Schnee 1916 / 1917288
1. Die Stadt im Eis289
2. Der weiße Tod in den Bergen294
III. „Der Tod als Maschinist“ – Karsthochfläche und Isonzofront301
H. Das ‚Wunder‘ von Karfreit – Ausbruch aus dem Gebirge321
I. Die strategische Lage und der Thronwechsel321
II. Die zwölfte Schlacht am Isonzo: Angriffsvorbereitungen329
III. „Der Angriff hat uns vollständig überrascht“ – Italienische Abwehr339
IV. La Dodicesima Battaglia – Der erste Angriffstag347
V. „Pinien und Cypressen grüßen die Sieger“ – Der Weg nach Venetien354
VI. Abschließende Bemerkungen zur zwöften Isonzoschlacht367
I. Dem Ende entgegen – Das letzte Kriegsjahr374
I. Die gesamt-(militärische) Lage zu Beginn des Jahres 1918374
II. Exkurs: Der missverstandene Partner – Deutsch-österreichische Rivalitäten380
III. Ein letztes Aufbäumen – Die K. u. k. Junioffensive 1918391
IV. Der Zusammenbruch der K. u. k. Front Südwest407
1. Die militärische Niederlage und der Waffenstillstand von Villa Giusti407
2. Heimkehrer – Rückmarsch der Erlösten423
J. Grenzschutz Süd – Die Besetzung Tirols durch bayerische Truppen431
I. Grundlagen der Landesverteidigung Bayerns431
1. Vorkriegserfahrungen – Die Generalstabsreise 1914431
2. Bayerische Gebirgskriegsfertigkeiten438
II. Oktober 1918 – Nervosität in Bayern444
III. Das II. bayerische Armeekorps und die Organisation des Grenzschutzes461
IV. Die politische Ebene – Tiroler Nationalrat und Chaos in Tirol472
V. Feder oder Schwert – Aspekte zur Responsibilität der Aktion481
VI. ‚Die Bayern kommen!‘ – Einmarsch in Tirol496
VII. Das Gefecht, das nicht stattfand – Unblutige Grenzverteidigung und Rückzug510
VIII. Exkurs: Insel der Seligen? Das Kriegsende am Beispiel der bayerischen Grenzstadt Füssen im Allgäu520
K. Epilog –‚ Über die Schwierigkeit Südtiroler zu sein‘538
L. Schlussbetrachtungen543
Zusammenfassung552
Abstract554
Anhang A: Dokumente556
Dokument 1: Tabelle über die im Alarmfalle den Kompanien auszuhändigenden Ausrüstungsgegenstände (April 1914)557
Dokument 2: Militärische Lage Italiens Anfang September 1915559
Dokument 3: Allgemeine Gesichtspunkte für die Kampfführung der Artillerie vom 05.10.1917563
Dokument 4: Merkblatt für das Verhalten gegenüber verbündeten Truppen, Ende September 1917565
Dokument 5: Auszüge aus den Wochenberichten des Königlichen Bezirksamts Füssen vom 2. und 9. November 1918567
Dokument 6: Memorandum des bay. Generals Konrad Krafft von Dellmensingen vom 04.11.1918 an die DOHL, in Abschriftan das bay. Kriegsministerium569
Dokument 7: Befehl General von Kraffts zum Grenzschutz vom 05.11.1918570
Dokument 8: „Das bayerische Grenzschutz-Regiment von Schintling im Oktober–Dezember 1918“ von OTL Karl Schintling571
II.580
Anhang B: Karten584
Anhang C: Abbildungen600
Anhang D: Kurze chronologische Übersicht zum Grenzschutz Süd616
Anhang E: Hinweise zu Stärke und Organisation der Truppenverbände623
Quellenverzeichnis631
Unveröffentlichte Quellen631
Konsultierte Zeitungen und Periodika646
Aktenpublikationen, Generalstabswerke und frühe Überblickswerke647
Dienstvorschriften, Lehrbehelfe, gedrucktes Aktenmaterial651
Memoiren und Erinnerungsliteratur652
Regimentsgeschichten und Einzeldarstellungen von Truppenverbänden655
Sonstige gedruckte Quellen657
Literaturverzeichnis668
Sonstige Verzeichnisse694
Personenregister695
Ortsregister706

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