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Von Kriegsverächtern und Kriegsverfechtern

Die Berichterstattung über den Irak-Krieg 2003 in deutschen und amerikanischen Qualitätszeitungen

AutorAnnika Rechmann
VerlagDUV Deutscher Universitäts-Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl175 Seiten
ISBN9783835055209
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis44,99 EUR
Annika Rechmann betrachtet die Berichterstattung über den Irak-Krieg 2003 in deutschen und amerikanischen Qualitätszeitungen. Angelehnt an die Theorie des kommunikativen Handelns und der deliberativen Demokratie von Jürgen Habermas fragt sie: 'Wie konnten zwei freiheitliche Gesellschaften den Krieg so unterschiedlich wahrnehmen?' und 'Wieso kommt es nicht zu einem fruchtbaren Diskurs zwischen den polarisierten Lagern?'. Antworten bietet ein Vergleich der politischen Systeme und der Kommunikationskultur: Während in Deutschland ein Stil politischer Kommunikation vorherrscht, ist Amerika vom Stil kommunikativer Politik geprägt.

Annika Rechmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ihre Forschungsschwerpunkte sind politische Kommunikation, Krisen- und Konfliktkommunikation, Kommunikationspolitik sowie internationale Vergleiche.

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Leseprobe
1 Einleitung (S. 1)

„Facts are sacred but first they must be verified" – Fakten sind heilig, aber zuerst müssen sie verifiziert werden. Was der Autor Herbert Altschull, der sich mit der Ideengeschichte des amerikanischen Journalismus befasst, postuliert, entspricht dem Grundprinzip journalistischer Ethik über Landesgrenzen hinweg. Dort, wo Pressefreiheit in rechtsstaatlichen Verfassungen verankert ist, verlangt die Sorgfaltspflicht von jedem Journalisten die Überprüfung recherchierter Fakten, die Berücksichtigung unterschiedlicher Perspektiven, Meinungen und Sichtweisen zu einem Tatbestand.

Die freie Meinungsäußerung garantiert einen Pluralismus von Positionen, der sich in einer vielschichtigen Medienlandschaft widerspiegeln sollte. Im Idealfall ergänzen und stützen sich die Prinzipien der Meinungs- und Pressefreiheit einerseits und der Sorgfaltspflicht andererseits. Sie dienen als Meinungsforum und als Kontrollinstanz der Regierung und leisten so einen konstruktiven Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs. Ausgehend von diesem Grundverständnis der Funktion des Journalismus in der freiheitlichen Gesellschaft ließe sich schließen, dass das gleiche kontroverse Thema in zwei demokratischen Gesellschaften ein ähnlich vielschichtiges Bild in der medialen Berichterstattung des jeweiligen Staates ergibt. Was über Staatsgrenzen hinweg die Öffentlichkeit bewegt, müsste bedingt durch internationale Brisanz die Meinungsvielfalt sogar noch vergrößern.

Übernational relevante Gegenstände der Berichterstattung finden sich fast täglich in den Nachrichten. Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit, das bis über Jahre hinweg die Schlagzeilen immer wieder bestimmt, sind der Krieg und der anhaltende Konflikt im Irak. Das Thema ist immer präsent, wenn es auch nicht mehr täglich die ersten Seiten der Tageszeitungen dominiert, was während der Eskalationsphase 2003 freilich der Fall war. Sowohl in Deutschland als auch in den USA beherrschte diese Krise die Schlagzeilen über Monate hinweg. In beiden Staaten nahm die Öffentlichkeit regen Anteil an der Entwicklung und den Debatten, die dem Krieg vorausgingen und ihn begleiteten.

Allerdings: Entgegen der Vermutung, die sich auf die Prämisse stützt, dass in beiden Staaten die Voraussetzungen für eine vielseitige Berichterstattung gegeben waren, ließ sich ein gegensätzliches Phänomen beobachten. Während die deutschen Medien sich der vorherrschenden Meinung in Politik und Öffentlichkeit weitgehend anschlossen und einen Krieg gegen den Irak ablehnten, blieb die Kritik an der US-Politik in amerikanischen Medien verhalten.

Die Überprüfung der Fakten auf ihren Wahrheitsgehalt, sofern sie der Forderung Altschulls entsprechend vorgenommen wurde, führte in der Berichterstattung beider Länder zu konträren Ergebnissen. Rückblickend erscheinen so die Beiträge aller Medien als Spiegel des jeweiligen gesellschaftlichen Umfelds.

Besonders gilt dies für die Presse, sie kann, im Gegensatz zu den sehr aktuellen und schnellen Medien wie Hörfunk und Fernsehen, ausführlicher Hintergrundberichterstattung und kommentierenden Beiträgen mehr Platz einräumen als dies in aktuellen Nachrichtensendungen in Radio oder Fernsehen möglich ist. Die Presse, besonders die Qualitätspresse, kann daher als ein Zeugnis ihrer Zeit und der Gesellschaft, der sie dient, gesehen werden.

Aus diesem Grund stellt sie für die Kommunikationswissenschaft ein interessantes Forschungsfeld dar. Der Vergleich der Berichterstattung qualitativ ähnlich hochwertiger Presseerzeugnisse zweier Länder bezogen auf ein Thema, was Gegenstand dieser Arbeit ist, kann die unterschiedliche Wahrnehmung eines Sachverhaltes illustrieren.

Für die komparativ angelegte inhaltsanalytische Studie, den Grundpfeiler dieser Arbeit, wurden die deutschen überregionalen Tageszeitungen Frankfurter Allgemeine Zeitung und Süddeutsche Zeitung untersucht sowie die etablierten amerikanischen Blätter New York Times und Washington Post. New York Times und Washington Post können insofern als Pendants der deutschen Zeitungen betrachtet werden, als ihnen ebenso wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Süddeutschen Zeitung eine Meinungsführerschaft in Medienlandschaft und Gesellschaft zuerkannt wird.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort6
Inhalt7
Tabellen9
Abbildungen10
1 Einleitung11
2 Chronik eines vorhersehbaren Krieges15
2.1 Politische Kommunikation: Ein Prozess demokratischer Streitkultur15
2.2 Chronik eines vorhersehbaren Krieges: Der Verlauf der Krise18
2.3 Rückblicke auf die Irak-Krise: Polarisation der Positionen29
3 Gesellschaftlicher Diskurs aus kommunikationstheoretischer Sicht37
3.1 Die Theorie des kommunikativen Handelns37
3.2 Kommunikation im Irak-Konflikt vor dem Hintergrund der Theorie des kommunikativen Handelns45
3.3 Deliberative Demokratie und Massenmedien48
4 Kriegsverächter und Kriegsverfechter: Berichterstattung über den Irak- Krieg in deutschen und amerikanischen Qualitätszeitungen53
4.1 Deutsche und amerikanische Qualitätszeitungen56
4.2 Methodik und Konzeption der Untersuchung71
4.3 Ergebnisse der Inhaltsanalyse85
5 Politische Kommunikation oder kommunikative Politik: Die politischen Systeme Deutschlands und der USA im Vergleich113
5.1 Politische Kommunikation in Deutschland: Strukturelle Bedingungen115
5.2 Kommunikative Politik in den USA: Strukturelle Bedingungen118
5.3 Kalter Krieg und Krieg gegen den Terror: Außenpolitische Krisen und ihre Auswirkungen auf die kommunikative Politik Amerikas122
6 Schlussbetrachtung: Fruchtbarer Diskurs durch Verständigung131
Anhang135
1 Codebuch: Von Kriegsverächtern und Kriegsverfechtern135
TEIL I: Allgemeine Daten135
TEIL II: Inhalt des Artikels – Quellen138
TEIL III: Inhalt des Textes – Akteure141
TEIL IV: Inhalt des Artikels – Ort der Handlung147
TEIL V: Inhalt des Artikels – Merkmale eigener Recherche148
TEIL VI: Meinungsartikel149
2 Beispiele für Analyseeinheiten: Ausgewählte Artikel151
2.1 Die Frankfurter Allgemeine Zeitung151
2.2 Die Süddeutsche Zeitung155
2.3 The New York Times The New York Times159
2.4 The Washington Post163
Literaturverzeichnis169

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