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Kulturelle Grundlagen der Medialisierung in Südkorea

Eine qualitative Studie am Beispiel der Fernsehnutzung

AutorKlemens Schwitzer
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl345 Seiten
ISBN9783531923284
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis42,25 EUR


Dr. Klemens Schwitzer lehrt als externer Dozent am Sozialwissenschaftlichen Institut der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Kommunikations- und Medienwissenschaft mit dem Schwerpunkt Qualitative Mediennutzungsforschung und Mediensysteme in Ostasien.

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Leseprobe
3. Studiendesign: Methodologische und methodisch- technische Aspekte (S. 129-130)

Es soll untersucht werden, inwieweit die im Kap. 2 und erarbeiteten Kulturspezifika sich in der Fernseh- und Freizeitnutzung der Südkoreaner widerspiegeln. Bei der Auswahl der für die Durchführung des empirischen Teils der Arbeit adäquaten Methode fiel die Entscheidung auf ein qualitatives Vorgehen. Das ausschlaggebende Kriterium lag in der Eigenschaft dieser Methode, die Spielräume des Untersuchungsprozesses möglichst weitgehend gestaltbar zu halten.

Dieses Erfordernis ist zum einen dem wenig untersuchten Themengebiet geschuldet und erscheint im Hinblick auf die „Elemente des Subjektiven“540, die dem Handeln der Fernsehnutzung innewohnen, folgerichtig. Damit valide Daten generiert werden, ist es in der qualitativen Sozialforschung unerlässlich, das Vorgehen transparent zu gestalten. Einzelne Untersuchungsschritte müssen detailliert offengelegt werden, um den Forschungsprozess nachvollziehbar zu machen. Dementsprechend wird die dieser Untersuchung zugrunde liegende Methodik nachfolgend detailliert veranschaulicht.

Zunächst wird die in den Intervieweinheiten angewandte Methodik in ihrer theoretischen Verankerung dargestellt (Kap. 3.1 Qualitative Datenerhebungsmethoden und 3.2 Leitfaden). Anschließend werden der Aufbau und die Durchführung der einzelnen Intervieweinheiten skizziert. Dies gliedert sich in die Erläuterung der Pilotphase (Kap. 3.3) und der Hauptphase mit Stichprobenauswahl und der Vorgehensweise im Feld (Kap. 3.4). Schließlich wird in Abschnitt 3.5 das Vorgehen bei der Dokumentation der Interviews dargelegt.

3.1 Prinzipien qualitativer Sozialforschung


Der Studie liegen die in Kapitel 1 dargelegten theoretischen Vorannahmen aus dem kommunikationswissenschaftlichen Forschungsbereich über die Mediennutzung zugrunde.542 Darüber hinaus konnten Erkenntnisse der Kultursoziologie und medienpolitische Aspekte als Grundlage herangezogen werden, auf der die forschungsleitenden Fragen gebildet wurden. Den Phänomenen Alltagskultur, Medialisierung und Mediennutzung in Südkorea wurde bislang in der deutschsprachigen Forschung wenig Beachtung zuteil.

Daher ist es nicht möglich, auf bereits erhobenes Datenmaterial zurückzugreifen. Hier kommt der Einsatz einer explorativen Studie in Betracht, um dieser Forschungslücke zu begegnen. Diekmann folgend, ist eine solche Studie dann anzuwenden, wenn der soziale Gegenstand weitgehend unbekannt ist und „(...) nur vage oder gar keine spezifischen Vermutungen über die soziale Struktur und die Regelmäßigkeit sozialer Handlungen vorliegen.“545 Die Überprüfung von bereits bestehenden Hypothesen ist hier nicht möglich. Der zu untersuchende Themenkomplex macht folglich eine qualitative Herangehensweise erforderlich. Nach Lamnek546 besteht das Grundanliegen qualitativer Sozialforschung darin, die jeweiligen Deutungs- und Handlungsmuster, die kollektive Verbindlichkeit besitzen, sichtbar zu machen.547 Dies geschieht, indem die eingesetzte Methodik dem Befragten erlaubt, seine Deutungsmuster zu explizieren. 548
Inhaltsverzeichnis
Danksagung5
Inhalt6
Abkürzungsverzeichnis11
Einleitung12
Gegenstand und Zielsetzung12
Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit13
Transkriptionsweise der koreanischen Eigennamen und Begriffe15
1. Theoretische Grundlagen16
1.1 Forschungsleitende Modelle zur Alltagskultur16
1.1.1 Kulturbegriff16
1.1.2 Cultural Studies18
Massen- und Medienkultur19
Fernsehen als Kulturprodukt21
1.1.3 Visualität als Aspekt der Medienkultur23
1.1.4 Lebensweltliche Ansätze24
Lebenswelt und Kommunikation25
Öffentlichkeit und öffentlicher Raum26
1.1.5 Medialisierung9428
Medialisierung und Öffentlichkeit29
1.1.6 Kulturelle Symbole und Werte30
1.2 Forschungsleitenden Modelle zur Fernsehnutzung32
1.2.1 Explikation des Begriffs der Fernsehnutzung32
1.2.2 Ansätze zur Erklärung von Mediennutzung33
1.2.3 Zum Stand der Forschung34
1.2.4 Uses-and-Gratifications-Approach37
Motivkataloge38
1.2.5 Theorie sozialer Identität40
Theorie der sozialen Identität zur Erklärung der Medienwahl41
Nationale Identität als Einflussfaktor auf die Medienwahl42
1.2.6 Erregungstheorien43
1.3 Schlussfolgerungen44
1.4 Forschungsleitende Fragen45
2. Kulturelle Grundlagen47
2.1 Korea: Land und Geschichte48
2.1.1 Das Land im Überblick48
2.2 Koreanische Kultur und Gesellschaft49
2.2.1 Philosophie und Weltanschauung50
2.2.1.1.Schamanismus50
2.2.1.2 Buddhismus51
2.2.1.3 Christentum53
2.2.1.4. Konfuzianismus54
Bildungsideal und Arbeit56
Stellenwert von Leistung und Beruf58
2.2.2 Bezugspunkte im koreanischen Alltag59
2.2.2.1 Chaemion und Kibun59
2.2.2.2 Cheong und Han60
2.2.2.3 Kollektives Empfinden61
2.2.2.4 Nationalfeiertage und Ahnenverehrung61
2.2.2.5 Emotionale Regulative – Aspekte der Trinkkultur62
2.2.3 Gesellschaftliche Strukturdeterminanten63
2.2.3.1 Hierarchien63
2.2.3.2 Hierarchieprinzip und Beziehungsebene63
2.2.3.3 Soziale Netzwerke64
2.2.3.4 Familie als basale Ebene gesellschaftlicher Hierarchie65
2.2.3.5 Demografischer Wandel66
2.2.3.6 Homogenität66
2.2.3.7 Urbanisierung68
2.2.3.8 Privater und öffentlicher Raum69
2.2.3.9 Mobilität und Medialisierung70
2.2.3.10 Freizeitaktivitäten71
2.3 Das südkoreanische Fernsehen als öffentliches Medium73
2.3.1 Rundfunk in der Republik Korea73
2.3.1.1 Gründerzeit des Rundfunks unter japanischer Kolonialherrschaft74
2.3.1.2 Rundfunk unter amerikanischer Besatzung74
2.3.1.3 Der koreanische Rundfunk in der ersten Republik 1948 –196075
Errichtung des südkoreanischen Rundfunkwesens76
2.3.1.4 Koreakrieg76
2.3.1.5 Rundfunk in der zweiten Republik: Demokratisierungsbemühungen77
2.3.1.6 Rundfunk in der dritten und vierten Republik: Institutionalisierung des Massenmediums Fernsehen78
Die Anfänge des Fernsehens in der Republik Korea78
Einrichtung des Privatfernsehens78
Eingriffe in die Meinungs- und Medienfreiheit79
2.3.1.7 Fünfte Republik: Verschärfung staatlicher Indoktrination80
Umwandlung in einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk81
Staatliche Fusionen der Rundfunkanstalten und Nachrichtenagenturen81
Widerstandsbewegungen gegen den öffentlichen Rundfunk83
2.3.1.8 Medienpolitik am Vorabend der sechsten Republik: Reformwelle83
Maßnahmen der Deregulierung und Liberalisierung als Wegbereiter eines Dualen Rundfunksystems84
Institutionalisierung von inhaltlichen Programmgrundsätzen85
2.3.1.9 Rundfunk in der 9. Republik86
2.3.1.10 Neuausrichtung der Medienpolitik während der 10. Republik88
2.4 Parteien88
2.4.1 Initiative zur Privatisierung von KBS und MBC89
2.5 Medialisierung außenpolitischer Konfliktherde in Ostasien91
2.5.1 Beziehungen zu Japan in den koreanischen Medien91
2.5.2 Annäherung durch kulturellen Austausch92
2.5.3 Medienpolitik bezüglich Nordkorea93
2.6 Institutionen des Rundfunkwesens94
2.6.1 Rundfunkkommission95
2.6.2 Intendant und Anstaltsvorstand97
2.6.3 Rezipientenkommission98
2.6.4 Korean Broadcasting Advertising Corporation (KOBACO)98
2.6.5 Rundfunkgewerkschaften99
2.6.6 Nachrichtenagenturen99
2.6.7 Rechtliche Grundlagen100
Nationale Verfassung100
Rundfunkgesetz101
2.6.8 Rundfunkpolitik102
2.6.8.1 Zensurmaßnahmen103
2.7 Das koreanische Fernsehen104
2.7.1 Stellenwert des Fernsehens105
2.7.2 Rundfunkanbieter107
2.7.2.1 Die terrestrischen Sender107
2.7.2.2 Formate und Rezeption108
2.7.3 Kabel- und Satellitenfernsehen112
2.7.4 Das Phänomen „Hanryu"112
2.7.5 Medienwirkungen: Prominente und Suizid114
Unmittelbare Medienwirkung und Schönheitsideal115
2.7.6 Fernsehen in neuen Medienumgebungen116
2.8 Spezifika der Transformation in Südkorea117
2.8.1 Zivilgesellschaft117
2.8.1.1 Medialisierung der Candlelight-Proteste119
2.8.1.2 Medialisierung des Falles „Minerva“121
2.8.2 Ökonomie122
2.8.2.1 Folgen der Rezession 2008/09125
2.8.3 Problematik der Korruption126
3. Studiendesign: Methodologische und methodisch-technische Aspekte127
3.1 Prinzipien qualitativer Sozialforschung128
3.1.1 Qualitatives Interview132
Leitfadeninterview133
Experteninterviews134
3.1.2 Teilnehmende Beobachtung134
3.1.3 Qualitative Inhaltsanalyse135
3.2 Studiendesign136
3.2.1 Der Leitfaden theoretische Aspekte139
3.2.2 Inhaltliche Ausgestaltung des Interviewleitfadens141
3.3 Pilotphase146
3.3.1 Generierung und Erprobung des Leitfadens146
Interviewerschulung147
Experteninterviews147
3.3.2 Revision des Leitfadens nach Pilotphase148
3.4 Hauptstudie149
3.4.1 Kontaktaufnahme, Information und Vorbereitung149
3.4.2 Auswahl der Stichprobe150
3.4.3 Feldphase151
Annäherung151
Erhebungssituation152
Dokumentation154
Gesprächsführung155
3.4.4 Besonderheiten des Prozessaspektes der Erhebung156
3.5 Interview-Dokumentation161
3.5.1 Vorgehensweise161
3.5.2 Übersetzung der Interviews162
Sprachspezifika162
Transkriptionsregeln163
4. Auswertung der Daten165
4.1 Verteilung innerhalb der Stichprobe165
4.2 Auswertung der Daten167
4.2.1 Auswertungsverfahren168
4.3 Aufbereitung169
4.3.1 Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring169
4.4 Das Kategoriensystem: Strukturierung der Aussagen171
4.4.1 Anlage der Kategorien und Dimensionen172
4.4.2 Untergliederung der Kategorien173
4.5 Zusammensetzung der Kategorien175
4.5.1 Dimension Probanden175
4.5.2 Dimension Kulturelle Aspekte177
4.5.3 Dimension Stellenwert des Fernsehens179
4.5.4 Dimension Nutzungsmotive allgemein180
4.5.5 Dimension Nutzung181
4.5.6 Dimension Rezeption184
4.6. Auswertung und Typisierung der Interviews184
4.6.1. Gesellschaftliche Bedingungen184
4.6.1.1 Politisches System184
4.6.1.2 Wirtschaftliche Bedingungen191
4.6.1.3 Soziale Bedingungen und Rolle der Geschlechter192
4.6.1.4 Koreanische Wesensarten198
4.6.1.5 Werteverfall202
4.6.1.6 Respekt und Leistung204
4.6.1.7 Nationalstolz205
4.6.2 Typik des sozialen Umfeldes207
4.6.2.1 Kultur- und Freizeitangebote und Mediennutzung208
4.6.2.2 Freizeitwünsche214
4.6.2.3 Gemeinschaftliche Mediennutzung216
Bedeutung des Familienkontexts217
4.6.2.4 Mediennutzung in der Öffentlichkeit219
4.6.2.5 Gemeinschaftliche Freizeitnutzung im öffentlichen Raum225
4.6.3 Typisierung der Nutzungsmotive227
4.6.4 Typik Medienbewertung234
4.6.4.1 Bewertungsobjekte234
4.6.4.2 Bewertungskriterien236
Affektive Bewertung236
Kognitive Bewertung237
4.6.4.3 Negative Qualitätsdimensionen239
Trivialität und stereotype Muster239
Sexualisierung und Gewalt242
4.6.5 Koreanische Identität und ausländisches Fernsehen244
4.7 Mediennutzungsmuster249
4.8 Typologie der koreanischen Fernsehnutzer253
4.8.1 Der progressive Nutzer254
4.8.2 Der überzeugte Nutzer256
4.8.3 Der distanzierte Nutzer257
4.8.4 Der pragmatische Nutzer260
4.9 Zusammenfassung der Interpretation263
5. Schlussfolgerungen271
5.1 Medialisierung und kulturelle Ambivalenzen271
5.2 Ökonomische Konditionierung273
5.3 Freizeit, Arbeit und Massengeschmack274
5.4 Alltag und Wahrnehmung276
5.5 Ideologie und Konfliktlinien277
5.6 Politischer Diskurs in der Medienöffentlichkeit279
5.7 Informelle Werte und gesellschaftliche Differenzierung280
5.8 Identitätsfindung281
6. Literaturverzeichnis284
Periodika/Presse/Vortragsskripte290
7. Tabellenverzeichnis295
8. Anhänge296
Anhang 1: Inhalte der Nachrichtensendungen296
Anhang 2: Leitfaden zum qualitativen Interview300
Anhang 3: Kodes und Ankerbeispiele303
Anhang 4: Kategoriensystem314
Anhang 5: Experteninterviews318

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