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Kulturelle Vielfalt im Alter: Sind Einrichtungen in Deutschland vorbereitet?

AutorJulia Nefzger
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl61 Seiten
ISBN9783958207134
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Interkulturelle Kompetenz und interkulturelle Öffnung von sozialen Diensten sind inzwischen zu relevanten Themen in der Sozialen Arbeit angewachsen. Diese beziehen sich allerdings größtenteils auf Kinder, Jugendliche, junge Erwachsenen und allenfalls auf Erwachsene im erwerbstätigen Alter. Die Zielgruppe, die scheinbar unbeachtet bleibt, sind Senioren mit Migrationshintergrund. In dieser Arbeit werden die Bedürfnisse älterer Migranten in Deutschland behandelt. Dies geschieht mithilfe der Ansätze der Interkulturellen Kompetenz, der Transkulturellen Pflege und der Kultursensiblen Sterbebegleitung. In diesem Zusammenhang wurden Experteninterviews geführt, in denen Leitungspersonen von Alteneinrichtungen nach ihrer Vorstellung und der Umsetzung dieser Ansätze befragt wurden.

Julia Nefzger, B.A., wurde 1990 in Schrobenhausen geboren. Ihr Studium der Musik- und bewegungsorientierten Sozialen Arbeit wurde an der Technischen Hochschule 2013 abgeschlossen. Bereits während des Studiums durfte sie als Pflegediensthelferin und Prakti

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Textprobe: Kapitel 4.2, Spezielle Bedürfnisse dieser Zielgruppe: Wenn es um Integration von Menschen mit Migrationshintergrund geht, richtet sich diese, nach Zeman, zum großen Teil an Jugendliche und Menschen im jungen Alter. Dies hat zur Folge, dass der steigende Bedarf, der sich im altenpolitischen Bereich zeigt, übersehen wird. Dies zieht mit sich, dass vermeidbare Integrationsbarrieren für Senioren mit Migrationshintergrund entstehen, und somit eine In-Anspruchnahme von sozialen Diensten von diesem Klientel verhindert wird. (Zeman 2002, S. 2). Da in Deutschland Menschen mit vielen kulturellen Hintergründen leben, die Angebote aus dem sozialen Sektor brauchen, ist es eine absolute Notwendigkeit die Frage zu stellen, wie man optimal auf deren Bedürfnisse eingehen kann. (Seibold 2005, S. 691). Während in der Altenpolitik ältere Migranten zu einer neuen Zielgruppe aufsteigen, werden diese, nach Zeman, in der eigentlichen Praxis der Altenhilfe noch wenig bemerkt. Diese Zielgruppe wird eher unterschätzt oder auch ignoriert. Fachliche Personen, die das Thema mehr in den Vordergrund rücken wollen, stehen vor dem Problem, dabei nicht nur die Defizite herauszustellen und eine Stigmatisierung zu verursachen. Sondern auch wenn derartige Forderungen durchaus berechtigt sind, muss dabei beachtet werden, dass keine Klientelisierung entsteht. Denn abgesehen von einem Migrationshintergrund herrscht eine große Heterogenität und diese individuellen Unterschiede sollten nicht vereinheitlicht werden. Die kulturellen Eigenheiten sind sehr verschieden und nicht zu vergessen sind auch Charaktereigenschaften und ganz eigene persönliche Bedürfnisse (Zeman 2002, S. 13). Dass ältere Migranten in Alteneinrichtungen als spezielles Thema oft ignoriert werden, bestätigt auch eine Heimleitung aus Regensburg im Interview: 'Entscheidend ist, dass er eine Pflegestufe hat und dass er zahlen kann, oder dass die Finanzierung gewährleistet ist. Und dass eine gewisse... also dass er keine infektiöse Krankheiten hat, er also nicht ansteckend ist, also keine Ausschlusskriterien. Von daher ist mir dann egal, wer kommt, und dann muss man immer noch jeden Einzelnen individuell sehen. Und ich seh das jetzt nicht so kulturell. Ob das jetzt ein Türke ist, oder ich mein... Wir haben jetzt schon ab und zu schon so Türkische gehabt, die auch gar nicht... Jetzt haben wir gerade auch eine, die ist aus, schon länger, aus ja mehr so dem Ziegeuner-Milieu, so aus Tschechien, die jetzt eigentlich kein Deutsch versteht, oder selber auch nicht, fast kein Deutsch spricht, na gut, sie hat halt eine Tochter, die Deutsch spricht. Und da geht man auf sie individuell ein, wie man halt auf jeden anderen individuell eingeht dann. (Exp. 2, S. 2). 4.3, Wenige ältere Migranten in deutschen Alteneinrichtung: Es entsteht nach Kauth-Kokshoorn der Eindruck, dass der Großteil der Migranten aus ländlich traditionell geprägten Regionen kommt, was zur Folge hat, dass sich deren traditionell orientiertes Wertesystem oft am deutschen Wertesystem stößt. Dies beginnt bereits damit, dass in Deutschland dem Alter nicht in dem Maße Respekt entgegengebracht wird, wie es in der Heimat der Migranten normal gewesen wäre. Auch in der engen Familie haben die Kinder und Enkelkinder meist in größerem Umfang die deutsche Kultur übernommen, was oft im Gegensatz dazu steht, die Eltern zuhause zu versorgen und zu pflegen. Während im Heimatland meist keine professionellen Institutionen zur Altenhilfe und Altenpflege bereit stehen, schaffen es die Menschen in Deutschland, aufgrund der äußeren Umstände, kaum die Angehörigen angemessen zuhause zu versorgen. Ein Generationenkonflikt entsteht auch dadurch, dass sie die Rolle als Familienoberhaupt, die sie angenommen haben im Alter zu besetzen, den Älteren in Deutschland nicht zugestanden wird. Die Familienangehörigen gehen nach Kauth-Kokshoorn auch ihre eigenen Wege und stellen sich auch notfalls gegen die Eltern (Kauth-Kokshoorn 1998, S. 16f). Auch bei deutschen Senioren besteht der Wunsch, möglichst lange zuhause zu wohnen und dort von Familienangehörigen gepflegt zu werden. Generell besteht bei Senioren mit Migrationshintergrund nicht nur dieser Wunsch, sondern es bestehen besondere Zugangsschwierigkeiten zur Altenhilfe. Dies liegt zum einen daran, dass die Altenhilfe im Moment auf die besonderen Problemlagen nicht vorbereitet ist, und auf der anderen Seite die Migranten gar nicht über die Möglichkeiten der Angebote Bescheid wissen (Zeman 2002, S. 18f). Kauth-Kokshoorn führt als einen Grund für das Fernbleiben von älteren Migranten von stationären Einrichtungen der Altenhilfe die Bekanntheit derartiger Einrichtungen an, will aber auch grundsätzlich nicht das Bedürfnis der Senioren vernachlässigen, die nicht in einem Altenheim wohnen wollen. Auch viele deutsche Senioren wollen nicht in einem Altenheim wohnen, doch der Anteil unter denjenigen mit Migrationshintergrund ist noch größer. In einer empirischen Forschung 1998 in Hamburg lehnten 58 % kategorisch ab in ein Altenheim zu ziehen (Kauth-Kokshoorn 1998, S. 123ff). Auch Anderson stellt klar, dass viele Migranten durchaus angeben, dass sie Hilfe bei der Pflege ihrer Angehörigen bräuchten, aber ihnen schlichtweg das Wissen über die Versorgungsstruktur fehlt. Auch das Recht auf eine Finanzierung mithilfe des Pflegegeldes gibt es oft nicht, und wenn doch, wird darin meist eine Gefahr für den Aufenthaltsstatus gesehen (Anderson 2008, S. 70f).
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